E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Cresswell Auf dem Weg ins Glück
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-7435-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-7435-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Michael und Julia - Jeffrey und Grace. Zwei verschiedene Generationen auf der gleichen Suche nach dem vollkommenen Glück. Wird Michael für Julia seine Freiheit opfern? Ist Julia bereit, sich seinen Wünschen zu unterwerfen? Gelingt es Jeffrey endlich, Grace um Entschuldigung zu bitten? Wird ihm Grace verzeihen und mit ihm eine zweite Ehe wagen? Alle diese Fragen erhalten eine Antwort, und alle Wünsche werden sich erfüllen - wenn die Liebe stark genug ist!
Geboren in England, pendelt Jasmine Cresswell nun zwischen ihrem Winterdomizilen in Sarasota, Florida, und ihrem Sommersitz in Evergreen, Colorado. Sie schreibt seit 1975 und hat seitdem mehr als fünfzig Romane mit einer Gesamtauflage von neun Millionen Exemplaren veröffentlicht.
Autoren/Hrsg.
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2. KAPITEL
Innerhalb des letzten Jahres hatte Julia Dutton entdeckt, dass es eine ziemlich gute Methode war, ihr gebrochenes Herz vor anderen zu verbergen, indem sie bis zur Erschöpfung arbeitete. Leider bekam dies aber ihrem Aussehen nicht sonderlich. Sie richtete die Lampe über ihrem Badezimmerspiegel aus und besah sich mit gerunzelter Stirn. Kein hübscher Anblick, dachte sie düster. Sie sah aus, als wäre sie einem Gespensterfilm entsprungen: tiefliegende, glanzlose Augen, dürre Arme und leichenblasse Haut.
So wie sie aussah, konnte sie Lianne und Gabe auf keinen Fall gegenübertreten. Besonders ihnen gegenüber musste sie die Illusion von Miss Vitalität aufrechterhalten. Ihr fehlte im Augenblick eine gütige Fee, die bereit war, ihren Zauberstab zu schwingen und ihr auf der Stelle ein tolles Aussehen zu verschaffen.
Da die gütigen Feen durch Abwesenheit glänzten, durchstöberte Julia ihr Badezimmer und fand eine schon ein Jahr alte Packung einer verjüngenden Gesichtsmaske. Nicht gerade der erwünschte Zauber, aber ihrem Leben fehlte er sowieso schon seit ein paar Monaten.
Sie drückte den Tubeninhalt auf ihre Handflächen und verteilte die schlammige, körnige Masse gleichmäßig auf ihrem Gesicht, von der die Packung versprach, dass sie der Haut eine leuchtende Schönheit verleihen würde. Zehn Minuten erschien Julia eine ziemlich kurze Zeit, um einen solchen Zustand zu erreichen, aber sie war bereit, es zu glauben. Während sie wartete, steckte sie ihren Lockenstab in die Steckdose und überlegte ihre Frisurmöglichkeiten. Sie konnte sich nicht erinnern, wann das letzte Mal die Notwendigkeit bestanden hatte, sich richtig schick zu machen.
Sie nahm die Spange aus ihrem Haar, mit der sie es während des Badens oben auf dem Kopf festgehalten hatte, und schüttelte es locker. Mochte alles andere an ihr auch nicht sonderlich aufregend sein, ihre Haare aber machten immerhin einiges wett. Lang und voll, strotzte es vor Gesundheit und besaß einen Schimmer wie poliertes Rosenholz, auch wenn der Rest von ihr immer schlapp und völlig ausgelaugt war.
Aber zu ihrer Überraschung stellte sie auf einmal fest, dass dem heute Abend nicht so war, trotz einer anstrengenden Woche, in der sie einen Intensivkurs in Französisch gegeben hatte, und langen Abenden, an denen sie für den dritten Geburtstag ihrer Nichte einen Quilt nach einer Fotografie aus den zwanziger Jahren genäht hatte. Plötzlich von seltsamem Optimismus erfüllt, machte sie sich noch ein paar Extralocken.
Skeptisch betrachtete sie das Resultat und hoffte, sie machte sich nicht nur vor, dass sie ein wenig verrucht aussah. Denn so auszusehen, war heute ihr erklärtes Ziel. Seit fast vier Monaten würde sie Gabe heute Abend zum ersten Mal wiedersehen, und sie wollte wirken wie eine Frau, die das Leben in vollen Zügen genoss. Ein interessantes Leben, voller aufregender Erlebnisse und ebenso aufregender, sexy Männer. Sie hatte die Nase voll von seinem stummen Mitleid für sie. Es würde ihr für mehrere Leben reichen!
Allein schon der Gedanke an Gabriel DeWilde färbte ihre Wangen unter der Tonmaske rot, und schnell vertrieb sie die Erinnerungen, die leider viel zu lebendig und viel zu schmerzhaft waren. Gabe und Lianne waren glücklich miteinander verheiratet und erwarteten im nächsten Monat ihr erstes Kind, und es war an der Zeit, dass sie, Julia, endlich ihre dummen Gefühle für Gabe in den Griff bekam.
Sie zog den Lockenstab aus der Steckdose und fragte sich dabei, warum die Menschen in der viktorianischen Zeit unerfüllte Liebe als etwas so Romantisches angesehen hatten. Sie persönlich fand eine Frau lächerlich, deren Liebesleben so mitleiderregend war, dass sie die Gefühle für einen Mann nicht aus sich vertreiben konnte, der ihr vor mehr als einem Jahr den Laufpass gegeben hatte.
Von der Liebe des Lebens wegen einer anderen Frau sitzengelassen zu werden, empfand Julia nicht gerade als Bereicherung. Und sitzengelassen zu werden wegen der besten Freundin wünschte sie nicht einmal ihrer ärgsten Feindin. Es war ein Beweis für ihre enge Beziehung in der Vergangenheit, dass sie und Lianne immer noch gute Freundinnen waren, trotz Gabe. Sie sahen sich, wann immer ihre engen Termine es zuließen, und telefonierten mindestens einmal die Woche miteinander. Um ihre Freundschaft nicht zu gefährden, hatten sie ein System entwickelt. Trafen sie sich, wurde ab und an eine nebensächliche Bemerkung über Gabe gemacht, und sie taten beide so, als wäre dies kein delikates Thema, sondern etwas ganz Alltägliches.
Während der letzten Wochen allerdings hatte Julia sich nicht zu verstellen brauchen, da sie Lianne kaum einmal und Gabe überhaupt nicht gesehen hatte. Da Liannes und Gabes Baby Ende August auf die Welt kommen würde, hatten die beiden fast jedes Wochenende auf dem Land verbracht, um die Arbeiten an ihrem Cottage aus dem achtzehnten Jahrhundert voranzutreiben, das sie bald nach ihrer Hochzeit gekauft hatten. Es hatte vorher zwei alten Schwestern gehört und musste völlig renoviert werden.
Als Lianne mit ihr eine Führung durch das wunderschöne, stilvolle Haus gemacht hatte, hatte es sie in den Fingern gejuckt, sich an der Innengestaltung zu versuchen. Inneneinrichtung hatte sie schon immer fasziniert, selbst als Kind schon, auch wenn ihr schnell klargeworden war, dass die Konkurrenz auf diesem Gebiet immens war. Ihre Eltern hatten sie in ihren Zweifeln noch bestärkt, dass sie sich damit ihren Lebensunterhalt nicht verdienen könnte.
Nach dem Debakel mit Gabe hatte sie ihre leeren Wochenenden damit verbracht, die der Öffentlichkeit offenstehenden schönen alten Häuser des National Trust zu besichtigen, ihre Kenntnisse antiker Möbel zu vertiefen und eine Expertin für Stoffe englischer Landhäuser der letzten drei Jahrhunderte zu werden. Ihre Ausflüge hatten begonnen, damit sie nicht zu Haus herumsaß und vor sich hinbrütete, aber irgendwann entwickelte sie eine echte Begeisterung für antike Möbel, ihren Erhalt und Restaurierungsmethoden.
Während der Renovierung des Cottages hatte Lianne Julia ständig um Rat gefragt, da sie und Gabe einen möglichen Kompromiss zwischen Komfort und einem authentischen Aussehen des Hauses erzielen wollten. Letzte Woche dann hatte Lianne Julia angerufen und erzählt, die Handwerker wären fertig.
„Sie sind endlich fort!“, jubelte sie. „Ich kann es kaum fassen! Nun haben wir ein Haus, in dem jeder Raum feste, solide Wände und eine trockene Decke hat.“
Julia lachte. „Das ist nicht nur wundervoll, sondern geradezu erstaunlich! Aber wie viele der Wände haben denn bereits einen Anstrich?“
„Alle. Jede einzelne. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie toll das Haus aussieht, Julia. Und diese wundervolle Ruhe. Man kann sie förmlich hören. Über all dem Lärm und bei dem ständigen Radiogedudele der Handwerker habe ich beinahe vergessen, wie es ist.“
„Sicher bist du halb verrückt vor Freude, endlich das Haus für euch zu haben. Sind die Gardinen schon geliefert worden? Ich sterbe vor Neugier, sie aufgehängt zu sehen.“
„Ja, sie sind da und sehen wundervoll aus. Du hattest absolut recht mit dem roten Chintz, das Moosgrün wäre wirklich schrecklich gewesen. Und das Wedgwood-Blau der Wandpaneele im Esszimmer ist ein perfekter Kontrast zu dem elfenbeinfarbenen Stuck. Ich weiß auch nicht, was in der letzten Zeit mit meinem Farbverständnis los ist. Es muss mit meinen pränatalen Hormonveränderungen zusammenhängen. Gott sei Dank tragen die meisten Bräute immer noch Weiß, sonst hätte mich DeWilde’s schon vor Monaten vor die Tür gesetzt!“
Julia lächelte. „Das bezweifle ich ernsthaft. Es würde ihnen wohl schwerfallen, die Frau zu feuern, die in diesem Jahr vom Brides Magazine zur Designerin des Jahres gekürt wurde!“
„Woher weißt du das denn?“, fragte Lianne und klang verlegen. „Hat Gabe es dir erzählt? Ehrlich, er war unmöglich, als die Redaktion uns die Neuigkeit mitteilte. Ich konnte ihn kaum davon abbringen, auf dem Trafalgar Square eine Reklametafel aufzustellen.“
Julia behielt ihren lockeren Ton bei. „Nein, ich habe in der letzten Zeit nicht mit Gabe gesprochen. Megan hat es mir erzählt. Als ich Ende letzten Monats in Paris war, haben wir zusammen gegessen.“
„Du warst in Paris? Davon hast du gar nichts erzählt.“ Lianne lachte. „Ich hoffe, du hast irgendetwas Skandalöses getan.“
„Leider nichts entfernt Skandalöses.“ Julia unterdrückte ein Seufzen. „Ich habe eine Gruppe von Schülern bei einer Tour zu den touristischen Glanzpunkten der Stadt begleitet. Das, was einem Skandal am nächsten kam, war, dass ich zwei der Mädchen früh am Morgen mit Alkohol an der Hotelbar ertappte.“
„Das ist nicht skandalös, sondern einfach nur ärgerlich, Julia. Verdammt, ich hatte gehofft, du hättest einen tollen Mann kennengelernt, der dich zu einem Wochenende mit heißem Sex nach Paris gelockt hätte.“
„Ich halte mich nicht für eine Frau, die tolle Männer dazu verführt, sie zu heißem Sex am Wochenende nach Paris zu locken“, erwiderte Julia und wünschte im selben Moment, sie hätte sich nicht so selbstmitleidig angehört.
„Du bist eine der schönsten Frauen, die ich kenne“, sagte Lianne. „Und du hast einen großartigen Körper. Herrliche Beine. Du kannst jeden Mann haben, den du willst.“
Nicht Gabe. Und einen anderen wollte sie nicht. „Danke für das Kompliment“, sagte Julia. „Aber hübsch ist nicht dasselbe wie sexy.“
„Ich denke, wie sexy eine Frau ist, hängt in erster Linie davon ab, was sie selbst von sich hält. Deine Familie hat dich zu dem Glauben gebracht, du...




