E-Book, Deutsch, Band 9, 110 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Stellaris
Brill / Corvus / Fildebrandt Stellaris Paket 9
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8453-5266-4
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan Stellaris Geschichten 81-90
E-Book, Deutsch, Band 9, 110 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Stellaris
ISBN: 978-3-8453-5266-4
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Raumschiff STELLARIS lädt ein zu einer besonderen Reise in das Perryversum Die STELLARIS ist ein besonderes Raumschiff: Seit vielen Jahren reist sie durch das Universum der PERRY RHODAN-Serie, bemannt von einer wechselnden Besatzung, unter wechselnder Leitung und mit wechselnden Zielen. Die Abenteuer, die ihre Besatzung und Passagiere erleben, sind Thema zahlreicher Geschichten ... Unterschiedliche Autoren verfassten die Kurzgeschichten rings um das Raumschiff STELLARIS. Sie werden seit Jahren regelmäßig im Mittelteil der PERRY RHODAN-Hefte veröffentlicht - hier präsentieren wir die Folgen 81 bis 90 in einer Sammlung. Mit dabei sind Kurzgeschichten von Olaf Brill, Robert Corvus, Ulf Fildebrandt, Gerhard Huber, Michael G. Rosenberg, Roman Schleifer, Thorsten Schweikard, Michael Tinnefeld und Ruben Wickenhäuser. Das STELLARIS-Paket 9 umfasst folgende Geschichten: Folge 81: »Pjotos letzte Reise« von Ruben Wickenhäuser Folge 82: »Das Chaos-Artefakt« von Gerhard Huber und Michael Tinnefeld Folge 83: »Im Dilatationsflug« von Olaf Brill Folge 84: »Blinde Passagiere« von Michael G. Rosenberg Folge 85: »Der lange Schlaf« von Ulf Fildebrandt Folge 86: »Der Schutzengel« von Roman Schleifer Folge 87: »Das Daidalos-Prinzip« von Thorsten Schweikard Folge 88: »Die Welt der Shookaari« von Michael G. Rosenberg Folge 89: »Das Kugellabyrinth« von Thorsten Schweikard Folge 90: »Verschwiegenheit« von Robert Corvus
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Folge 82 »Das Chaos-Artefakt« von Gerhard Huber und Michael Tinnefeld Die Kinder der Milchstraße Nur Jindleghs Kopf guckte aus dem Sand. Welch wohlige Wärme und feines Rieseln im Gefieder! Der Ganschkare klapperte mit dem Schnabel und öffnete träge ein Auge – unschlüssig, ob er aufstehen oder weiter vor sich hin dösen sollte. Ein paar Halslängen entfernt ruhte der Kopf seines Zwillingsbruders Tamanagh auf dem Sand. Schräg hinter diesem ragten Stirn und Hörner des Cheborparners Zintofalaktate über den Rand seiner Feuerkuhle. Unweit davon verteilten sich Tümpel, die natürlichen Heißwasserquellen nachempfunden waren. In einem hockte ein dunkelhäutiger Humanoider, ein Akone, wie er mitbekommen hatte, der sich mit einem bunten Fächer Kühlung verschaffte, in einem anderen der gewaltige Fleischberg eines Ertrusers, der zu den Kistenschubsern auf der STELLARIS gehörte. Auch Sicherheitschef Trker-Derkh musste irgendwo sein. Die Temperatur des Sandes entsprach genau der eines topsidischen Geleges, was ultimative Behaglichkeit für ihn darstellte. Der Erste Pilot gluckste. Wie sehr hatte er ein Sandbad vermisst! Der Freizeitbereich des Tempels der Muße ließ keine Wünsche offen. So einen Luxus hatte er auf diesem Hinterwäldlerplaneten nicht erwartet. Völlig unverständlich, wieso einige lemurischstämmige Crewmitglieder den Wüstenbereich gemieden und stattdessen die anrüchige, extra kostenpflichtige Abteilung Zum roten Diwan aufgesucht hatten. Jindlegh hätte nichts gegen häufigere Landurlaube dieser Art gehabt. Die STELLARIS stand auf dem Raumhafen von Nysdahl, einer kleinen Stadt auf dem vereisten Nordkontinent von Vangant IV, etwa 800 Lichtjahre von Terra entfernt. Das Schiff wurde gewartet. Während die Schiffseignerin Shanee May versuchte, neue Aufträge an Land zu ziehen, erholte sich ein Teil der Besatzung. Der Tempel der Muße befand sich an der Innenseite der Kuppelwand, die die Stadt vor den klimatischen Extremen des Planeten schützte. Wegen eines Schneesturms waren die sich zu einem schroffen Gebirge auftürmenden, schwarzen Felsen außerhalb der Kuppel nur schwer zu erkennen. Schneeböen fegten über das Glassit, lediglich als weiße Schlieren wahrzunehmen. Die Stille und Wärme im Inneren bildeten einen behaglichen Kontrast zu der Kälte außerhalb. Ein tollpatschiger Fantan, der in der Freizeitanlage angestellt war, hatte die beiden Ganschkaren-Zwillinge unterstützt, sich in den Sand einzugraben. Bevor Jindlegh erneut wegdöste, geriet der Angestellte in sein Blickfeld. Der Fantan taumelte am Rand der Feuerkuhle, darauf bedacht, nicht die heißen Kohlen zu berühren, und trat dabei versehentlich dem Cheborparner auf eines seiner Hörner. Zintofalaktate grollte gefährlich. Der Fantan sprang erschrocken zur Seite. Eine seiner sechs Extremitäten, wahrscheinlich eine Hand, umklammerte eine andere, vermutlich einen Fuß. Auf eine nicht erklärliche Art und Weise gelang es dem fassförmigen Wesen, nicht umzufallen, sondern hüpfend das Gleichgewicht wiederzuerlangen und sich von der Kuhle zu entfernen. Zinto meckerte noch eine Weile. Mehr blieb ihm nicht übrig, steckte er doch ebenso bis zum Hals im Sand. Hinter Jindlegh grunzte es. Der Erste Pilot der STELLARIS konnte kaum den Kopf drehen, deshalb sah er den Topsider nicht, der irgendwo hinter ihm im Sand saß. Aber das Grunzen stammte eindeutig von Trker-Derkh. »Unerhört!«, vernahm Jindlegh, worüber er innerlich schmunzelte. »Was für eine Inkompetenz!« Der Topsider hatte den Fauxpas also ebenfalls beobachtet. Er grunzte immer, wenn ihm etwas missfiel. Auch die anderen Gäste waren auf den Vorfall aufmerksam geworden. Der Akone hielt mit dem Fächeln inne. Der Ertruser lachte brüllend. Der Fantan näherte sich Jindlegh und seinem Bruder. In einer seiner oberen Extremitäten trug er ein noch fast volles Trinkglas, das er wie durch ein Wunder nicht verschüttet hatte. »Mach lieber einen Bogen um die Echse hinter uns«, riet Jindlegh ihm freundlich. Der Fantan hielt inne. Seine Extremitäten ragten scheinbar wahllos aus dem Rumpf. Die Öffnungen im oberen Bereich des Fassleibes hielt Jindlegh für dessen Sinnesorgane. So genau kannte er sich mit Fantanleuten nicht aus. Das Getränk in der eigenartigen Hand schwappte leicht. »Ihr seid Angehörige eines Volkes der Terminalen Kolonne TRAITOR, richtig? Ihr seid Ganschkaren.« Er sprach mit aufgeregt klingender Stimme. »Stumme Angestellte sind rar heutzutage, was?«, motzte Tamanagh. Jindlegh hörte Amüsement heraus. Für den Fantan musste es barsch geklungen haben. Da er ihn sympathisch fand, mischte er sich ein: »Hör nicht auf meinen Bruder. Nur weil er acht Minuten früher aus dem Ei geschlüpft ist, meint er stets, den Ton angeben zu müssen.« Der Fantan drehte sich abwechselnd ihm und Tamanagh zu. »Du hast recht, zumindest teilweise«, erlöste ihn Jindlegh. »Unser Volk kam vor vielen Generationen in TRAITORS Gefolge in die Lokale Gruppe. Wir sind auf Terra geschlüpft und somit echte Kinder der Milchstraße, ebenso wie der werte Herr, dem du auf die Füße, pardon, auf die Hörner getreten bist, und wie die Echse hinter uns, der Humor völlig fremd ist.« Erneut grunzte der Topsider. »Die Echse hat ein gutes Gehör. Sprich nicht so von der Echse, wenn sie anwesend ist, erst recht nicht in der dritten Person.« »Ist das Wasser in dem Glas?«, fragte Tamanagh, der den Fantan wohl nicht weiter verunsichern wollte. »Ja, natürlich.« Das tonnenförmige Wesen ging ein Stück vor ihm in die Hocke und drückte das Glas in den Sand. Es steckte einen Strohhalm ins Glas, und Tamanagh nahm gierige Schlucke. Sein Hals ruckte auf und ab. »Mein Name ist Farsal. Ich interessiere mich für TRAITOR und die Chaotarchen und wollte euch schon die ganze Zeit ansprechen.« Aus dem Fantan sprudelte es nun geradezu heraus. »Wegen KOLTOROCS Splitter!« Mit einer Extremität griff er nach einem metallischen, schartigen Gegenstand, der an einer Kette auf seiner borkigen Haut hing. An einigen Stellen waren grüne und blaue Glasperlen eingelassen, die das Licht der Kunstsonne reflektierten. Jindlegh reckte den Hals. Von einem Gegenstand namens KOLTOROCS Splitter hatte er noch nie etwas gehört. Farsal klang zuerst begeistert, dann traurig. »Ich bin noch jung, besitze ihn aber, solange ich denken kann. Er ist mein erster und kostbarster Besitz, den ich niemals verkaufen würde.« Der junge Fantan plapperte immer weiter. »Einer Legende nach soll es ein Gegenstück zu meinem Artefakt geben, und wer beide vereint, erlangt sagenhafte Macht, die sogenannte Dunkle Schwere. Daraus mache ich mir aber nichts. Ich liebe einfach diese schimmernden Perlen.« Abrupt wechselte er das Thema. »Ihr seid doch von der STELLARIS, und euer Kapitän ist ein Mehandor?« »Du bist erstaunlich gut informiert.« Tamanagh schnalzte anerkennend mit der Zunge. Er hatte das Glas zur Hälfte geleert. »Zu gut!«, dröhnte Trker-Derkh von hinten, der das Gespräch offenbar misstrauisch verfolgte. Der Fantan zuckte zusammen, sprach aber weiter. »Ja, ich kenne mich hier aus, bin schon viel zu lange auf diesem Planeten. Mein Traum ist, ein galaktischer Kaufmann zu werden. Ich will weg von hier, zu den Sternen reisen und in die Fußstapfen von Laiteh treten, dem berühmten Mehandor. Keine Arbeit ist mir zu schlecht. Eine Weile war ich als Frachthelfer am Raumhafen beschäftigt.« Der Ertruser prustete belustigt. »Derzeit bin ich Barmann und Kellner. Ich kann der STELLARIS gute Dienste erweisen. Ihr seid Ganschkaren, Nachfahren des Chaos, wenn auch nicht direkt. Ich fühle mich euch verbunden, durch mein Artefakt. Könnt ihr mich an Bord bringen? Sicher könnte ich einen Auftrag für die STELLARIS vermitteln, als Gegenleistung gewissermaßen.« Jindlegh und Tamanagh reckten die Hälse und sahen einander an. Als Zwillinge verstanden sie sich wortlos. Die Offenheit des Fantan berührte Jindlegh, seinem Bruder ging es mit Sicherheit ebenso. Und falls Farsal übertrieben hatte – sechs weitere, anpackende Extremitäten konnte die STELLARIS allemal gebrauchen. »In Ordnung, Farsal, wir werden bei der Schiffseignerin ein gutes Wort für dich einlegen!« Jindlegh klapperte aufmunternd mit dem Schnabel. Der Akone saß noch immer in seinem Tümpel und starrte vor sich hin, als sei er paralysiert. Erneut lachte der Ertruser. Habitat der Träume Aus dem Augenwinkel bemerkte Tamanagh, dass Shanee May ihn musterte. Der Ganschkare war erleichtert, dass sie ihn kein weiteres Mal auf Farsal ansprach. Der Fantan lässt auf sich warten. Tamanagh und May standen an der unteren Polschleuse der STELLARIS und beobachteten das geschäftige Treiben am Raumhafen. Die Myranerin konzentrierte sich vor allem auf den alten Frachtleiter Obregon, der die Aufnahme von Passagieren und Gütern mit seinem Team abwickelte. Gut einhundert Meter über sich wusste Tamanagh seinen Bruder, der mit den anderen Mitgliedern der Zentralebesatzung an den letzten Prüfroutinen vor dem Start arbeitete. »Er kommt nicht, was?«, stichelte May nun doch. Tamanagh schüttelte geräuschvoll das Federkleid seiner Arme, um Unbekümmertheit auszudrücken. »Farsal kommt bestimmt. Sieh!« Genau rechtzeitig drängte sich eine gedrungene Gestalt durch eine Gruppe von Passagieren nach vorne. »Endlich!«, versuchte Tamanagh in menschlicher Weise zu seufzen. Halb belustigt, halb...