Bultmann / Zager | Aus Zeit wird Ewigkeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 160 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

Bultmann / Zager Aus Zeit wird Ewigkeit

Trauerpredigten

E-Book, Deutsch, 160 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

ISBN: 978-3-374-05584-5
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Von Rudolf Bultmann sind aus seiner Marburger Zeit 15 Trauerpredigten und zwei Gedenkansprachen erhalten. Sie vermitteln den Trost aus dem Glauben, dass die Toten in Gottes Hand sind. Dabei wird die Schwere des Verlusts nicht überspielt, zugleich jedoch der Blick auf die Ewigkeit als das Ziel unserer irdischen Wanderschaft gerichtet. Der Glaubende nimmt in der Hoffnung bereits voraus, was sich in der Gottesschau erfüllen wird.
In der Trauerpredigt darf auch der Dank zum Ausdruck kommen für das, was den Trauernden in dem zu Ende gegangenen Leben geschenkt worden ist und nun in der Erinnerung zu ihrem inneren Besitz werden kann. Dabei verzichtet Bultmann auf ein richterliches Urteil, da dieses allein Gott zusteht. Es ist Gottes Gnade, die den Tod zum Tor in das Leben werden lässt.

[Time becomes Eternity. Mourning Sermons]
From Rudolf Bultmann's time in Marburg fifteen mourning sermons and two remembrance speeches are preserved. They offer comfort from the belief that the dead are in God's hand. This does not smooth over the serverity of loss, yet directs the view on eternity as the end of our earthly wanderings. The believer anticipates already in its hope what will be fulfilled in the beatific vision of God.
Gratitude ist expressed in the mourning sermons for what was given to the mourners by the life that ended and what can now become their internal possession through their remembrance. At the same time Bultmann forgoes an adjudication, since this is exclusively entitled to God. It is from God's grace that death turns to be the gate into life.
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EINLEITUNG
von Werner Zager
Die meisten seiner Trauerpredigten hat Rudolf Bultmann zwischen 1939 und 1949 in Marburg gehalten, also in der Zeit des Zweiten Weltkriegs und in den ersten Nachkriegsjahren. Die Verstorbenen oder deren nächsten Verwandte bzw. Freunde hatte er offenbar persönlich gekannt, zum Teil mit ihnen in einem engeren Verhältnis gestanden. Viele der Verstorbenen gehörten in das Umfeld der Marburger Universität oder partizipierten wie die Familie Bultmann selbst am geistigen und kulturellen, insbesondere musikalischen Leben der Universitätsstadt. Von daher erklärt sich auch, dass Bultmann die Ansprachen häufig nicht auf dem Friedhof, sondern im intimen Familien- und Freundeskreis in den Häusern der Verstorbenen hielt – sei es zusammen mit dem Sarg oder zum Gedenken des im Krieg Gefallenen. Auch die Universitätskirche, der Hörsaal der Anatomie und die Kapelle des Pathologischen Instituts in Marburg waren Orte der Trauerfeier. In zwei Fällen wissen wir, dass Bultmann die Trauerpredigt übernahm, während ein Marburger Pfarrer für die Beerdigung zuständig war. Die Trauerpredigten sind durchweg ausformuliert und von Bultmann mit der Hand geschrieben. Zum Teil enthalten die Manuskripte auch die Schriftlesungen, in einem Fall die bei der Trauerfeier gesungenen Lieder. Vielfach sind Gebete angefügt, die entweder der Agende entnommen sind oder sich daran anlehnen, bisweilen wohl von Bultmann selbst verfasst sind. Bei zwei Trauerfeiern fungieren der Sonnengesang des Franz von Assisi bzw. Liedstrophen von Gerhard Tersteegen als Gebete. Abgesehen von der Gedenkansprache von 1925 für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen, in der kein kirchlicher Rahmen zu erkennen ist, bediente sich Bultmann in seinen Trauerpredigten sonst eines, öfters auch mehrerer biblischer Texte. Er tat dies nicht zuletzt aus der Überzeugung, dass nur ein Wort Gottes angesichts von Leid und Tod trösten kann (S. 64).1 Dabei war er stets darauf bedacht, einen Zusammenhang mit der Biographie der Verstorbenen herzustellen, wobei diese jeweils unterschiedlich stark zur Geltung kommt. Auch das Gewicht der biblischen Texte ist für den Aussagegehalt der Predigt nicht immer gleich. »Einige werden zu Beginn bzw. zum Schluß der Ansprache faktisch lediglich verlesen oder klingen nur an, andere dagegen belegen bzw. begründen einen (manchmal auch nur marginalen) Gedankengang.«2 Ein sich durchhaltendes Anliegen Bultmanns war es, in seinen Trauerpredigten nach Möglichkeit die Verstorbenen selbst zu Wort kommen zu lassen. »Schon in der biblischen Textauswahl für die Ansprache findet dieses Interesse Bultmanns seinen Ausdruck: Entweder hatten die Verstorbenen oder deren Familien den Text selbst ausgewählt, oder aber er hatte für sie eine besondere Bedeutung.«3 Darüber hinaus ließ sich der Trauerprediger von der Überzeugung leiten, dass die Verstorbenen durch ihre Gedanken, ihr Wesen, ihre künstlerischen Äußerungen oder ihr Vorbild in der Lage sind, »den biblischen Text verstehbar zu machen und damit den Angehörigen den christlichen Trost angesichts des Schmerzes über den Verlust eines geliebten Menschen zu vermitteln«.4 Dabei griff Bultmann auf Briefe, Predigten, Publiziertes oder Kunstwerke der Toten zurück, auf eine gewählte Grabinschrift oder von ihnen verfasste Gedichte.5 Es ist deutlich, dass die Adressaten der Trauerpredigten Bultmanns die Hinterbliebenen sind, und nicht etwa der verstorbene Mensch. Die Trauernden sollen getröstet und zugleich ermutigt werden, den Weg ins Leben zu finden. Damit »steht Bultmann ganz in der Tradition der Reformation. In deren Folge hat sich ein Bestattungstypus ausgebildet, der sich bewußt nicht dem Ritus am toten Menschen zuwendet, sondern dem Trost der Hinterbliebenen. Der Verstorbene bleibt dabei im Hintergrund.«6 Bei aller persönlichen Ausrichtung der Ansprachen kann man feststellen, dass sich etliche Grundgedanken in der Verkündigung durchhalten, die auch in Bultmanns systematisch-theologischen Vorträgen und Aufsätzen begegnen: 1. Für Bultmann ist eine grundlegende Einsicht, dass der Tod stumm macht. Das Schicksal von Sterben und Tod muss ausgehalten werden und darf nicht mit vordergründigen Trostgründen umgangen werden. Wer keinen Scheintrost will, müsse zur letzten und tiefsten Wirklichkeit durchdringen, aus der unser Schicksal hervorwächst. So begreift Bultmann die Trauerpredigt als einen Versuch, auf das zu hören, was Gott uns durch den Tod eines Menschen sagen will. Sie darf nicht über den Ernst der Abschiedsstunde hinwegreden, gilt es sich doch zu »beugen vor der Majestät der Ewigkeit, die in der Gestalt des Todes uns begegnet« (S. 39). Angesichts der Ewigkeit schrumpfe nämlich alles menschliche Tun zu einem Nichts zusammen (S. 132). 2. In einer Predigt macht Bultmann sich die Vorstellung zu eigen, dass das menschliche Leben sich als eine »Wanderschaft aus der Fremde in die Heimat« vollziehe, als eine Wanderung aus der alten, vergänglichen Welt zur neuen, unvergänglichen Welt (S. 34). Dies steht im Einklang damit, dass Bultmann in seinen Trauerpredigten auf vielerlei Weise immer wieder die Hoffnung auf Vollendung in der Ewigkeit Gottes zur Sprache bringt. So bezieht er etwa die Verheißung in Jesu Seligpreisung »Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen« (Mt 5,8) auf »das Gottschauen in der Ewigkeit, jenseits der Zeit« (S. 43). Damit schließt Bultmann die Möglichkeit einer Gottesschau in dieser Welt zwar nicht aus, in vollem Maße werde sie aber erst jenseits des Todes zuteil. Es ist der »Glaube an eine Welt jenseits der Welt des Irdischen«, der »Glaube an die Welt Gottes« (S. 48), der die Kraft verleiht, Schicksalsschläge zu tragen und nicht darunter zu zerbrechen. 3. Die von Bultmann verkündigte Ewigkeitshoffnung richtet sich nicht auf eine nähere oder fernere »Zukunft irdischer Welt und ihrer Geschichte«, sondern auf »die Welt der Ewigkeit«, die für uns nicht allein eine zukünftige Größe ist, sondern die »ewig gegenwärtig jenseits dieser unserer Welt« ist (S. 76). Indem Menschen bereits in ihrer irdischen Existenz mit der jenseitigen Welt vertraut sind und sich auf ihrem Lebensweg von dem ewigen Gott führen lassen, werde es ihnen möglich, selbst das Liebste loszulassen und als ihnen geliehene Gabe in Gottes Hand zurückzugeben (S. 77). Wenn ihnen nun durch den Tod ein geliebter Mensch genommen wird, werden sie dadurch in die Einsamkeit vor Gott gestellt. Als Christen – so Bultmann weiter – sind sie damit aber zugleich unter das Kreuz Christi gestellt. Dieses lehre nicht nur, »vor Gott stille zu sein im Dunkel«, sondern sei im Sinne der Osterbotschaft auch »das Zeichen der Verheißung, daß uns aus dem Dunkel das Licht aufgehen soll« (ebd.). Wer »seine eigentliche Heimat« in der jenseitigen Welt Gottes hat, weiß sich innerlich frei gegenüber seinem Ergehen in dieser Welt (ebd.), sind wir hier doch nur Gäste auf Zeit (S. 132 f). 4. Christliche Lebenshaltung sieht Bultmann dadurch bestimmt, dass wir zwar unsere Verantwortung wahrnehmen, indem wir sorgen und planen, uns aber eine innere Freiheit davon bewahren. Denn – so lautet die Begründung – Gott »braucht uns, so lange er will und wofür er uns will, und wir haben kein Recht, zu bestimmen, wie lange unser Leben währen soll, welche Pläne wir zur Ausführung bringen, welches Werk wir vollenden wollen« (S. 108). Damit in Übereinstimmung beurteilt Bultmann in seinem Vortrag »Die liberale Theologie und die jüngste theologische Bewegung« den menschlichen Anspruch auf Glück als Sünde, ebenso den »Anspruch eigener Gerechtigkeit«.7 5. Hinzu kommt nun noch für Bultmann, dass sich mit der christlichen Ewigkeitshoffnung die Sehnsucht nach Erlösung verbindet. Es ist »die tiefe Sehnsucht, sich als den bestätigt zu sehen, als der in Gottes Augen dastehen und gelten zu dürfen, der man im Innersten sein möchte« (S. 83). So gewiss der Christ in der Hoffnung das Ziel vorausnehme, die Erfüllung steht noch aus. Diese bringe erst die »Welt des Wesenhaften jenseits dieser irdischen Welt« (S. 126). Ein vergleichbarer Gedanke begegnet auch in Bultmanns Artikel »Gott in der Natur«, in dem es heißt: »Die Unendlichkeit unserer Aufgabe erhält uns lebendig. Aber freilich nur dann, wenn uns der Sinn für das Ewig-Vorläufige unserer Arbeit nicht verloren geht, wenn wir vielmehr dadurch stets aufs neue in die Unruhe und Fragwürdigkeit unseres Lebens hineingeführt werden. […] Und wir finden doch unser eigentliches Sein, unser Selbst, nicht in der Welt unseres Gestaltens, der Welt des Ewig-Vorläufigen. Sind wir denn überhaupt mehr als ein Ewig-Vorläufiges, ein ›Nicht mehr‹ und ein ›Noch nicht‹? Freilich nicht in dieser Welt; in ihr stehen wir in steter Spannung zwischen dem ›Nicht mehr‹ und dem ›Noch nicht‹; unser eigentliches Sein, unser Selbst, kann nicht zur Erscheinung kommen; wir können nur daran glauben. Aber gerade jene Spannung und Unruhe […] macht uns innerlich frei von der Welt des Ewig-Vorläufigen und gibt uns den Sinn für die Welt des Ewigen, für die Welt Gottes.«8 Es fällt auf, dass Bultmann außerhalb der Trauerpredigt Erlösung als »Befreiung von sich selbst« versteht, die identisch mit der Vergebung der Sünde sei. Die so verstandene Erlösung geschieht nicht erst postmortal, sondern wird vom...


Bultmann, Rudolf
Rudolf Bultmann, 1884–1976, D. theol., D.D., war von 1921 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1951 Professor für Neues Testament an der Theologischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg und zählt zu den profiliertesten Theologen des 20. Jahrhunderts.

Zager, Werner
Werner Zager, geb. 1959, Dr. theol., ist apl. Professor für Neues Testament am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Leiter der Evangelischen Erwachsenenbildung Worms-Wonnegau.

Rudolf Bultmann, 1884–1976, D. theol., D.D., war von 1921 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1951 Professor für Neues Testament an der Theologischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg und zählt zu den profiliertesten Theologen des 20. Jahrhunderts.


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