E-Book, Deutsch, 304 Seiten
Reihe: Pfalz Krimi
Greifenstein Quetschekuche
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96041-521-3
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Pfalz Krimi
E-Book, Deutsch, 304 Seiten
Reihe: Pfalz Krimi
ISBN: 978-3-96041-521-3
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Spritzig-witziges Krimivergnügen von der Meisterin des kulinarischen Pfalz Krimis.
Halloweentrubel in Landau: Im Pool eines angesehenen Richters treibt eine tote Außerirdische. Wenn das nicht Stoff für einen handfesten Skandal ist! Schnell ist geklärt, dass es sich bei der schönen Toten doch nur um ein ganz und gar irdisches Wesen handelt, dennoch bleiben genügend Fragen offen: Wer ist sie, und wer wollte ihren Tod? Und vor allem: Wie kam sie ausgerechnet in den Pool des Richters? Die Spur führt das fränkisch-pfälzische Dreamteam Stern und Keeser von der "Star Trek"-Party bis ins Landauer Rotlichtmilieu.
Autoren/Hrsg.
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Ein Geständnis und noch ein Geständnis … und noch ein Geständnis
Donnerstag, 1. November – Allerheiligen Der Wecker auf Paulas Nachtkästchen klingelte unerbittlich, da half auch das Kissen nichts, das sie sich über den Kopf gezogen hatte. Sein plötzliches Verstummen machte sie jedoch stutzig, sodass sie einen Blick durch die kaum geöffneten Lider wagte. Im Licht, das durch die Tür aus dem Wohnzimmer hereinfiel, sah sie Matthias über sich stehen. Als er merkte, dass sie nicht mehr schlief, setzte er sich zu ihr aufs Bett. »Komm, Schlafmütze, raus aus den Federn, Frühstück ist fertig«, sagte er für Paulas Geschmack viel zu munter. Sie verkroch sich im warmen Bett. Was das Schlafen anging, konnten sie und Matthias nicht unterschiedlicher sein: Sie war ein Nachtmensch, der aber viel Schlaf brauchte und deshalb morgens gern lang schlief. Er dagegen benötigte so gut wie keinen Schlaf. Ihm machten überlange Nachtschichten oder mehrere Tage mit ganz wenig Schlaf überhaupt nichts aus. Er legte sich neben sie und schlüpfte zu ihr unter die Bettdecke. Mit den Armen zog er sie fest an sich. »Soll ich dich wach lieben?«, raunte er ihr ins Ohr. »Ich will jetzt nicht lieben, ich will schlafen«, jammerte Paula an seiner Brust. »Schlafen ist aber nicht, meine Süße, du musst zur Arbeit.« Sie kuschelte sich noch ein bisschen enger an ihn. »Lass uns einfach so liegen bleiben«, nuschelte sie undeutlich. Matthias lachte und schlug die Decke zur Seite. Kalte Luft traf auf Paulas schlafwarmen Körper. Der Mistkerl hat das Fenster aufgemacht, schlussfolgerten ihre schlagartig wach gewordenen Gehirnzellen. Sie versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu lösen und nach der Decke zu angeln. Was sich als erfolgloses Unterfangen herausstellte und zu einer heftigen Rangelei entwickelte. Bis sie schließlich atemlos »Stopp« rief. »Bazilla bewegt sich!« Matthias ließ von ihr ab und starrte auf Paulas Bauch. Tatsächlich bildete sich genau in diesem Moment direkt neben ihrem Nabel eine kleine Beule. Fasziniert legte er die Hand darauf und sagte dann strahlend: »Ich glaube, sie tritt nach mir. Tut dir das weh?« »Nein, es fühlt sich eher an wie Blähungen.« »Meine Kleine tritt nach mir, nicht zu fassen.« Liebevoll streichelte er über den Babybauch und legte sein Ohr daran. Paula durchfuhr ein warmes Gefühl der Liebe für Matthias. Er war nicht der Vater ihres Bauchinhaltes, aber er freute sich darauf, als sei er es. Zärtlich strich sie ihm durchs schwarze Haar. »Du gibst bestimmt einen tollen Papa ab.« »Ich würde es auch glatt mal als Ehemann versuchen«, sagte Matthias, das Ohr noch immer an Paulas Bauch. Sie brauchte einen Moment, um die Worte zu begreifen. »War das etwa gerade ein Heiratsantrag?« »Klar, ich versuche zu hören, was Baby dazu meint.« »Und was ich dazu meine, interessiert dich nicht?« »Doch, natürlich.« Matthias sah sie abwartend an. »Wir sind erst wenige Wochen ein Paar, wie kannst du da jetzt schon vom Heiraten sprechen?« »Meine Eltern kannten sich auch nicht viel länger, als sie vor den Traualtar traten«, sagte er. »Außerdem hätte die Kleine dann gleich meinen Nachnamen«, fügte er sachlich hinzu. »Wer sagt denn, dass ich nicht meinen Namen behalten will?« »Stern-Weber geht auch. Wenn wir verheiratet wären, könnte ich in Elternzeit gehen, sprich, genau wie du einige Zeit zu Hause bei dem Baby bleiben.« »Ich sehe, du bist bestens informiert«, sagte Paula schmunzelnd. »Und?« »Was, und?« »Sagst du jetzt Ja?« Paula schwang die Beine aus dem Bett und streckte sich. »Scheiße«, entfuhr es ihr, als sie auf den Wecker sah. »Das hat mir auch noch keine auf einen Heiratsantrag geantwortet.« Paula ließ sich trotz des akuten Zeitmangels noch einmal zurücksinken. »Was du nicht sagst. Wie viele von diesen Anträgen hast du denn schon gemacht?« Er küsste sie sanft und sah ihr tief in die Augen. »Keinen einzigen. Bisher war ich noch nie in einer solchen Notlage.« »Ich bin also eine Notlage für dich, toll.« Paula stupste ihn gespielt beleidigt in die Seite, stand auf und ging durchs Wohnzimmer ins Bad. Ihr Spiegelbild zeigte ihr, dass sie so müde aussah, wie sie sich fühlte. Mit geübtem Griff steckte sie ihren Zopf hoch. »Warum bist du eigentlich schon so früh auf? Du hast doch heute frei«, rief sie durch die offene Tür, während sie Boxershorts und Hemdchen auszog. Sie stieg in die Dusche und drehte das Wasser auf. Der warme Strahl auf ihrer Haut tat gut. Paula hörte Matthias jenseits der Duschtür etwas sagen, verstand es aber nicht. »Was?«, rief sie und stellte das Wasser ab. »Ich will schnell mal ins Büro. Mir geht eure Tote nicht aus dem Kopf. Ich muss wissen, ob ich sie tatsächlich schon mal gesehen habe«, wiederholte er, während sie sich einseifte. »Das hättest du doch auch später machen können.« Paula drehte erneut den Wasserhahn auf, ohne auf eine Antwort zu warten. Als sie die Tür öffnete, um nach dem Handtuch zu greifen, stand Matthias genau vor ihr. »Das schon, aber dann wäre mir dieser hübsche Anblick entgangen«, sagte er und küsste sie auf die nasse Nasenspitze. »Außerdem soll es noch mal schönes Wetter geben, ich werde wohl eine Runde mit dem Motorrad drehen.« Paula rubbelte sich trocken und stieg aus der Dusche. »Ich würde auch lieber Motorrad fahren als arbeiten.« Matthias sah ihr dabei zu, wie sie sich von oben bis unten mit Bodylotion eincremte. »Dann lass dir was einfallen. Musst du nicht zufällig eine Befragung außerhalb von Landau durchführen?« »Leider nein«, sagte Paula betrübt, stellte die Flasche zurück auf die Ablage und stolzierte an ihm vorbei, um sich im Schlafzimmer anzuziehen. Matthias konnte der Verlockung nicht widerstehen und klatschte ihr auf den nackten Po. Sie sah über die Schulter zurück. »Schmierst du mir eine Scheibe Toast?« »Dann kommst du aber zu spät zur Frühbesprechung«, ermahnte er sie. »Fällt aus, Sonne will uns erst um drei zum Zwischenrapport sehen.« *** »Guten Morgen, Lieblingsgeigerlein«, sagte Paula, als sie in das kleine Büro von Tina Geiger trat. Die hob ihren Kopf. Ihr seit Neuestem kohlrabenschwarz gefärbter Haarschopf war von dicken weißen Strähnen durchzogen, was an ein Zebra erinnerte. Demonstrativ sah sie auf die Uhr an ihrem Handgelenk. Mit einem ihrer schwarz und weiß lackierten Fingernägel tippte sie auf das Uhrglas der schwarzen Swatch. »Viertel nach acht. Es ist doch immer das Gleiche: Ist die Katze nicht im Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.« »Der Chef ist noch nicht da?« Das hatte Paula bisher noch nicht erlebt, Heribert Sonne war morgens normalerweise immer einer der Ersten. »Nach allem, was mir Hansi erzählt hat, war es eine wilde Nacht.« Hans Becker hatte seiner Verlobten also schon alles erzählt. »›Wild‹ ist gar kein Ausdruck, anfangs dachte ich, ich sei in der Außenstation eines Irrenhauses gelandet. Ein Bürgermeister mit echtem Irokesenschnitt, ein Kriminaloberrat mit Spock-Ohren, eine Staatsanwältin und ein Richter im Borg-Kostüm und als Sahnehäubchen Keeser als Captain Kirk. Es war wie in einem schlechten Traum. Apropos Captain Kirk – ist der schon da?« Tina Geiger deutete mit dem Daumen auf die Wand, hinter der sich Paulas und Keesers Büro befand. »Kurz vor dir gekommen. Also ich kann mir den Commissario sehr gut als Captain Kirk vorstellen«, sagte sie mit beinahe schwärmerischem Augenaufschlag. »Er sah tatsächlich gar nicht so übel aus. Wenn der Bauch nicht gewesen wäre«, sagte Paula. »Das mit dem Bauch hab ich gehört, Frau Kollegin«, fiel ihr Keeser ins Wort. Er stand hinter ihr in der Tür und sah sie strafend an. Mit dem frisch gesprossenen Eintagesbart, ohne das Gel in den Haaren und mit dem karierten Hemd sah er endlich wieder wie ein richtiger Keeser aus. »Du musst die Leute aussprechen lassen, Lieblingskollege. Ich wollte sagen: Wenn der Bauch nicht gewesen wäre, hätte er nur halb so stattlich gewirkt.« Paula lächelte ihn zuckersüß an. »Ich weiß gar nicht, wie Matthias das mit dir aushält«, sagte Keeser grummelig. »Da sind wir schon zu zweit, ich weiß es nämlich auch nicht. Wahrscheinlich steht er auf Bauch.« Sie hielt inne und musterte Keesers Ranzen. »Du kannst von Glück reden, dass er sich nicht an dich herangemacht hat.« »Sehr witzig. Kommst du jetzt mal rüber, oder soll ich alles allein machen?« »Ich nehme Frage Nummer zwei und beantworte sie mit Ja«, sagte Paula ernst. »Das ist kein Quiz, du verhinderter Witzbold, also schwing deinen Arsch an deinen Schreibtisch, und das bitte schön zackig.« »Tja, Geigerlein, da er mein direkter Vorgesetzter ist, muss ich wohl machen, was er sagt. Bis später.« Paula warf Tina einen Handkuss zu und folgte Keeser hinüber in ihr gemeinsames Büro. Sie zog die Jacke aus und hängte sie über die Lehne ihres Stuhls. Wie jeden Morgen, seit es draußen kälter geworden war, kontrollierte sie das Thermostat der Heizung und drehte es auf zwei zurück. Keeser liebte es, im eigenen Saft zu schmoren. Ihr selbst war, bedingt durch die Schwangerschaft, von Haus aus zu warm. »Ich dachte, du hast den Fall schon längst gelöst«, sagte sie und öffnete das Fenster, um kurz durchzulüften. Der Himmel hatte von dem frühmorgendlichen Grau in ein sattes Blau gewechselt, nur ein paar vereinzelte weiße Wölkchen zogen über ihn hinweg. Paula konnte die Sonne von...