Fielding Schau dich nicht um
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-641-05412-0
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 512 Seiten
ISBN: 978-3-641-05412-0
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Joy Fielding gehört zu den großen Spitzenautorinnen Amerikas. Seit ihrem Psychothriller 'Lauf, Jane, lauf' waren alle ihre Bücher internationale Bestseller. Joy Fielding hat zwei Töchter und lebt mit ihrem Mann in Toronto, Kanada, und in Palm Beach, Florida.
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" (S. 126-127)
Kann ich etwas für Sie tun?« »Ich schaue mich nur um, danke.« Was tu ich denn jetzt wieder, fragte sich Jess, während sie ein Paar Bruno-Magli-Slipper aus grünem Wildleder musterte. Was hab ich hier in diesem Laden zu suchen? Schon wieder neue Schuhe sind das letzte, was ich brauche. Sie sah auf ihre Uhr. Fast halb eins. In einer Stunde war sie mit der Leiterin der Gerichtsmedizin verabredet, die drüben in der Harrison Street saß, mindestens zwanzig Minuten mit dem Wagen, und ihr Auto stand immer noch in der Werkstatt. Die Leute hatten sie in aller Frühe angerufen und ihr etwas von einer weiteren kleineren, aber absolut notwendigen Reparatur erzählt. Sie würde sich ein Taxi nehmen müssen. »Woran haben Sie denn in etwa gedacht?«
Der Verkäufer ließ sich nicht abschütteln. »Ich habe eigentlich an gar nichts gedacht«, antwortete Jess kurz. Der kleine ältere Mann mit dem schlecht sitzenden braunen Toupet verneigte sich mit übertriebener Höflichkeit und ging dann eilig auf eine Frau zu, die eben in den Laden getreten war. Jess ließ ihren Blick langsam über einen langen Tisch mit einer erstaunlichen Auswahl an sportlichen Schuhen in vielen Farben gleiten. Sie nahm ein Paar senfgelber Mokassins vom Tisch und drehte sie in den Händen. Nichts geht über ein Paar neue Schuhe, wenn man seine Probleme loswerden will, dachte sie, während sie über das weiche Wildleder strich.
Das war im Grund die ganze Therapie, die sie brauchte. Auf jeden Fall billiger, stellte sie mit einem Blick auf das Preisschild fest, das auf der Sohle klebte. Neunundneunzig Dollar im Vergleich zu... Im Vergleich wozu? Über den Preis hatte sie mit Stephanie Banack nicht gesprochen, hatte gar nicht daran gedacht, sich nach den Kosten pro Sitzung zu erkundigen, war einfach gegangen, ohne die Frau auch nur zu fragen, was sie ihr schuldete.
Nicht nur war Stephanie Banack um ihr Mittagessen gekommen, sie hatte auch keine Bezahlung erhalten. Zwei Unhöflichkeiten auf einmal. Mit einem ärgerlichen Kopfschütteln stellte Jess die Schuhe wieder auf den Tisch. Sie war nicht nur unhöflich gewesen, sondern obendrein anmaßend. Sie hatte die Freundin ihrer Schwester sehr schlecht behandelt. Sie würde sich entschuldigen müssen, ihr vielleicht Blumen und einen kurzen Dankesbrief schicken müssen. Und was sollte sie schreiben? Danke für die Erinnerungen? Danke für nichts? Danke, aber nein danke?"