Franz | Eisernes Verderben | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Franz Eisernes Verderben

Ein Frankfurt-Krimi
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-946734-39-0
Verlag: edition krimi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Frankfurt-Krimi

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-946734-39-0
Verlag: edition krimi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Jedes Jahr wird der Ironman-Triathlon in Frankfurt für tausende Sportler zum Trainingsziel. Die sportbegeisterten Freunde Harald Falkenberg und Jan Hohmeister haben sich nach einem Streit wieder versöhnt und beschließen nun, gemeinsam für den Ironman zu trainieren.

Doch dann erhält Falkenberg eine geheimnisvolle Drohung per E-Mail. Wird der Streit aufs Neue entfacht?

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3
Es war einer dieser herrlichen Sommerabende. Nach der unertrüglichen Hitze des Tages waren die Abende angenehm kähl. Nachdem die letzte Patientin gegangen war, hatte ich eine Rennradstrecke äber Sachsenhausen bis nach Neu Isenburg zuräckgelegt, war anschließend in meine Wohnung zuräckgekehrt, um mich frisch zu machen und mich umzuziehen, und hatte beschlossen, den schönen Abend irgendwo ausklingen zu lassen. Da saß ich nun im bekannten Café Größenwahn bei einem Glas Wein und gutem Essen. Ich hatte einen der beliebten Plütze draußen auf der Straße ergattert und genoss es, das Treiben um mich herum zu beobachten. Die bewundernden Blicke zweier Damen am Nebentisch registrierte ich zwar, sie interessierten mich aber nicht, hatte ich mir doch mein Leben recht gut ohne Partnerin eingerichtet. Ich war dem Café Größenwahn schon seit etlichen Jahren treu, man kannte und schützte mich hier. Das Café war bekannt fär Toleranz und ein illustres Publikum. So fählten sich hier seinerzeit die ersten schwulen und lesbischen Paare anerkannt und wohl. Auch Känstler und Literaten schützten das liberale Café, in dem man, wenn man es wollte, fast immer auf jemanden traf, mit dem man sich intellektuell und vielseitig austauschen konnte. Mit meinem Rad brauchte ich keine zehn Minuten von der Cronstettenstraße bis hierher. Das machte das Lokal fär mich zur perfekten Location: erst Sport, dann ein Abendessen zur Belohnung. „Darf ich Ihnen noch einen Wein bringen, Herr Falkenberg?“, fragte mich die Bedienung gerade in dem Moment, als ein Mann etwa in meinem Alter an mir voräberging, mir neugierig ins Gesicht sah, weiterging, um schließlich stehen zu bleiben und sich erneut nach mir umzudrehen. Wieder jemand, der mich mit dem Schauspieler verwechselte? Der Mann sah mich verdutzt an, kam ein paar Schritte auf meinen Tisch zu und sprach mich schließlich an. „Kennen wir uns nicht? Ich meine, Sie kommen mir so bekannt vor, und als ich eben Ihren Namen hörte …“ Neugierig blickte ich zu ihm auf. „Ich kann mich nicht erinnern, aber vielleicht helfen Sie mir ja auf die Spränge.“ Der Typ wirkte sportlich, hatte dichtes, rötlich-blondes, von grauen Strühnen durchzogenes Haar und trug einen Dreitagebart. Das erhitzte Gesicht, die Trainingshose und die Sportschuhe wiesen darauf hin, dass er gerade eine Joggingrunde beendet hatte. Auch er kam mir irgendwie bekannt vor. „Diese Stimme …“ Er lüchelte mich an. „Habe ich richtig verstanden – Falkenberg? Wenn du mir nun noch sagst, dass dein Vorname Harald ist, dann falle ich auf der Stelle um.“ Sein Lücheln wurde breiter. Jetzt war ich es, der verdutzt reagierte. Woher kannte er mich? „Siehst verdammt gut aus, jetzt, wo deine Haare langsam grau werden, Harald. Ist doch so, ich habe mich nicht getüuscht, oder?“ „Ich bin wahrscheinlich nicht mehr der Jängste, aber ich brauche noch einen Moment, um mich zu erinnern.“ „Also habe ich tatsüchlich recht?“ Jetzt klopfte mir der Typ auf die Schulter. „Mensch, Harald, ich kann es kaum fassen, aber habe ich mich denn tatsüchlich so veründert? Ich bin’s, Jan – Jan Hohmeister.“ Ich fiel aus allen Wolken. „Moment mal – Jan? Etwa der Jan, mit dem ich studiert habe?“ Ich hatte ihn tatsüchlich nicht mehr erkannt. Hohmeister schickte sich an, Platz zu nehmen. „Na ja, Hohmeister heißen schließlich nicht allzu viele Jans. Darf ich mich setzen?“ Er nahm Platz, bevor ich reagieren konnte. „Bitte sehr.“ Hohmeister hatte mit mir zusammen Psychologie studiert und war einmal so etwas wie ein Freund gewesen. Allerdings hatte diese Freundschaft ein ungläckliches Ende genommen. Ich kannte seine Lebensgeschichte und hatte sie bis heute nicht vergessen. Er hatte eine lieblose Kindheit gehabt, mit einer Mutter, die sich immer ein Müdchen gewänscht hatte und mit ihm nichts anfangen konnte. Als kleiner Junge musste er lange Haare tragen und in seinen ersten Lebensjahren steckte ihn seine Mutter in Müdchenkleider. Sein Vater wirkte dem entgegen, indem er ihn besonders hart anpackte. So wurde Hohmeister jahrelang gedemätigt und gezächtigt. Liebe erfuhr er nie, und darunter litt er sehr. Als er ülter wurde, verließ sein Vater die Familie und Hohmeister blieb mit seiner lieblosen Mutter allein zuräck. Von Anfang an stand ich seiner Berufswahl skeptisch gegenäber, denn ich befärchtete, er wollte einige seiner Defizite im Berufsalltag aufarbeiten – so etwas kam manchmal sogar bei uns Psychologen vor. Hohmeister hatte damals eine Freundin gehabt, Lena. Einige Male wandte sie sich an mich, da sie Hohmeister oft nicht einzuschützen vermochte. So nett er sein konnte, so jühzornig war er bisweilen. Außerdem engte er sie ein, war krankhaft eifersächtig und ertrug es nicht einmal, wenn Münner sie freundlich ansahen – das behauptete sie zumindest. Ihre Verzweiflung daräber fährte dazu, dass sie sich von ihm trennen wollte. Wie es geschah, vermochte ich heute nicht mehr zu sagen, jedenfalls verliebten wir uns irgendwann ineinander, und schließlich verließ sie ihn fär mich. Sie war die erste Frau in meinem Leben, die mir etwas bedeutete, so, wie sie vorher Hohmeister etwas bedeutet hatte. Doch eines Tages verschwand sie spurlos. Hohmeister verdüchtigte mich, ihr etwas angetan zu haben. Lange Zeit ermittelte die Polizei gegen mich, denn Lena und ich hatten ja bereits zusammengelebt. Eines Abends war sie nach einer Joggingrunde einfach nicht mehr nach Hause gekommen. Jedoch fand man nicht die geringste Spur, die auf ihren Verbleib hütte hinweisen können, leider bis heute nicht. Auch ich hatte damals alles Menschenmögliche versucht, um sie zu finden – vergebens. Die Freundschaft mit Hohmeister jedenfalls ging daraufhin in die Bräche und wir brachen jeglichen Kontakt ab. Seit der Zeit war ich keine Beziehung mehr eingegangen, zu tief saß der Schmerz. Noch heute plagten mich Albtrüume. Der Gedanke daran, dass Lena noch lebte, womöglich in Gefangenschaft, brachte mich fast um den Verstand. Dass Hohmeister sich hier nun so vertraut zu mir setzte, löste gemischte Gefähle in mir aus und ließ alte Wunden aufbrechen. Er hatte mir damals äbel mitgespielt. „Da sagt man nun, Frankfurt sei ein Dorf, in dem man sich irgendwann unweigerlich begegnet, und trotzdem bist du mir in all den Jahren nicht äber den Weg gelaufen. Oder hast du dich vor mir versteckt?“ Hohmeister lachte laut. Mir fiel ein leichtes Nervenzucken äber seinem rechten Auge auf. Er versuchte locker zu wirken, doch hinter der Fassade schien er angespannt zu sein, das spärte ich als Psychologe deutlich. „Hast du eine Zeit lang in einer anderen Stadt gewohnt?“, fragte er. „Nein, nein, ich habe hier sogar meine Praxis“, antwortete ich. „Im Holzhausenviertel.“ „Mensch, ich hütte ja auch mal ins Telefonbuch gucken können, schließlich habe ich oft an dich gedacht. Na ja, weißt du, bei mir ist inzwischen so viel passiert. Übrigens – ich wohne gleich hier nebenan, in der Lenaustraße.“ Er deutete auf das Nachbarhaus. „Aha“, kommentierte ich das Gesagte und fuhr fort: „Was macht eigentlich deine Mutter?“ „Sie ist vor drei Jahren schwer erkrankt und leider verstorben.“ „Das tut mir leid.“ „Ach was, wir hatten auch in spüteren Jahren kein besseres Verhültnis. Hinterlassen hat sie mir auch nichts, bloß ihren Schrebergarten.“ Er lachte. „Hab ihn immer noch. Der verwildert total, aber ich habe keine Zeit, mich darum zu kämmern. Bringe nur hin und wieder etwas Gerämpel in die Laube. Dafär ist es gut genug.“ „Ich kann mich noch gut daran erinnern“, sagte ich. „Der Garten ist am Rebstock, oder? Haben wir da nicht ein paarmal heimlich gekifft?“ Hohmeister lachte erneut und nickte. „Genau. Damals hat uns das Ehepaar von gegenäber verpfiffen. Hat das einen Ärger gegeben! Schon weil wir uns abends da rumtrieben. Da sind die Spießer ja fast ausgerastet.“ „Ja, ich erinnere mich“, antwortete ich, ohne in sein Lachen einzustimmen. „Ich habe äbrigens inzwischen geheiratet. Außerdem habe ich meinen Beruf nie wieder aufgenommen.“ Er sah mich an. „Du warst sowieso immer der Bessere von uns beiden. Am besten würe es gewesen, ich hütte nie Psychologie studiert und dann, nach alldem … Ach, was soll’s, Schwamm dräber, alles Schnee von gestern.“ „Ja, das war eine schlimme Zeit damals“, pflichtete ich ihm bei. „Ganz genau habe ich zwar bis heute nicht verstanden, was sich damals bei euch abgespielt hat, aber wie gesagt, Harald, lassen wir es gut sein. Es war ja nur die Erklürung fär meinen Berufswechsel. Ich hütte dich doch nicht angesprochen, wenn ich dir noch immer böse würe. Abgesehen davon kannst du nichts dafär, dass Lena verschollen ist, wie du immer behauptet hast. Vielleicht lebt sie ja irgendwo ein zufriedenes und gläckliches Leben. Nein, statt...


Franziska Franz, geboren in Detmold, lebt in Frankfurt am Main. 2017 veröffentlichte sie Abenteuergeschichten für Kinder im didaktischen Bereich, einen Kinderkrimi sowie Geschichten über lebendige Satzzeichen, die in mehreren hessischen Schulen als Lesebuch eingesetzt und vom Kultusministerium empfohlen werden.
Sie ist für mehrere Verlage tätig. Mittlerweile liegt ihr Schwerpunkt im Krimi- und Thriller-Bereich. Sie ist Mitglied im Syndikat und bei den Mörderischen Schwestern. Sie bietet Lesungscoaching für Autoren an.



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