Chotjewitz | Mein Freund Klaus | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 583 Seiten

Chotjewitz Mein Freund Klaus

Roman
Neuauflage 2014
ISBN: 978-3-943167-91-7
Verlag: Verbrecher
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 583 Seiten

ISBN: 978-3-943167-91-7
Verlag: Verbrecher
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der Brisanz des Materials entspricht die Radikalität der literarischen Mittel. In diesem Roman liegen die Fakten auf dem Tisch. Kühn im Aufbau schreibt Chotjewitz über seinen Freund Klaus Croissant, der als Strafverteidiger schikaniert, als angeblicher Drahtzieher des internationalen Terrorismus verfolgt und nach der Annexion der DDR durch die Bundesrepublik 1990 wegen staatsfeindlicher Agententätigkeit abermals verurteilt wurde. Penibel recherchiert, detailgetreu und kühl erzählt, steht der Roman in einer Linie mit Chotjewitz' skandalösem Romanfragment über die RAF aus dem Jahr 1978 'Die Herren des Morgengrauens'.

Peter O. Chotjewitz, 1934 in Berlin geboren, siedelte nach dem Krieg mit den Eltern nach Nordhessen über. Nach einer Malerlehre studierte er Jura in Frankfurt am Main und München sowie Publizistik, Philosophie und Neue Geschichte an der Freien Universität Berlin. Seit 1966 war er als freiberuflicher Schriftsteller und Übersetzer tätig. Seit den 1970er-Jahren engagierte sich Chotjewitz politisch und arbeitete unter anderem als Wahlverteidiger des RAF-Gründers Andreas Baader. 2010 starb Chotjewitz in Stuttgart. Chotjewitz veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen und Gedichte. Im Verbrecher Verlag erschienen bisher die Romane 'Saumlos', 'Urlaub auf dem Land' (beides 2004) und 'Mein Freund Klaus' (2007), 'Fast letzte Erzählungen ' in vier Bänden (2007-2010) sowie postum der Gedichtband 'Tief ausatmen' (2012).

Chotjewitz Mein Freund Klaus jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Bausteine einer Familiensaga
Literarisch versierte Leser mögen sich die Details mithilfe der nicht erst mit Zola einsetzenden Belletristik zum Thema Familiensaga vorstellen. Die übrigen sind selbst schuld, wenn sie nicht checken, wie viel Stoff in diesen drögen genealogischen Daten steckt … 0. Klaus’ Großeltern väterlicherseits [18] Anna Maria, geborene Niederhöfer, und Philipp Friedrich Croissant, beide aus Edenkoben in der Südpfalz. 1. Klaus’ Eltern 1.1 Klaus’ Mutter, Luise Kopp, »’s Käthchen«,
* 21. 04. 1893, † 16. 09. 1974 Geboren in Hoffenheim (nicht weit von Heidelberg), gestorben und begraben in Kirchheim unter Teck. Elf Geschwister, darunter auch »’s Babette«. Die Eltern: Gast- und Landwirte. Das Haus steht noch. Nach einer Karteikarte, die ich einsehen konnte, wurde »’s Käthchen« am 7. Oktober 1946 entnazifiziert, als »Mitläuferin« (Gruppe 4) eingestuft und zu einer Sühne in Höhe von 120 Reichsmark verurteilt. Die Mitgliedschaft in der Nazi-Partei war vermutlich ihrer Geschäftstätigkeit (die Drogerie) geschuldet. Ihr Mann und der Sohn Gerhard waren dagegen Gruppe 5, nicht belastet. Eventuell arrangierte man sich in Kirchheim so, dass nur ein Ehepartner in der Partei zu sein brauchte. Ob Klaus wusste, dass seine Mutter in der Partei war, weiß ich nicht. 1.2 Klaus’ Vater, Hermann Croissant, * 15. 08. 1888, † 30. 03. 1954 Geboren in Edenkoben (Südpfalz), gestorben und begraben ebenfalls in Kirchheim unter Teck. Geschwister von 1.2: Onkel Rudolf Croissant, * 22. 05. 1884, † 28. 08. 1957. Er heiratete am 22. April 1914 in Heidelberg Eva Barbara Kopp, »’s Babette«, * 24. 05. 1888, † 03. 03. 1971. Die beiden hatten drei Kinder, Gertrud, Werner und Lieselotte – Cousin und Cousinen von Klaus. Exkurs Sippschaft Die Schwestern Käthchen und Babette Kopp heirateten also die Brüder Hermann und Rudolf Croissant oder umgekehrt. Möglicherweise war es so: Eine der beiden Schwestern war in der Südpfalz »in Stellung«, wo sie einen der beiden Croissants kennen lernte, wodurch der andere Croissant die andere Kopp kennen lernte, aber vielleicht war es anders, denn auch zuvor gab es angeblich schon Beziehungen: »Die Familien Kopp und Croissant waren irgendwie verwandt oder verschwägert.« In Hoffenheim fanden Familientage der Kopps statt, wo Croissants teilnahmen. Für die Kirchheimer Croissants war jedoch Edenkoben der wichtigere Ort im System des Sippenkults. Exkurs Erbepflege I, Edenkoben Es ist anzunehmen, dass schon der Vater von Hermann und Rudolf (Philipp Friedrich Croissant) das Kolonialwarengeschäft in Edenkoben betrieb. Er (oder sein Vater?) baute im Zuge des Baubooms um die Jahrhundertwende das Haus in der Bahnhofstraße 1 (heute Buchhandlung Lesebär). »Ein schönes Haus« (Humburg jr.). Das Geschäft wurde 1912 in eine OHG umgewandelt und durch einen Branntweinhandel ergänzt. 1950 eröffnete Gertruds Mann Robert Krebs, Mitgesellschafter der OHG, auch noch eine Drogerie. Das also war die Verwandtschaft, die Klaus als Schüler von Kirchheim aus und später als Student in Heidelberg regelmäßig besuchte. Das Haus soll er noch in den Achtzigerjahren seinen wechselnden Lebensgefährtinnen gezeigt haben. Sein Vater erhielt nicht das Geschäft in Edenkoben, da er der jüngere Bruder war. Er wurde ausbezahlt und kaufte 1917 Haus und Drogerie in Kirchheim, Marktstraße 4. Dass »’s Käthchen« Vermögen in das Kirchheimer Geschäft einbrachte, ist in Anbetracht ihrer vielen Geschwister eher unwahrscheinlich. Sie war aber die Seele des Geschäfts, wie man hört. 2. Kinder von Klaus’ Eltern Luise (»’s Käthchen«)
und Hermann Croissant 2.1 »Liesel« = Elisabeth, * 1918, † 1996 2.2 Gerhard Walter, * 21. 12. 1920, † 21. 02. 1948 2.3 Hannele, * 08.12. 1925, † 01. 02. 1927 2.4 NN, * 1928 2.5 Klaus, * 1930, † 2002. Ein alter Kirchheimer auf meine Frage, ob er den gekannt habe: »Ha, no, der Staranwalt vom Baader-Meinhof!« Zu 2.1 Liesel heiratete den Rechtsanwalt Horst Humburg (1909 –1967). »Der Herrenreiter«, »der Bourgeois« (Klaus). Drei Söhne, die für Klaus wie seine kleinen Brüder waren: 2.11 Jürgen. 2.12 Volker. 2.13 Hartmut.[19] Der Übersichtlichkeit halber nenne ich Liesels Mann »Humburg sr.« und ihren Sohn Hartmut »Humburg jr.«. Zu 2.2 Gerhard lernte Drogist, vermutlich um den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Starb in Davos an Tuberkulose. Zu 2.4 NN verließ Kirchheim bereits 1945, also mit siebzehn. Heiratete einen Gärtner in Heidelberg, wo sie heute noch lebt. »Kam sehr oft nach Kirchheim« (Humburg jr.). In den Berichten über Klaus’ Studentenjahre in Heidelberg kommt sie nicht vor. Über Ehemann und Nachkommen nichts bekannt. War angeblich Stadtverordnete, SPD-Fraktion. Im Frühjahr 2005 hatten wir uns telefonisch zu einem Gespräch in Heidelberg verabredet. NN sagte das Treffen ohne Begründung eine Stunde vorher ab. Mehrere spätere Kontaktversuche ohne Erfolg. Zu 2.5 Eine Bekannte meinte kürzlich, ihr Verhältnis zu Klaus sei eventuell auch deshalb ungetrübt gewesen, weil sie zu den wenigen Frauen gehöre, die »mit ihm nie ein Verhältnis hatten«. Verheiratet war Klaus nur einmal und zwar seit den Neunzigerjahren in Berlin mit einer Frau, die mir mitteilen ließ, sie wünsche nicht, dass ich über Klaus schreibe. Zu ihren inzwischen erwachsenen Söhnen soll Klaus ein liebevolles, fast väterliches Verhältnis gehabt haben. 3. Kinder von 2.5, Klaus Croissant 3.1 Mit Brigitte Tilgner, seiner Lebensgefährtin in den Siebzigerjahren, hatte Klaus einen Sohn (David), der im Dezember 1977 zur Welt kam, als Klaus in Stammheim in Gefangenschaft war. Da dieser Sohn Ende 2006 seinerseits Vater wurde, wäre Klaus jetzt Großvater. David besuchte seinen Vater in Berlin, schon als er noch ein Kind war, und erinnert sich gut und gerne an Klaus. Klaus war angeblich kinderlieb. 3.2 Etliche Zeugen sind überzeugt, dass Klaus auch zwei Töchter hatte. Ihre Mutter war die zuvor erwähnte Gattin eines Professors, der auch ein Bücherfreund war, wie Klaus. Ich habe mit der einen gesprochen, mit der anderen korrespondiert und festgestellt, dass sie keine Lust haben, Auskunft zu geben, was ich für verständlich halte. Sie wurden Ende der fünfziger Jahre geboren. Klaus selbst hat zumindest eines der beiden Mädchen, vermutlich beide, gelegentlich dabei gehabt. Offensichtlich fanden gemeinsame Reisen statt. Mehrere Personen bezeugen eine gewisse Familienähnlichkeit. Andere hingegen bestreiten die Nachkommenschaft und behaupten, der erwähnte Professor habe Klaus sehr ähnlich gesehen. Gegner und Befürworter der Vaterschaft halten sich die Waage. Noch zu 2.1: Liesel Humburg, geborene Croissant Lebte mit ihrem Mann, der etwa neun Jahre älter war, in den 30er Jahren in Berlin, wo Klaus sie besuchte und zum ersten Mal einen Judenstern sah. Bei Kriegsende in Österreich. Ob Liesels Mann da schon Rechtsanwalt war und ob er in die Nazi-Bürokratie verwickelt war, habe ich nicht geprüft. Irgendwer sagte was von Finanzverwaltung (aber vielleicht betraf das den Vater von Humburg sr.). Liesel zog mit ihren Angehörigen nach dem Krieg zunächst ins Haus der Großeltern in Edenkoben, dann ins Elternhaus in Kirchheim, wo die Familie Humburg eine ganze Etage belegte. Gekocht und gegessen wurde gemeinsam. Erst in den fünfziger Jahren wurden die Haushalte getrennt. Die Humburgs und die Croissants hockten also aufeinander wie eine Großfamilie. Ob die Aversion von Klaus gegen Humburg sr. allein weltanschaulich bedingt war, habe ich nicht gefragt. Informanten lassen durchblicken, dass Klaus auch den Lebensstil seines Schwagers missbilligte, unter anderem sein Verhalten gegenüber Liesel. Details hierzu waren nicht zu erwarten. Nach anderen Informationen wohnte eine dritte Familie in der Marktstraße 4, die mit der Sippe Croissant-Humburg ebenfalls irgendwie verwandt oder verschwägert war. Zu 2.11: Jürgen Humburg Klaus’ Cousin, mit dem er in seiner Jugend praktisch in einer Familie lebte. Geburts- und Todesdatum nicht erfragt. Es heißt, Jürgen sei zehn Jahre als Dozent für Mathematik tätig gewesen und habe noch in der Psychiatrie promoviert. Gründe für Psychiatrisierung unbekannt. Gerüchten zufolge war Jürgen hochbegabt und erschoss in den Sechzigerjahren in München einen Richter, von dem er sich ungerecht behandelt fühlte. Die Sache habe auch in der überregionalen Presse Wellen geschlagen und sei in Kirchheim als Skandal ersten Ranges debattiert worden. »Jürgen und Klaus waren einander ähnlich und zugleich konträr« (Humburg jr.). Zu 2.12: Volker Humburg: Klaus’ Cousin, mit dem er bis 1951 (Abitur, Studienbeginn) praktisch in einer Familie lebte....


Peter O. Chotjewitz, 1934 in Berlin geboren, siedelte nach dem Krieg mit den Eltern nach Nordhessen über. Nach einer Malerlehre studierte er Jura in Frankfurt am Main und München sowie Publizistik, Philosophie und Neue Geschichte an der Freien Universität Berlin. Seit 1966 war er als freiberuflicher Schriftsteller und Übersetzer tätig. Seit den 1970er-Jahren engagierte sich Chotjewitz politisch und arbeitete unter anderem als Wahlverteidiger des RAF-Gründers Andreas Baader. 2010 starb Chotjewitz in Stuttgart.

Chotjewitz veröffentlichte zahlreiche Romane, Erzählungen und Gedichte. Im Verbrecher Verlag erschienen bisher die Romane 'Saumlos', 'Urlaub auf dem Land' (beides 2004) und 'Mein Freund Klaus' (2007), 'Fast letzte Erzählungen ' in vier Bänden (2007-2010) sowie postum der Gedichtband 'Tief ausatmen' (2012).



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.