E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Cornick Bitte heiraten Sie mich, Mylord!
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6925-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6925-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
... fleht Eleanor und bekommt einen süßen Kuss als Antwort: Lord Mostyn erfüllt ihr die kühne Bitte! Doch kaum trägt sie seinen goldenen Ring, verschwindet ihr junger Gemahl spurlos. Und Eleanor muss nicht nur gegen ihre tiefe Sorge ankämpfen, sondern auch gegen einen Skandal, der ihren Ruf gefährdet ...
Nicola Cornick liebt viele Dinge: Ihr Cottage und ihren Garten, ihre zwei kleinen Katzen, ihren Ehemann und das Schreiben. Schon während ihres Studiums hat Geschichte sie interessiert, weshalb sie sich auch in ihren Romanen historischen Themen widmet. Wenn Nicola gerade nicht an einer neuen Buchidee arbeitet, genießt sie es, durch die englische Landschaft zu spazieren. Sie freut sich über Leserzuschriften auf ihrer Webseite www.nicolacornick.co.uk.
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PROLOG
Dezember 1813
Als Christopher Lord Mostyn, von seinen Freunden Kit genannt, in jener Nacht durch die Türen der Gesellschaftsräume bei Almacks trat, hätte man schwer sagen können, ob er damit den Anstandsdamen der anwesenden Debütantinnen oder sich selbst die größere Überraschung bereitete. Denn normalerweise suchte er seine Vergnügungen anderswo, weshalb er erst ungläubig mit sich gerungen hatte, bevor er dann doch den Weg hierher einschlug. Etwas – oder besser gesagt – jemand, nämlich eine bezaubernde junge Dame, hatte ihn unwiderstehlich in ihren Bann gezogen, und da es nicht in seinem Wesen lag, gegen sein Schicksal anzukämpfen, war er nun entschlossen, dieses fortan anzunehmen.
Sobald er den Raum betrat, sah er sie: Miss Eleanor Trevithick, Tochter des verstorbenen Viscount Trevithick und jüngere Schwester des derzeitigen Earls. Sie tanzte mit Lord Kemble, einem vornehmen, in die Jahre gekommenen Lebemann, und der Anblick des Paares ließ Kit vor Empörung das Blut zu Kopfe steigen. Während er sich um Beherrschung bemühte, wurde ihm bewusst, dass es nicht allein um Kembles Person ging; hätte ihn doch nahezu jeder andere Tanzpartner der jungen Lady zur Eifersucht getrieben.
Denn obwohl Eleanor Trevithick, schlank und von süßer Unschuld, als Debütantin höchste Zurückhaltung auszeichnete, fühlten sich beide schon seit ihrer ersten Begegnung auf bestürzende, unleugbare Weise zueinander hingezogen. Kit war aus heiterem Himmel von Amors Pfeil getroffen worden, und obgleich er nie mit Eleanor darüber gesprochen hatte, ahnte er, dass die Stärke dieser gegenseitigen Anziehung sie einerseits ängstigte, andererseits jedoch ebenso faszinierte. Beide aber wussten, dass familiäre Gründe sie zwangen, diese Regung zu ignorieren.
Daher war Kit seinen Gefühlen zuerst mit Zynismus begegnet, zumal er daran zweifelte, dass ein Mann seines Alters, mit beträchtlichen Erfahrungen, was das schöne Geschlecht betraf, sich wirklich in ein Unschuldslamm verlieben konnte, das gerade erst in die Gesellschaft eingeführt worden war. So hielt er seine überraschend starken Empfindungen für Eleanor zunächst für simple Begierde – heftig, wie er zugeben musste, aber gewiss von kurzer Dauer.
Darin jedoch sah er sich getäuscht. Die Sehnsucht nach der jungen Dame hatte ihn das Jahr über nicht losgelassen, nachdem beide, den Familienregeln zum Trotz, auf dem Ball zu Eleanors achtzehntem Geburtstag miteinander getanzt hatten. Anstatt zu verfliegen, wuchs sein Begehren. Und obwohl er kurz davorstand, sich einzugestehen, dass er sie liebte, hatte er es bisher vermieden, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Denn ihm war klar, dass er Eleanors Hand nicht erlangen konnte.
Die meisten jungen Damen hätten zwar aufgrund seines Titels und seiner gesellschaftlichen Stellung eine Werbung seinerseits hocherfreut willkommen geheißen, aber Eleanor Mutter würde seinen Avancen stets ablehnend gegenüberstehen. Denn sie begegnete ihm mit uneingeschränkter Nichtachtung, da sie eine der wenigen war, für die die jahrhundertealte Fehde zwischen den Trevithicks und Mostyns – inzwischen wusste niemand mehr so recht, worum es dabei ging – noch eine Rolle spielte.
Und dennoch …
So bald wie möglich suchte Kit nun hier im Ballhaus den Kontakt zu Eleanor, wobei er kurzerhand einen jungen Viscount als ihren Partner bei der nun einsetzenden Folge ländlicher Tänze ausstach. Er wusste, dass er damit Aufsehen erregte, und bemerkte sehr wohl, welch echauffierte Blicke die wohlbeleibte Lady Trevithick ihm von ihrem Sessel aus zuwarf. Doch zog er es vor, sich nicht weiter darum zu kümmern, sowohl die missgünstige Miene so mancher Debütantin oder Anstandsdame zu ignorieren und lieber Eleanor sein Lächeln zu schenken.
„Miss Trevithick, es ist mir eine große Freude, Sie heute hier zu sehen“, ließ er sie wissen, worauf Eleanor kurz seinem Blick begegnete, sein Lächeln aber nicht erwiderte. Ihre sonst so lebhaften dunklen Augen, charakteristisch für die Familie Trevithick, blieben ausdruckslos, während sie über seine Schulter zu ihrer Mutter schaute, die mit Lord Kemble auf der anderen Seite des Tanzbodens die Köpfe zusammensteckte.
„Ich danke, Mylord“, antwortete sie knapp.
Leicht irritiert runzelte Kit die Stirn. Er erwartete kaum, dass seine Tanzpartnerin etwas von ihrer Schwäche für ihn zeigte, denn sie war viel zu wohlerzogen, um ihre Gefühle der Öffentlichkeit preiszugeben. Doch wirkte ihre Miene heute verschlossen, als stehe etwas Gravierendes zwischen ihnen, und ihr Gesicht war blass. Noch immer sah sie ihn nicht an.
Da drückte er ihre Hand fester. „Eleanor …“, bat er inständig.
Endlich schaute sie zu ihm auf. Für den Bruchteil einer Sekunde spiegelten sich hoffnungslose Sehnsucht und großes Leid in ihren Augen, sodass es Kit einen Stich ins Herz gab. Gleich darauf aber senkte sie die Lider mit den langen Wimpern wieder und verbarg damit ihr Elend.
„Sie müssen mir wohl Glück wünschen, Mylord“, sagte sie leise, aber deutlich. „Ich wurde Lord Kemble versprochen.“
„Nein!“, brach es aus Kit heraus. Mit eisernem Griff umklammerte er ihre Hand. „Nein“, wiederholte er, diesmal in höflicherem Ton. „Das kann nicht wahr sein!“
„Ich versichere Ihnen, es ist, wie ich sage.“ Nur ein leichtes Flattern ihrer dunklen Wimpern verriet ihre Hilflosigkeit. „Morgen steht es in der Morning Post. Alles ist bereits arrangiert.“
„Und doch darf es nicht sein!“
Inständig bittend blickte sie ihn an. „Warum nicht, Mylord?“, fragte sie. „Sicher wissen Sie mir keine andere Lösung zu nennen!“
Bis zu diesem Punkt hatten sie leise, wenn auch nachdrücklich miteinander gesprochen; doch gingen Eleanor nun die Nerven durch, sodass der letzte Satz zu laut geriet. Verlegen biss sie sich auf die Lippe, von Röte übergossen, und erbleichte gleich darauf noch stärker als zuvor.
„Ich bitte um Vergebung“, flüsterte sie, um Fassung ringend. „Das hätte ich nicht sagen dürfen.“
Kit fühlte schmerzlich, wie sich ihm das Herz zusammenzog, spürte er doch große Hoffnungslosigkeit unter Eleanors tapferem Versuch, ihre Würde zu wahren, und es berührte ihn tief, wie verletzlich sie wirkte. Mit Macht überfiel ihn der Wunsch, sie zu beschützen; drängender als jede Regung, die er jemals in seinem Leben erfahren hatte.
„Wenn ich Ihnen meine Hilfe anbiete …“
„Eleanor!“, schnitt ihm da Lord Kemble mit öliger Stimme das Wort ab. „Ich denke, der nächste Walzer gehört wieder mir.“ Damit verbeugte er sich leicht vor Kit. „Zu Ihren Diensten, Mostyn. Wollen Sie mir gratulieren? Dieser Schatz hier wird bald mir gehören!“ Mit verschleiertem, doch wachsamem Blick sah er seinen Rivalen an.
Kits Verbeugung fiel kaum wahrnehmbar aus. „Auf solch großes Glück sollten Sie sich nicht verlassen, Kemble“, sagte er in warnendem Ton und verabschiedete sich dann von seiner Tanzpartnerin, ein warmes Lächeln in seinen blauen Augen. „Miss Trevithick, ich muss Ihnen jetzt wohl Gute Nacht wünschen.“
Danach blieb ihm nichts übrig, als zuzuschauen, wie der eitle Salonlöwe sie ihm entführte. Dessen Selbstzufriedenheit war ihm von jeher widerwärtig, der Gedanke, seine zarte Eleanor werde Kembles Wollust ausgeliefert, indes unerträglich. Am liebsten hätte Kit ihn zum Duell gefordert; stattdessen musste er mit ansehen, wie Eleanor ein starres Lächeln aufsetzte und das Paar zu tanzen begann.
Nein, diesen Anblick konnte er nicht ertragen. Rasch wandte er sich ab und strebte mit ausdrucksloser Miene, sich durch einige Grüppchen schwatzender Debütantinnen den Weg bahnend, dem Ausgang zu.
Bei der Heimkehr in die Upper Grosvenor Street, wo er wohnte, wenn seine Schwester und ihr Mann nicht in der Stadt weilten, legte sich allmählich sein Zorn. Doch sagte ihm sein Herz, dass Eleanor Trevithick zu ihm gehörte. Unmöglich zu ertragen, dass Lord Kemble sie zur Frau nahm.
Stunden später meldete der Butler seinem Herrn die Ankunft einer jungen Dame, die darum bat, ihn sprechen zu dürfen. Inzwischen hatte Kit eine halbe Flasche Brandy konsumiert.
„Das dürfte keine gute Idee sein, Carrick“, murmelte er. „Erstens bin ich schon halb hinüber, und zweitens liegen junge Damen …“, er betonte dieses Wort, „jetzt warm, sicher – und allein – in ihren Betten. Keinesfalls wandern sie zu dieser nächtlichen Stunde durch Londons Straßen und suchen alleinstehende Gentlemen auf!“
Carrick, der als Butler von Rang diese Meinung im Allgemeinen teilte, beharrte jedoch im Besonderen auf seiner Einschätzung der nächtlichen Besucherin.
„Verzeihen Sie, Mylord, aber es handelt sich zweifellos um eine junge Dame, die offenbar in einer Notlage steckt …“
Ärgerlich stöhnend ließ Kit seinen Blick durch sein Arbeitszimmer schweifen, über den verrutschten Stapel Papiere auf dem Schreibpult, die halb geleerte Flasche Brandy und das gefüllte Glas neben seinem Sessel. Er schüttelte den Kopf. Hier konnte er keine Dame empfangen.
„Es tut mir leid, Carrick, aber Sie müssen sie abweisen“, beharrte er auf seinem Standpunkt. „Ich bin sicher, dass mir nur eine Falle gestellt werden soll, in die ich gewiss nicht hineinmarschieren werde …“
Kaum hatten die Worte seine Lippen verlassen, als schnelle Schritte in der...




