Burrows | Vertrau mir und schenk mir dein Herz | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 88 Seiten

Reihe: Historical

Burrows Vertrau mir und schenk mir dein Herz


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-6448-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 88 Seiten

Reihe: Historical

ISBN: 978-3-7337-6448-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Warum schenkt Carleton meinen Beteuerungen keinen Glauben? fragt sich Nell. Nie gab es einen anderen außer ihm! Auch als ihr Mann fort war, ist sie ihm treu geblieben. Aber Carleton sieht nur den Knaben, der unter dem Weihnachtsbaum spielt, und behauptet: Das ist nicht mein Sohn!



Annie Burrows wurde in Suffolk, England, geboren als Tochter von Eltern, die viel lasen und das Haus voller Bücher hatten. Schon als Mädchen dachte sie sich auf ihrem langen Schulweg oder wenn sie krank im Bett lag, Geschichten aus. Ihre Liebe zu Historischem entdeckte sie in den Herrenhäusern, die sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester besichtigte. Weil sie so gern las und sich Geschichten ausdachte, beschloss sie, Literatur zu studieren. An der Universität lernte sie ihren Mann, einen Mathematikstudenten, kennen. Sie heirateten, und Annie zog mit ihm nach Manchester. Sie bekamen zwei Kinder, und so musste sie zunächst ihren Traum von einer Karriere als Schriftstellerin vergessen. Doch ihr Wunsch zu schreiben blieb, und nach mehreren gescheiterten Versuchen wurde ihr Roman "His Cinderella Bride" angenommen und veröffentlicht. Inzwischen sind weitere Regency-Romane von ihr erschienen.

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1. KAPITEL

Der Himmel war bleigrau, aber wenigstens war der Boden weich. Nell wickelte sich ein Tuch um den Kopf, nahm eine langstielige Grabgabel und machte sich auf den Weg zum Gemüsegarten. Der Frost neulich hatte die Pastinaken sicher schön süß werden lassen.

Am Ende der Reihe hatte sie gerade behutsam die erste Wurzel ausgegraben, als sie hinter sich Schritte hörte. Sie fuhr herum und sah sich einem Mann in einem abgetragenen Mantel und abgestoßenen Stiefeln gegenüber, der den Gartenweg heraufgekommen war und sie jetzt mit dem hungrigen Blick eines Bettlers anschaute.

„Es tut mir leid, dass ich Sie erschreckt habe“, sagte er freundlich, als sie hastig einen Schritt nach hinten tat und die Gabel hob, wie um ihn abzuwehren. Doch ihr Herzschlag beruhigte sich nicht.

Mit einem gewöhnlichen Bettler wäre sie fertig geworden. Sie lebte mit ihrem sechsjährigen Sohn allein am Rand von Barstow und hatte im Lauf der Jahre gelernt, auf sich aufzupassen. Doch dies war kein gewöhnlicher Bettler.

Ungläubig schüttelte sie den Kopf.

Man hatte ihr doch erzählt, Carleton sei tot. Vor fünf Jahren war ein Brief gekommen, in dem gestanden hatte, er sei in irgendeinem Ort in Portugal, dessen Namen sie nicht einmal versucht hatte auszusprechen, als Spion gehängt worden.

Auch wenn sie es damals nicht geglaubt hatte. Carleton ein Spion! Der Mann, den sie geheiratet hatte, war nicht fähig zu etwas, wobei man gerissen sein musste. Kaum ging ihm ein Gedanke durch den Kopf, platzte er auch schon damit heraus.

Nein, sie hatte nie geglaubt, dass er Spion war.

Aber sie hatte geglaubt, er sei tot.

Also konnte er unmöglich der Mann sein, der jetzt auf dem Gartenweg stand. Obwohl der ihm so ähnlich sah. Abgesehen davon, dass er älter war und dünner und dass ihm die Arroganz, die Carleton damals aus allen Knopflöchern gekommen war, völlig abging.

„Ich suche Mrs. Green.“ Er runzelte die Stirn, als wäre er verwirrt. „Ist das nicht ihr Haus?“

„War es einmal …“, begann sie. Doch das war viele Jahre her. Das Haus hatte schon leer gestanden, als der Mann, der beim Tod ihres Mannes Viscount Lambourne geworden war, es ihr wies.

Doch bevor sie ihm all das erklären konnte, hob der Mann, der sie so sehr an ihren verstorbenen Gatten erinnerte, eine zitternde Hand an die Stirn, murmelte: „Ich glaube, ich …“, und brach prompt zusammen.

Und während er in ihre Johannisbeersträucher kippte, erkannte Nell, dass nicht nur seine Gesichtszüge, sondern auch seine Stimme sie beunruhigend an längst vergangene Zeiten erinnert hatte.

Auch die Anmut, mit der er nun das Bewusstsein verlor, brachte in ihr eine Saite zum Erklingen. Die meisten Männer wären irgendwie zu Boden gegangen und womöglich noch platt auf dem Gesicht gelandet, aber er nicht. O nein! Selbst im Niedersinken hatte er noch eine gute Figur gemacht, indem er den nächsten Strauch gewählt hatte, um seinen Sturz abzufangen.

Als ihr die überwältigende und widerwärtige Wahrheit endlich bewusst wurde, musste sie erst einmal ihre Grabgabel in den Boden rammen und sich darauf stützen.

Carleton war gar nicht tot.

Irgendwie hatte er wider alle Erwartungen überlebt und war zurückgekehrt zu … nein. Sie schüttelte den Kopf und kniff vor Schmerz die Augen zusammen. Zu ihr war er gewiss nicht zurückgekehrt. Er hatte gesagt, er sei auf der Suche nach Mrs.

Green. Er war nicht davon ausgegangen, hier auf seine Frau zu treffen. Und wie es schien, hatte er sie auch nicht wiedererkannt. Warum sollte er auch? Wo ihre kurze, katastrophale Beziehung doch so einseitig gewesen war? Immer war sie es gewesen, die ihn angehimmelt hatte, nie umgekehrt. Sie war es gewesen, die über die Balustrade auf der Empore gelugt hatte, um ihn zu beobachten, wenn er eine ihrer Cousinen zum Dinner geführt hatte. Wenn sie sich dann doch einmal von Angesicht zu Angesicht begegnet waren, etwa bei der unseligen Hausgesellschaft ihrer Tante, hatte er entweder durch sie hindurchgeblickt oder auf sie herabgeschaut, da er sie für ein Dienstmädchen gehalten hatte, nicht für eine Familienangehörige seiner Gastgeberin.

Selbst an dem Abend, der den Lauf ihrer beider Leben so unwiederbringlich verändert hatte, war er sich ihrer Gegenwart nicht bewusst gewesen. Sie hatte, die Knie ans Kinn gezogen, auf dem Fenstersitz gesessen und darüber gestaunt, dass der Schlaf ihm jede Spur von Überheblichkeit aus dem Gesicht gewischt hatte. Im Schlaf hatte er fast verletzlich ausgesehen.

Genau wie jetzt.

Unwillkürlich trat sie ein wenig näher heran. Die Jahre hatten den Mann verändert, der sie so grausam behandelt hatte. Doch obwohl sich um seine Augen herum Falten gebildet hatten und seine Wangen hohl waren, breitete sich seine hoch gewachsene Gestalt mit genauso viel Eleganz über das zerbrochene Geäst wie damals vor vielen Jahren über die seidenen Sofakissen ihrer Tante. Und obwohl sie nie gedacht hätte, ihr eleganter Ehemann würde jemals einen so durch und durch schäbigen Mantel anziehen, hatte sie keinen Zweifel mehr daran, dass er es war.

„Oh, Carleton“, stöhnte Nell und schlang die Arme um ihren Oberkörper. „Was soll ich bloß mit dir machen?“

Der Himmel antwortete ihr. Die Wolken, die den ganzen Tag schwer über dem Dorf gehangen hatten, machten sich jetzt endlich daran, ihre Last abzuwerfen. Als die ersten zarten Schneeflocken Carletons Wange trafen, wusste Nell, dass sie keine Wahl hatte.

Wie verzweifelt musste er sein, dass er hierhergekommen war, um Hilfe zu finden. Er war sicher sehr schwach, wahrscheinlich krank, sonst wäre er nicht umgekippt. Sie konnte ihn unmöglich hier draußen in der Kälte liegen lassen.

Seufzend ging sie in das Cottage und holte eine Decke von ihrem Bett. Sie legte sie auf den Boden neben den Bewusstlosen und rollte ihn darauf. Dann packte sie die Decke an zwei Ecken und zog ihn mühsam und Stück für Stück über den holprigen Pfad.

Obwohl er so mager wirkte, war er nicht gerade leicht. Als sie die Hintertür erreicht hatte, keuchte sie vor Anstrengung. Dabei musste sie ihn noch über die Schwelle hieven, um ihn ins Haus zu bringen. Mit der Methode, wie sie ihn den Pfad heraufgeschleift hatte, würde ihr das wohl nicht gelingen. Womöglich schlug sie ihm den Kopf an, wenn sie ihn über die Stufe zog, und er wurde bewusstlos … falls es möglich war, einen Mann bewusstlos zu machen, der schon ohnmächtig war …

Nein. Sie schüttelte den Kopf. Zwar bezweifelte sie, dass sie ihm wirklich schaden konnte, doch sie wollte nicht das Risiko eingehen, dass er sich den Schädel anschlug und Kopfschmerzen bekam. Mit Kopfschmerzen wollte sie Carleton niemals wieder erleben.

Bei dem Gedanken an den Morgen nach ihrer Hochzeit verbarg sie das Gesicht in den Händen. Ihr attraktiver Bräutigam war, brüskiert und von den Nachwirkungen des Brandys ganz kalkweiß im Gesicht, wütend auf sie losgegangen und hatte ihr ihre letzte schwache Hoffnung geraubt. Sie hatte damals kaum glauben können, dass Lippen, die so schön waren und deren Küsse eine so ekstatische Wirkung hatten, so schneidende Worte bilden konnten.

Im Grunde hatte sie ihn gar nicht gekannt. Seufzend ließ sie die Hände sinken und blickte ihn unverwandt an. Nein, damals nicht.

Erst sehr viel später.

Nell verzog das Gesicht und wappnete sich, ihn wieder zu berühren. Dann hockte sie sich hinter ihm auf den Boden, zog ihre Röcke hoch und streckte die Beine unziemlich links und rechts von seinem Körper aus.

Sie wurde rot. Oh, bitte, lass ihn nicht ausgerechnet jetzt aufwachen! Sie würde im Erdboden versinken und vor Scham tot umfallen, wenn er je erfahren würde, dass sie die Beine um seine Hüfte geschlungen und seinen Kopf an ihre Schulter gezogen hatte. Doch sie wusste nicht, wie sie es anders bewerkstelligen sollte, ihn ins Haus zu schaffen. Indem sie ihm die Arme um die Brust schlang und rückwärts rutschte, gelang es ihr, ihn über die Stufe der Hintertür zu hieven und in die warme Küche zu schaffen.

Matt sackte sie gegen ein Bein des Küchentisches und wartete, bis ihr Atem sich beruhigt hatte, seinen Kopf immer noch im Schoß.

Weich und flaumig war sein Haar unter ihren Fingern. Es war wohl erst vor kurzem geschoren worden. Das hat ihm sicher nicht gefallen, dachte sie und erinnerte sich an die sorgfältig frisierten, seidig dunklen Locken des jungen Stutzers von einst. Es schien ihr, als würden ihre Hände aus eigenem Entschluss ein letztes Mal über seinen Kopf streichen, bevor sie sich unter seinem Körper herauswand. Dann ließ sie seinen Kopf behutsam auf die Steinfliesen sinken und kniete sich neben ihn.

Und jetzt? Sie hatte ihn aus dem Schnee hereingeholt, doch hier auf dem Küchenfußboden konnte er nicht liegen bleiben. Obwohl der Herd den Raum warm hielt, würde sein Körper auf den Steinfliesen, auf denen er lag, sicher bald auskühlen.

Wenn er doch nur aufwachen, aufstehen und weggehen würde!

In einem kurzen Anfall von Verärgerung streckte sie die Hand aus, um ihn an der Schulter zu rütteln, zog sie jedoch rasch wieder zurück. Fast musste sie über sich lachen. Wenn er nicht wach geworden war, als sie ihn über den Gartenweg und die Stufe hinauf ins Haus geschleift hatte, würde er wohl kaum auf ein Rütteln reagieren.

Wenn sie doch wenigstens Alkohol im Haus hätte! Sie hätte ihm ein wenig in den Mund träufeln können, das hätte ihn vielleicht wiederbelebt. Verdrossen kaute sie an ihren abgebissenen Fingernägeln herum. Nicht einmal einen Tee konnte sie ihm anbieten. Sie hoffte, dass der Pfarrer ihr zu...



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