Bradford Bodyguard - Das Lösegeld
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-15088-4
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 480 Seiten
Reihe: Bodyguard - Reihe
ISBN: 978-3-641-15088-4
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kidnapper haben auf hoher See die Jacht eines schwerreichen australischen Medienmoguls geentert und dessen Töchter in ihre Gewalt gebracht. Nun wollen sie ein Lösegeld in Millionenhöhe erpressen. Sie ahnen jedoch nicht, dass der so harmlos wirkende 14-Jährige, der sich ebenfalls an Bord befindet, in Wahrheit ein ausgebildeter Elitekämpfer ist. Plötzlich haben sie ein Problem. Denn Connor Reeves hat nicht die Absicht, klein beizugeben. Der zweite Auftrag in seiner Laufbahn als Bodyguard erweist sich als Duell auf Leben und Tod ...
Erfolgsgarant Chris Bradford liefert mit 'Bodyguard' kugelsichere Action kombiniert mit explosiven Showdowns.
Chris Bradford praktiziert als Autor, was er selbst 'Method Writing' nennt: Für seine Arbeit an der 'Bodyguard'-Serie belegte er einen Kurs als Personenschützer und ließ sich als professioneller Bodyguard ausbilden. Seine Bücher wurden in über 25 Sprachen übersetzt und erhielten mehr als 35 Jugendbuchpreise und -nominierungen. Chris Bradford lebt mit seinen beiden Söhnen in England.
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KAPITEL 6
»Es sind weibliche Klienten – du weißt, wie du dich zu verhalten hast, nicht wahr, Connor?«, sagte Charley mit einem bedeutungsvollen Seitenblick in seine Richtung.
Die anderen verstanden die Bemerkung nicht, weil sie den Hintergrund nicht kannten, aber Connor wusste genau, was Charley meinte: den Kuss, bei dem sie ihn und Alicia überrascht hatte. Als Alicias Buddyguard hätte er diese Linie nicht überschreiten dürfen – obwohl er streng genommen bei diesem kleinen, intimen Ereignis von seinen Pflichten als Buddyguard bereits entbunden gewesen war. Aber Charley hatte offenbar nicht vor, ihn diesen Zwischenfall vergessen zu lassen.
»Und weil es zwei Klienten sind«, fuhr Charley fort, ohne auf die verwunderten Blicke der anderen zu achten, »hat Colonel Black beschlossen, bei dieser Mission zwei Bodyguards einzusetzen.«
Im Raum wurde es absolut still, während das Team diese Information verdaute. Niemand hatte damit gerechnet, dass es notwendig würde, einen zweiten Buddyguard einzusetzen. Obwohl es bei zwei Klienten natürlich nur logisch erschien, wenn man effektiv für ihre Sicherheit sorgen wollte.
Alle Blicke richteten sich auf den Colonel. Jason setzte sich erwartungsvoll aufrecht. Marc, der genauso gierig auf den Auftrag war, lehnte sich im Gegensatz zu Jason lässig zurück, als interessierte ihn die Sache nicht besonders. Ling nagte voller Spannung an der Unterlippe, während sich Amir mit seinem Stuhl so weit nach vorn lehnte, dass er jeden Augenblick umzukippen drohte. Nur Richie kaute gelangweilt auf den Fingernägeln herum; ihm war klar, dass er nicht in Betracht kam, weil er gerade erst von einer Mission zurückgekehrt war. So sehr Connor auch die anderen Teammitglieder schätzte, er hoffte doch, dass der Colonel Amir einsetzen würde. Er wusste, dass sich sein Freund verzweifelt nach dem ersten Auftrag sehnte, damit auch er endlich das geflügelte Ehrenabzeichen verliehen bekam.
Colonel Black ließ sie nicht lange im Unklaren. »Ling, du bist Buddyguard Nummer zwei.«
»Ja!«, rief Ling und stieß triumphierend die Faust in die Höhe.
Jason und Ling tauschten einen freundschaftlichen Fauststoß. »Gratuliere. Hol schon mal den scharfen Bikini raus.«
»Dachte, ich könnte mir deinen ausleihen«, witzelte Ling und zwinkerte ihm zu.
Mittlerweise hatte Amir still ausgeatmet und war in seinen Stuhl zurückgesunken wie ein Ballon, aus dem die Luft abgelassen wurde.
Connor lächelte seinem Freund aufmunternd zu. »Keine Angst, es gibt immer ein nächstes Mal«, flüsterte er ihm zu.
Amir nickte ohne rechte Überzeugung.
Aber inzwischen war auch der zweite Teil dessen, was der Colonel gesagt hatte, bei Ling angekommen. Ihre freudige Miene ging in Stirnrunzeln über. »Sir … Nummer zwei?«
Der Colonel hob eine Augenbraue. »Hast du ein Problem damit?«
»Ähm … natürlich nicht«, antwortete Ling und lächelte Connor entschuldigend zu. »Aber das ist jetzt schon meine dritte Mission, und ich dachte …«
»Ihr habt genau die gleiche Verantwortung für den Schutz der beiden Klientinnen«, fiel ihr der Colonel ins Wort. »Aber bei einer Mission muss es immer eine eindeutige Befehlshierarchie geben. Amir, bitte informiere das Team über die Gefahrenlage … Amir?«
Amir blickte leicht verwirrt auf. Offenbar hatte er die Enttäuschung noch nicht verkraftet. Er ging zum Rednerpult und verband sein Tablet mit dem Beamer, wobei er sich ein bisschen mehr Zeit als nötig nahm, vermutlich um seine Enttäuschung zu verbergen. Schließlich räusperte er sich und las, fast ohne aufzublicken, von seinen Notizen ab.
»Ich fange mit dem Vater der Klientinnen an: Maddox Sterling. Fünfzig Jahre alt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Fourth Estate Corporation, des größten Medienkonzerns in Australien.«
Ein silberhaariger Mann in perfekt geschnittenem Maßanzug erschien auf dem Monitor.
»Das Unternehmen umfasst Zeitungen und Magazine, ist aber auch im Internet aktiv, ferner gehören Sterling ein Pay-TV-Sender und mehrere TV-Produktionsgesellschaften. Im Grunde beherrscht Fourth Estate die gesamte nationale Medienlandschaft Australiens.«
Amir klickte durch eine Reihe von Bildern, die verschiedene Zeitungen, Magazine, Filmposter und Fernsehkanäle zeigten.
»Wegen seiner dominanten Stellung in der Medienwelt hat Sterling viele mächtige Verbündete, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft. Aber er hat sich auch viele Feinde gemacht – wegen seiner aggressiven Geschäftsmethoden, aber auch wegen der Berichterstattung in seinen Medien. Seine Journalisten betreiben nämlich einen knallharten Enthüllungsjournalismus, der in Australien regelmäßig für große Skandale sorgt und sehr umstritten ist. Hier ist ein Beispiel.« Amir rief das Foto einer schlanken dunkelhaarigen Frau auf. »Das ist die frühere Oppositionsführerin Kelly Brocker. Nachdem in Sterlings Zeitungen ziemlich peinliche Berichte über ihr Privatleben erschienen waren, musste sie zurücktreten.«
»Noch ein Beispiel.« Amir rief ein weiteres Foto auf. Es zeigte einen sonnengebräunten Mann mit rotbraunem Haar. »Das ist Joseph Ward, der frühere Hauptgeschäftsführer von Ward Enterprises. Er wurde wegen Betrugs zu zehn Jahren Haft verurteilt. Der Finanzskandal wurde von Insider aufgedeckt, einem Politmagazin, das von Sterlings TV-Sender ausgestrahlt wird. Das Ergebnis war, dass Mr Ward bankrott ging. Mr Ward war einer von Sterlings schärfsten Konkurrenten. Als Ward infolge des Skandals seine Medienfirmen verkaufen musste, wurden sie alle von Sterlings Fourth Estate erworben.« Amir hob die Augenbrauen. »Was für ein schöner Zufall! Als Mr Ward verhaftet wurde, schwor er, sich an Sterling bitter zu rächen. Aber derzeit sitzt Mr Ward noch im Gefängnis.«
Amir räusperte sich. »Der jüngste Vorfall betrifft einen hochrangigen Politiker namens Harry Gibb, seines Zeichens australischer Minister für Ressourcen und Energie. Sterlings Zeitungen warfen ihm vor, er habe sich bei der Vergabe von Schürfrechten in den Bergbaugebieten bestechen lassen.«
Die Titelseite der Australian Daily erschien; die Schlagzeile schrie: GIERIGER GIBBS MUSS GEHEN! Daneben war ein wenig schmeichelhaftes Foto eines dickbäuchigen Anzugträgers mit schütterem Haar und rötlich-feistem Gesicht zu sehen, der gerade in einen doppelten Cheeseburger biss.
»Von diesen Leuten können wir zwar niemanden als direkte Bedrohung für unsere Klientinnen ansehen«, erklärte Amir, »aber im Grundsatz gilt, dass jeder Feind des Vaters potenziell auch ein Feind der Töchter sein könnte. Deshalb habe ich Hintergrundinfos über diese Leute in eurem Missionsordner abgespeichert.«
»Und was ist mit der Mutter?«, fragte Ling. »Gibt es nichts über sie zu berichten?«
»Sie ist schon früh bei einem Autounfall ums Leben gekommen«, antwortete Amir. »Die Zwillinge waren damals grade mal acht Jahre alt.«
Connor verspürte einen Stich, als er das hörte. Er war im selben Alter gewesen, als er seinen Vater verloren hatte, und das brachte ihm die Mädchen irgendwie näher.
»Aber vor Kurzem hat sich ihr Vater wieder verlobt«, fuhr Amir fort. Ein neues Foto erschien. Es zeigte Sterlings Verlobte, eine glamouröse, sehr viel jüngere Frau in eng anliegendem rotem Kleid. »Amanda Ryder ist neunundzwanzig; sie arbeitet als Model für Bademode und ist eines der bekanntesten Society-Girls der Schickeria von Sydney. Als zukünftiges Familienmitglied wird sie ebenfalls auf der Jacht sein.«
»Das dürfte nun wirklich eine höchst unterhaltsame Mission werden«, flachste Marc und grinste Connor listig an. »Zumindest hast du immer was zum Anglotzen in der Nähe.«
Connor unterdrückte ein Kichern.
»Vielleicht können wir uns darauf verständigen, die Gossenwitze endlich mal bleiben zu lassen?«, sagte Colonel Black in scharfem Ton.
Das wischte sofort das Grinsen von den Gesichtern der Jungen.
Amir setzte schnell seine Präsentation fort. »Was die Bedrohungsszenarien angeht, hat Miss Ryder vermutlich mehr Bewunderer als Feinde. Es dürfte wohl Mr Sterlings immenser Reichtum sein, der ihn und seine Familie ganz generell zu einem lohnenden Ziel für Kidnapper macht. Schließlich wird sein Vermögen auf eineinhalb Milliarden Dollar geschätzt. Emilys Entführung hat ja bewiesen, dass die Töchter für eine kriminelle Organisation oder irgendeine Verbrecherbande eine große Versuchung darstellen. Die korsische Mafia wird zwar im Indischen Ozean nicht auf eurem Radar auftauchen, aber dort, wo ihr herumkreuzen werdet, ist das Risiko einer Entführung durch Terroristen definitiv sehr hoch, zum Beispiel durch Gruppierungen wie die Sieben Säbel von Somalia, oder sogar durch internationale Verbrechersyndikate wie die russische Bratva oder die chinesischen Triaden.«
»Gibt es andere potenzielle Bedrohungen?«, fragte Connor, ohne auf die eisigen Blicke zu achten, mit denen der Colonel ihn und Marc immer noch betrachtete.
Amir nickte. »Wie überall in Touristenorten sind auch auf den Seychellen und den Malediven Straßenüberfälle und Diebstähle weit verbreitet, vor allem in der Nähe der Häfen. Meistens handelt es sich um ungeplante, spontane Aktionen; ihr müsst also ständig damit rechnen. Außerdem sind die Sterling-Zwillinge in der australischen Öffentlichkeit sehr bekannt; Paparazzi sind ständig hinter ihnen her, und seit Emilys Entführung sogar noch mehr als vorher. Aber Mr Sterlings Wunsch, sein Privatleben nicht zu stören, wurde überraschenderweise im Großen und...