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E-Book, Deutsch, 254 Seiten, eBook
Greif / Mitrea / Werner Information und Gesellschaft
2008
ISBN: 978-3-8350-5492-9
Verlag: Deutscher Universitätsverlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Technologien einer sozialen Beziehung
E-Book, Deutsch, 254 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-8350-5492-9
Verlag: Deutscher Universitätsverlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Informations- und Kommunikationstechnologien sind nicht nur ein fester Bestandteil der täglichen Lebens- und Arbeitswelt, sondern strukturieren auch den Weltzugang gesellschaftlicher Akteure. Der Band versammelt Beiträge aus den Technik- und Sozialwissenschaften zur Beziehung zwischen Information und Gesellschaft.
Dr. Hajo Greif, Dr. Oana Mitrea und Matthias Werner sind MitarbeiterInnen des Interuniversitären Forschungszentrums für Technik, Arbeit und Kultur (IFZ) in Graz und Klagenfurt. Dort befassen sie sich mit der Erforschung gesellschaftlicher Aspekte der Informations- und Kommunikationstechnologien. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in kooperativen Projekten mit TechnikwissenschaftlerInnen. Zugleich lehren die HerausgeberInnen an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Geleitwort;6
2;Inhalt;10
3;Einleitung;12
3.1;Zur Problemstellung: Information und Gesellschaft;12
3.2;„Technologien einer sozialen Beziehung“;15
3.3;Zu den Beiträgen;16
3.4;Literatur;20
4;Teil I: Technikphilosophische Perspektiven;22
4.1;Vergesellschaftung durch Information;24
4.1.1;Vergesellschaftung;24
4.1.2;Information;27
4.1.3;Information und Gesellschaft;28
4.1.4;Technologische Enträumlichung und Verräumlichung;30
4.1.5;Technologische Entzeitlichung und Verzeitlichung;33
4.1.6;Technologie: Gesellschaft und Natur;37
4.1.7;Literatur;39
4.2;Die Henne, modernes Bewusstsein, das Ei moderne Technik?;42
5;Teil II: Handlungsfähigkeit;49
5.1;Information und technologische Handlungsfähigkeit;50
5.1.1;Zum Begriff der Information;50
5.1.2;Informationen, Technologie und Gesellschaft;54
5.1.3;Technologische Handlungsfähigkeit;57
5.1.4;Resümee;68
5.1.5;Literatur;70
5.2;Herausforderung künstlicher Handlungsträgerschaft.;74
5.2.1;1 Einleitung;74
5.2.2;2 Die Zuschreibung von Handlungsträgerschaft;77
5.2.3;3 Der virtuelle Agent Max als Interaktionsteilnehmer;81
5.2.4;4 Frotzelattacken als Spiel im Spiel;83
5.2.5;5 Diskussion;92
5.2.6;Literatur;94
5.2.7;Anhang: Transkriptionskonventionen;96
6;Teil III: Sicherheit und Privatsphäre;98
6.1;Recht auf Privatsphäre.;100
6.1.1;I. Einleitung;100
6.1.2;II. Informationsanfall und Informationsbedürfnisse steigen;101
6.1.3;III. Rechtfertigungsgründe;103
6.1.4;IV. Rechtliche Rahmenbedingungen;104
6.1.5;V. Tendenzen und kritische Würdigung;122
6.1.6;VI. Schlussbemerkung;125
6.1.7;Literatur;126
6.1.8;Anhang: Abkürzungsverzeichnis;128
6.2;Szenarien, die die Welt verändern;130
6.2.1;Überblick;130
6.2.2;Einleitung;130
6.2.3;Szenarien;135
6.2.4;Relevante Technologien;143
6.2.5;Resümee;155
6.2.6;Literatur;157
7;Teil IV: Lebenswelt;160
7.1;Der Einfluss von Ubiquitous Computing auf Benutzungsschnittstellenparadigmen;162
7.1.1;Einleitung;162
7.1.2;Entwicklung der Rechnerallgegenwart;163
7.1.3;Änderung des Anwendungskontextes;167
7.1.4;Bedürfnisänderung im Hinblick auf die Interaktion;169
7.1.5;Datenschutz und Privatsphäre;173
7.1.6;Lösungsansätze und Perspektiven;174
7.1.7;Die Metaebene;174
7.1.8;Mixed Realities;179
7.1.9;Das Internet der Dinge;180
7.1.10;Embodied, Graspable und Tangible User Interfaces (EUIs);181
7.1.11;Ritual Based Interfaces (RUI);182
7.1.12;Ausblicke;183
7.2;Emotionalität und Rationalität im digitalen Zeitalter.;186
7.2.1;1 Gegenläufige Tendenzen im Modernisierungsprozess der Gegenwartsgesellschaft;188
7.2.2;2 Das Internet als Schauplatz radikaler Rationalisierung;193
7.2.3;3 Der Ansatz von Eva Illouz unter modernisierungstheoretischen, ethischen und erkenntnislogischen Gesichtspunkten;198
7.2.4;4 Fazit;202
7.2.5;Literatur;203
8;Teil V: Bildung;206
8.1;Computer als Lernmedium und Lerngegenstand in der Grundbildungsarbeit mit bildungsbenachteiligten Frauen;208
8.1.1;Einleitende Bemerkungen;208
8.1.2;Informations- und Wissensgesellschaft unter bildungspolitischer Perspektive: Gesellschaftliche Teilhabe und Ausschlüsse;209
8.1.3;„Lebenslanges Lernen“;210
8.1.4;Bildungsbenachteiligung und digitale Spaltung der Gesellschaft;212
8.1.5;Grundbildung als Teilbereich der Erwachsenenbildung;214
8.1.6;Computereinsatz in der Grundbildungsarbeit;215
8.1.7;Scheinbar Selbstverständliches ist nicht selbstverständlich...;218
8.1.8;Ausblick: Erhöhung der individuellen Teilhabe durch Bildung;222
8.1.9;Literatur;223
8.2;Ist das Konzept des Blended Learning eine zufriedenstellende pädagogische Antwort auf didaktische Defizite des E- Learning?;226
8.2.1;Einleitung;226
8.2.2;Blended Learning – ein pädagogischer Mehrwert – vs. E-Learning;227
8.2.3;Merkmale des Blended Learning;230
8.2.4;Methoden des Blended Learning;231
8.2.5;Auswirkungen von Blended-Learning-Modellen;232
8.2.6;Auswirkungen des E-Learning;233
8.2.7;Diskussion;235
8.2.8;Literatur;239
8.3;IT-Frust statt Lust?;240
8.3.1;I. Informatikunterricht an Allgemeinbildenden Höheren Schulen;241
8.3.2;II. Studienwahl von Schülerinnen und Schülern: Entscheidungsprozess und Motive;248
8.3.3;III. Bilder und Klischees zu IT- Menschen und der IT-Branche;255
8.3.4;IV. Kooperationen im Bildungssektor – zur Notwendigkeit, einen gemeinsamen Weg zu beschreiten;260
8.3.5;Literatur;265
Technikphilosophische Perspektiven.- Vergesellschaftung durch Information.- Die Henne, modernes Bewusstsein, das Ei moderne Technik?.- Handlungsfähigkeit.- Information und technologische Handlungsfähigkeit.- Herausforderung künstlicher Handlungsträgerschaft..- Sicherheit und Privatsphäre.- Recht auf Privatsphäre..- Szenarien, die die Welt verändern.- Lebenswelt.- Der Einfluss von Ubiquitous Computing auf Benutzungsschnittstellenparadigmen.- Emotionalität und Rationalität im digitalen Zeitalter..- Bildung.- Computer als Lernmedium und Lerngegenstand in der Grundbildungsarbeit mit bildungsbenachteiligten Frauen.- Ist das Konzept des Blended Learning eine zufriedenstellende pädagogische Antwort auf didaktische Defizite des E-Learning?.- IT-Frust statt Lust?.
Vergesellschaftung durch Information (S. 23)
Arno Bammé, Wilhelm Berger und Ernst Kotzmann
Die Technik ist auf dem Wege, eine solche Perfektion zu erreichen, dass der Mensch bald ohne sich selbst auskommt.
Stanislaw Jerzy Lec
Vergesellschaftung
Formale Rationalisierung und kommunikatives Handeln gelten unter Soziologen neben dem Marktmechanismus als die grundlegenden Koordinationsmechanismen der modernen Gesellschaft. Kommunikation schafft und reproduziert den gesellschaftlichen Konsens, der in der Vormoderne normativ gesichert war. Das Prinzip der kommunikativen Koordination gewann für Sozialwissenschaftler allerdings erst recht spät theoriebildende Bedeutung.
Die Klassiker der Soziologie sprachen wenig über Kommunikation, aber viel von formaler Rationalisierung und von den Gesetzen des Marktes. Erst mit der Umfokussierung von einer handlungs- zu einer kommunikationsorientierten Wissenschaft, wie sie am prononciertesten wohl von Luhmann, aber auch von Habermas vertreten wird, reagierte die Soziologie auf den Wandel der gesellschaftlichen Koordinationsmechanismen.
Während Habermas dem erfolgsorientierten, zweckrationalen Handeln das verständigungsorientierte, das eigentlich kommunikative Handeln gegenüberstellt, begreift Luhmann Kommunikation in einem eher technischen Sinn als Einheit von Information, Mitteilung und Verstehen. Weder Intentionalität noch Sprachlichkeit sind notwendige Bestandteile seiner Begrifflichkeit. Einen Einblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Ansätze gewährt Kiss (1987, S. 54 ff, 1990, S. 20 ff).
Heute wird diese mittlerweile selbst schon fast klassische Diskussion von Bemühungen überlagert oder sogar verdrängt, die zugleich traditionelle Grenzen zwischen Natur- und Gesellschaftswissenschaften aufheben wollen: Unter den Bedingungen der technologischen Zivilisation erweise sich eine nach wie vor getrennte Betrachtung von Natur und Gesellschaft als unangemessen. Beide Sphären seien in der realen Welt gesellschaftlicher Reproduktion längst zur Synthese zusammengeschmolzen, zur vergesellschafteten Natur geworden.
„Das Ozonloch ist zu sozial […], um wirklich Natur zu sein, die Strategie der Firmen und Staatschefs zu sehr angewiesen auf chemische Reaktionen, um allein auf Macht und Interessen reduziert werden zu können" (Latour 1998, S. 14). Wissenschaftliche Experimente haben die geschlossenen Räume der Laboratorien verlassen. Sie werden heute zum Teil im Maßstab 1:1 und in Echtzeit durchgeführt.
Die traditionelle Unterscheidung zwischen wissenschaftlichen Laboratorien, so Latour, in denen mit Theorien und Phänomenen experimentiert wird, und einer politischen Situation außerhalb, in der Nicht-Experten mit Werten, Meinungen und Leidenschaften agieren, sei obsolet geworden. Dieser Sachverhalt des Ineinander-Aufgehens zweier zuvor getrennt gedachter Bereiche führt zu Denkmodellen, in denen auch die anfangs skizzierten Koordinationsmechanismen der modernen Gesellschaft als quer zur klassischen Grenze von Natur und Gesellschaft liegend betrachtet werden können.
So entwickelt der Biologe Dawkins ein naturalistisches „Programm mit […] universalem Anspruch" (Greif 2005, S. 117). Allerdings schließt Dawkins nicht, wie Sozialdarwinisten oder Soziobiologen das üblicherweise tun, einfach per Analogie von natürlichen auf soziale Phänomene, sondern unternimmt den systematischen Versuch einer einheitlichen Erklärung unter Verweis auf ein gemeinsames Drittes: das Prinzip der Selbstreplikation.
Die Mechanismen der Replikation und Selektion, wie sie in der Natur der Gene festgelegt sind, gelten ihm als substratunabhängig: Die Bedingungen dafür, als Replikator zu fungieren, seien nicht an die Substanz der DNA-Sequenzen gebunden. Prinzipiell seien alle Dinge, die zu einer modifizierenden Selbstreplikation fähig sind, Träger des Kausalmechanismus ihrer Evolution.Die Mechanismen, die Gegenstand einer solchen Deutung sind, finden sich Dawkins zufolge nicht nur in der Natur, sondern auch in der Gesellschaft.