E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Baccara
ISBN: 978-3-7337-3751-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
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2. KAPITEL „Schon geschehen.“ Numair beobachtete die Wirkung, die seine Worte auf Jenan Aal Ghamdi hatten. Ihre wunderschönen Augen weiteten sich ungläubig, und ein zartes Rosa breitete sich auf ihren eleganten Wangenknochen aus. Erneut musste er dem überwältigenden Verlangen widerstehen, sie zu berühren. Dieses exquisite Wesen einfach in seine Arme zu ziehen und ihre vollen, sinnlichen Lippen zu küssen. Seine unvermittelte und heftige Reaktion auf sie verstörte ihn. Nie zuvor hatte eine Frau eine solche Wirkung auf ihn ausgeübt. Es war ihm unerklärlich. Gleichzeitig hätte er sich nichts Besseres wünschen können. Schließlich war er ihretwegen hergekommen. Numair wusste alles über sie, was es seit dem Tag ihrer Geburt bis zu diesem Moment, in dem sie sich gegenüberstanden, zu wissen gab. Er hatte ein Dossier über sie zusammengestellt, das dicker war als jedes andere, das er je über jemand anderen angelegt hatte. Natürlich waren ihm ihre gleichmäßigen Züge und ihre Schönheit auf den Fotos aufgefallen, aber wie üblich hatte er keine Reaktion darauf gezeigt. Doch dann hatte er Jenan in echt gesehen, und jeder Gedanke daran, dass er die bittere Pille wohl oder übel schlucken musste, war wie weggewischt. Seine Reaktion auf sie war ganz direkt und vollkommen unerwartet. Sobald sein Blick auf sie fiel, fühlte er sich, als sei er vom Blitz getroffen worden. Nein, eigentlich sogar bevor er sie überhaupt gesehen hatte. Davor hatte Numair ihre Anwesenheit gespürt. Am Anfang hatte er das Gefühl, das ihn so plötzlich überkam, als er den Ballsaal betrat, nicht identifizieren können. Er sagte sich, dass es ein Gefühl der Entschlossenheit sein musste, das jedes Widerstreben, welches er noch gegen sein Vorhaben empfand, auslöschte. Allerdings war das seltsame Gefühl mit jedem Schritt stärker geworden, bis er plötzlich begriff, dass es durch etwas Äußerliches ausgelöst wurde. Dass es die Reaktion auf eine andere Person war. Auf eine Frau. Denn obwohl er noch nie etwas Derartiges empfunden hatte, war das Gefühl eindeutig … sinnlicher Natur. Sobald er sich dessen bewusst geworden war, wollte er vermeiden, die Quelle ausfindig zu machen. Es würde seine Mission in Gefahr bringen, wenn er dem Gefühl nachgab und die Frau traf, die es in ihm auslöste. Denn er war gekommen, um eine ganz bestimmte Frau zu treffen. Aber auf einmal wurde das Gefühl so stark, dass sein Blick wie in Trance zu einem Punkt im Raum gezogen wurde. Und er ihr direkt in die Augen sah. Sein Herz, das ihn bisher selbst in den gefährlichsten Situationen nicht im Stich gelassen hatte, schien einen Schlag auszusetzen, bevor es anfing, wie wild zu hämmern. Seitdem hatte es nicht mehr damit aufgehört. Als ihre Blicke sich trafen, brach ein wahrer Gefühlssturm in ihm los. Ungläubigkeit, Verwunderung und Gefühle höchsten Glücks. Ziel seiner Mission war genau diese Frau, der es gelang, diese ungeahnten und gleichzeitig so wundervollen Gefühle in ihm hervorzurufen. Nicht im Traum hätte er gedacht, dass sein Vorhaben eine solche Wendung nehmen könnte. Dass die Umsetzung seines Plans angenehm oder sogar lustvoll sein könnte. Dann folgte Numair Jen. Jetzt allerdings nicht mehr von kaltem Kalkül geleitet, sondern wie unter Zwang. Alles, was er seitdem gesagt und getan hatte, war spontan gewesen. Und ernst gemeint. Getrieben wurde er nur von einem Wunsch. Er wollte diese Frau. Doch plötzlich hatte sie ihm einen Schock versetzt, als sie ihn selbst um genau das gebeten hatte, weshalb er ursprünglich gekommen war. Die Heirat mit Hassan Aal Ghaanem zu verhindern. Und er hatte ohne zu zögern geantwortet. Noch in dem Moment, als er die Worte gesagt hatte, bereute er es und hätte sie am liebsten zurückgenommen. Es lief überhaupt nicht wie geplant. Numair hatte vorgehabt, langsam vorzugehen. Sie zu verführen, die Verlobung mit Hassan platzen zu lassen und Jen für sich zu beanspruchen. Das, was er ihr gerade versprochen hatte, brachte sein Vorhaben in Gefahr. Doch er konnte das Gesagte nicht zurücknehmen. Nicht, nachdem sie ihn so bangend und gleichzeitig hoffnungsvoll angesehen hatte. Jetzt wirkte sie einfach nur fassungslos. Anscheinend hatte sie alles andere als sein sofortiges Versprechen erwartet. Numair sah, wie sie schluckte. Die Vorstellung, ihren Hals mit kleinen Küssen zu bedecken, war so erregend, dass er hart wurde. „Schon geschehen?“, fragte Jen mit sanfter, heiserer Stimme ungläubig, und heiße Wellen der Erregung durchfuhren seinen gesamten Körper. Das war die Gelegenheit, genauer zu erklären, was er gemeint hatte. Aber Numair wollte das, was sich zwischen ihnen entwickelte, nicht unterbrechen. Nein, er würde einfach weiter mitspielen und sich später darum kümmern, dass alles so lief wie geplant. „Ich habe gesagt, dass ich alles für dich tun würde. Und genau das habe ich vor.“ Es war seltsam, doch es stimmte. Abgesehen davon, dass es in seinem eigenen Interesse lag, die Heirat zu verhindern, wollte Numair nichts mehr, als den verzweifelten Ausdruck von ihrem Gesicht zu wischen. Bevor er ihr sein Versprechen gegeben hatte, hatte Jen wie ein gefangener Vogel gewirkt, der keinen Ausweg weiß. Ursprünglich hatte er geglaubt, dass Jenan der Heirat mit Hassan zugestimmt hatte, weil sie es auf sein immenses Ölvermögen abgesehen hatte. Obwohl ihre Biografie das Bild einer erfolgreichen, unabhängigen Frau zeichnete, hatte Numair genug Frauen kennengelernt, denen es letztlich nur darum ging, den besten Fang zu machen. Als Numair gelesen hatte, dass Jenan die Ehe mit Najeeb ausgeschlagen hatte, dafür aber seinen Vater zu heiraten, war er davon überzeugt gewesen, dass sie sich nur für den älteren Mann entschieden hatte, weil sie annahm, ihn leichter manipulieren zu können. Jetzt hatte er allerdings gleich erkannt, wie zuwider ihr der Gedanke war, Hassan zu heiraten. Er wusste nicht weshalb, aber er zweifelte nicht daran, dass Jenan sich aus irgendeinem Grund dazu gezwungen sah. Außerdem sah er, dass sie innerlich vor Wut kochte, weil sie offenbar keine andere Wahl hatte. Doch genau das wollte Numair jetzt ändern. Aber er konnte auch sehen, wie die ersten Zweifel an seinem Versprechen einsetzten und der hoffnungsvolle Ausdruck in ihren Augen langsam verschwand. „Etwas vorzuhaben ist das eine. Es in die Realität umzusetzen, steht auf einem anderen Blatt.“ „Für mich gilt das nicht. Ich erreiche alles, was ich mir vornehme.“ Die unerschütterliche Überzeugung in seinem Tonfall ließ ihre Augen wieder voller Hoffnung aufleuchten. „Bestimmt nicht alles.“ Numair zuckte mit den Schultern. „Oh doch. Das war bisher so, und das wird auch in Zukunft so sein.“ Ihre verführerischen Lippen standen für einen Moment lang offen, bevor Jen auf einmal kicherte. Sie plötzlich so fröhlich zu sehen, und der helle Klang ihres Lachens weckten ein noch heftigeres Verlangen in ihm. Selbst in ihrem unvorteilhaft geschnittenen Kleid war sie immer noch unglaublich attraktiv. Sie war die schönste und begehrenswerteste Frau, die er je getroffen hatte. Jen schüttelte lächelnd den Kopf. Die seidigen Locken ihres Haars umspielten ihr Gesicht. „Wissen Sie, was? Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Ich wette, dass Ihnen das Universum keinen Wunsch abschlagen kann.“ Auf einmal wurde sie ernst. Numair wünschte, die Zeit nach vorn drehen zu können, bis sie ihn endlich aus leidenschaftlich funkelnden Augen ansah, wenn er sie zur höchsten Ekstase trieb. „Aber sollten Sie nicht erst die ganze Geschichte kennen, bevor Sie sich auf ein solches Versprechen einlassen?“ Wieder zuckte Numair mit den Schultern. „Es genügt mir zu wissen, dass du mich um Hilfe bittest, um einem Schicksal zu entkommen, das einem Todesurteil gleichkommt. Ich werde alles tun, um das zu verhindern.“ Dann gab er endlich dem unwiderstehlichen Drang nach und umspannte ihr schönes Gesicht mit beiden Händen. Als er Jens samtweiche Haut berührte, stöhnte er unwillkürlich auf. Genau wie erwartet, brachte die Berührung seinen gesamten Körper in Aufruhr. Jen schnappte nach Luft, und Numair musste sich zurückhalten, ihre sinnlichen Lippen nicht sofort zu küssen. Sein Atem ging schneller. „Du kannst mir alles erzählen, was du willst … in meiner Suite“, flüsterte er heiser. Mit einer Hand strich er ihr über den Nacken, die Schulter entlang und ließ sie schließlich auf ihrem Arm ruhen. Dann versuchte er, sie Richtung Ausgang zu führen. Als Jen wie angewurzelt stehen blieb, runzelte Numair die Stirn. „Weißt du, wer ich bin?“ Sie musste es wissen. Sonst hätte sie ihn nicht um das gebeten, worum sie ihn gebeten hatte. Wer sonst hätte die Macht, einen König herauszufordern? Doch auf einmal war er sich nicht mehr sicher, ob sie es wirklich wusste. Immerhin war nichts logischen Gesetzen gefolgt, seit sie sich begegnet waren. Jen nickte wortlos und blickte ihn immer noch vollkommen fassungslos an. „Glaubst du, du kannst mir nicht vertrauen?“ Sie schüttelte verneinend den Kopf und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, warf sie ihm einen Blick zu, in dem so viel unverhüllte Leidenschaft lag, dass Numair Mühe hatte, noch einen klaren Gedanken zu fassen. Hektische Flecken breiteten sich auf Jens Gesicht aus, und sie atmete abgehackt. Numair fühlte, wie sie schwankte. „Geht es dir gut?“, fragte er besorgt. Sie nickte und stöhnte genervt auf. „Verdammt, ich nicke und schüttele den Kopf, als ob...