Buch, Deutsch, Band 2, 394 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 142 mm x 216 mm, Gewicht: 491 g
Reihe: Globalgeschichte
Konzepte und Theorien in kritischer Perspektive
Buch, Deutsch, Band 2, 394 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 142 mm x 216 mm, Gewicht: 491 g
Reihe: Globalgeschichte
ISBN: 978-3-593-38576-1
Verlag: Campus Verlag GmbH
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Kultur- und Ideengeschichte
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Kolonialgeschichte, Geschichte des Imperialismus
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Geschichte einzelner Länder Afrikanische Geschichte
- Sozialwissenschaften Soziologie | Soziale Arbeit Spezielle Soziologie Kultursoziologie
Weitere Infos & Material
InhaltVorwort (Andreas Eckert)7Danksagung11Teil I: Kolonialismusforschung und interdisziplinäre Wissenschaft1 Einleitung: Koloniale Fragen, historische Entwicklungslinien192 Aufstieg, Niedergang und Wiederaufstieg der colonial studies, 1951-200169Teil II: Problematische Begriffe3 Identität (mit Rogers Brubaker)1094 Was nützt der Begriff der Globalisierung? Aus der Perspektive eines Afrika-Historikers1605 Moderne194Teil III: Die Möglichkeiten der Geschichte6 Staaten, Imperien und politische Phantasie2557 Arbeit, Politik und das Ende des Imperiums in Französisch-Afrika3378 Schluss: Kolonialismus, Geschichte, Politik379
1 Einleitung : Koloniale Fragen, historische EntwicklungslinienIn den letzten beiden Jahrzehnten ist es zu einer wahren Flut wissenschaftlicher Veröffentlichungen zum Thema Kolonialismus gekommen, welche die Grenzen der Disziplinen Literaturwissenschaft, Ethnologie und Geschichte immer wieder überschreitet. Dadurch wurde eine der gravierendsten Blindstellen offengelegt, die in der Auseinandersetzung des Westens mit seiner Geschichte bestand. Mit dem Zeitpunkt hat es aber eine eigenartige Bewandtnis: Das wissenschaftliche Interesse am Kolonialismus regte sich, als die Kolonialimperien ihre internationale Legitimität bereits verloren hatten und keine lebensfähigen Formen politischer Organisation mehr darstellten. Zuvor, als der Kolonialismus noch Gegenstand politischer und persönlicher Mobilisierung war, ließen sich Gelehrte und Intellektuelle vor allem vom Drama der Befreiungsbewegungen in ihren Bann ziehen, von den sich nun auftuenden Verheißungen von "Modernisierung" und "Entwicklung" für jene Menschen, die durch Kolonialismus und Rassismus bislang von der Teilhabe am Fortschritt ausgeschlossen gewesen waren.Teilweise waren die neueren Forschungen und Veröffentlichungen über den Kolonialismus von dem Bestreben motiviert, dafür Sorge zu tragen, diese Vergangenheit nicht dem Vergessen anheim fallen zu lassen. Die koloniale Vergangenheit wird jedoch auch in Erinnerung gerufen, um der Gegenwart eine Lektion zu erteilen - indem nämlich Verbindungslinien zwischen der Geschichte des Imperialismus und der hinter dem Anspruch Europas stehenden Heuchelei gezogen werden, Modelle demokratischer Politik und effizienter Wirtschaftssysteme sowie einen rationalen Ansatz zum Verständnis und zur Veränderung der Welt bereitzustellen. Dieses Anliegen hat einige Gelehrte dazu veranlasst, den komplexen Mechanismen sorgfältig nachzugehen, durch die Europa von seinen Kolonien her geschaffen wurde, und dabei zu erforschen, wie sich jene Kategorien, mit deren Hilfe wir die Vergangenheit der Kolonien und die Zukunft der ehemaligen Kolonien verstehen wollen, durch den Prozess der Kolonisierung im Einzelnen herausbildeten.Ein bedeutender Teil dieser Arbeiten hat die Forschung zum Kolonialismus jedoch aus jener Geschichte herausgelöst, deren Bedeutung wir gerade unterstrichen haben, und den Kolonialismus abstrakt und im Sinne eines Gattungsbegriffs als etwas behandelt, was einer ebenso schlichten Vorstellung von europäischer "Moderne" entgegengesetzt werden könne. Diese Forschungsrichtung hat sich stärker auf Standpunkte konzentriert - also auf die kritische Untersuchung der Subjektposition von Gelehrten und Verfechtern politischer Positionen - und weniger auf Prozesse, also darauf, wie die Entwicklungsbahnen eines kolonisierenden Europa und eines kolonisierten Afrika und Asien einander im Zeitverlauf gegenseitig bestimmten. Dieser Ansatz verdeckt nicht nur den Blick auf die Details der Kolonialgeschichte und auf die Erfahrungen der Menschen in den Kolonien. Auch die Bestrebungen der politischen Bewegungen und die damit verbundenen Herausforderungen, die im Laufe der Geschichte in den Kolonien auf den Plan traten, verschwinden hinter dem ironischen Blick, mit dem die Kritik die Ansprüche auf Fortschritt und Demokratie bedacht hat.Die Weigerung, das "Koloniale" als säuberlich abgegrenzte Dimension der europäischen Geschichte zu belassen, bedeutet eine wesentliche Herausforderung für die historische Analyse. Doch mit der Entgrenzung des Kolonialismus ist das Risiko verbunden, dass wir einem Kolonialprojekt gegenüberstehen, welches vage zwischen 1492 und den 1970er Jahren verortet ist, dessen Kontext und Tragweite schwanken und das neben der Entwicklung eines ebenso zeitlosen "post-aufklärerischen" Europas steht. Dabei werden die Kämpfe nicht berücksichtigt, durch die im Verlauf dieser Epoche Möglichkeiten und Begrenztheiten immer wieder neu konfiguriert wurden. Aus diesem Grund sollte sich eine Neubestimmung des historischen Ortes de