Fleming | James Bond 14 - Octopussy | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 14, 180 Seiten

Reihe: James Bond

Fleming James Bond 14 - Octopussy


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86425-097-2
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 14, 180 Seiten

Reihe: James Bond

ISBN: 978-3-86425-097-2
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Für James Bond, Geheimagent 007, kann Spionage eine dreckige Angelegenheit sein. Ob er einen unberechenbaren Major aufspürt, der ein tödliches Geheimnis mit in die Karibik genommen hat, einen russischen Agenten identifiziert, der heimlich für ein Fabergé-Ei in einem Sotheby's Auktionshaus bietet, oder unbarmherzig einen Auftragskiller in einer Heckenschützen-Gasse zwischen Ost- und Westberlin niederschießt - Bond schließt den Fall ab - mit verbissener Zielstrebigkeit ... Vier Kurzgeschichten: Octopussy, Die Vorzüge einer Frau, Der Hauch des Todes, 007 in New York Jeder kennt sie: die teils stark von den Vorlagen abweichenden Verfilmungen der James-Bond-Romane. Pünktlich zum 50-jährigen Jubliäum der Filmreihe gilt es die Ian-Fleming-Originale erstmals im 'Director's Cut' zu entdecken! Eine der größten Filmikonen überhaupt wird 50 Jahre alt! Passend dazu kommt Ende 2012 der 23. Teil der Saga mit dem Titel 'Skyfall' in die Kinos! Cross Cult schließt sich den Jubilaren des Mythos mit einer Wiederentdeckung der meisterhaft erzählten Agenten- und Spionageromane aus der Feder Ian Flemings an und beginnt die schrittweise Veröffentlichung aller James-Bond-Originalromane. Endlich wird es möglich sein, Titel wie 'Goldfinger', 'Thunderball' oder 'You Only Live Twice' komplett in ungekürzten Übersetzungen und mit den ursprünglichen Kapitelabschnitten und -überschriften zu lesen. Es verspricht eine einzigartige James-Bond-Bibliothek zu werden, die dazu einlädt, dem Kult um den britischen Gentleman-Geheimdienstler mit der 'Lizenz zum Töten' auf den Grund zu gehen.

Der Schöpfer von James Bond, geboren 1908 in London, wurde mit Beginn des Zweiten Weltkriegs selbst zum Geheimdienstler der britischen Krone. Wenn also auch vieles von dem, was man in der James-Bond-Romanreihe - die 1953 mit Casino Royale begann und bereits vor dem ersten Film 'James Bond jagt Dr. No' (1962) begeistert rezipiert wurde - liest, eindeutig in den Bereich der Fiktion gehört, kann das doch nicht über den wahren Kern mancher Episoden und Verweise hinwegtäuschen. Überhaupt lassen sich nicht nur zahlreiche Anspielungen auf das weltpolitische Konfliktpanorama der ersten Nachkriegsjahrzehnte, sondern auch deutliche Parallelen zwischen dem Schriftsteller und seiner Figur feststellen: So flog Fleming schon in jungen Jahren zweimal aufgrund von 'Mädchengeschichten' von der Schule, und auch Flemings Reisen durch ganz Europa als Korrespondent für diverse Zeitungen spiegeln sich in der kosmopolitischen Ader des stets mit neuester Spionagetechnik und ebenso schlagfertigen Sprüchen ausgestatteten Globetrotters wider, der seinen Lieblingsdrink geschüttelt und nicht gerührt wünscht. Bevor Fleming 1964 verstarb, veröffentlichte er neben diversen anderen Büchern zwölf Romane und zwei Kurzgeschichten-Sammlungen mit dem Titelhelden James Bond und konnte noch die Premieren und den Erfolg der beiden ersten Filme genießen, in denen Sean Connery als erste Personifikation des Kultagenten seinen ultimativen Karrieredurchbruch erlebte.
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»Weißt du was?«, sagte Major Dexter Smythe zu dem Oktopus. »Du wirst heute einen richtigen Leckerbissen bekommen, wenn ich es arrangieren kann.«

Er hatte laut gesprochen und sein Atem hatte das Glas der Pirelli-Tauchermaske beschlagen. Er stellte seinen Fuß auf den Sand neben der Koralle und richtete sich auf. Das Wasser ging ihm bis zu den Achseln. Er nahm die Maske ab, spuckte hinein, verrieb den Speichel auf dem Glas, spülte es sauber und zog das Gummiband der Maske wieder über seinen Kopf. Dann beugte er sich erneut nach unten.

Das Auge in dem gefleckten braunen Sack beobachtete ihn nach wie vor vorsichtig aus dem Loch in der Koralle, doch nun wand sich die Spitze eines einzelnen kleinen Tentakels zögernd zwei oder drei Zentimeter weit aus den Schatten und tastete unsicher mit seinen obersten Saugnäpfen umher. Dexter Smythe lächelte zufrieden. Nach den zwei Monaten, die er nun schon damit verbracht hatte, sich mit dem Oktopus anzufreunden, würde es noch maximal einen weiteren Monat dauern, und dann würde er den kleinen Schatz endlich gezähmt haben. Aber diesen Monat hatte er nicht mehr. Sollte er es heute riskieren und dem Tentakel anstelle des erwarteten Stücks rohen Fleisches am Ende seines Speers seine Hand anbieten – dem Tier sozusagen die Hand schütteln? Nein, Pussy, dachte er. Ich kann dir noch nicht vollständig vertrauen. Zweifellos würden andere Tentakel aus dem Loch hervorschießen und nach seinem Arm greifen. Er musste nicht mehr als einen Meter tief nach unten gezogen werden, das Korkventil an seiner Maske würde sich automatisch schließen und er würde ersticken oder, wenn er sich die Maske vom Gesicht riss, ertrinken. Ihm mochte ein Glückstreffer mit seinem Speer gelingen, aber es würde mehr nötig sein, um Pussy zu töten. Nein. Vielleicht später. Es wäre so, als würde man russisches Roulette spielen, und die Gewinnchancen standen in etwa genauso schlecht. Es mochte eine schnelle, eine verrückte Möglichkeit sein, seinen Problemen zu entkommen. Aber nicht jetzt! Die interessanteste Frage würde unbeantwortet bleiben. Und er hatte es diesem netten Professor Bengry vom Institut versprochen. Dexter Smythe schwamm gemächlich in Richtung Riff. Seine Augen suchten nur nach einer einzigen Gestalt, der flachen bösartigen Keilform des Skorpionfischs, oder, wie Bengry ihn nannte, .

Major Dexter Smythe, O.B.E. der Königlichen Marine im Ruhestand, war das, was übrig war von einem einst tapferen und erfindungsreichen Offizier und gut aussehenden Mann, der während seiner gesamten militärischen Laufbahn keinerlei Probleme damit gehabt hatte, sexuelle Eroberungen zu machen, besonders unter den Wrens und Wracs sowie den Mitarbeiterinnen des ATS, die die Kommunikationsstation und das Sekretariat eines sehr speziellen Einsatzkommandos bemannten, dem er gegen Ende seiner Karriere zugeteilt gewesen war. Nun war er vierundfünfzig, leicht kahlköpfig, und sein Bauch wölbte sich über die Jantzen-Badehose. Und er hatte zwei Herzinfarkte hinter sich. Sein Arzt, Jimmy Greaves (einer der Pokerspieler im Queen’s Club, als Dexter Smythe damals nach Jamaika gekommen war), hatte den zweiten, den er erst vor einem Monat erlitten hatte, halb scherzhaft als »zweite Warnung« bezeichnet. Aber in seiner sorgfältig ausgewählten Kleidung, die seine Krampfadern verbarg und seinen Bauch mithilfe eines diskreten Stützgürtels hinter einem tadellosen Kummerbund flach aussehen ließ, gab er auf Cocktailpartys oder bei Abendessen in North Shore immer noch ein beeindruckendes Bild von einem Mann ab. Für seine Freunde und Nachbarn war es ein Rätsel, warum er trotz der fünfzig Milliliter Whisky und zehn Zigaretten, die sein Arzt ihm pro Tag erlaubte, weiterhin darauf bestand, wie ein Schlot zu rauchen und jede Nacht betrunken, wenn auch liebenswürdig betrunken, zu Bett zu gehen.

Die Wahrheit war, dass Dexter Smythe inzwischen einen Todeswunsch entwickelt hatte. Die Ursprünge dieser Gemütsverfassung waren zahlreich und nicht sonderlich komplex. Sie waren untrennbar mit Jamaika verbunden, und die tropische Trägheit hatte ihn nach und nach zermürbt. Nach außen hin wirkte er wie ein recht hartes und stabiles Stück Holz, doch unter der lackierten Oberfläche hatten die Termiten der Trägheit, der Genusssucht, der Schuld wegen einer alten Sünde sowie des allgemeinen Selbstekels seinen einst harten Kern zu Staub zerfressen. Seit Marys Tod vor zwei Jahren hatte er niemanden mehr geliebt. Er war sich nicht einmal sicher, ob er sie wirklich geliebt hatte, aber er wusste, dass er ihre Liebe für ihn sowie ihre fröhliche, unordentliche, tadelnde und oftmals lästige Anwesenheit jede Stunde des Tages vermisste. Obwohl er ihre Kanapees aß und ihre Martinis trank, empfand er für dieses internationale Gesindel, in dessen Gesellschaft er sich in North Shore begab, lediglich Verachtung. Er hätte sich vielleicht mit den Soldaten, den Hobbyfarmern aus dem Inland oder den Plantagenbesitzern von der Küste, den Geschäftsmännern und den Politikern anfreunden können, aber das hätte bedeutet, seinem Leben einen neuen Sinn abzugewinnen, was seine Faulheit und geistige Trägheit verhinderten. Außerdem hätte er dafür weniger trinken müssen, wozu er eindeutig nicht bereit war. Also war Major Smythe gelangweilt, zu Tode gelangweilt, und er hätte schon vor langer Zeit eine Flasche Barbiturate geschluckt, die er problemlos von einem ansässigen Arzt erhalten hatte, wenn es da nicht diese eine Sache in seinem Leben gegeben hätte. Die Rettungsleine, die dafür sorgte, dass er sich weiterhin am Rand der Klippe festklammerte, war sehr dünn. Schwere Alkoholiker neigen zu einer Übertreibung ihrer Temperamente, die sich klassisch in vier Kategorien zusammenfassen lassen: sanguinisch, phlegmatisch, cholerisch und melancholisch. Der sanguinische Alkoholiker ist fröhlich bis zur Hysterie und zum Idiotismus. Der phlegmatische versinkt in einem Morast aus mürrischem Trübsinn. Der cholerische ist der kämpfende Alkoholiker des Karikaturenzeichners, der zu viel Zeit seines Lebens im Gefängnis verbringt, weil er Menschen und Gegenstände zerschlägt. Und der melancholische ergibt sich dem Selbstmitleid, der Gefühlsduselei und den Tränen. Major Smythe war ein Melancholiker, der in eine verklärte Fantasie abgerutscht war, die sich um die Vögel, Insekten und Fische drehte, die die zwanzigtausend Quadratmeter von Wavelets (der Name, den er seiner kleinen Villa gegeben hatte, war bezeichnend), den Strand und das dahinterliegende Korallenriff bewohnten. Die Fische waren seine besonderen Lieblinge. Er sah sie als Persönlichkeiten, und da Rifffische in etwa so territorial sind wie die meisten kleinen Vogelarten, kannte er sie nach zwei Jahren alle sehr genau, »liebte« sie und glaubte, dass sie ihn ebenfalls liebten.

Sie kannten ihn zweifellos – so wie die Bewohner eines Zoos ihre Wärter kennen –, da er ihnen täglich Nahrung brachte. Er kratzte Algen ab und lockerte den Sand und die Steine für die Bodenbewohner auf. Er knackte die Panzer der Seeigel für die kleinen Fleischfresser und brachte für die größeren Fleischabfälle mit. Und nun, während er sich langsam und schwerfällig im Riff auf und ab bewegte und durch die Kanäle schwamm, die ins tiefe Wasser hinausführten, umschwärmten ihn seine »Nachbarn« furchtlos und erwartungsvoll, schnellten auf die Spitze seines dreizackigen Speers zu, den sie nur als verschwenderischen Löffel kannten, huschten ganz nah am Glas der Tauchermaske vorbei und knabberten im Fall der unerschrockenen, kampflustigen Demoisellen sogar an seinen Füßen und Beinen.

Ein Teil von Major Smythes Verstand nahm all diese schillernd bunten kleinen »Persönlichkeiten« wahr, aber heute hatte er eine Aufgabe zu erledigen. Während er an ihnen vorbeischwamm, begrüßte er sie dennoch mit unausgesprochenen Worten – »Guten Morgen, Beau Gregory«, sagte er zu der dunkelblauen Demoiselle mit den hellblauen Flecken, dem »Juwelfisch«, der genau wie das Sternenmuster auf einem Flakon von »Vol de Nuit« aussah. »Tut mir leid. Heute nicht, Liebling«, erklärte er einem vorbeihuschenden Schmetterlingsfisch mit falschen schwarzen »Augen« auf dem Schwanz. Und zu einem indigofarbenen Papageifisch, der sicher gute viereinhalb Kilo wog, sagte er: »Du bist ohnehin zu fett, Blue Boy.« Seine Augen suchten nach einem bestimmten Mitglied seiner »Bekanntschaften« – seinem einzigen Feind im Riff, dem einzigen, den er sofort töten würde, wenn er ihn entdeckte: dem Skorpionfisch.

Skorpionfische kommen in den meisten südlichen Gewässern der Welt vor, und der , der die Grundlage für eine bildet, gehört zu dieser Familie. Die westindische Variante wird nur etwa dreißig Zentimeter lang und knapp ein halbes Kilo schwer. Es handelt sich um den mit Abstand hässlichsten Fisch im gesamten Meer, als ob die Natur eine Warnung aussprechen wollte. Er ist braungrau gefleckt und er hat einen keilförmigen, fransigen Kopf. Seine fleischigen »Augenbrauen« baumeln über bösartigen roten Augen, und seine Hautfarbe und zackige Silhouette sind perfekt geeignet, um...


Der Schöpfer von James Bond, geboren 1908 in London, wurde mit Beginn des Zweiten Weltkriegs selbst zum Geheimdienstler der britischen Krone. Wenn also auch vieles von dem, was man in der James-Bond-Romanreihe - die 1953 mit Casino Royale begann und bereits vor dem ersten Film "James Bond jagt Dr. No" (1962) begeistert rezipiert wurde - liest, eindeutig in den Bereich der Fiktion gehört, kann das doch nicht über den wahren Kern mancher Episoden und Verweise hinwegtäuschen. Überhaupt lassen sich nicht nur zahlreiche Anspielungen auf das weltpolitische Konfliktpanorama der ersten Nachkriegsjahrzehnte, sondern auch deutliche Parallelen zwischen dem Schriftsteller und seiner Figur feststellen: So flog Fleming schon in jungen Jahren zweimal aufgrund von "Mädchengeschichten" von der Schule, und auch Flemings Reisen durch ganz Europa als Korrespondent für diverse Zeitungen spiegeln sich in der kosmopolitischen Ader des stets mit neuester Spionagetechnik und ebenso schlagfertigen Sprüchen ausgestatteten Globetrotters wider, der seinen Lieblingsdrink geschüttelt und nicht gerührt wünscht.

Bevor Fleming 1964 verstarb, veröffentlichte er neben diversen anderen Büchern zwölf Romane und zwei Kurzgeschichten-Sammlungen mit dem Titelhelden James Bond und konnte noch die Premieren und den Erfolg der beiden ersten Filme genießen, in denen Sean Connery als erste Personifikation des Kultagenten seinen ultimativen Karrieredurchbruch erlebte.



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