Geissmann | Naturbeobachtungen an der Aare | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Geissmann Naturbeobachtungen an der Aare

zwischen Olten und Aarau Ein Tagebuch

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

ISBN: 978-3-7494-1884-8
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Was soll ein weiteres Buch zur Naturschutzproblematik und zu Flussrenaturierungen? Immer weniger Leute kaufen ja Bücher, und der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag. Sofern denn ein solcher überhaupt ausgewiesen werden kann.
Beim Schreiben früherer Bücher habe ich gemerkt, dass man selber beim Schreiben und Beobachten viel lernt und herausfindet. Dies allein ist also ein Grund Bücher zu machen.
Wie sieht es nun aber mit den Millionen von Franken an Steuergeldern aus, die für die Renaturierungsarbeiten an der Aare zwischen Olten und Aarau ausgegeben wurden? Brachten die Programme etwas für die Flora und Fauna oder waren es blosse Arbeitsbeschaffungsprogramme? Oder gar Alibiübungen?
Während eines Jahres, von Oktober 2019 bis September 2020, habe ich die Schachengebiete an der Aare zwischen Aarau und Olten (Kantone Solothurn und Aargau / Schweiz) regelmässig besucht. In diesem Tagebuch habe ich das Entdeckte beschrieben und wo immer möglich auch fotografisch festgehalten. Die Bilder wurden, wenn nicht besonders vermerkt, im besprochenen Monat vor Ort von mir gemacht.
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Oktober
Hochwasser
Nach einem starken Regen traten die Rückhaltebecken in Funktion. Wie wir auf dem Bild sehen, werden die geschaffenen Wasserflächen umgehend von Wasservögeln besiedelt. Der Gretzenbach2 fliesst auf dem Bild von rechts nach links in Richtung Nord der Aare entgegen. Ist der Wasserstand genügend hoch, überfliesst das Wasser (links auf dem Bild) in das Rückhaltebecken. Es sind vor allem Stockenten (Anas platyrhynchos), neben einem Paar Gänsesäger (Mergus merganser), die den Hauptharst ausmachen. Der Graureiher (Ardea cinerea) versucht wohl einige vom Wasser überraschte Mäuse zu fangen. Es sind zwei Infrastrukturprojekte, der Eppenberg-Eisenbahntunnel und die Hochwasserschutzmassnahmen an der Aare, in deren Rahmen gemäss Bundesrecht (Natur- und Heimatschutzgesetz, NHG) Ausgleichsmassnahmen zu treffen waren. Dies als Abgeltung für die Eingriffe in geschützte Areale.3 Auszug aus der Broschüre des zuständigen Bundesamts (BUWAL): „Vorhaben, die Beeinträchtigungen schützenswerter Lebensräume oder geschützter Landschaften zur Folge haben, sind so zu gestalten, dass der Natur- und Landschaftshaushalt im Gleichgewicht bleibt. Dies verlangt das Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (NHG). Um dieses Ziel zu erreichen, sind neben geeigneten Schutzmassnahmen auch Wiederherstellungs- oder Ersatzmassnahmen erforderlich.“ Stockenten - Anas platyrhynchos4 Pilze
Bei einem Besuch im Gebiet zeigen sich überraschend viele Pilze. Bei der riesigen Artenvielfalt gestaltet sich die Bestimmung nicht immer einfach, wie etwa beim Schopf-Tintling (Coprinus comatus). Er spriesst meistens in kleinen Gruppen, von Mai bis November.5 Der Pilz gilt unter Kennern als Delikatesse. Er muss aber am Erntetag sofort gekocht werden, sonst löst er sich in schwarze «Tinte» auf und wird damit unappetitlich. In der fernöstlichen Medizin wird er als Antidiabetikum eingesetzt.6 Früher wurde aus dem sich zersetzenden Hutfleisch und Sporen eine Tinte zum Schreiben hergestellt. In alten Dokumenten kann man noch heute die Tinte unter dem Mikroskop erkennen.7 Schopf-Tintling - Coprinus comatus Schmalblättriger Faserling - Psathyrella spadiceogrisea Diese Pilze müssen von mir bei Gelegenheit noch genau bestimmt werden. Mehrere Dutzend dieser Art stehen jeweils in Gruppen auf dem neugeschaffenen Gebiet. Mit meinen bescheidenen Pilzkenntnissen tippe ich zurzeit auf den Schmalblättrigen Faserling (Psathyrella spadiceogrisea).8 Sein Stiel ist hohl und die Lamellen verfärben sich nach dem Pflücken dunkelbraun-schwarz. Da der Pilz leicht verwechselt werden kann, wird, obwohl er als essbar gilt, vom Konsum abgeraten.9 Herbstfarbene Sträucher um den mäandrierenden neuen Bachlauf Nun beginnen die Blätter der Gehölze in den Herbstfarben zu leuchten. Auf einem Ahornbaum (Acer) hüpft ein Rotkehlchen (Erithacus rubecula). Ist es auf dem Durchzug in sein Winterquartier oder gedenkt es, den Winter hier an der Aare zu verbringen? Die hier überwinternden Rotkehlchen leben zum Brüten im Sommer gerne auf den nahen Jurahöhen. 10 In unseren Garten im Dorf Schönenwerd (SO) zieht jeden Winter ein Rotkehlchen ein. Ab Anfang des Monats November singt der Vogel mit lauter Stimme im Garten.11 Rotkehlchen - Erithacus rubecula Die meisten Blumen sind schon verblüht. Wir sehen aber doch noch einige «im Bluescht»: den Natternkopf (Echium vulgare), die Nachtkerze (Oenothera biennis) und die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) , die essbar ist. Es ist aber Vorsicht geboten, denn sie wird von Anfängern gerne mit dem giftigen Gefleckten Schierling (Conium maculatum) verwechselt. Der Schierling ist eine der giftigsten bei uns wachsenden Pflanzen. Um Todesurteile im alten Griechenland zu vollstrecken, mussten die Opfer einen Becher mit dem giftigen Schierling trinken. Sokrates soll im Jahr 399 vor Christus auf diese Weise umgebracht worden sein.12 Natternkopf - Echium vulgare Gemeine Schafgarbe - Achillea millefolium Biber
Vom Biber (Castor fiber) sehe ich nur seine Spuren. Die abgenagten Äste wurden zu zwei Staustufen im Bach verlegt. Typisch für den Biber sind die unter einem Winkel von 45 Grad abgebissenen Äste.13 Dass wir den Biber(Castor fiber) hier finden, ist eine Erfolgsgeschichte für den Naturschutz. Der Biber wurde vor allem wegen seinem Markierungssekret (genannt Castoreum) und seinem Fell verfolgt. Dem Castoreum wurden alle möglichen Stärkungen und Heilungen zugeschrieben. Da der Biber sich im Wasser aufhält, galt er für die Kirche als Fisch. So konnte er am Freitag ohne Sünde gegessen werden. In England war er bereits im Jahr 1188 ausgerottet worden. Bei uns konnte er sich länger halten. Im 19. Jahrhundert wurden die letzten Meldungen aus Luzern (1804) und aus dem Wallis (1820) vermerkt.14 Der bekannte Naturalist Robert Hainard machte im Jahr 1955 den Vorschlag, den Biber wieder in der Schweiz anzusiedeln. Unterstützt von der «Ligue pour la Protection de la Nature» (heute: Pro Natura) und den Behörden wurden im Jahr 1956 in Frankreich am Fluss Gardon bei Alès einige Biber gefangen. Nach dem Transport wurden die Tiere in Versoix bei Genf ausgesetzt. Seither gefällt es den Tieren in der Schweiz. Die Biber lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen. Unsere welschen Landsleute sprechen von «Castors cabanés» und «Castors terriers». Also solche, die in Hütten wohnen, und andere, die sich Höhlen graben. Bei uns wird gegraben. Von der Flussseite unter Wasser einsteigend wird in eine Flussböschung ansteigend gegraben. Die Wohnhöhle befindet sich über dem Wasserspiegel. Für den Winter legt der Biber vor seiner Wohnung einen Vorrat an Ästen an, um sich zu verpflegen. Neben den Weidengewächsen (Salix), die er bevorzugt, kann er sich auch an den bäuerlichen Zuckerrüben (Beta vulgaris) vergreifen. Fühlt der Biber sich angegriffen, weiss er seine scharfen Zähne einzusetzen. Halten Sie ihre Hunde deshalb vor allem abends an der Leine! Biberzahn an der Arbeit: Äste geschnitten … … und im Damm eingebaut. Warntafel: «Biberbau Einsturzgefahr» Im Buch von Maurice Blanchet wird die Geschichte der Ansiedlung des Bibers in Romanform beschrieben. Ein Klassiker für den Naturalisten.15 Wie bereits erwähnt, bleiben Konflikte mit den immer zahlreicher auftretenden Menschen (Homines sapientes) nicht aus. Auf der nördlichen Seite der alten Aare platzierte der Biber sein Entlüftungsloch für den Bau an einem Wander- und Reitweg. Auf einem abgestorbenen Baum haben sich die Freunde der Fischer niedergelassen. Für die Überwinterung fliegen die Vögel gerne an die Flüsse des Mittellandes. In den Medien tobt gerade eine Auseinandersetzung über die «Schädlichkeit» des Kormorans. 16 , 17 In der Schweiz werden jedes Jahr über tausend dieser Vögel geschossen, im Jahr 2018 waren es 1584 Kormorane.18 Beim ebenfalls geschützten Biber waren es 2 Tiere im selben Jahr. Wenn man die Liste der im Jahr 2018 geschossenen Tiere anschaut, hat man das Gefühl, es werde dem Jagdtrieb einiger Homo sapientes zu viel nachgegeben: 371 Schneehühner, 416 Birkhähne, 216 Waldschnepfen etc. Es wird behauptet, dass der Kormoran für den Einbruch der Fischbestände verantwortlich ist. Dies kann durch keine wissenschaftliche Untersuchung belegt werden. Und wenn die in die Seen gespülten Insektizide aus der Landwirtschaft dafür die Ursache sind? Oder Drogen und Medikamente aus den WC- Spülungen der Menschen? Hier tut sich ein weites zu bearbeitendes Feld für Forscher auf. Kormorane - Phalacrocorax carbo Da der Kormoran sein Gefieder nicht einfettet, wird er beim Tauchen klatschnass. Das Gefieder muss er dann an der Sonne trocknen lassen. Unter Wasser rudert er nur mit den Füssen. Erst seit 1935 übersommern Kormorane wieder mehr oder weniger regelmässig in der Schweiz. Von 1953 bis 1963 überwinterten hier jeweils 120-210 Vögel.19 Heute sind es über fünftausend Tiere, weshalb es nicht erstaunt, dass es zum Konflikt mit den Fischern gekommen ist. Aber wie gesagt, es muss in alle Richtungen geforscht werden, um herauszufinden, welches die Ursachen für den Rückgang des Fischbestands in unseren Gewässern sind. Pfaffenhut
Für die Renaturierung wurden nur einheimische Gehölze angepflanzt, so der Gemeine Pfaffenhut (Euonymos europaea). Den Namen «euonymos» hat er von den früher von den Priestern getragenen Hüten, deren Form er ähnelt. Der Strauch wird gerne von den Gespinstmotten (Yponomeuta plumbellus) befallen. Der nachfolgende zweite Blattaustrieb ist dann aber bereits resistent.20 Die Samen der roten Hütchen werden von Vögeln weiterverbreitet. Als...


Geissmann, Werner
Werner Geissmann, Burgstrasse 8, CH-5012 Schönenwerd
Mail: burgstrasse@yetnet.ch
Berufliche Aktivität, bis 2014:
Projektleiter im internationalen Infrastrukturanlagenbau
Webseiten: www.naturgartentagebuch.ch / www.judengibteshiernicht.ch


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