E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: GU Gartenpraxis
Bowles Kleine Vorgarten-Paradiese
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8338-9706-1
Verlag: GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Attraktiv, lebendig und pflegeleicht
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: GU Gartenpraxis
ISBN: 978-3-8338-9706-1
Verlag: GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Katja Bowles ist eine Frau aus der Praxis: Seit 20 Jahren gestaltet sie als Landschaftsgärtnerin und Gärtnermeisterin große und kleine Gärten, mit dem Spaten und auf dem Papier. Es macht ihr Spaß, für ihre Kund*innen die jeweils passenden Pflanzen und Materialien auszuwählen. Als Gartenplanerin hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, auch der Natur in den Gärten einen Lebensraum zu geben. Das Thema 'Grüne Vorgärten' liegt ihr besonders am Herzen. Bevor die Liebe zu den Pflanzen sie in die Gärten führte, hat Katja Bowles Germanistik studiert und in der Redaktion eines lokalen Anzeigenblattes journalistische Erfahrungen gesammelt. Als freie Autorin kann sie ihr Fachwissen, ihre Berufserfahrung und ihre Liebe zum Gärtnern mit anderen teilen.
Autoren/Hrsg.
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Impressum
Wichtiger Hinweis
Herzlich willkommen im grünen Vorgarten!
Grüne Vorgärten: ein Gewinn für alle!
Gestalten mit Pflanzen
Gestalten mit stein
Jeder Vorgarten ist anders
Schritt für Schritt – Pläne in die Tat umsetzen
Die Autorin
PRINZIPIEN DER PFLEGELEICHTEN GARTENGESTALTUNG
Wie geht eigentlich pflegeleicht? Wie gelingt es, das Fleckchen Garten vor der Tür lebendig zu gestalten? Ich zeige euch, wie ihr einen grünen Vorgarten ohne viel Arbeit hinkriegt.
Eine Studie, die die Initiative »Rettet den Vorgarten« des BGL in Auftrag gegeben hat, zeigt sehr deutlich, aus welcher Richtung der Wind weht: Es ist, bei aller Naturliebe und Freude an grüner Ästhetik, also vor allem wichtig, dass unser Vorgarten es auch mal verzeiht, wenn das Leben uns gerade anderweitig fordert. Damit Nachbarn und Passanten nicht gleich beim Blick auf die Fläche vor der Haustür sehen, dass ihr gerade eine stressige Zeit habt, solltet ihr euch bei der Gartengestaltung an ein paar Grundregeln halten.
Eine der wichtigsten lautet: Augen auf vorm Pflanzenkauf. Pflanzen wachsen, das liegt in der Natur aller Lebewesen. Wie stark sie wachsen, wie hoch und wie breit sie werden, das ist genetisch festgelegt und darüber solltet ihr euch unbedingt vorher informieren. Denn die durchdachteste Struktur, der aufgeräumteste Plan wird spätestens in ein paar Jahren gesprengt, wenn die gewählten Pflanzen nicht mehr hineinpassen, über die für sie vorgesehenen Grenzen hinauswachsen und anderen Vorgartengewächsen auf die Füße treten. Dann entsteht auch in einem geordneten System Chaos, das entweder seine ganz eigenen Wege geht oder mit der Ast- oder Heckenschere regelmäßig unter Kontrolle gehalten werden muss. Und das riecht gewaltig nach genau der Arbeit, die ihr vermeiden wollt!
Informationen darüber, wie hoch und breit die jeweilige Pflanze wird, findet ihr in den Tabellen hier im Buch. Das sind die »Fertiggrößen«, die einzuplanen sind, auch wenn die Pflanze beim Kauf und bei der Pflanzung erst einmal viel kleiner ist und euer Vorgarten anfangs dadurch sogar ein bisschen leer wirken kann. Die Pflanzen werden dann in den Plan hineinwachsen und nicht darüber hinaus. Wenn ihr eine Lieblingspflanze im Vorgarten einplanen möchtet und diese nicht in meinen Tabellen findet, dann informiert euch bitte – egal ob Staude oder kleiner Baum – darüber, wie groß sie wird, wenn sie ausgewachsen ist. Bevor ihr euch einen Welpen in eine Zweizimmerwohnung holt, würdet ihr das ja genauso machen. Es gibt gut sortierte Internet-Seiten und auch dicke Kataloge von einigen Baumschulen, in denen man alle Informationen bekommt, die man zu einer bestimmten Pflanze braucht.
1. Der Rotdorn ‘Paul’s Scarlet’ kommt sehr gut mit einem sonnigen und trockenen Standort zurecht. 2. Strauch- und Bodendecker-Rosen verlangen keinen komplizierten Schnitt, man stutzt sie einfach nach der Blüte mit der Heckenschere zurecht. 3. Nicht oft gießen muss man Wollziest und Thymian. Beide eignen sich auch gut als Bodendecker für kleinere Flächen.
KEINE LUST AUF ÜBERRASCHUNGEN
Wichtig ist auch, darauf zu achten, dass die gewählten Pflanzen zum Standort passen. Pflanzen haben unterschiedliche Ansprüche an ihre Umgebung. Manche fühlen sich nur in der Sonne wohl, andere kommen auch mit Schatten zurecht. Einige Pflanzen sind genügsam und andere extrem pingelig, was den Boden angeht, in den sie gesetzt werden. Es gibt ein paar Allrounder und die meisten Vertreter der Pflanzenwelt kommen auch mit nicht ganz so optimalen Bedingungen klar, sie wollen ja alle überleben. Dann blühen sie vielleicht nicht ganz so üppig, das fällt kaum auf. Wenn die Umgebung allerdings so gar nicht zu den Ansprüchen passt oder man sich ein Mimöschen ins Magerbeet holt, dann wird es schwierig und die »Extrawürste« – beispielsweise Nährstoffzufuhr durch Düngung, regelmäßiges Gießen, weil es zu sonnig und trocken ist – machen ganz schnell wieder das, was es zu vermeiden gilt: Arbeit.
Dann gibt es Pflanzen, die per se in die Kategorie »pflegeleicht« fallen, und welche, von denen man im pflegeleichten Vorgarten lieber die Finger lässt, allen voran die berühmt-berüchtigten Wucherer. Das sind Gewächse, die unseren Vorgarten auf ihre ganz eigene Weise selbstständig erobern wollen. Einige bilden Wurzelausläufer und nehmen so schnell einen Platz ein, der ihnen gar nicht zusteht und für den eigentlich eine andere Pflanze eingeplant war. Andere sind einfach von Natur aus einnehmend und machen sich schnell breit. Die meisten dieser Arten neigen dazu, Schwächere einfach über den Haufen zu wuchern, weil sie durch ihre Wüchsigkeit das Potenzial haben, sich immer und überall durchzusetzen.
RASEN IM VORGARTEN?
Rasen im Vorgarten ist unpraktisch! Ein gepflegter Rasen muss wenigstens alle zwei Wochen gemäht werden. Das ist schon allein aus dem Grund aufwendig, weil man den Rasenmäher dafür erst mal aus dem hinteren Garten in den Vorgarten schaffen muss, vielleicht sogar durchs Haus. Vor allem steht damit aber eine regelmäßige Arbeit auf dem Plan, die nicht aufgeschoben werden kann. Ein verpasster Rasenschnitt fällt sofort ins Auge. Auf eine Rasenfläche im Vorgarten kann man gut verzichten. Ihre Funktion – eine gleichmäßige, ruhige Fläche zu schaffen – übernehmen einige niedrige Bodendecker locker. Sie sind somit ein würdiger Ersatz für den Rasen und – dickes Ausrufezeichen – auch ein perfekter grüner Ersatz für den Schotter! Da, wo die Bodendecker Raum einnehmen, sieht es gepflegt aus. Und genau das ist ja das Ziel.
WENIGER IST MEHR
Einige Wucherer verbreiten sich durch Samen und tauchen, nachdem sie im ersten Jahr an vorgesehener Stelle wunderschön geblüht haben, im nächsten Jahr an einer ganz anderen Stelle im Vorgarten wieder auf. Dort blühen sie natürlich genauso wunderschön, aber wer keine Lust hat auf Überraschungen, die nach ein paar Jahren das ganze Konzept durcheinanderbringen können, lässt von diesen Wanderschönheiten lieber die Finger. Manche Gartenbewohner, wie beispielsweise Edelrosen, benötigen einen gekonnten und regelmäßigen Schnitt, um ihre Schönheit zu erhalten. Bei den Pflanzen, die ich euch in den Tabellen und für meine Gestaltungsideen ans Herz lege, habe ich schon darauf geachtet, dass sie nicht allzu kompliziert sind. Und wenn doch mal eine dabei ist mit einer Eigenart, mit der sie anecken könnte, gebe ich dazu einen kleinen Warnhinweis.
Damit der Vorgarten nicht so viel Arbeit macht, gilt außerdem der Grundsatz »Weniger ist mehr«. Nicht, dass jetzt wieder das Bild mit dem Buchsbaum rechts und dem Gras links auftaucht. Aber allzu üppig angelegte Beete wirken schnell unaufgeräumt. Pflegeleicht und trotzdem wirkungsvoll ist ein Mix aus einem Hingucker – ein kleiner Baum oder besonders attraktiver Strauch –, einigen pflegeleichten Sträuchern, Bodendeckern und wenigen, auffälligen und als Highlight gesetzten Stauden und Gräsern. Kleine Hecken können außerdem Struktur ins Beet bringen, die dabei hilft, Grenzen zu setzen, und auch einer gewissen Wildheit einen Rahmen geben. Ihr könnt euch also, wenn Ihr euch an die Gestaltungsregeln haltet, durchaus ein bisschen Fülle leisten, wenn euch das gut gefällt. Wichtig ist, dass die wenigen verwendeten Pflanzen zu jeder Zeit gut aussehen oder über einen längeren Zeitraum blühen. Eine Schönheit, die nur zwei Wochen durch ihre Blüte punktet, ist im Staudenbeet hinterm Haus tatsächlich besser aufgehoben.
Bei Wind und Wetter setzen Steine Moos an. Was in der Natur völlig normal ist, sorgt im Schottergarten für Überraschungen.
WARUM SCHOTTERGÄRTEN NICHT PFLEGELEICHT SIND
An dieser Stelle komme ich gerne noch einmal auf den pflegeleichten Schottergarten zurück. Und ich verrate euch, warum der Schottergarten eigentlich gar nicht pflegeleicht ist. Der Grund dafür, warum die Leute sich nach einigen Jahren von ihm abwenden und mich bitten, den Vorgarten wieder in seinen »Naturzustand« zu versetzen, ist nämlich gar nicht immer nur die Erkenntnis darüber, dass er ökologisch so gar nicht wertvoll ist, sondern ganz oft auch einfach enttäuschte Erwartung.
Dabei scheint er in der ersten Zeit so vielversprechend. Während man beim grünen Vorgarten anfangs ein wenig Geduld haben muss, hält der Schottergarten zunächst, was er verspricht. Er präsentiert sich tagein, tagaus im selben ordentlichen Grau oder Weiß und liegt da wie eine Bodenfliese. Vielleicht ist das schwindende »Weiß« das erste aufkommende Ärgernis, denn der Kies liegt ja vor der Tür und ist dort gnadenlos der Witterung ausgesetzt. Wenn es feucht und schattig ist, setzt er Moos an und wird grün. Aber das war ja gerade nicht gewünscht! Man versucht, dem mit dem Dampfstrahler entgegenzuwirken, aber das ist auch nicht besonders erfolgreich und außerdem eine richtige Sauerei.
Noch ärgerlicher ist das, was nach einigen Jahren passiert und man dem Schottergarten gar nicht zugetraut hat: Da wächst Unkraut zwischen den Steinen und es wird immer mehr. Grün auf weiß oder anthrazit. Wo kommt denn auf einmal das Leben her in dieser unnatürlichen Umgebung? Die Schotterfläche ist eben nicht von der Natur abgeschnitten, auch wenn sie noch so lebensfeindlich erscheint. Das »Übel« kommt nicht von unten – dort hält das Unkrautvlies recht zuverlässig die Stellung – sondern von oben. Es fällt buchstäblich vom Himmel in Form von Staub, Laub und Samen von den Pflanzen.
Der Schottergarten ist eine Mogelpackung, er zeigt sich nur am Anfang von seiner guten Seite. Glücklich wird man mit ihm auf lange Sicht nicht, wenn man dauerhafte Pflegeleichtigkeit erwartet. Der grüne Vorgarten verlangt in der ersten Zeit ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und Geduld. Aber das lohnt sich, versprochen! Denn ein...