Gerstmann / Wagner / Madani | Wissenschaftliches Arbeiten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 117 Seiten

Gerstmann / Wagner / Madani Wissenschaftliches Arbeiten

E-Book, Deutsch, 117 Seiten

ISBN: 978-3-17-037870-4
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



The formal and theoretical principles of scientific research work play a largely underestimated role in academic education & and also in everyday business life. Particularly in the management setting, expert opinions have to be compiled from information that is independently gathered or researched, and the principles of proper scientific research need to be observed in the process. Preparing this kind of text requires not only an ability to formulate and define a research question and conduct targeted information research, but also specific skills in the writing process and in documenting the sources used. The aim here is to communicate these skills in a ?refresher= course, which serves as the basis for the book, in a way that offers rapid access to the information to both students and also specialists and managers involved in practical work.
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2   Wissenschaftstheoretische Grundlagen
Abb. 2:  Übersicht zum zweiten Kapitel Die Beschäftigung mit wissenschaftstheoretischen Grundlagen scheint auf den ersten Blick ein Ballast zu sein, der angesichts der modernen anwendungsorientierten Betriebswirtschaftslehre und den straff organisierten Studienprogramme überflüssig erscheint. Die Auseinandersetzung mit der Wissenschaftstheorie ist allerdings ganz im Gegenteil eine wesentliche Voraussetzung für die wissenschaftliche Tätigkeit. Das wissenschaftliche Arbeiten erfordert einen verantwortungsbewussten Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Aussagen, auf denen das Studium an Hochschulen basiert. Daher sollten, in Vorbereitung auf die wissenschaftliche Tätigkeit, neben den Fachkenntnissen des Studiums auch Kenntnisse der wissenschaftlichen Theorie, Methodik und Arbeitsweise erworben werden, um einen verantwortungsbewussten Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu sichern und um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Wissenschaftstheorie »durchleuchtet […] die Wissenschaftspraxis und entwickelt Kataloge von Anforderungen, denen die Wissenschaften, d. h. das wissenschaftliche Problemlösungsverhalten und seine Ergebnisse genügen sollen« (Raffée/ Abel (1979), S. 1). Das Auseinandersetzen mit der Wissenschaftstheorie und dementsprechend mit der Begrifflichkeit der Wissenschaft sowie mit den wissenschaftstheoretischen Ansätzen und der wissenschaftlichen Methodologie, stellt eine Grundlage für die Erstellung einer eigenen wissenschaftlichen Arbeit sowie für die Entwicklung einer eigenen wissenschaftstheoretischen Position dar. Insbesondere im fortgeschrittenen Studium spielen diese wissenschaftlichen Kenntnisse eine wesentliche Rolle, wenn die Forschungsergebnisse an die Öffentlichkeit getragen werden (bspw. Masterarbeiten, Dissertationen, Beiträge für wissenschaftliche Fachzeitschriften). Die Forschungsarbeiten müssen spätestens zu diesem Zeitpunkt den wissenschaftlichen Anforderungen entsprechen und die allgemein anerkannten Qualitätskriterien erfüllen. In diesem Kapitel werden dementsprechend zunächst die wissenschaftstheoretischen Grundbegriffe geklärt, bevor die für die wissenschaftliche Arbeit in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wesentlichen wissenschaftstheoretischen Ansätze dargestellt werden. Beide Abschnitte stellen die Grundlage für die Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten dar, die im letzten Abschnitt dieses Kapitels besprochen werden sollen. 2.1           Begriff und Aufgabe der Wissenschaft
Das Ziel der Wissenschaft ist es, durch systematische Vorgehensweise Erkenntnisse zu gewinnen und somit neues Wissen zu generieren. Dabei unterscheidet sich dieses Wissen vom Alltagswissen im Aspekt der Vorgehensweise bzw. im Generierungsprozess. Das wissenschaftliche Wissen hat im Gegensatz zum Alltagswissen den Anspruch, der intersubjektiv überprüfbaren Wahrheit zu entsprechen und erfordert dementsprechend eine nachvollziehbare Systematik im Generierungsprozess. Auf diese Weise können Dritte den Wahrheitsgehalt und die Richtigkeit einer wissenschaftlichen Aussage überprüfen. Wissenschaftliches Wissen kann dementsprechend auch als »objektives Wissen« (allgemeingültiges, subjekt- bzw. personenunabhängiges) verstanden werden. Dieses Wissen rechtfertigt sich im wissenschaftlichen Diskurs aber nur so lange, wie es nicht widerlegt wird (Falsifikationsprinzip nach Popper) (vgl. Popper (1994) und Pfriem (2004), S. 293). Bedeutungen von Wissenschaft Nach Raffée (1974) wird der Wissenschaftsbegriff in drei verschiedenen Bedeutungen verwendet ( Abb. 3). Zunächst kann mit dem Begriff ›Wissenschaft‹ eine Tätigkeit gemeint sein, die das Ziel hat, Wissen zu generieren. Die Wissenschaft wird hierbei als Prozess gesehen, durch den neue Erkenntnisse gewonnen werden. Sie ist also auf die »Vergrößerung unseres Wissensvorrats« (Raffée (1974), S. 13) gerichtet. Durch die Wissenschaft werden neue Theorien aufgestellt, bestehende Theorien durch Überprüfung widerlegt oder verifiziert und weiterentwickelt. Die Vorgehensweise im Forschungsprozess muss dabei systematisch und nachvollziehbar erfolgen, damit eine Überprüfbarkeit gewährleistet wird. Abb. 3:  Die Bedeutungen von Wissenschaft (Quelle: In Anlehnung an Raffée (1974), S. 13) Die Wissenschaft kann weiterhin als Institution und somit als ein aus Menschen und Einrichtungen bestehendes System betrachtet werden, welches systematisch arbeitet und dabei Erkenntnisse eines Gegenstandsbereiches erlangt. Hierbei sind als Beispiele die Universitäten und private Forschungseinrichtungen zu nennen. Über die Hochschulen wird das in der wissenschaftlichen Tätigkeit ermittelte Wissen systematisch weitergegeben. Dabei ist anzumerken, dass die Hochschulen nicht zuletzt durch die Globalisierung der Wissenschaft nicht nur in Konkurrenz untereinander, sondern auch zu den vielfältigen privaten Forschungseinrichtungen geraten sind. Internationale Rankinglisten und die Vergabe von ›Dritt‹-Mitteln durch Firmen oder Stiftungen an ausgewählte Forschungsprojekte haben die wissenschaftlichen Institutionen in einen internationalen Wettbewerb treten lassen. Das hat einerseits Vorteile, weil die Forschung dadurch angekurbelt wird; der Wettbewerb hat aber andererseits auch Nachteile, weil Forschende dadurch unter Druck geraten können, ihre Forschungsergebnisse ohne gründliche Überprüfung zu veröffentlichen, da ihnen zum einen zeitliche und zum anderen finanzielle Rahmen vorgegeben werden. Zuletzt kann die Wissenschaft auch als Ergebnis der Tätigkeit betrachtet werden. Sie beschreibt dabei »die Gesamtheit an Erkenntnissen über einen Gegenstandsbereich […], die in einem Begründungszusammenhang stehen« (Kornmeier (2007), S. 4 f.). Dabei ist anzumerken, dass die Ausdifferenzierung der Gegenstandsbereiche immer stärker zunimmt. Dieses Phänomen lässt sich nicht zuletzt auch an der Vielzahl an verschiedenen Studienmöglichkeiten ausmachen. Nach Raffée (1974) wird bei dieser Begriffsbestimmung zwischen einer subjektiven und einer objektiven Betrachtungsweise unterschieden: »In der subjektiven Bedeutung des Wortes ist Wissenschaft ein systematisch geordnetes und/oder systematisch reflektiertes Wissen, über das ein individuelles menschliches Subjekt in seinem Bewußtsein verfügt. Objektiv gesehen ist Wissenschaft ein systematisch geordnetes Gefüge von Sätzen.« (Raffée (1974), S. 13) Die systematische Zuordnung und Reflektion bzw. das systematische Vorgehen, um wissenschaftliche Sätze zu gewinnen, sind die wesentlichen Kriterien der Wissenschaftlichkeit und somit spezifische Anforderungen an das wissenschaftliche Arbeiten, die in Abschnitt 2.6 näher erläutert werden sollen. Die Aufgabe der Wissenschaft Abb. 4:  Die Aufgabe der Wissenschaft (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Raffée (1974), S. 13 und Helfrich (2016), S. 21 f.) Allgemein gesehen können der Wissenschaft vier wesentliche Aufgaben zugeschrieben werden: Sie hat zum einen die Aufgabe, Phänomene bzw. Probleme zu benennen und zu beschreiben. Des Weiteren hat sie die Aufgabe, Phänomene bzw. Probleme zu erklären und Prognosen abzugeben. Neben der Formulierung von allgemeingültigen Aussagen, die nicht nur für Einzelfälle, sondern für eine Vielzahl von Fällen gültig sind, hat sie weiterhin die Aufgabe, problemlösende Handlungsoptionen zu entwickeln, um bestehenden Problemen besser zu begegnen. Dabei hat die Wissenschaft stets den Anspruch ›wahr‹ zu sein. Das bedeutet, dass die wissenschaftlichen Aussagen, die gemacht werden, mit der Realität übereinstimmen sollen (intersubjektive Überprüfbarkeit). Raffée (1974) unterscheidet im Hinblick auf die Aufgabe der Wissenschaft als solches bezüglich der Zweckgebundenheit. Er differenziert demnach die ›reine‹ Wissenschaft (Grundlagenforschung/ basic research) von der angewandten Wissenschaft (anwendungsbezogene Forschung/ applied research). Dabei ist zu beachten, dass keine eindeutige Trennung vorgenommen werden kann, sondern sich beide Elemente in bestimmten Aufgabenbereichen überschneiden können. Während die Grundlagenforschung an keinen bestimmten Zweck gebunden ist (Zweckfreiheit), wendet sich die anwendungsbezogene Forschung einer konkreten Problemstellung zu (Zweckgebundenheit) (vgl. Raffée (1974), S. 13). Die »Grundlagenforschung legt ihr Gewicht auf die Produktion und Vermehrung von möglichst allgemeingültigem Wissen, auf die verallgemeinerbare Beschreibung (Diagnose) und Erklärung […] [von] Sachverhalte[n]...


Meike Gerstmann is a research assistant at the University of Potsdam and a lecturer in the field of scientific research methods.


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