Frank Schattenwandler - Adam
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8025-9021-4
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 06, 336 Seiten
Reihe: Schattenwandler-Reihe
ISBN: 978-3-8025-9021-4
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Jacquelyn Frank wurde in New York geboren und lebt heute in North Carolina. Zu ihren Lieblingsautorinnen gehören Christine Feehan, J. R. Ward, Kresley Cole und Sherrilyn Kenyon.
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Prolog Samhain 2008 »Es sind zu viele!«, schrie Isabella, nachdem sie einen Moment lang Luft geholt hatte. Die dunkle Ebenholzwolke ihres Haars schwang in einem weiten Bogen herum, als sie den Kopf drehte, um ihren Begleiter anzuschauen: ihren Gefährten und Ehemann, den Vater ihrer Tochter und nicht zuletzt ihres Sohns, von dessen zukünftiger Existenz sie erst vor einer Woche erfahren hatten. Sie schützten einander im Kampf, und gemeinsam schützten sie das, was für sie am kostbarsten war. »Jacob!« Die Druidin war gezwungen, ihren Angreifern den Rücken zuzudrehen, als sie sah, dass ihre Chancen im Vergleich zu seinen gering waren. Egal, wie stark und geübt sie über die Jahre als Kämpferin an seiner Seite geworden war, egal, wie unangreifbar er als Erddämon war, gegen eine solche Übermacht würden sie niemals bestehen. Nicht allein. Und Jacob wollte nicht nachgeben. Er konnte nicht nachgeben. Nicht nur, weil sie die Hüter des Gesetzes waren und es ihre Pflicht war, bis zum letzten Atemzug gegen die schändlichen Angreifer zu kämpfen. Sondern auch, weil ihre Tochter nur wenige Meter entfernt von dem Grund und Boden versteckt war, den sie gerade verteidigten. Jacob würde bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass seiner Familie kein Leid geschah. Und Isabella würde das Gleiche tun. »Bella!« Zwischen zwei geschmeidigen Schlägen gegen den Feind fasste Jacob nach ihr. Er hakte sich mit den Armen bei ihr ein, und wie zwei perfekt ineinandergreifende Zahnrädchen eines Uhrwerks drehte er sich, mit ihr auf dem Rücken, während sie die Beine bewegte wie Windmühlenflügel, was ihre Gegner überraschte und sie ins Taumeln brachte. Als ihre Füße den Boden berührten, machte sie einen Schritt zurück, sodass die Ferse ihres linken Fußes die seines rechten Fußes berührte. Rücken an Rücken stemmten sie sich mit den Beinen in den Boden, während die Gegner sie umkreisten wie Aasgeier. Zum Glück wussten beide Kämpfer, dass die niederen Instinkte diese transformierten Dämonen daran hinderten, sich strategisch zu organisieren. Die Situation war ziemlich brenzlig, so wie sie in ihrem Blutdurst wüteten; wenn sie beide als Gespann auftraten, waren sie im Vorteil. Als Bella ein Ziel mit ihrem zierlichen Arm traf, der eine viel größere Schlagkraft hatte, als man es bei so einer kleinen Person vermuten würde, streckte Jacob die Hände vor und ließ die Finger kreisen, als wollten sie sich in die Erde bohren, die in Wahrheit gut zehn Zentimeter unter einer dicken Steinschicht verborgen war. Gesplitterter Quarz und fester Lehm schossen an einer Stelle zu seinen Händen hinauf und explodierten schließlich in einem Kreis um ihn und seine Frau herum, bis sie von einem perfekten Zylinder aus Erde, Felsen und Schutt verschlungen wurden. Isabella hatte keine Angst, als der Boden unter ihr nachgab, die Erde sie verschlang und sich über ihr wieder schloss. Sie fiel direkt auf die Tunnelrutsche und grub sich durch die Erde, während ihr Mann gleich darauf neben ihr abwärtsglitt. Obwohl sie sehen und hören konnte, wie über ihren Köpfen die Erde beinahe so schnell nachrutschte, wie sie abwärtsglitten, hatte sie keine Angst. Nein, sie war erleichtert. Die Monster über ihnen würden sie jetzt nicht mehr erwischen. Das war alles Jacob; jedes Körnchen und jeder Kiesel um sie herum stand unter dem Kommando ihres Mannes. Er war der mächtigste lebende Erddämon. Der älteste seiner Art. Keiner der transformierten Erddämonen über ihnen konnte es mit ihm aufnehmen, so schnell und präzise, wie er die Erde um sie herum manipulierte, oder damit, wie die Erde über ihnen wieder fester zusammengestampft wurde, als sie es von Natur aus gewesen war. Jetzt müssten sich ihre Feinde überlegen, wie sie sich einen Weg durch das Erdreich gruben, um sie zu finden. Schließlich drangen sie durch das hindurch, was einst fester Kalkstein gewesen war, bevor sie aus dem von einem Dämonen geschaffenen Tunnel in eine Naturhöhle stürzten. Jacob manipulierte die Schwerkraft, damit sie sanft auf den Füßen landeten, und er ließ Isabella noch einen kleinen federnden Hüpfer machen, sodass sie trotz ihrer brenzligen Lage kurz lachen musste. Dann drehte sie sich hastig zu ihrem Mann um. »Das Baby!« »Ganz ruhig«, sagte ihr Mann. »Sie ist gerade durch die Höhlen durch. Ich habe sie mit uns heruntergezogen. Was glaubst du denn?« Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern, während sie in die Richtung rannte, die er ihr wies. Trotz dieser spielerischen Geste und dem raschen Blick über die Schulter war ihnen beiden wohl bewusst, dass sie noch nicht in Sicherheit waren. Zugegeben, die meisten von denen, die oben waren, konnten ihnen nicht folgen, aber ein paar … Ein paar konnten es. »Ich habe auch Jasmine in die Höhlen gezogen, doch sie ist verdammt weit weg von hier«, warnte er seine Frau. »Es wird eine Weile dauern, bis sie bei uns ist.« Bella hob eine Hand zum Zeichen, dass sie verstanden hatte, obwohl er das bereits wusste. Isabella war noch immer überrascht, wie schnell sie durch die verschlungenen Gänge laufen konnte. Es war jetzt sechs Jahre her, seit sie sich von einem Menschen in eine Druidin verwandelt hatte, oder besser gesagt, in einen Hybriden aus Mensch und Druidin. Die Kräfte, die sie mit den Veränderungen in ihrer genetischen Struktur entwickelt hatte, einschließlich der Fähigkeit, unglaublich schnell zu rennen, waren seitdem eine der Segnungen in ihrem Leben. Als sie um eine Biegung kam, sah sie, wie eine weitere Segnung ungehalten den Schmutz vom Kleid klopfte, den die andere Segnung in Bellas Leben verursacht hatte. »Daddy, ich bin ganz dreckig«, beschwerte sich die Fünfjährige, die Hände in die kleinen Hüften gestemmt und mit zu einem Schmollmund verzogenen Lippen, der unverkennbar an die berüchtigte Mimik ihrer Mutter erinnerte. Sie schenkte der Tatsache, dass sie in Gefahr gewesen war, überhaupt keine Beachtung. »Tut mir leid, mein Engel«, entschuldigte sich Jacob, während er zur Höhlendecke blickte und die Gefahr ahnte, die ihnen drohte. »Wir müssen uns beeilen«, flüsterte er Bella ins Ohr. Isabella war schon dabei, ihre Tochter hochzuheben, als ihr Mann ihr die Hand auf den schmalen Rücken legte, um sie zu führen und zur Eile anzuhalten. »Ich kann selber gehen, Mami«, brachte Leah ihr auf ihre typische eigensinnige Art in Erinnerung, wie sie es immer tat, wenn Isabella sie tragen wollte. Ihrem Vater erlaubte sie dagegen klaglos, sie von morgens bis abends herumzutragen, wenn ihm danach war, dachte Isabella. »Mami ist schneller als du, Schätzchen, und wir müssen rennen«, erklärte Bella, während sie genau das tat. Sie verlor nie die Geduld mit den verqueren Wünschen ihrer Tochter. Es war nicht so, dass Leah nicht verstanden hätte, dass um sie herum Gefahr drohte. Denn das verstand sie sehr gut. Doch sie war es gewohnt, dass ihre Eltern sich bei der kleinsten Bedrohung ihres Zuhauses und ihres Heimatlandes, ihrer Freunde und ihrer Familie oder der Gefolgschaft des Königs in den Kampf stürzten. Sie redete wie ein Kind, das nicht im Geringsten um seine Sicherheit besorgt war, weil sie wusste, dass ihre Eltern ein schlagkräftiges Team waren, eine unbesiegbare Zwei-Personen-Armee, die sie, solange sie lebte, stets beschützen würde. Der Luftdruck in der Höhle veränderte sich schlagartig, wie alle drei spürten; nach Leahs Erfahrung war der nachfolgende Druckabfall stets sanft. Doch diesmal war es nicht so. Isabella kam schlitternd zum Stehen und schob ihre Tochter so plötzlich hinter sich, dass Leahs Kleid erneut schmutzig wurde. Bella und Jacob gingen gegenüber der abtrünnigen Dämonin Ruth in Angriffsposition; diese war zu einer mächtigen Gegnerin geworden, seit sie als ältere Geistdämonin die nekromantische Magie in ihr ohnehin schon umfangreiches Repertoire an Fähigkeiten aufgenommen hatte. Sie war es gewesen, die die transformierten Dämonen herbeigerufen hatte, vor denen Jacob und Isabella geflohen waren. Doch die Anwesenheit des Vampirs Nicodemous, der sowohl ihr Können als auch ihre Kenntnisse in schwarzer Magie zu teilen schien, war viel schlimmer. Ruth hatte Tod und Zerstörung gebracht, als sie abtrünnig geworden war, zuerst gemeinsam mit ihrer Tochter und dann, nach deren Tod, allein. Jetzt, wo sie einen machthungrigen Vampir als Bindungspartner hatte, war sie eine unermessliche Macht des Bösen. Sie beide waren es. Das Einzige, was günstig war für die Vollstrecker, war, dass Ruths transformierte Lakaien ihr nicht unmittelbar zu Hilfe eilen konnten. Doch es würde nicht mehr lange dauern. Ruth brauchte nur einen Augenblick der Konzentration, dann konnte sie damit beginnen, einen Trupp zu sich zu teleportieren. Isabella war nicht gewillt, ihr diesen Vorteil zu lassen. Die Druidin lockerte die straffen Zügel, mit denen sie ihre Fähigkeit im Zaum hielt, die Kräfte jedes beliebigen Schattenbewohners lahmzulegen. Das war ihre stärkste Eigenschaft, und es war auch die gefährlichste und unberechenbarste für sie selbst. Sie musste sich außerdem eingestehen, dass sie nicht wusste, welchen Schaden der empfindliche Fötus nehmen konnte, den sie in sich trug. Doch sie hatte keine Wahl, da das Leben ihrer ganzen übrigen Familie auf dem Spiel stand. Selbst wenn Jasmine ihnen zu Hilfe kam, war sie doch nur eine einzelne Vampirin, und es bräuchte eine Armee, um die beiden finsteren Wesen auszuschalten, wenn deren Fähigkeiten nicht beeinträchtigt waren. In den vergangenen Jahren hatten sie viel Übung darin bekommen, sie einzusetzen....