Clancy | Im Zeichen des Drachen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 11, 1168 Seiten

Reihe: Jack Ryan

Clancy Im Zeichen des Drachen

Thriller
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-641-08584-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 11, 1168 Seiten

Reihe: Jack Ryan

ISBN: 978-3-641-08584-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tom Clancy - die Nummer eins unter den internationalen Thrillern!Ein fehlgeschlagenes Attentat auf den Chef des russischen Geheimdienstes ist der Auslöser für eine weltweite Krise. Jack Ryan - neu gewählter Präsident der USA - ist gezwungen, seine schärfste Waffe einzusetzen, den Antiterrorspezialisten John Clark.

Ein Szenario von erschreckender Aktualität.

Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.

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1


EXPLOSIONSECHO


»Also, wer waren seine Feinde?«, fragte Oberstleutnant Schablikow.

»Gregori Filipowitsch hatte viele. Er war nicht gerade zurückhaltend und hat viele Leute schwer beleidigt und ...«

»Und?«, drängte Schablikow. »Er ist doch nicht auf offener Straße in die Luft gejagt worden, weil sich irgendein Ganove durch ihn in seiner Ehre verletzt sah!«

»Er hat sich ernstlich Gedanken darüber gemacht, am Rauschgifthandel teilzunehmen.«

»Aha. Erzählen Sie uns mehr.«

»Grischa hatte Kontakte zu Kolumbianern. Vor drei Monaten kam es zu einem Treffen in der Schweiz, wo er mit seinen neuen Partnern vereinbarte, dass sie ihm über den Hafen von Odessa eine Ladung Kokain zukommen lassen. Es wird gemunkelt, dass er den Stoff über eine Pipeline nach Moskau schaffen wollte.«

»Und wie wollte er die Kolumbianer bezahlen?«, fragte der Milizoberst. Der Rubel war schließlich kaum etwas wert.

»Mit harter Währung. Grischa hatte viele Kunden aus dem Westen und auch manche von hier, die mit Devisen bezahlen. Die hat er gut zu bedienen gewusst.«

Rasputin, dachte Schablikow. Wenn einer zügellos gewesen war, dann er. Russische Mädchen an Freier zu verkaufen – und auch Jungs, wie Schablikow wusste – und daran so viel zu verdienen, dass er sich eine große deutsche Limousine kaufen konnte (in bar, wie seine Leute inzwischen herausgefunden hatten), und jetzt auch noch Drogen importieren wollen! Gegen Bezahlung im Voraus und natürlich in harter Währung, weil die Kolumbianer an Rubel kaum interessiert sein würden. Nein, Awseijenko war kein Verlust für sein Land. Seine Mörder müssten eigentlich ausgezeichnet werden … wenn nicht anzunehmen wäre, dass sie in die Bresche springen und die Organisation dieses Luden übernehmen … und die würden bestimmt cleverer sein. Das war das eigentlich Problematische. Auch im Biotop der Kriminalität fand eine Art von Auslese statt. Die Polizei konnte immer nur die greifen, die ohnehin fällig waren, während die Cleveren immer cleverer wurden und die Polizei langsam nicht mehr mitkam, zumal die anderen immer mindestens einen Schritt voraus waren.

»Und wer sind die anderen im hiesigen Drogengeschäft?«

»Das weiß ich nicht. Man schnappt zwar hier und da ein paar Namen auf, und ich kenne auch diverse Kleindealer. Aber wer dahinter steckt, weiß ich nicht.«

»Finden Sie’s heraus!«, forderte Schablikow ungehalten. »Das dürfte Ihnen doch wohl nicht schwer fallen.«

»Ich will es versuchen«, versprach der Informant.

»Aber dalli, Pawel Petrowitsch. Und Sie werden außerdem herausfinden, wer Rasputins Platz einnimmt.«

»Sehr wohl, Genosse Oberstleutnant.« Das übliche zackige Kopfnicken.

Schablikow war sich seiner Macht bewusst. Er konnte andere zwingen, und das tat gut. In diesem Fall ließ er ein Mittelgewicht der Unterwelt für sich springen und konnte davon ausgehen, dass es ihn zufrieden stellte, denn wenn nicht, würde es hoppgenommen und hätte keine Einnahmen mehr. Als Gegenleistung durfte der Informant Schutz beanspruchen, jedenfalls solange er nicht allzu dreist über die Stränge schlug. Das war überall auf der Welt so, wie Oberstleutnant Jefim Konstantinowitsch Schablikow von der Moskauer Miliz wusste. Wie sollte die Polizei sonst die wirklich schweren Übeltäter jemals dingfest machen? Kriminelle auf Kriminelle anzusetzen war die leichteste und billigste aller Ermittlungsmethoden.

Allerdings durfte nicht vergessen werden, dass solche Informanten Kriminelle und somit nur begrenzt zuverlässig waren und zu Lüge, Übertreibung oder Erfindung neigten, um die andere Seite zufrieden zu stellen. Und darum musste Schablikow aufpassen, dass er nicht alles glaubte, was man ihm auftischte.

Pawel Petrowitsch Klusow hatte Zweifel, was seine Zusammenarbeit mit diesem korrupten Polizeioberst anging. Schablikow war zwar kein ehemaliger KGBler, aber ein Karrierist und längst nicht so gewitzt, wie er selbst glaubte. Als Strafverfolger hielt er jedenfalls gern die Hand auf oder ließ sich auf inoffizielle Arrangements ein. Wahrscheinlich war er überhaupt nur so auf seinen hohen Posten vorgerückt, dachte Klusow und fragte sich, ob der Oberst nicht womöglich auch ein Devisenkonto irgendwo im Ausland hatte. Es wäre interessant zu erfahren, wo und wie er wohnte, was für einen Wagen er und seine Frau privat fuhren. Wie auch immer, er, Klusow, würde tun, was von ihm verlangt wurde, denn seine eigenen ›gewerblichen‹ Unternehmungen blühten unter Schablikows Schutz. Heute Abend würde er Irina Aganowa zum Essen ausführen, anschließend vielleicht auch mit ihr ins Bett gehen und mit etwas Glück zu hören bekommen, wer von Awseijenkos ehemaligen Angestellten den Tod des Zuhälters besonders tief betrauerte.

»Ja, Genosse Oberstleutnant«, stimmte Klusow zu. »Wie Sie meinen. Ich hoffe, Ihnen morgen schon Genaueres sagen zu können.«

»Wehe, wenn nicht, Pascha«, entgegnete Schablikow wie ein Schulmeister, der von einem minderbegabten Schüler Hausaufgaben einforderte.

»Ist schon unterwegs«, berichtete Zhang seinem Ministerpräsidenten.

»Dass diese Sache nur ja erfolgreich ausgeht und nicht so wie die beiden vertanen Chancen zuvor«, erwiderte der Ministerpräsident trocken. Die Risiken dieser Operation waren unvergleichlich viel größer. Vorausgegangen waren zum einen Japans Versuch, das Kräfteverhältnis im pazifischen Raum zu seinen Gunsten zu verändern, zum anderen die iranischen Ambitionen, aus den Trümmern der Sowjetunion eine neue Nation aufzubauen, und beide Male hatte die Volksrepublik kaum etwas getan – nur zugeguckt und vorsichtig Beifall geklatscht. Diesmal sollte mehr herausspringen. Dafür würde man allerdings auch ein bisschen mehr investieren müssen. Schließlich war nichts umsonst.

»Ich ... wir hatten einfach Pech.«

»Vielleicht.« Der Ministerpräsident nickte beiläufig und schlug eine neue Seite in seinen Unterlagen auf.

Zhang Han San fröstelte ein wenig. Der Ministerpräsident der Volksrepublik war bekannt für seine Emotionslosigkeit, brachte seinem Minister ohne Geschäftsbereich aber immer ein gewisses Maß an Sympathie entgegen. Zhang war einer der wenigen, deren Rat der Ministerpräsident wirklich ernst nahm. So auch heute, wenngleich von Sympathie nicht viel zu spüren war.

»Wir haben nichts riskiert und wir haben nichts verloren«, sagte Zhang.

Der Kopf blieb gesenkt. »Nur, dass jetzt in Taipeh ein amerikanischer Botschafter sitzt.« Und mittlerweile war von einem Verteidigungsbündnis die Rede, dessen einziger Zweck darin bestand, die amerikanische Navy ins Spiel zu bringen und ihr langfristig einen Stützpunkt einzuräumen (finanziert wahrscheinlich allein mit taiwanesischem Geld). Dieser sollte dann, wie die Amerikaner dann ganz unschuldig behaupten würden, nur ein Ersatz für die Subic Bay auf den Philippinen sein. Nach der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit den USA hatte die Wirtschaft in Taiwan einen kräftigen Schub erlebt, und aus der ganzen Welt war enorm viel neues Kapital auf die Insel geflossen. Eigentlich hätte ein Großteil des Geldes an die Volksrepublik gehen sollen und müssen, doch Amerika wollte es anders.

Dieser Sinneswandel ging, wie die Geheimdienste behaupteten, ganz allein auf den amerikanischen Präsidenten Ryan zurück und stand im Widerspruch zu den Empfehlungen seiner Ratgeber in Washington. Nur der Außenminister, dieser Adler, habe, wie es hieß, Ryans törichte Entscheidung unterstützt.

Zhangs Körpertemperatur senkte sich um weitere Zehntelgrade. Waren denn nicht beide seiner Pläne ungefähr so aufgegangen wie erwartet? Beide Male hatte sein Land, wie schon gesagt, nichts riskiert und nichts verloren – wenn man einmal absah vom Verlust der ein, zwei Kampfflieger, aber die stürzten ohnehin immer mal wieder ab. Und gerade im Hinblick auf Taiwan hatte sich die Volksrepublik doch sehr verantwortungsbewusst verhalten, ja, sogar zugelassen, dass Außenminister Adler zwischen Peking und der abtrünnigen Provinz jenseits der Formosa-Straße hin und her fliegen konnte, um die Friedensbemühungen zu unterstützen. Hatte das nicht den guten Willen Pekings gezeigt? Wieso also hatte sich Ryan so und nicht anders entschieden? Hatte er sein, Zhangs, Spiel durchschaut? Möglich, wahrscheinlicher aber war, dass es eine undichte Stelle gab, einen Informanten, einen Spitzel, und zwar ganz in der Nähe der politischen Machtzentrale. Die Abwehrdienste gingen dieser Möglichkeit bereits nach. Es gab nur wenige, die wussten, was in seinem Kopf und in seinem Büro vor sich ging, und diese Personen würden demnächst sehr eingehend befragt werden. Außerdem würde technisches Personal all seine Telefonanschlüsse und Büroräume einer gründlichen Inspektion unterziehen. Hatte er einen Fehler gemacht? Gewiss nicht, auch wenn ihm der Ministerpräsident Fehler unterstellte. Als Nächstes dachte Zhang über sein Verhältnis zum Politbüro nach, das, wie er selbst fand, durchaus besser hätte sein können. Nicht wenige seiner Mitglieder sahen in ihm einen Abenteurer und hielten ihn auf Abstand. Von seinen politischen Erfolgen wollten natürlich alle profitieren, aber wenn er in Schwierigkeiten geriet, gab es keinen, der ihm den Rücken gestärkt hätte. Nun ja, das waren halt die bedauerlichen Begleitumstände seiner steilen Politkarriere.

»Ein militärischer Einsatz in Taiwan würde, wenn wir auf Atomwaffen verzichteten, viele Jahre dauern, Unmengen an Mitteln verschlingen und am Ende womöglich nicht viel bringen. Darum wäre es besser, wir würden unser Land ökonomisch so stark machen, dass sie uns schließlich anflehen, wieder...


Clancy, Tom
Tom Clancy, der Meister des Technothrillers, stand seit seinem Erstling Jagd auf Roter Oktober mit all seinen Romanen an der Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Er starb im Oktober 2013.



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