Fielding Lebenslang ist nicht genug
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-641-05414-4
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 352 Seiten
ISBN: 978-3-641-05414-4
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Joy Fielding gehört zu den großen Spitzenautorinnen Amerikas. Seit ihrem Psychothriller 'Lauf, Jane, lauf' waren alle ihre Bücher internationale Bestseller. Joy Fielding hat zwei Töchter und lebt mit ihrem Mann in Toronto, Kanada, und in Palm Beach, Florida.
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" (S. 91-92)
Gail beschäftigte sich am Wochenende hauptsächlich mit der Lektüre von Presseberichten über anormales Sexualverhalten. Sie erfuhr, daß die Welt voll sei von Menschen, die entweder dem Gruppensex frönten oder es auf Friedhöfen und Kirchenbänken trieben, während andere gleichgeschlechtliche Partner bevorzugten und wieder andere sich mit Tieren oder mit den lieben Dahingeschiedenen vergnügten. Manche liebten Züchtigungen, andere Sodomie; die einen standen auf Exhibitionismus, die anderen auf Voyeurismus. Manche schlugen gern; anderen gefiel es, sich schlagen zu lassen. Sie lernte sämtliche Fachausdrücke.
Einige gängige Begriffe - wie etwa Homosexualität, Lesbianismus und Sodomie - waren ihr schon geläufig. Auch Masochismus, Sadismus und Vergewaltigung kannte sie. Neu waren Ausdrücke wie Nekrophilie, Koprophagie und Pädophilie. Pädophilie - auf Kinder gerichteter Sexualtrieb Erwachsener. Die Artikel bestätigten vieles von dem, was Lieutenant Cole ihr bereits gesagt hatte, daß sämtliche Triebtäter fast ausschließlich männlichen Geschlechts seien, in der Regel jung, daß sie Frauen entweder haßten oder fürchteten, daß sie aber auch sich selbst haßten und ihre eigenen Bedürfnisse fürchteten.
Ihre Eltern waren häufig Bestien, die sie als Kinder mißhandelt oder vernachlässigt und dadurch ihr Schicksal bis zu einem gewissen Grad vorherbestimmt hatten. Kleine Grausamkeiten steigerten sich im Laufe der Zeit. Es gab wenig Möglichkeiten, solchen Menschen zu helfen, aber noch weniger, andere vor ihnen zu schützen. Männer, die kleinen Mädchen nachjagten, waren in der Regel zurückhaltend, wenn nicht gar feige. Sie töteten mehr aus Angst vor Entdeckung, als aus dem Wunsch, ihrem Opfer weiteres Leid zuzufügen, wenngleich es auch Geistesgestörte gab, denen das Morden an sich höchsten Lustgewinn verschaffte.
Die Gesellschaft hatte ihre Haltung gegenüber sexuell Abartigen im Laufe der Jahre geändert. Strikte Ablehnung war gleichgültiger Duldung gewichen. Heute herrschte die Meinung vor, Erwachsene dürften in ihren vier Wänden miteinander tun, was immer ihnen Spaß machte - vorausgesetzt, alle Beteiligten seien einverstanden.
Privatclubs und sogar öffentliche Badeanstalten wurden zur Plattform für dieses zunehmend anerkannte neue Sozialverhalten. Selbst krankhaft Abartige, Sexualpsychotiker, die ihre Triebe befriedigten, ohne zu fragen, die Menschen vergewaltigten und sinnlos Leben zerstörten, ohne sich um das Alter ihrer Opfer zu kümmern, durften inzwischen auf ein gewisses Mitgefühl rechnen und wurden nicht mehr für ihre Taten verantwortlich gemacht."