Connelly | Kalter Tod | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 13, 288 Seiten

Reihe: Ein Fall für Harry Bosch

Connelly Kalter Tod

Der 13. Fall für Harry Bosch
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-311-70545-1
Verlag: Kampa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der 13. Fall für Harry Bosch

E-Book, Deutsch, Band 13, 288 Seiten

Reihe: Ein Fall für Harry Bosch

ISBN: 978-3-311-70545-1
Verlag: Kampa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bei Boschs letztem Einsatz ist einiges schiefgegangen, und er wurde für ein paar Monate suspendiert. Jetzt ist er zurück im Dienst - und sein erster Fall bei der Mordkommission lässt nicht lange auf sich warten: Der Medizinphysiker Stanley Kent wurde mit zwei Schüssen in den Hinterkopf regelrecht hingerichtet und an einem Aussichtspunkt über dem Mulholland Dam in den Hollywood Hills zurückgelassen. Erst als Boschs alte Bekannte Rachel Walling vom FBI am Tatort auftaucht, wird Bosch die Tragweite des Falls bewusst: Im Krankenhaus hatte Kent Zugang zu Cäsium, einem radioaktiven Stoff, der zur Behandlung von Krebs eingesetzt werden kann. Er eignet sich aber auch für den Bau »schmutziger Bomben«. Gerät das Cäsium in die falschen Hände, kann es enormen Schaden anrichten. Als die Ermittler an Kents Arbeitsplatz ankommen, bestätigen sich ihre schlimmsten Vermutungen: Der Safe mit dem Cäsium wurde leergeräumt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Michael Connelly ist mit über 89 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene?e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.
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1


Der Anruf kam um Mitternacht. Harry Bosch warnoch wach und saß im Dunkeln in seinem Wohnzimmer. Er dachte gern, er täte das, weil er so das Saxophon besser hören konnte. Durch das Ausblenden eines Wahrnehmungssinnes schärfte er einen anderen.

Aber wenn er ganz ehrlich war, wusste er ganz genau, was der wahre Grund war. Er wartete.

Der Anruf kam von Larry Gandle, seinem Supervisor bei Homicide Special. Es war Boschs erster Außeneinsatz in seiner neuen Dienststelle. Und das war, worauf er gewartet hatte.

»Harry, sind Sie noch auf?«

»Ich bin noch auf.«

»Was haben Sie da im Hintergrund laufen?«

»Frank Morgan, live im in New York. Wen Sie da gerade am Piano hören, ist George Cables.«

»Hört sich ganz nach ›All Blues‹ an.«

»Völlig richtig.«

»Nicht übel. Tut mir leid, dass ich Sie da jetzt rausreißen muss.«

Bosch machte die Musik mit der Fernbedienung aus.

»Weswegen rufen Sie an, Lieutenant?«

»Die Jungs von der Hollywood Division möchten, dass Sie und Iggy eine Sache übernehmen. Das ist heute schon ihr vierter Fall, und sie kommen nicht mehr nach. Außerdem sieht es aus, als könnte das Ihr neues Hobby werden. Riecht schwer nach einer Hinrichtung.«

Das Los Angeles Police Department hatte siebzehn geographische Divisions, jede mit einer eigenen Polizeiwache und einem Detective Bureau, einschließlich eines Morddezernats. Die einzelnen Einheiten der Divisions waren jedoch vor allem für die Erstversorgung zuständig und konnten sich nicht mit langwierigen Fällen befassen. Wenn daher ein Mord mit Politik-, Prominenz- oder Medienbezug geschah, wurde er in den meisten Fällen an die Abteilung Homicide Special weitergereicht, die in der Robbery-Homicide-Division im Parker Center stationiert war. Zu einem sofortigen Kandidaten für Homicide Special avancierte außerdem jeder Fall, der besonders schwierig oder zeitaufwendig zu werden schien – für die Ermittler also die Dimensionen eines Hobbys annehmen würde. Und das hier war so einer.

»Wo?«, fragte Bosch.

»Am Aussichtspunkt über dem Mulholland Dam. Wissen Sie, welche Stelle ich meine?«

»Ja, ich kenne die Gegend da oben.«

Bosch stand auf und ging zum Esszimmertisch. Er öffnete eine Schublade, die eigentlich für Besteck gedacht war, und nahm einen Stift und einen kleinen Notizblock heraus. Auf die oberste Seite des Blocks schrieb er Zeitpunkt und Ort des Mordes.

»Sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«, fragte er.

»Nicht viel«, sagte Gandle. »Wie gesagt, es wurde mir als eine Hinrichtung beschrieben. Zwei Kugeln in den Hinterkopf. Jemand hat den armen Teufel da raufgebracht und sein Gehirn über die tolle Aussicht verteilt.«

Bosch dachte kurz nach, bevor er die nächste Frage stellte.

»Wissen sie, wer der Tote ist?«

»Daran arbeiten sie noch. Vielleicht erfahren Sie ja schon mehr, wenn Sie hinkommen. Ist doch gleich um die Ecke von Ihnen oder nicht?«

»Jedenfalls nicht allzu weit.«

Gandle beschrieb Bosch die Lage des Tatorts noch etwas genauer und fragte ihn dann, ob er seinen Partner anrufen könnte. Bosch sagte, er würde sich darum kümmern.

»Okay, Harry, dann fahren Sie da mal rauf und sondieren die Lage, und wenn Sie etwas klarer sehen, rufen Sie mich an und sagen mir Bescheid. Wecken Sie mich ruhig. Alle anderen tun es auch.«

Bosch fand es typisch Vorgesetzter, sich über solche nächtlichen Anrufe bei jemandem zu beklagen, den er im Lauf ihres Arbeitsverhältnisses regelmäßig um seinen Schlaf bringen würde.

»Mache ich«, sagte Bosch.

Er legte auf und rief sofort Ignacio Ferras an, seinen neuen Partner. Sie beschnupperten sich noch. Ferras war über zwanzig Jahre jünger und aus einem anderen Kulturkreis. Der Funke würde überspringen, da war sich Bosch sicher, aber es würde eine Weile dauern. Das war immer so.

Ferras wurde von Boschs Anruf geweckt, war aber schnell wach und schien begierig, den Einsatz zu übernehmen. Das war gut. Das Problem war nur, dass er weit draußen in Diamond Bar wohnte, weshalb er frühestens in einer Stunde am Tatort sein konnte. Bosch hatte diesen Punkt gleich am ersten Tag, an dem sie einander als Partner zugeteilt worden waren, zur Sprache gebracht, aber Ferras war nicht an einem Wohnsitzwechsel interessiert. Er hatte in Diamond Bar ein familiäres Unterstützungssystem, das er nicht aufgeben wollte.

Bosch wusste, dass er deutlich früher als Ferras am Tatort war, und das hieß, dass er jegliche Reibereien, was Fragen der Zuständigkeit anging, allein ausbaden müsste. Den Detectives einer Division einen Fall zu entziehen, war immer eine haarige Angelegenheit. Es war in der Regel eine Entscheidung, die von Vorgesetzten getroffen wurde, nicht von den Detectives vor Ort. Kein Homicide Detective, der das Gold auf seiner Dienstmarke wert war, gab einen Fall gern ab. Das war einfach nicht Teil seiner Mission.

»Dann also bis gleich, Ignacio«, sagte Bosch.

»Harry«, sagte Ferras. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen mich Iggy nennen. Alle tun das.«

Bosch sagte nichts. Er wollte ihn nicht Iggy nennen. Er fand, das war kein Name, der zur Bedeutung ihrer Mission passte. Er hoffte, sein Partner würde es irgendwann merken und aufhören, ihn darum zu bitten.

Dann fiel Bosch noch etwas ein, und er trug Ferras auf, im Parker Center vorbeizufahren und dort ein Auto für sie auszuleihen. Das würde zwar sein Eintreffen am Tatort verzögern, aber Bosch hatte vor, mit seinem eigenen Wagen zum Tatort zu fahren, und er wusste, er hatte nicht mehr viel Benzin im Tank.

»Okay, bis dann.« Diesmal verzichtete Bosch einfach auf irgendwelche Namen.

Er legte auf und nahm sein Sakko aus dem Schrank am Eingang. Als er hineinschlüpfte, begutachtete er sich kurz in dem Spiegel, der an der Innenseite der Tür angebracht war. Mit sechsundfünfzig Jahren war er schlank und fit, und er hätte sogar ein paar Pfunde mehr auf den Rippen vertragen können, während andere Detectives seines Alters eher mit einem mehr oder weniger umfangreichen Rettungsring durch die Gegend liefen.

Bei Homicide Special gab es zwei Detectives, die wegen ihrer Körperfülle als Fass und Kiste bekannt waren. Mit solchen Problemen brauchte sich Bosch nicht herumzuschlagen.

Das Grau hatte noch nicht alles Braun aus seinem Haar vertrieben, aber viel fehlte nicht mehr. Seine dunklen Augen blitzten, und er war bereit für die Herausforderung, die ihn am Aussichtspunkt erwartete. Bosch sah in seinen Augen eine Grundvoraussetzung für die Arbeit eines Ermittlers des Morddezernats: dass er, wenn er zur Tür hinausging, nicht nur dazu bereit, sondern auch in der Lage war, alles zu tun, um seinen Auftrag zu erfüllen – und zwar egal, was es ihm abverlangte. Das verlieh ihm das Gefühl, kugelsicher zu sein.

Er langte mit der linken Hand quer über seinen Oberkörper, um seine Dienstwaffe aus dem Holster an der rechten Hüfte zu ziehen. Es war eine Kimber Ultra Carry. Er überprüfte Ladestreifen und Verschluss, dann steckte er die Pistole wieder ins Holster zurück.

Er war bereit. Er öffnete die Tür.

Der Lieutenant hatte nicht viel über den Fall gewusst, aber in einem Punkt hatte er recht gehabt. Der Tatort war nicht weit von Boschs Haus entfernt.

Er fuhr zum Cahuenga hinunter und nahm dann den Barham Boulevard über den Freeway 101. Von da war es auf dem Lake Hollywood Drive nicht mehr weit zum Mulholland Dam hinauf, wo sich die Häuser an die Hills um den Stausee drängten. Es waren teure Häuser.

Er fuhr um den eingezäunten Stausee herum und hielt nur einmal kurz an, als er einen Kojoten auf der Straße sah. Das Scheinwerferlicht ließ dessen Augen aufleuchten, bevor er sich abwandte und gemächlich über die Straße schlenderte und im Gestrüpp verschwand.

Der Kojote hatte es nicht eilig, fast so, als wollte er Bosch herausfordern, etwas zu tun. Es erinnerte ihn an seine Zeit als Streifenpolizist, als er genau den gleichen herausfordernden Blick in den Augen der meisten jungen Männer gesehen hatte, denen er auf der Straße begegnet war.

Als er den Stausee passiert hatte, fuhr er auf dem Tahoe Drive weiter die Hills hinauf, bis er das Ostende des Mulholland Drives erreichte. Dort lag ein inoffizieller Aussichtspunkt auf die Stadt. Er war bepflastert mit Parkverbots- und -Schildern, die jedoch regelmäßig zu allen Tages- und Nachtzeiten missachtet wurden.

Bosch hielt hinter einer Reihe von Behördenfahrzeugen an – der Kombi der Spurensicherung, der Wagen der Rechtsmediziner sowie mehrere Streifenwagen und zivile Einsatzfahrzeuge.

Der Tatort war weiträumig mit gelbem Polizeitape abgesperrt. Hinter der Absperrung stand ein silberner Porsche Carrera mit offener Motorhaube, der noch einmal mit gelbem Absperrungsband umgeben war. Daraus schloss Bosch, dass es sich dabei um das Auto des Opfers handelte.

Bosch parkte und stieg aus. An der äußeren Absperrung notierte ein Streifenpolizist seinen Namen und seine Dienstnummer – 2997 –, bevor er ihn unter dem gelben Tape durchließ. Bosch näherte sich dem Tatort. Zu beiden Seiten der Leiche, die in der Mitte des Aussichtspunkts lag, war eine Reihe tragbarer Scheinwerfer aufgestellt, in deren grellem Schein sich die Techniker der Spurensicherung und die Rechtsmediziner zu schaffen machten. Ein Mann mit einer Videokamera filmte den Tatort.

»Harry, hier rüber.«

Bosch drehte sich um und sah Detective Jerry Edgar an der Motorhaube einer Limousine lehnen. Er hatte einen Becher Kaffee in der Hand und schien nur zu warten. Als Bosch auf ihn zukam, löste er sich von dem...


Connelly, Michael
Michael Connelly ist mit über 89 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene´e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.



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