Borth | AntiTerrortraining in den Schwarzen Bergen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 228 Seiten

Borth AntiTerrortraining in den Schwarzen Bergen

Geschichten mit Geschichte aus der Uckermark

E-Book, Deutsch, 228 Seiten

ISBN: 978-3-7431-6855-8
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



In einer geheimen Fachschule der Stasi wurden zu DDR-Zeiten in der Uckermark sowohl Spezialkräfte für den Antiterroreinsatz ausgebildet wie Diversanten und Terroristen.
Neben einem kinderreichen Kinderreich findet sich nahe der polnischen Grenze auch Deutschlands zweite Gedächtniskirche.
Ein „homo liberalis“ war hier ebenso zu Hause wie das Buch der Steine, wie Friedrich Schillers Arnheim und der aus Schweden stammende Engel der Gnade.
In der Uckermark stolpert man über spannende Geschichten mit Geschichte, die weit über die Grenzen des Landkreises hinaus Bedeutung haben.
Das Buch erzählt einige von ihnen. Ohne das letzte Wort haben zu wollen.
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Gerswalde
Kinderreiches Kinderreich
Auf 20 Kinder brachte es Otto von Arnim, der Erbauer des Schlosses von Gerswalde. Heute bietet das ab 1927 als Kinderheim und später als Jugendwerkhof genutzte Herrenhaus benachteiligten Mädchen und Jungen in einem Jugendheim Lebenshilfe und ein neues Zuhause. Mit Kindern war das Gerswalder Schloss schon immer reich gesegnet. Sein Erbauer, der 1682 geborene Otto von Arnim, der es 1724 errichten ließ, besaß derer 20. Erst hatte er Sophia Salomé von Eickstedt geheiratet, die am 15. April 1724, wohl noch vor dem Umzug aus der Burg in das neue Haus, nach der Geburt einer Tochter im Kindbett starb. Dann ehelichte er die 17-jährige Anna Louise von Arnim aus dem Haus Groß Fredenwalde, mit der er, wie mit der ersten Frau, zehn Kinder zeugte. Schloss Gerswalde wurde 1724 im Auftrag Otto von Arnims erbaut. Etwas mehr als 100 Jahre später, nämlich 1832, wurde das Schloss unter Friedrich Wilhelm Karl von Arnim (1786–1852), der von 1817 bis 1830 erster Landrat des Kreises Templin und 1831 für ein knappes Jahr Polizeipräsident von Berlin war, umgebaut. Er war es auch, der der alten Burgruine seine Aufmerksamkeit schenkte und sie in Teilen, der Mode der Zeit folgend, neogotisch gestaltete und teilweise nutzbar machte. Als die Gerswalder Arnims schuldenhalber ihren Besitz 1926 aufgeben mussten, gelangte das Haus nach komplizierten und lange währenden Verhandlungen 1929 in die Hände des Heilpädagogen Franz Löffler, der aus einer begüterten deutschen Bauernfamilie des Banat stammte, in Wien Malerei studierte und im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger bei den Honvéd-Husaren diente. 1917 in russische Gefangenschaft geraten, erlebte er 1919 in Moskau den Ersten Kongress der Kommunistischen Internationale. In seine Heimat zurückgekehrt, wurde er vom neuen rumänischen Regime ausgewiesen und für staatenlos erklärt. In Jena gelang es ihm, Philosophie, Pädagogik und Psychologie zu studieren, danach als Werklehrer und Erzieher Anstellung zu finden. In Gerswalde baute Franz Löffler, seit 1925 verheiratet, ein „Heil- und Erziehungsinstitut für seelenpflege-bedürftige Kinder und Jugendliche“ in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins auf. „Auch der größte Teil der Schlossgärtnerei sowie der Gerswalder Haussee wurden vom Erziehungsheim übernommen“, schrieb Pastor Ulrich Reichardt 1942 in der Pfarrchronik und bemerkte darüber hinaus: „Das Erziehungsheim bildet gleichsam eine Gemeinde für sich, der anthroposophische Einfluss der Erzieher ist über seine Mauern nicht hinausgegangen, da man dort in jeder Weise zurückhaltend ist.“ Der Pastor vermerkte, dass sich im Heim durchweg nur geistig schwache Kinder, vorwiegend aus gebildeten, zum Teil adeligen Kreisen befinden würden, und zwar aus ganz Deutschland. „Die Zöglinge werden über das 14. Jahr hier bleiben, in der Gärtnerei oder Tischlerei im Heim beschäftigt.“ Das Grab des Gerswalder Arztes Dr. med. Albert Muncke auf dem Friedhof der wüsten Kirche Berkenlatten. Sein Todestag ist der 30. April 1945. In einem Schreiben vom 12. August 1934 an das Gauamt Kurmark der NS-Wohlfahrt betonte der Leiter des Heimes, Franz Löffler, dass man Zöglinge habe, die sehr viel bezahlen müssten, aber auch Zöglinge, die man von der Straße aufgelesen habe, die nichts zu zahlen hätten. Über 60 Plätze verfügte das Heim, das Arbeitgeber für rund 50 Personen war und in dem sich während der Zeit der Nationalsozialismus auch abgemeldete Juden befanden. Das Schreiben Löfflers war die Antwort auf die Aufforderung des Gauamtes, das Heim in den NS-Wohlfahrtsverband einzugliedern. Ihm gelang es, eine Gleichschaltung zu verhindern und 1935 sogar über die Köpfe der NSV-Gauamtsleitung hinweg eine Anerkennung des Instituts durch die NSV-Reichsleitung zu erhalten. Als im November 1935 die Anthroposophische Gesellschaft verboten wurde, sah der Ortsgruppenleiter der NSDAP, gleichzeitig aufsichtsführender Arzt der NSV, Dr. A. Muncke, die Chance, das ihn störende Heim in Einvernehmen mit dem Landrat zu schließen. Allerdings war er nicht über die Anerkennung durch die NSV-Reichsleitung informiert, die Franz Löffler ihm entgegenhielt. Die Reichsleitung veranlasste die Gestapo Muncke zurechtzuweisen, und dieser bat am 6. Dezember die NSDAP-Kreisleitung empört um die Enthebung von seinem Amt als Ortsgruppenführer. Eine endgültige Anerkennung des Heimes erreichte Franz Löffler 1937, nachdem die Verhandlungen dazu sich über zwei Jahre hingezogen hatten. Der Bauherr des Schlosses ‚Otto von Arnim‘ hatte 20 Kinder. Wer seine schützenden Hände über Gerswalde bei der Reichsleitung der NS-Wohlfahrt ausbreitete, liegt auch heute noch verborgen im Dunkeln. Aber es muss eine sehr einflussreiche Persönlichkeit gewesen sein. Im Februar 1937 informierte die Gauleitung Kurmark das Amt Rosenberg unter anderem darüber, dass es leider nicht gelungen war, die Einrichtung zu schließen, obwohl es umfangreiche Begründungen zur wenig gesicherten nationalsozialistischen Zuverlässigkeit der leitenden Personen gab und obwohl sich jüdische Kinder im Heim befanden. Die Zeit des Nationalsozialismus überstand Gerswalde relativ unbeschadet. Das Heim wurde während dieser Zeit Heimat für manchen andernorts nicht mehr geduldeten Anhänger der Anthroposophie. In den 1940er-Jahren kamen beispielsweise die Musiklehrerin Alexandra Graatz, die mit Kindern und Mitarbeitern Mozarts „Zauberflöte“ einstudierte, oder die Eurythmie-Lehrerin Helene Reisinger (1902–1994), die mit den Kindern malte, schnitzte und töpferte. Sie schrieb nach Kriegsende den Text zum Laut-Eurythmie-Werk „Spiele der Zeitenwende“ für Chöre und Orchester des Breslauer Musikers und Komponisten Hans-Georg Burghardt (1909–1993), der auf Veranlassung von Alexandra Graatz auf der Flucht nach Gerswalde gekommen war. Sein Werk wurde ins Gerswalde dreimal mit großem Erfolg aufgeführt und ist auch heute noch, wie das von Helene Reisinger unter Mitwirkung von Franz Löffler ebenfalls nach dem Krieg verfasste Schauspiel „Amor und Psyche“, im Handel erhältlich. Die neue Zeit brachte auch für Schloss Gerswalde Veränderungen mit sich. Man entschloss sich, in die Gemeinschaft auch solche Kinder aufzunehmen, die durch den Krieg ihre Eltern verloren hatten. Einige Mitarbeiter verließen nun das Institut, andere fanden dort eine neue Aufgabe. 1947 waren in Gerswalde 175 Kinder im Alter von drei bis 15 Jahren untergebracht. Nach der Teilung Deutschlands kam es in Gerswalde bald zu neuen Repressalien. Wie seinerzeit bei den Nationalsozialisten war Franz Löffler nun unter der kommunistischen Herrschaft immer wieder gezwungen, all sein Geschick aufzubringen, um das Institut zu retten. Dem Heimleiter wurde zum Verhängnis, dass sein Haus während der Nazizeit nicht geschlossen worden war. Genossen der SED verdächtigten ihn, mit den Nationalsozialisten kollaboriert zu haben. In einer 2012 veröffentlichten Arbeitsfassung einer Untersuchung zu den Brandenburger Spezialheimen weist der Politikwissenschaftler und Theologe Dr. Christian Sachse darauf hin, dass bis heute Vorwürfe nicht geklärt wären, im Heim seien junge Frauen sterilisiert worden. 1950 musste Franz Löffler nach Jahren der Anfeindung aufgeben. Er wurde verhaftet und kam für Monate ins Gefängnis. Die Kinder wurden – das hatte er noch erreichen können – von einer Westberliner Einrichtung übernommen. Die Mitarbeiter – die meisten von ihnen, wie auch Alexandra Graatz, waren aus Idealismus viele Jahre ohne Gehalt tätig gewesen – standen nun vor dem Nichts, ihr Eigentum wurde beschlagnahmt. Sporthalle und Unterrichtsräume des Jugendwerkhofes Gerswalde. Bis 1983 hat die Gerswalder Schule dort Sportunterricht erteilt. Die alte Schlosserei des Jugendwerkhofes Gerswalde Alexandra Graatz erhielt schließlich eine Stelle als Lektorin an der Humboldt-Universität in Berlin und bildete Schulmusiker aus. 1959 konnte sie auf legalem Weg ausreisen und ging in das Ruhrgebiet, nach Castrop-Rauxel. Das Schloss machte die sich Arbeiter- und Bauernstaat nennende DDR 1951 als Landeskinderheim zu einer Einrichtung der staatlichen Jugendhilfe. 1955 wurde daraus der Jugendwerkhof „Neues Leben“. Ein am 23. Mai 1952 verabschiedetes Jugendgerichtsgesetz ordnete unter anderem die Heimerziehung von jungen Straftätern zwischen 14 und 18 Jahren in Jugendwerkhöfen an, wenn „andere Erziehungsmaßnahmen nicht ausreichen, um die gesellschaftliche Entwicklung des Jugendlichen zu fördern und zu sichern“. Eine konkrete Rolle der Jugendwerkhöfe war bis zur „Anordnung über die Spezialheime der Jugendhilfe“ vom 22. April 1965 unklar. Erst darin wurden konkrete Aufgaben festgelegt. „In den Spezialheimen werden schwererziehbare und straffällig gewordene Jugendliche sowie schwererziehbare Kinder aufgenommen, deren Umerziehung in ihrer bisherigen Erziehungsumgebung trotz optimal organisierter erzieherischer Einwirkung der Gesellschaft nicht erfolgreich verlief“, heißt es darin und...


Borth, Helmut
1960 in Neubrandenburg geboren, arbeitet Helmut Borth seit 2008 als freier Journalist und Autor sowie Inhaber bzw. Geschäftsführer von Unternehmen im Wellnessbereich. Von ihm erschienen bisher 20 Bücher, die über Geschichten mit Geschichte mit der regionalen Vergangenheit von Mecklenburg-Strelitz und der Uckermark bekannt machen bzw. besondere Reiseziele in Mecklenburg-Vorpommern präsentieren.


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