Conte Corti | Die Rothschilds | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 560 Seiten

Conte Corti Die Rothschilds

Des Hauses Aufstieg, Blütezeit und Erbe
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96092-919-2
Verlag: FinanzBuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Des Hauses Aufstieg, Blütezeit und Erbe

E-Book, Deutsch, 560 Seiten

ISBN: 978-3-96092-919-2
Verlag: FinanzBuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine beeindruckende Chronik über eines der bedeutendsten Familienunternehmen der Welt Um das Haus Rothschild ranken sich unzählige Mythen und Legenden. Doch selbst wenn man alle Gerüchte abzieht, so bleibt unverrückbar: der einzigartige Aufstieg einer jüdischen Großfamilie aus der Frankfurter Judengasse zur ersten Finanzmacht Europas. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelang es Meyer Amschel Rothschild, dem Gründer der Rothschild-Dynastie, ein florierendes Geschäft als Münz- und Wechselhändler aufzubauen. Bereits früh knüpfte er Kontakte zu den deutschen Adelshäusern und führte schließlich deren Finanztransaktionen in ganz Europa durch. Parallel mit dem wachsenden Einkommen wuchs auch die Familie und so nahm er 1810 seine Söhne als Teilhaber in das Familiengeschäft auf und gründete das Bankhaus »Meyer Amschel Rothschild & Söhne«. Nach seinem Tod bauten seine fünf Söhne von Frankfurt, London, Paris, Wien und Neapel aus das Geschäft weiter aus. Bis zum Ersten Weltkrieg waren die Rothschilds nicht nur die weltweit bedeutendste Privatbank mit einer dominierenden Stellung bei der Finanzierung der europäischen Staaten, sie schufen auch einen in zahlreichen Ländern operierenden Unternehmenskomplex. Egon Caesar Conte Cortis Erzählung ist der Klassiker über die berühmteste Bankiers-Dynastie der Welt. Mit Bravour gelingt es ihm, das Geschäft mit Staatsanleihen und der Vermögensverwaltung ebenso zu beleuchten wie die familiären Verflechtungen und die Kontakte zu den mächtigsten Politikern und Monarchen ihrer Zeit - eine einzigartige Familienchronik, die zugleich offenlegt, wie Reichtum unmittelbar Einfluss auf die Politik nehmen kann.

Egon Caesar Conte Corti (*1886 in Agram, heute Zagreb 1953 in Klagenfurt) stammte aus einem alten lombardischen Adelsgeschlecht. Zunächst schlug er die Laufbahn eines Berufsoffiziers ein, fing jedoch nach dem verlorenen Weltkrieg 1918 an, biographische Arbeiten zu verfassen. Insbesondere widmete er sich der Geschichte des 19. Jahrhunderts und galt schon bald als Spezialist für biographische Werke über Persönlichkeiten aus der europäischen Hocharistokratie. Cortis Bücher enthalten nicht nur zahlreiche Originalaussagen von Zeitzeugen, sondern auch einzigartige historische Quellen: Verschiedene adelige Häuser gewährten Conte Corti als einzigem Autor weil sie ihn als ihresgleichen ansahen Zugang zu ihren geheimen Privatarchiven, von denen viele im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.
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Erstes Kapitel


Der Ursprung


Das freie Frankfurt am Main nahm in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine überragende Stellung unter Deutschlands großen Städten ein. In den letzten Jahrzehnten vor der Französischen Revolution mächtig aufgeblüht, zählt es zu seiner Zeit etwa 35 000 Einwohner, davon ein Zehntel Juden. Die Lage der Stadt, so nahe der großen Wasserstraße des Rheins, hat sie zum Durchgangstor für den Handel Deutschlands mit den westlichen Staaten gemacht.

Es ist nur begreiflich, dass Angehörige des von Natur aus für Handel und Geldgeschäfte besonders begabten jüdischen Stammes gerade diese Stadt mit Vorliebe zu ihrem Wohnsitz gewählt hatten. Doch 1349 tat sich die zahlenmäßig weit überlegene christliche Bürgerschaft zusammen und erkaufte sich in aller Form das Eigentumsrecht über die Israeliten. Von da ab begann eine Zeit harten Druckes für die jüdischen Einwohner. Um sie aus der Nähe des vornehmsten Gotteshauses, des St.-Bartholomäus-Domes, zu entfernen, erließ man im Jahre 1462 das Gebot, sie hätten alle ihre bisherigen Wohnungen zu verlassen und sich in einem eigens hierzu bestimmten Viertel, der sogenannten Judenstadt, anzusiedeln. Diese bestand jedoch eigentlich nur aus einer einzigen finsteren, etwa zwölf Fuß breiten Gasse und lag, wie Goethe sie schildert, zwischen Stadtmauer und Graben eingeklemmt.

Durch mehr als dreihundert Jahre blieb dies der alleinige Wohnort der Frankfurter Juden, deren Aufenthalt in der Stadt der Bürgerschaft immer missliebiger wurde. Schon im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts war eines der Ziele des in Frankfurt ausgebrochenen Aufstandes die Vertreibung der Juden, die unter Mord und Plünderung auch tatsächlich gelang. Sie kehrten allerdings bald in die Stadt zurück, mussten sich jedoch zahlreichen Beschränkungen unterwerfen und als fremde Elemente den »Schutz« ihrer Person und ihres Eigentums erkaufen. Sie hießen demzufolge »Schutzjuden«.

Die Anzahl der Familien war auf höchstens fünfhundert beschränkt, jährlich waren nur zwölf Ehen zugelassen, weitere nur dann möglich, wenn eine andere Familie gestorben war. Grund und Boden durfte von Juden nicht erworben werden. Handwerk und Landwirtschaft blieben ihnen verschlossen und auch der Handel mit vielen Waren, wie Frucht, Waffen und Seide, untersagt. Dazu war ihnen überhaupt verboten, außer zur Messezeit, Handelsartikel irgendwo anders als in der Judengasse feilzubieten. Der durch die Ghettomauer abgegrenzte Raum durfte weder bei Nacht noch an Sonn- und Feiertagen verlassen werden. Betraten die Juden eine Brücke, so mussten sie für das Überschreiten zahlen. Vom Besuch öffentlicher Wirtsstätten waren sie ausgeschlossen und durften auch die schönen Promenaden in der Stadt nicht betreten. Die drückende Lage der Juden, der Hang mancher von ihnen zu Wucher und Ausbeutung, die angeborene Abneigung der Christen sowie deren Gefühl, geschäftlich weniger pfiffig zu sein, schuf eine Atmosphäre gegenseitigen Hasses, die kaum irgendwo anders unleidlicher war als in Frankfurt.

In dem Ghetto dieser Stadt hausten auch die Vorfahren der jüdischen Familie, die späterhin den Namen Rothschild trug.

Die ersten bekannten Ahnen Meyer[1] Amschels, der den Grundstein zur späteren Größe des Hauses legte, lebten in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Ursprünglich waren die Gebäude in der Judengasse nicht nummeriert und unterschieden sich nur dadurch voneinander, dass jedes Haus über dem Tore ein Schild in bestimmter Farbe oder mit besonderem Wahrzeichen aufwies. So zeigte das von den Mitgliedern der Familie Rothschild bewohnte Gebäude ein kleines rotes Schild. Von diesem leitet sich ohne Zweifel der Name der Familie her.1

In der Zeit bis zum Mannbarwerden des fünf Jahre vor Goethe 1744 geborenen Meyer Amschel Rothschild beschäftigten sich die Mitglieder der Familie als ortsansässige Schutzjuden zunächst mit Kleinwarenhandel und zu Beginn des 18. Jahrhunderts auch schon in mäßigem Umfange mit Geldwechsel. Nach ihren Steuerleistungen gehörten sie nicht zu den armen Juden, ihr Vermögen erhob sich aber auch nicht über ein gutes Mittelmaß.

Immerhin stand Meyer Amschel, der schon 1755, also im zwölften Lebensjahr, als ältester Sohn Vater und Mutter verlor, ein kleines Vermögen zur Verfügung, das ihn bei seinem in frühester Jugend im Elternhaus eingepflanzten Fleiß und Eifer befähigte, den Lebenskampf aufzunehmen. Freilich war dieser für einen jungen Juden damaliger Zeit unter den herrschenden Verhältnissen ungleich schwerer als für einen glücklicheren Christenspross. Doch schon als zehnjähriger Knabe war Meyer Amschel von seinem Vater dazu beauftragt worden, Münzen aller Art umzuwechseln. Bei der damaligen Zerrissenheit Deutschlands in zahllose kleine Fürstentümer, Städte und geistliche Gebiete, alle mit eigenem Münzregal, bot das Wechselgeschäft vortreffliche Gewinnmöglichkeiten, denn jedermann war selbst vor der kleinsten Reise gezwungen, die Hilfe der Wechsler in Anspruch zu nehmen. Aus dieser Beschäftigung des Knaben würde später für den gereiften Mann eine ernste Anregung entstehen.

Von einer jüdischen Schule kommt der jung Meyer Amschel nach Hannover ins Oppenheim’sche Handlungshaus. Dort tritt er durch Zufall mit einem General von Estorff in Verbindung, einem eifrigen Münzensammler, der sich durch den jungen Rothschild manch wertvolles Stück für seine Sammlung vermitteln lässt. Meyer Amschel beschäftigt sich nun neben seinen täglichen Pflichten immer häufiger mit der Numismatik und wird mit der Zeit ein ausgezeichneter Fachmann auf diesem Gebiet, obwohl seine übrige Bildung so ziemlich alles zu wünschen übrig lässt. Als noch ganz junger Mensch kehrt er in seine Heimatstadt Frankfurt zurück, denn dort erwartet ihn sein Erbe und damit die Grundlage für die Führung eines selbstständigen Geschäftes.

Ungefähr um die gleiche Zeit verlässt auch der General von Estorff Hannover und begibt sich an den Hof des Prinzen Wilhelm von Hessen, nach dem unweit Frankfurt gelegenen Städtchen Hanau. Des Prinzen Vater, Friedrich II., hatte eine Tochter des Königs Georg III. von England aus dem Hause Hannover geheiratet, und die beiden Fürsten nützen ihre verwandtschaftlichen Beziehungen, um sich wechselseitig in ihrer Politik zu unterstützen. Dabei spielt der von zahlreichen deutschen Fürsten betriebene Verkauf von Soldaten für fremden Kriegsdienst eine große Rolle. Insbesondere England, von jeher gewohnt, seine Kriege mit Söldnern fremder Nationalität zu führen, ist ein gut zahlender Abnehmer. Eben jetzt, im Jahre 1775, als die amerikanischen Kolonien sich gegen das Mutterland erheben, bedarf es wieder zahlreicher Mannschaften, was dem hessischen Schatz ein beträchtliches Stück Geld einbringt.

Im Jahre 1760 stirbt der alte Landgraf Wilhelm VIII., und Friedrich tritt in Kassel die Regierung an; Wilhelm wird Erbprinz und übernimmt im Alter von zwanzig Jahren und als Bräutigam der Tochter König Friedrichs V. von Dänemark die selbstständige Regierung der kleinen, 50 000 Einwohner zählenden Grafschaft Hanau, deren Verwaltung er sich mit höchstem Eifer widmet. Wilhelm ist eine durch und durch aktive Persönlichkeit, er bleibt keinen Augenblick untätig, liest sehr viel, schreibt selbst kleine geschichtliche Abhandlungen und hat einen ausgesprochenen Sammelsinn. General Estorff scheint nun bei seinem Herrn die Neigung wachgerufen zu haben, Münzen zu sammeln, eine Beschäftigung, die Wilhelm seit dem Jahre 1763 mit Eifer betreibt und die ihm Freude und Vergnügen bereitet. Dabei empfiehlt ihm Estorff gelegentlich einmal Meyer Amschel Rothschild, seinen alten Münzenlieferanten von Hannover. So eingeführt, wählt dieser eines Tages einige seiner schönsten Medaillen und seltensten Münzen aus und begibt sich nach Hanau, um sie dem jugendlichen Prinzen anzubieten. Er dringt zwar nicht bis zu diesem persönlich vor, doch gelingt es ihm, sie der Umgebung des Fürsten zur Vorlage einzuhändigen. Dieses Kaufangebot ist der Ausgangspunkt für eine ständige, zunächst freilich nur ganz lose und unpersönliche Geschäftsverbindung.

Frankfurt wird alljährlich im Frühjahr von vielen Fremden besucht. Die Messen dieser Stadt sind weithin berühmt. Man kann dort die neuesten Erzeugnisse der ganzen Welt in Augenschein nehmen, und auch der junge Wilhelm von Hanau, von Haus aus ein kaufmännisch begabter Kopf, zeigt ein besonderes Interesse an diesen Messen und ist deren ständiger Besucher. Solche Fahrten des Prinzen, die Meyer Amschel durch Vertraute unter der Dienerschaft stets rechtzeitig erfährt, nutzt er klug, um Wilhelm in Frankfurt nicht nur seltene Münzen, sondern auch schöne Steine und Antiquitäten anzupreisen und so in regelmäßige Geschäftsverbindung mit ihm zu gelangen. Dabei kommt ihm zugute, dass der Prinz...


Conte Corti, Egon Caesar
Egon Caesar Conte Corti (*1886 in Agram, heute Zagreb 1953 in Klagenfurt) stammte aus einem alten lombardischen Adelsgeschlecht. Zunächst schlug er die Laufbahn eines Berufsoffiziers ein, fing jedoch nach dem verlorenen Weltkrieg 1918 an, biographische Arbeiten zu verfassen. Insbesondere widmete er sich der Geschichte des 19. Jahrhunderts und galt schon bald als Spezialist für biographische Werke über Persönlichkeiten aus der europäischen Hocharistokratie.
Cortis Bücher enthalten nicht nur zahlreiche Originalaussagen von Zeitzeugen, sondern auch einzigartige historische Quellen: Verschiedene adelige Häuser gewährten Conte Corti als einzigem Autor weil sie ihn als ihresgleichen ansahen Zugang zu ihren geheimen Privatarchiven, von denen viele im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Egon Caesar Conte Corti (*1886 in Agram, heute Zagreb 1953 in Klagenfurt) stammte aus einem alten lombardischen Adelsgeschlecht. Zunächst schlug er die Laufbahn eines Berufsoffiziers ein, fing jedoch nach dem verlorenen Weltkrieg 1918 an, biographische Arbeiten zu verfassen. Insbesondere widmete er sich der Geschichte des 19. Jahrhunderts und galt schon bald als Spezialist für biographische Werke über Persönlichkeiten aus der europäischen Hocharistokratie.
Cortis Bücher enthalten nicht nur zahlreiche Originalaussagen von Zeitzeugen, sondern auch einzigartige historische Quellen: Verschiedene adelige Häuser gewährten Conte Corti als einzigem Autor weil sie ihn als ihresgleichen ansahen Zugang zu ihren geheimen Privatarchiven, von denen viele im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.



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