Graf Star Trek - Deep Space Nine: Der Feind der Zeit
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11669-9
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Invasion 3 - Roman
E-Book, Deutsch, 0 Seiten
ISBN: 978-3-641-11669-9
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Vor Jahrtausenden fand im Alpha-Quadranten eine apokalyptische Schlacht statt. Die Verlierer wurden ans andere Ende der Galaxis verbannt. Doch was wurde aus den Siegern? Diese Frage muss sich die Föderation stellen, als sie das Wrack der Defiant findet: Jahrtausende war es in einem Eiskometen eingeschlossen. Doch wann wurde es zerstört und in die Vergangenheit versetzt? Erste Hinweise bieten Fragmente der Logbücher, die die Zeit überdauert haben. Und alles deutet darauf hin, dass die Katastrophe beim nächsten Transit durch das Wurmloch eintreten wird. Als jedoch ein vulkanisches Forschungsschiff im Gamma-Quadranten vermisst wird, bleibt Captain Sisko keine Wahl: Er fleigt mit der Defiant los ...
Der dritte Teil des fantastischen Abenteuers, das alle vier Star Trek-Serien umspannt!
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Kapitel 2
Wenn man auf die Erfahrungen mehrerer Leben zurückgreifen konnte, so ergab sich nach Meinung von Jadzia Dax ein wichtiger Vorteil: Es existierte im Universum nur noch wenig, das einen überraschen konnte. Ein Nachteil bestand darin, dass man vergaß, mit Überraschungen fertig zu werden. Als erstaunlich neu erwies sich das Gefühl, mit einer so unwahrscheinlichen Realität konfrontiert zu sein, dass die Logik sie leugnete – während alle Sinne darauf hinwiesen, dass sie tatsächlich existierte.
So verhielt es sich mit der Erkenntnis, gerade das Ende des eigenen Raumschiffs beobachtet zu haben.
»Danke, Captain Sisko«, sagte Admiral Hayman. »Das bestätigt unsere Annahmen.«
»Aber wie ist das möglich?« Dax straffte die Gestalt und wandte sich der älteren Frau zu. »Wenn diese Aufzeichnungen echt sind und nicht von einem Computer konstruiert wurden, Admiral … Es würde bedeuten, dass sie aus der Zukunft stammen!«
»Oder aus einer alternativen Realität«, fügte Sisko hinzu. Er drehte seinen Sessel vor dem Terminal ebenso energisch wie den Kommandosessel an Bord der Defiant. »Wo haben Sie diese Datenübermittlungen empfangen, Admiral?«
Haymans Lippen zuckten kurz. Jadzia konnte mit dieser Reaktion nichts anfangen, aber Curzons Erinnerungen interpretierten sie als ein Anzeichen von Bitterkeit. »Wir empfingen gar keine Datenübermittlungen. Was Sie hier sehen, Captain …«
»… sind die tatsächlichen Aufzeichnungen.«
Dax brauchte ein oder zwei Sekunden, um zu begreifen, dass diese unerwarteten Worte von Bashir stammten. Der kultivierte Akzent war typisch für ihn, nicht aber der grimmig-ernste Tonfall.
»Wie meinen Sie das, Doktor?«, fragte Sisko.
»Dies sind Originalaufzeichnungen, die direkt aus der Defiant stammen.« Dax drehte den Kopf und beobachtete, wie sich Bashir zu seinem Terminal vorbeugte. »Medizinische Logbücher in meinem Stil, für meine persönliche Verwendung bestimmt. Es gibt keinen Grund, Medo-Daten in diesem Format zu senden.«
Die seltsame, von Überraschung geschaffene Benommenheit löste sich auf und wich einer ebenso stark ausgeprägten Neugier. Jadzia Dax trat am Tisch vorbei und näherte sich dem Arzt. »Um was für medizinische Daten handelt es sich, Julian?«
Er sah so verblüfft zu ihr auf, als hätte er ganz vergessen, dass sie zu den Anwesenden zählte. Rasch erhob er sich. »Sie betreffen Patienten und sind vertraulich«, sagte er und versperrte ihr den Blick aufs Terminal. »Ich glaube nicht, dass Sie die Aufzeichnungen sehen sollten.«
Der Dax-Symbiont hätte sich vielleicht mit dieser Erklärung abgefunden, aber Jadzia kannte den jungen Arzt zu gut. Die Sorge in seinem Gesicht wurzelte nicht in Berufsethik. »Betreffen die Daten mich?«, fragte sie und klopfte Bashir auf den Arm, als er eine Grimasse schnitt. »Ich habe damit gerechnet, dass Sie so etwas finden, Julian. Wenn es unsere Defiant war, befanden wir uns vermutlich alle an Bord, als sie zerstört wurde. Wenn sie zerstört wird, meine ich.«
»Ich verstehe das nicht«, brachte Sisko ungeduldig hervor. »Wie können wir Aufzeichnungen von einem Ereignis haben, das erst noch stattfinden muss?«
»Niemand versteht es, Captain«, erwiderte Admiral Hayman. »Deshalb glaubte man bei Starfleet Command zunächst, die Daten seien irgendwie gefälscht.« Ihr durchdringender Blick glitt zu Bashir. »Doktor, sind Sie wirklich davon überzeugt, dass diese medizinischen Logbücher von Ihrem zukünftigen Selbst geschrieben wurden? Es sind keine Teile von früheren Aufzeichnungen, die jemand auf geschickte Weise zusammensetzte, um uns zu täuschen?«
Bashir schüttelte mit Nachdruck den Kopf. »Meine hier beschriebenen Aktivitäten … Man kann frühere Aufzeichnungen unmöglich so verändert haben, um dies hier glaubwürdig erscheinen zu lassen. Die Logbücher müssen von einem zukünftigen Bashir geschrieben worden sein.« Er maß Dax mit einem kummervollen Blick. »Die Daten stammen aus einer Zukunft, von der ich hoffe, dass sie uns erspart bleibt.«
»Diesen Wunsch wird die ganze Föderation teilen – jetzt, da wir wissen, dass die Informationen authentisch sind.« Hayman nahm am oberen Ende des Tisches Platz und berührte die Schaltflächen vor ihr. Ein Fenster in der gegenüberliegenden Wand verwandelte sich in einen Bildschirm. »Ich möchte Ihnen den Grund dafür zeigen.«
Es flackerte blau, und dann erschien eine vertraute Szene: die Brücke der Defiant. Dax kannte diesen besonderen Blickwinkel aus nach Einsätzen stattfindenden Besprechungen, bei denen sie sich Aufzeichnungen ansahen, die vom automatischen Sensor in der Rückwand der Kontrollraums angefertigt worden waren. Bei dem derzeitigen Standbild konnte sie Siskos Schultern und Kopf über der Rückenlehne des Kommandosessels sehen. Sie erkannte auch sich selbst, an den Pilotenkontrollen. Das zentrale Projektionsfeld der Defiant zeigte die Schwärze des Alls und ferne Feuer, für Sterne zu groß und zu hell. Der Rand des Bildes war zerfranst und von blauen Flecken durchsetzt, wodurch die Gestalten an der Waffenstation und den technischen Kontrollen undeutlich blieben. Dax glaubte jedoch, in der visuellen Statik Kiras Ohrring auszumachen.
»Eigentlich sind die Bilder noch viel schlechter«, sagte Hayman. »Sie sehen hier eine Rekonstruktion des Computers auf der Grundlage jener wenigen Bytes, die wir dem Speicherpuffer des Sensors entnehmen konnten. Die Aufzeichnungen betreffen die letzten fünf Minuten, bevor die Energieversorgung der Brücke unterbrochen wurde. Alle vorher in den Hauptcomputer übertragene Daten gingen verloren.«
Sisko nickte und bestätigte damit die Warnung in den Worten der Admiralin. »Wir erleben jetzt also den letzten Kampf der Defiant.«
»Ja.« Haymans Finger berührten erneut einige Schaltelemente, und Kiras gepresst klingende Stimme tönte durchs Konferenzzimmer.
»Drei fremde Schiffe nähern sich mit hoher Geschwindigkeit von null neun sieben. Wir können ihnen nicht entkommen.« Aus den Feuern auf dem Bildschirm wurden Explosionen, die einen charakteristischen Anblick boten – sie wiesen auf katastrophale Warpkern-Kollapse hin. Dax versuchte, sie zu zählen, aber es waren zu viele, verstreut in einem zu großen Raumbereich, als dass sie den Überblick hätte bewahren können. Sie schauderte voller Fassungslosigkeit. Wie konnten so viele Raumschiffe so schnell zerstört werden? Hatte Starfleet für diese hoffnungslose Schlacht in der Zukunft alle Schiffe aufgeboten?
»Sie sind zu schnell, um die Zielerfassung der Quantentorpedos auszurichten.« Dax hörte ihre eigene Stimme und staunte: Sie klang bemerkenswert ruhig, wenn man die Umstände berücksichtigte. Sie beobachtete, wie ihr zukünftiges Selbst zum Hauptschirm blickte. Der Gesichtsausdruck blieb verborgen; es ließ sich also nicht feststellen, was sie von den Darstellungen des Projektionsfelds hielt. »Unsere Kursänderung hat sie nicht abgeschüttelt. Vermutlich folgen sie unserer thermalen Spur.«
»Tarnschirm deaktivieren.« Captain Siskos fast tonlose Stimme wies Dax auf den Ernst der Situation hin. »Die gesamte Energie in die Schilde und Phaser leiten.«
Das Sensorbild flackerte blau und stumm, als es zu einem jähen Energieschub kam, stabilisierte sich dann wieder. Den vorherigen Flecken gesellten sich jetzt drei weitere auf dem Hauptschirm der Defiant hinzu.
»Was ist das?«, fragte Bashir und deutete darauf.
Hayman schaltete auf Standbild um. »Damit weist der Computer darauf hin, dass er keine Struktur mit den betreffenden visuellen Bytes in Verbindung bringen konnte.«
»Die drei fremden Raumschiffe«, sagte Dax. »Es sind also weder Klingonen noch Romulaner.«
»Auch keine Cardassianer oder Jem'Hadar«, fügte Bashir leise hinzu.
»Soweit wir bisher wissen, entspricht die Konfiguration keinem uns bekannten Schiffstyp«, betonte Hayman. »Und genau das beunruhigt uns.«
Sisko stützte beide Ellenbogen auf den Tisch und betrachtete das Bild mit gerunzelter Stirn. »Müssen wir damit rechnen, von einer unbekannten Macht aus dem Gamma-Quadranten angegriffen zu werden?«
»Vielleicht ist es noch schlimmer.« Die Admiralin räusperte sich, wie beschämt von ihren eigenen dramatischen Worten. »Vielleicht haben Sie Gerüchte über die Invasoren gehört, die Captain Picard mit der Enterprise bei der Brundage-Station abwehrte. Nun, Sie werden gleich sehen, wie die Fremden ihre Waffen gegen Sie einsetzen. Auf der Basis einer Spektralanalyse der energetischen Entladungen hält es der Computer für möglich, dass es sich um eine weitere Invasionsflotte handelt.«
Es erschien Dax noch immer seltsam, auf diese Weise von einer möglichen Zukunft zu sprechen. »Sie glauben, die Defiant wird bei einem in der Zukunft stattfindenden Kampf gegen die Furien zerstört?«
»Wir wissen, dass sie diesen Raumbereich für ihre einstige Heimat halten«, erwiderte Hayman. »Wir wissen auch, dass sie hierher zurückkehren wollen. Darüber hinaus ist klar, dass wir bei der letzten Konfrontation nicht ihre ganze Flotte zerstörten, nur das künstliche Wurmloch, durch das sie zum Furien-Punkt gelangten. Wenn man bedenkt, dass die Defiant in der Nähe des bajoranischen Wurmlochs stationiert ist …« Die Admiralin unterbrach sich und deutete zum Bildschirm. »Ich sollte nichts vorwegnehmen. Sehen Sie sich den Rest der visuellen Aufzeichnungen an. Anschließend beantworte ich Ihre Fragen.« Sie zögerte kurz. »Wenn ich kann.«
Hayman berührte eine Schaltfläche, und es kam wieder Bewegung in die Darstellungen. Fast sofort blitzte ungewöhnlich...