Fielding Zähl nicht die Stunden
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-641-05420-5
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 448 Seiten
ISBN: 978-3-641-05420-5
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Joy Fielding gehört zu den großen Spitzenautorinnen Amerikas. Seit ihrem Psychothriller 'Lauf, Jane, lauf' waren alle ihre Bücher internationale Bestseller. Joy Fielding hat zwei Töchter und lebt mit ihrem Mann in Toronto, Kanada, und in Palm Beach, Florida.
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" (S. 119-120)
»Du sagst mir nie, dass ich schön aussehe.« Jake stöhnte, warf sich auf den Rücken, dann auf die linke Seite und zog sich die kratzige rosarote Wolldecke über die Ohren, um die Stimme seiner Mutter nicht hören zu müssen. »Wieso sagst du mir nie, dass ich schön aussehe?« »Ich sag es dir dauernd. Aber du hörst nicht zu«, versetzte Jakes Vater unwirsch, desinteressiert. Jake hörte das ferne Rascheln der Zeitung in den Händen seines Vaters. Er stöhnte lauter, wünschte vergeblich, er würde nicht hören müssen, was, wie er wusste, gleich kommen würde. Er hatte es schon so oft gehört, er wollte es nicht schon wieder hören.
»Warum gehen wir nicht ein bisschen aus? Komm, gehen wir tanzen«, drängte seine Mutter und tanzte in den Vordergrund von Jakes Traum, verdrängte mit ihrem blonden Haar und ihren dunklen Augen alle anderen Bilder. In ihrem weiten Blumenrock schwenkte sie verführerisch die Hüften vor ihrem Mann, der verbissen seine Zeitung las und keine Notiz von ihr nahm. »Hast du gehört? Ich hab gesagt, gehen wir tanzen.« »Du hast getrunken.« »Nein, hab ich nicht.«
»Ich riech den Alkohol doch bis hierher.« Der schmollende rote Mund seiner Mutter füllte den riesigen Bildschirm, der Jakes Unterbewusstsein war. »Na schön, dann gehen wir eben nicht tanzen. Hast du wenigstens Lust, ins Kino zu gehen? Wir waren seit Monaten nicht mehr.« »Ich will nicht ins Kino. Ruf eine von deinen Freundinnen an, wenn du ins Kino gehen willst.« »Ich hab keine Freundinnen«, gab Eva Hart schnippisch zurück. »Die Freundinnen hast du.« Jake warf sich wieder auf den Rücken. Zeit zum Aufwachen, flüsterte es in seinem Kopf. Wimmerte es. Du willst das doch nicht hören. »Sprich nicht so laut«, sagte sein Vater.
»Du weckst die Jungs.« »Ich wette, deinen Freundinnen verbietest du nicht den Mund. Denen sagst du bestimmt nicht, sie sollen leise sein, wenn sie ihre Lustschreie loslassen -« »Herrgott noch mal, Eva -« »Herrgott noch mal, Warren!«, äffte sie ihn spöttisch nach, und Jake sah, wie ihr Gesicht sich vor Wut verzerrte."