E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Chen Yiquan
Neuauflage 2023
ISBN: 978-3-99052-276-9
Verlag: Verlagshaus der Ärzte
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mit medizinischem Aspekt Körper und Geist zugleich kultivieren
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
ISBN: 978-3-99052-276-9
Verlag: Verlagshaus der Ärzte
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Yiquan ist eine bemerkenswerte chinesische Heil- und Kampfkunst, die Körper und Geist gleichermaßen schult. Mit ausgeklügelten Vorstellungsbildern und einfachen Bewegungen bis zum regungslosen Stehen erreichen Sie einen ursprünglichen Zustand der Ganzheit. Sie werden schnell Vitalität und Lebensfreude gewinnen, sich kraftvoll, beweglich und gesund fühlen. So können Sie den Herausforderungen des Alltags gelassen begegnen.
Ein umfangreicher Theorieteil liefert profundes Hintergrundwissen über die geistigen Wurzeln chinesischer Heilkunst und die Zusammenhänge zwischen Bewegung und Gesundheit.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Was ist Yiquan?
Begründer des Yiquan
Die geistigen Wurzeln des Yiquan
Bewegung einst und heute
Gesundheit durch Yiquan
Trainingsinhalte
Zhanzhuang – Stehen wie ein Baum
Shili – die Kraft testen
Mocabu – das Training der Schritte
Tuishou – Pushing Hands
Fali – die Kraft explodieren lassen
Sanshou – Freikampf
Shisheng – Einsatz der Stimme
Die fünf Hauptkategorien von Yiquan
Drei wichtige Prinzipien für die Praxis
Trainingserscheinungen
Yiquan im Sport
Grundstellung Pingbu
Grundregeln für die Haltung
Grundvorstellung Stehen im Wasser
Trainingsplan
Zhanzhuang Stufe I–III
Wuji Zhuang
Fu'an Zhuang
Tuobao Zhuang
Chengbao Zhuang
Ticha Zhuang
Zhanzhuang im Liegen
Zhanzhuang im Sitzen
Übungen im Rollstuhl
Yiquan gegen Rückenbeschwerden
Shili Stufe I–III
Pingtui Shili
Poshui Shili
Kaihe Shili
Mocabu
Mocabu im Sitzen
Grundstellung Dingba Bu
Zhanzhuang Stufe IV
Hunyuan Zhuang
Gougua Zhuang
Shili Stufe IV
Gougua Shili
Piangua Shili
Yaofa Shili
Shen Gui Chu Shui Shili
Fali – Die Kraft explodieren lassen
Tuishou
Gleichgewichtstraining zu zweit
Tuishou mit einer Hand
Tuishou mit Doppelhänden
Stufe V Duli Zhuang
Shili Stufe V
Fu'an Shili
Gemischtes Shili
Sanshou
Shisheng
TEIL I:
YIQUAN -
THEORETISCHER HINTERGRUND
Was ist Yiquan
Yiquan ist eine traditionelle chinesische Heil- und Kampfkunst, die im Westen noch relativ unbekannt ist, obwohl Elemente daraus im Qigong, Taiji und den inneren Kampfkünsten enthalten sind. Das Wort Yiquan (sprich i’tschüan) enthält den Begriff Yi, die Vorstellungskraft, und quan, was wortwörtlich Faust bedeutet, hier aber als die Kunst eines Systems verstanden wird. Das Spektakuläre an diesem System ist, dass durch ausgeklügelte Vorstellungsbilder Empfindungen erzeugt werden, die im Körper Reaktionen auslösen, die Muskelbewegungen bis in tiefe Schichten bewirken, sowie den Blutkreislauf und den Stoffwechsel anregen. Diese tiefgreifenden Veränderungen ermöglichen es dem Körper, Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Für die Kampfkunst bedeutet das, dass innere Kraft aufgebaut wird, die explosionsartig freigesetzt werden kann. Die Kampfkunst dieses Systems hat aber nicht das bloße Schlagen zum Ziel, ihr Ideal ist ein entspannter Zustand ohne schlaff zu sein, Geschicklichkeit und Schnelligkeit, um den Gegner aus der Balance zu bringen und ihn im Notfall kampfunfähig zu machen. Im Yiquan sind keine komplizierten Bewegungsabläufe notwendig, um ein perfektes Einvernehmen von Körper und Geist zu erreichen. Es ist ein einfaches Übungssystem, das keine Geräte und keine extra Ausrüstung benötigt. Um sich konzentrieren zu können, ist ein ruhiges Plätzchen sinnvoll. Die Effizienz beim Aufbau von Kraft, Geschicklichkeit, Vitalität und Lebensfreude kommt allen Altersstufen zugute. Auch bei körperlichen Beeinträchtigungen oder Schwäche gibt es Übungen, die eine spürbare Verbesserung in kurzer Zeit bringen können. Yiquan kann auch im Sitzen und Liegen ausgeführt werden. Für Rollstuhlfahrer ist ein eigenes Kapitel enthalten. Wang Xiangzhai, der Begründer von Yiquan, war ein unermüdlicher Forscher und sein Ziel war, die chinesische Kampfkunst von allem Mystischen und Verschleiernden zu befreien. Neueste Forschungen bestätigen mittlerweile seine Erkenntnisse. Begründer des Yiquan: Der legendäre Wang Xiangzhai
Die Entstehungsgeschichte einer Kunst wird meist schnell überlesen, um sofort an die Praxis zu gehen und schnelle Resultate zu erzielen. Beim Yiquan jedoch ist ein tiefes Verständnis der Prinzipien wichtig, nach denen Wang Xiangzhai, der Begründer des Yiquan, sein ganzes Leben gesucht und geforscht hat. Ich möchte Sie deshalb einladen, im folgenden Kapitel einen Hauch des Geistes zu erspüren, der das Leben und Wirken des Meisters umgab und schließlich als Frucht die Übungen des Yiquan hervorbrachte. Vom Xingyiquan ... Wang Xiangzhai (1886–1963) war seinerzeit Schüler des damals berühmtesten Xingyiquan-Meisters (Form-Geist-Boxen) Guo Yunshen, dessen Kampfkunstfähigkeiten bis heute legendär sind. Als sehr geschickter und fleißiger Schüler zog Wang bald die Aufmerksamkeit seines Lehrers auf sich. Aufgrund seiner besonders guten charakterlichen und intellektuellen Voraussetzungen lehrte Guo Yunshen vor allem ihm die Geheimnisse von Zhanzhuang, die Stehen-wie-ein-Baum-Übungen. Wang profitierte viel von Zhanzhuang und wurde einer der besten Kampfkünstler Chinas. Später stellten diese Übungen den wichtigsten Teil des Yiquan-Trainings dar. Nach dem Tod seines Lehrers trainierte Wang bis zu seinem 22. Lebensjahr all das, was er bis dahin gelernt hatte, so gründlich wie er konnte. Danach begab er sich auf Arbeitssuche nach Peking und trat der Armee bei. Schon bald war Wang in den Kampfkunstkreisen Pekings sehr bekannt und geschätzt. Man ernannte ihn zum Leiter der Abteilung für Kampfkunst, in der einige berühmte Kämpfer wie Sun Lutang (1860–1933) und Shang Yunxiang (1864–1937) arbeiteten. Im Alter von 33 Jahren beschloss Wang, durch China zu reisen, um von anderen Meistern zu lernen. Auf seiner siebenjährigen Wanderschaft tauschte er sich mit vielen großen Lehrern der unterschiedlichsten Kampfkünste (Weißer-Kranich-Boxen, verschiedene Xingyiquan-Stile, Baguazhang, Taijiquan) aus und vervollständigte so allmählich Theorie und Praxis seines eigenen Kampfkunstsystems. ... zum Yiquan Um 1925, während Wang in Peking Xingyiquan lehrte, bemerkte er, dass seine Schüler zu sehr auf äußere Formen und festgelegte Abläufe fixiert waren und dadurch nur geringe Fortschritte machten. Sie ließen das Wesentliche, die innere Arbeit, die für ihn die Essenz der Kampfkunst darstellte, weg. Daraufhin änderte Wang die Trainingsmethodik und auch die Bezeichnung des Kampfkunstsystems. Er stellte die Zhanzhuang- (Stehen wie ein Pfahl) und Shili-Übungen (Trainingsmethoden zum Erfühlen der inneren Kraft) in den Mittelpunkt des Trainings mit dem Ziel, zu den Wurzeln der Kultivierung des intuitiven Potentials des Menschen zurückzukehren. Yiquan war geboren. Unbesiegbar 1928 gab es einen der größten Wettbewerbe in der chinesischen Kampfkunstgeschichte. Wangs Schüler Zhao Daoxin gewann das Turnier. Daraufhin wurde der Meister nach Shanghai eingeladen und gründete die Yiquan-Gesellschaft Shanghai. Später besiegte Wang den damaligen Boxweltmeister im Schwergewicht, den Ungarn Inge. Ein diesbezüglicher Bericht in der Londoner „Times“ machte auch den Westen auf das chinesische Boxen in der Form des Yiquan aufmerksam. 1937 kehrte Wang nach Peking zurück. Er lehrte Yiquan und feilte weiter an der Theorie seines Systems. Der zu dieser Zeit in Peking sehr bekannte Xingyiquan- und Tantui-Meister Hong Lianshun, Nachbar von Wang, forderte ihn heraus, als er von dessen unbeschreiblichen Fähigkeiten hörte. Nachdem er dem Meister unterlag, wurde Hong Lianshun Wangs Schüler und gab alle seine eigenen Schüler an ihn weiter. Unter ihnen befand sich auch Yao Zhongxun (1917–1985), der später offiziell Wang Xiangzhais Nachfolger wurde. Wang entwickelte Yiquan bis ca. 1940 weiter und perfektionierte diese Kunst. In der Zeit der japanischen Besatzung forderte er per Zeitungsinserat alle Meister anderer Kampfkünste zu Vergleichskämpfen und einem Austausch auf. Viele chinesische, aber auch europäische und japanische Kämpfer stellten sich der Herausforderung, doch keiner konnte Wang besiegen. Etliche von ihnen wurden Schüler des Meisters. Später, als sich Wang mehr und mehr zurückzog, nahmen seine besten Schüler, insbesondere Yao Zhongxun, an seiner Stelle die Herausforderungen an. Erst wenn jemand einen der Meisterschüler von Wang Xiangzhai besiegen konnte, durfte er gegen ihn selbst antreten. Dachengquan Aufgrund der hervorragenden therapeutischen Wirkung und unglaublichen Effizienz im Kampf erreichte Yiquan in dieser Zeit das höchste Niveau. Daher schenkten einige Prominente diesem System einen neuen Namen: Dachengquan, die vollendete Kampfkunst. Der Meister konnte sich nicht für diesen Begriff begeistern, weil er die tiefe Überzeugung hatte, dass Kampfkunst eine sich kontinuierlich weiterentwickelnde Wissenschaft ist, die für äußere Einflüsse stets offen bleiben sollte, also niemals vollendet sein kann. Trotz Wangs Bedenken setzte sich der Name Dachengchuan für einige Jahre durch und wird auch heute noch von manchen Praktizierenden verwendet. Die meisten Schüler Wangs kehrten aber zum ursprünglichen Namen Yiquan zurück. Im zweiten Buch von Wang wurden die traditionellen Ansätze gänzlich aufgegeben und dabei die Trainingsmethoden auf verschiedenen Konzepten aufgebaut. Wangs Gesundheitsgruppe Wang Xiangzhai galt sowohl als hervorragender Kampfkunst Experte als auch als Meister des Chan (Zen). Daneben war er unter anderem als Dichter, Maler und Kalligraph bekannt. In seiner späteren Lebenszeit widmete er sich besonders der Gesundheitserhaltung und Krankheitsvorbeugung sowie der Heilung von Erkrankungen durch Yiquan. Anfänger des Kampfkunsttrainings verwies Wang an Meister Yao und er selbst unterrichtete die Gesundheitsgruppe. Das Training fand im Ahnentempel, dem heutigen Kulturpalast des arbeitenden Volkes, statt. Viele konnten sich von Krankheiten heilen, die mit herkömmlichen Methoden nicht zu kurieren waren. Der therapeutische Wert und das Fehlen jeglicher Nebenwirkungen konnten später auch wissenschaftlich nachgewiesen werden. Nach 1949 war es unter dem kommunistischen Regime und aufgrund der allgemeinen politischen Umstände nicht von Vorteil, Yiquan als Kampfkunst zu betreiben, schon gar nicht öffentlich. Daher unterrichtete Wang in den folgenden Jahren beinahe ausschließlich die Gesundheitsübungen des Yiquan. Seine Gruppe wechselte in einen Park in Peking, wo sie unbehelligt üben konnte. Amtliche Anerkennung des Yiquan Prof. Yu Yongnian und He Jingping präsentierten den Behörden eine wissenschaftliche Ausarbeitung über den therapeutischen Wert der Zhanzhuang-Übungen, woraufhin diese an vielen Kliniken in China eingeführt wurden. Auch Wang selbst arbeitete in Krankenhäusern, bis er letzten Endes auch die Gesundheitsgruppe an Yao Zhongxun übergab. Der Meister starb am 12. Juli 1963 in Tianjin. Wang Xiangzhai wird uns mit seinen weisen Aussagen durch das Buch begleiten. Während die gesundheitlichen Aspekte des Zhanzhuang frei geübt und...