E-Book, Deutsch, 250 Seiten
Gruber / Wessely Die Reise des Wanderimkers
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7066-2870-9
Verlag: Löwenzahn Verlag in der Studienverlag Ges.m.b.H.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie guter Honig zu seinem Geschmack kommt
E-Book, Deutsch, 250 Seiten
ISBN: 978-3-7066-2870-9
Verlag: Löwenzahn Verlag in der Studienverlag Ges.m.b.H.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Johannes Gruber ist Wanderimker. Er hat sein Leben den Bienen verschrieben und produziert in zweiter Generation sortenreine Bio-Honige in Buchberg in der Steiermark. Mit seinen über 200 Bienenvölkern wandert er von Blüte zu Blüte und ist immer auf der Suche nach neuen Geschmackskomponenten. Nina Wessely war immer schon neugierig. Essen - und alles was es mit sich bringt - hat es ihr bald besonders angetan. So mündete ihr beruflicher Weg über ein Tourismusstudium und Auslandserfahrungen in der Gastronomie bald in den Journalismus. Wolfgang Hummer ist Meister-Fotograf aus der Steiermark. Über mehrere Monate ist er mit Johannes Gruber und Nina Wessely durchs Land gereist und hat die Einzigartigkeit von Menschen, Landschaft und Honig fotografisch festgehalten.
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Wien und seine Stadthonige
AM BEISPIEL
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WIEN-GRINZING
Hildegard Burgstaller
WIEN
Freitag, 12. Juni, Himmelstraße 42, „Am Himmel“. Man betritt den Garten durch ein altes, schmiedeeisernes Tor. Dahinter wartet Hildegard, eine großgewachsene, schlanke Frau um die 50, langes dunkles Haar mit auffallenden Silbersträhnen. Sie ist von ausgeprägter Liebenswürdigkeit und – wie sich im Laufe des Gespräches noch herausstellen wird – sie hat enormes botanisches Wissen. Ein alter, verwucherter Garten mit einem Hauch von Dekadenz: verwitterte Statuen, manche mit fehlenden Gliedmaßen, manche umgestürzt. Inmitten von üppigem Grün führt ein schmaler Kiesweg zur alten Villa. Das Haus gehörte einst Luigi Kasimir, einem im Wiener Fin de Siècle bekannten Grafiker, der in seinen Arbeiten auch etliche Landschaften rund um seine unmittelbare Wohngegend porträtiert hatte. Vorerst und unentgeltlich überlassen seine Erben den Garten Hildegard und ihren Bienen.
Ein leichter Kärntner Akzent verrät Hildegards Herkunft. Ihr Großvater, ein Patriarch alten Schlages, war es, dem sie die Faszination an der Arbeit mit Bienen verdankt. , hat Hildegard sich schon als Kind gefragt, wenn er seine Alltagskleidung gegen ein blütenweißes Hemd tauschte. Der Großvater sprach nicht viel und die Enkelin stand ganz ruhig daneben und beobachtete. , meint sie schmunzelnd.
Wie über Jäger gibt es auch über Imker zahlreiche Vorurteile: Imker seien wortkarg, misstrauisch, geizig, bei Vereinsausflügen würden lediglich mitgenommene Speisen verzehrt, sie seien neidisch, überaltet, Verteidiger ihres Territoriums und der reinen Bienenrasse. Für einige Vertreter der Zunft mag dies durchaus gelten, mit Sicherheit nicht für Hildegard Burgstaller. Sie stellt so etwas wie die Antithese zu all diesen Klischees dar.
Gleich hinter der alten Villa fällt der Hang steil nach unten. Vom Bienenstand, dessen Fluglöcher nach Osten, also Richtung Zentrum der Donaumetropole gerichtet sind, starten Bienen in unregelmäßigen Abständen. Unter einer mächtigen Linde steht ein weiterer Bienenstand, die Bienenbeuten sind mit Leinölfirnis imprägniert und bunt bemalt. , meint die Imkerin. Und: , so die feinsinnige Imkerin. Sie ging bei der letzten Ernte sogar so weit, die Honige aus jedem Volk separat zu ernten, und so gab es eine Zeitlang in der Spezerei am Karmelitermarkt, einem stadtbekannten Feinkostladen, Zitroneneis mit Landschaftshonig von der Himmelstraße vom Bienenvolk Nummer 7. Und dann erzählt Hildegard schon von ihrem nächsten Projekt: , eine englische Übersetzung dafür, nämlich , hat sie auch. Seit Herbst dieses Jahres ist der Honig im Restaurant Steirereck in Wien erhältlich:
Über Imker gibt es viele Vorurteile. Auf Hildegard Burgstaller trifft kein einziges zu.
„Bienen halten sich nicht an Grenzen. Sie suchen dort, wo viel und Gutes zu erwarten ist.“
Der Hype um Stadtbienen ging 1982 von Paris aus. Der Imker und Bühnenarbeiter Jean Paucton musste auf Drängen seines Hausmeisters das Bienenvolk, das er im Hof seiner Wohnung abgestellt hatte, entfernen. Als Ersatzstandort wählte er ausgerechnet das Dach der Pariser Oper. Die Illustrierte berichtete und schon waren die Großstadtbienen aus der Anonymität geholt. Dann war New York und irgendwann schwappte der Trend auch nach Wien. Ein ehemaliger Landwirtschaftsminister – nicht gerade der Bienenlobby zuzurechnen – verstand es, sich als Bienenretter zu inszenieren, ebenfalls auf dem Dach der Oper und genauso mediengerecht wie sein Pariser Vorbild. Inzwischen hat Wien mit seinen vielen Bienenvölkern die wohl größte Dichte an Bestäubungsinsekten aller Millionenstädte. Sogar die ökologische Tadellosigkeit der städtischen Kläranlage wird mittlerweile mit Honig beworben, der vor Ort geerntet wird.
Hildegard ist Wissenschaftlerin und Imkerin. 1985, mit Ende ihres Studiums, übersiedelte sie ihre ersten beiden Bienenvölker von Kärnten nach Wien. Kern ihrer wissenschaftlichen Arbeiten war immer die Botanik, die Bestäubungstätigkeit der Honigbiene und ihre Auswirkung auf das Ertragsverhalten von Pflanzen. In ihrer noch nicht abgeschlossenen Arbeit über „Honig als Spiegel des Vegetations- und Landschaftswandels“ hat sie mit Tiroler Honigen aus den 20er Jahren zu tun. Bei der Probennahme war auch ein Verkosten dieser „Ötzi-Honige“ unumgänglich: , resümiert sie wissenschaftliche und kulinarische Aspekte dieser Arbeit.
Was ihren Bienenstandort in Wien, am Fuße des Kahlenberges auszeichnet? , so Hildegard Burgstaller.
Bienenkönigin mit Arbeiterinnen
Hildegard vermittelt den Kindern die Welt der Bienen.
„Was gibt es Schöneres, als Kindern den Bienenstand zu zeigen und Wissen weiter zugeben?“
Hildegard Burgstaller ist Gründungsmitglied des Vereins Landschaftshonig. Gemeinsam ist dieser Gruppe von Imkern und Imkerinnen, die Schönheit von Landschaften anhand von Honig zu zeigen. Und es ist ihnen wichtig, für ihre Bienen Standorte zu finden, die die Bienen selber auch auswählen würden.
Eine besondere Leidenschaft Hildegards gilt der Vermittlung der Welt der Bienen an Kinder. Für Schulklassen versucht sie sich immer Zeit zu nehmen. Einer ihrer Bienenstände befindet sich auf einem Schulgelände und Bienenkunde ist dort fixer Bestandteil des Lehrplans für Acht- bis Neunjährige. , so ein Lehrer dieser Schule. „ – meint dazu die Imkerin.
Was macht die Imkerin mit ihrem Honig?
, freut sich Hildegard Burgstaller, deren Honige auch bei Stefan Resch, Küchenchef von Park Hyatt Wien, große Wertschätzung genießen. Auf die Frage nach ihrem Lieblingsrezept mit Honig hält die Imkerin kurz inne, um dann zu verraten, dass sie sich lieber im Freien aufhält und in der Erde buddelt, als den Kochlöffel zu schwingen. Aber dann kommt doch noch etwas:




