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E-Book, Deutsch, Band 412, 64 Seiten

Reihe: Der Notarzt

Graf Der Notarzt 412

Meine Liebe hält dich hier

E-Book, Deutsch, Band 412, 64 Seiten

Reihe: Der Notarzt

ISBN: 978-3-7517-2615-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Dr. Peter Kersten seufzt frustriert auf, als nach einem langen Arbeitstag in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik das Funktelefon der Notaufnahme schrillt. Offenbar ist ein weiterer schwerer Notfall im Anmarsch.
Als er den Hörer abnimmt und der Stimme am anderen Ende der Leitung lauscht, wird sein Gesicht blass. Ein fünf Monate altes Baby ist mit dem Rettungswagen auf dem Weg in die Klinik. Das allein ist schon schlimm, denn dem Notarzt geht es immer ans Herz, wenn er um das Leben eines so kleinen Würmchens kämpfen muss. Aber fast noch schlimmer ist diesmal die Geschichte, die dahinter steht, denn das Kind ist nicht etwa von selbst erkrankt.
Dr. Kersten versucht alles, um Timmy zu retten, doch er weiß, dabei braucht er auch die Hilfe der verzweifelten jungen Mutter ...
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Meine Liebe hält dich hier Arztroman um eine junge Mutter und ihr schwer krankes Baby Karin Graf Dr. Peter Kersten seufzt frustriert auf, als nach einem langen Arbeitstag in der Frankfurter Sauerbruch-Klinik das Funktelefon der Notaufnahme schrillt. Offenbar ist ein weiterer schwerer Notfall im Anmarsch. Als er den Hörer abnimmt und der Stimme am anderen Ende der Leitung lauscht, wird sein Gesicht blass. Ein fünf Monate altes Baby ist mit dem Rettungswagen auf dem Weg in die Klinik. Das allein ist schon schlimm, denn dem Notarzt geht es immer ans Herz, wenn er um das Leben eines so kleinen Würmchens kämpfen muss. Aber fast noch schlimmer ist diesmal die Geschichte, die dahinter steht, denn das Kind ist nicht etwa von selbst erkrankt. Dr. Kersten versucht alles, um Timmy zu retten, doch er weiß, dabei braucht er auch die Hilfe der verzweifelten jungen Mutter ... »Ach Gott, was für ein süßes Baby! Darf ich mal gucken?« Die ältere Dame, die mit ihrem kleinen Hund im Park Gassi ging, wartete auf Elaines Nicken, ehe sie sich über den Kinderwagen beugte. »Nein, was ist das doch für ein entzückender kleiner Mann!«, schwärmte sie. »Es ist doch ein Junge, nicht wahr?« »Ja.« Elaine nickte voller Stolz. Und ohne sich erst lange dazu auffordern zu lassen, erzählte sie der wildfremden Frau in dem schmuddeligen Jogginganzug, dem speckigen Anorak und den struppigen grauen Haaren, die so aussahen, als ob sie sie selbst schneiden würde, auch noch gleich alles Wissenswerte über ihren süßen kleinen Jungen. »Er heißt Timotheus. Wir nennen ihn Timmy. Er ist fünf Monate alt und das klügste Baby der Welt.« Sie lachte und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich weiß, das behaupten alle Mütter von ihren Kindern. Aber bei Timmy stimmt es wirklich. Er kann schon fließend und völlig fehlerfrei sprechen.« »Nein! Mit fünf Monaten? Wirklich?« »Aber ja. Gagaga und rüff und blooh und brrrz.« Elaine lachte laut auf, und die ältere Frau lachte mit ihr. »Ich habe zwar keine Ahnung, was das auf Deutsch heißt und welche Sprache das ist, aber es hört sich zumindest ziemlich schlau an, nicht wahr?« »Das tut es!«, stimmte ihr die Frau zu. »Das sind bestimmt irgendwelche schrecklich weisen Sprüche, für die wir beide einfach nicht klug genug sind«, scherzte sie. Sie winkte dem Kleinen zu. Timmy winkte giggelnd zurück und teilte ihr einen weiteren seiner weisen Sprüche mit. »Rörörö, guglguglgugl, daz.« Er gluckste vor Vergnügen, als die ältere Frau ihren kleinen Hund hochhob, seine Pfote nahm und damit winkte. Er prustete, als sie ihn mit ihrem rot gefrorenen Zeigefinger – demselben Finger, mit dem sie zuvor den Hund angefasst hatte – an die Nase stupste. Er wollte sich vor Lachen ausschütten, als sie Grimassen schnitt, und er feuerte sie mit einem lauten »La-la-la!« an, als sie ihm ein lustiges Liedchen vorzusingen begann. Leticia, Elaines jüngere Schwester, hätte längst einen Nervenzusammenbruch erlitten. Und Clement, Elaines älterer Bruder, hätte vermutlich bereits beim ersten Blick der älteren Frau in den Kinderwagen zuerst die Polizei und dann einen Kammerjäger gerufen, der den Kinderwagen nach Läusen, Wanzen oder Kakerlaken absuchen sollte. Wie Elaines Eltern – Aurora und Luitpold von Wallenthal – auf die mindestens sechzigjährige Vertreterin des von ihnen zutiefst verachteten Pöbels reagiert hätten, das mochte sie sich gar nicht vorstellen. Schon von Kindesbeinen an war Elaine das schwarze Schaf der Familie gewesen. Sie hatte nie verstanden, was an ihr und ihresgleichen besser sein sollte als an allen anderen Menschen. Ihre Mutter hatte manchmal halb im Scherz, halb im Ernst behauptet, man hätte sie wohl in der Klinik gleich nach der Geburt vertauscht, weil sie mit der vornehmen Familie so gar nichts gemein hatte. Sie hatte sich bereits im Kindergarten gerade für jene Kinder am meisten interessiert, mit denen sie nicht spielen sollte, weil sie nicht zu ihren Kreisen gehörten und man bei solchen Leuten nie wissen konnte, ob die nicht irgendwelche schlimmen Krankheiten übertrugen. Sie hatte sehr früh damit beginnen müssen, ihre Eltern anzulügen. Hätten sie geahnt, dass die Mutter ihrer besten Freundin eine Alleinerziehende war und in einem Burgerladen arbeitete, dann hätten sie ihre Tochter vermutlich noch am selben Tag von einem Psychiater untersuchen lassen. Mit fünf Jahren hatte Elaine sich selbst mit einem Messer in den Arm geschnitten. Das hatte furchtbar wehgetan. Doch die Erleichterung, die sie verspürt hatte, als sie sah, dass ihr Blut – so wie das aller Menschen – rot und nicht blau war, hatte die Schmerzen überwogen. Wenn Elaine andere Menschen beurteilte, dann spielte deren Herkunft dabei überhaupt keine Rolle. Auch nicht ihr Aussehen, ihre Kleidung oder ihr Beruf. Sie interessierte sich lediglich dafür, ob jemand nett oder nicht nett, lustig oder langweilig, herzlich oder kalt, aufrichtig oder unehrlich war. Die ältere Frau, der Klein-Timmy jetzt beide Ärmchen entgegenstreckte und die er mit aufgeregten kleinen Schreien dazu aufforderte, ihn aus dem Wagen zu nehmen, die war sehr nett. Sie war auch lustig, und sie war herzlich. Vor allem aber brachte sie Timmy zum Lachen. Alleine dafür mochte Elaine sie. Konnte man einem Kind etwas Schöneres schenken als ein paar vergnügliche und glückliche Momente? Oder die Gewissheit, dass es willkommen war, dass man es schätzte und sogar liebte? Wohl kaum! Über die Geschenke, die der Kleine von Elaines Familie an Weihnachten bekommen hatte, hatte er nicht gelacht. Er hatte sich auch nicht darüber gefreut. Er hatte den funkelnden Goldmünzen – als Wertanlage für später! – überhaupt keine Beachtung geschenkt. Sie hatten ihn so wenig interessiert, dass er sie nicht einmal probeweise in den Mund gesteckt hatte. Er erkennt den Wert dieses Geschenkes natürlich noch nicht, hatte ihr Vater gesagt. Man muss ihn erst lehren, welche Dinge von Wert sind und welche nicht. Elaine hatte genickt und geschwiegen. Aber bei sich hatte sie gedacht, dass Timmy besser als sein Großvater wusste, welche Dinge wertvoll waren und welche nicht. Er jauchzte, wenn ein Vogel über ihn hinwegflog. Er streckte sehnsüchtig die Ärmchen aus, wenn er eine schöne Blume sah. Seine Augen wurden groß wie Untertassen, wenn ein Regenbogen am Himmel erschien. Er strahlte, wenn wildfremde Menschen ihn liebevoll anlächelten. Und niemand hatte ihm erst beibringen müssen, dass diese Dinge schön und wertvoll waren. »Ich weiß nicht ...?« Jetzt drehte sich die Frau zu Elaine um. »Timmy möchte raus. Darf ich ...?« Elaine nickte. »Aber natürlich. Er mag Sie. So reagiert er nicht bei allen Leuten. Wenn mein Mann ihn beispielsweise aus dem Bettchen nehmen will, macht er immer ein schrecklich unglückliches Gesicht. Ich würde den Grund dafür zu gerne wissen.« »Kinder eben«, erwiderte die Frau schmunzelnd. »Man weiß nie so recht, was ihnen im Kopf herumgeht. Ich glaube, sie sehen und fühlen Dinge, die wir nicht mehr sehen und fühlen können, weil sich für uns irgendeine Tür geschlossen hat, die wir nicht mehr aufbekommen.« Jetzt musste Elaine erst einmal schlucken. Sie fragte sich, was Timmy wohl sah und fühlte, wenn sein Vater ihn auf den Arm nehmen wollte. Sie konnte ihm immer ganz deutlich ansehen, dass er sich bei Laurenz nicht wohlfühlte. Aber warum nicht? Wenn sie ihn doch nur hätte fragen können! Sie hatte tatsächlich oft das Gefühl, dass ihr kleiner Junge ihr etwas mitteilen wollte. Er guckte sie oft so eindringlich an und redete in seiner ulkigen Babysprache auf sie ein, als ob er etwas wirklich Wichtiges zu sagen hätte. Aber leider verstand sie seine Worte nicht. Sie beschloss, später darüber nachzudenken. Jetzt beobachtete sie die Frau dabei, wie sie Timmy behutsam aus dem Wägelchen nahm. Und als sie sah, wie ihr kleiner Sohn sich vertrauensvoll an die Fremde schmiegte, da hatte die ältere Frau auch ihr Herz gewonnen. »Ich heiße Elaine.« »Und ich Clara. Ich war mal Kindergärtnerin. Ich wollte nie etwas anderes werden, weil ich immer schon völlig vernarrt in die Kleinen war.« »Und jetzt sind Sie in Rente?« Clara schüttelte lachend den Kopf. »Ich sehe leider älter aus, als ich bin. Das Leben war nicht besonders nett zu mir. Ich habe meine Arbeit vor sechs Jahren nach einer ziemlich schlimmen Scheidung verloren. Ich hatte getrunken, wissen Sie? Um die Scheidung irgendwie zu überstehen.« Als Clara sah, wie Elaine alarmiert die Augenbrauen hochzog, schüttelte sie den Kopf. »Keine Sorge!«, beeilte sie sich, ihr zu versichern. »Ich trinke schon lange nicht mehr. Die Sucht kann man mit viel Kraft wieder loswerden, der schlechte Ruf bleibt jedoch für immer und ewig an einem haften.« »Ach ja, das ist wohl leider so.« Elaine seufzte tief. Mit...


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