Grünberg / Jones / Ippensen Hartgekocht
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-942602-65-5
Verlag: Elysion-Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Geschichten um Liebe, Lust und Leidenschaft
E-Book, Deutsch, 190 Seiten
ISBN: 978-3-942602-65-5
Verlag: Elysion-Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Erotische Kurzgeschichten, die nicht nur zu Ostern heiß sind ...
Folgen Sie den bekannten Autoren lustvoller Genüsse auf die 'HasenParty', suchen Sie gemeinsam mit Ihnen 'goldene Eier' oder vergnügen sich einfach 'kurz vor Ostern'. Aber selbstverständlich können Sie sich auch von 'dicke(n) Eier(n)' humorvoll inspirieren lassen, 'ein Picknick' veranstalten, oder das Thema komplett vergessen ... denn egal ob lustig, spannend, romantisch oder verführerisch inspirierend ... in dieser Sammlung ist garantiert für jeden sinnlichen Geschmack etwas dabei.
Lilly Grünberg, Antje Ippensen, Emilia Jones und Lilly An Parker schreiben seit Jahren erfolgreiche Erotikgeschichten und sinnliche Bücher, aber auch die eher erotisch-fantastischen Autoren Thomas Backus, Sina Seeland und Olga A. Krouk lassen immer wieder gerne Erotik in ihren Fabulierungen prickeln - hier ist für jeden Geschmack eine Lieblingsgeschichte dabei.
Autoren/Hrsg.
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BUNTE OSTEREIER
LILLY GRÜNBERG Ihr Ziel hatte Lielan ihm nicht verraten. Das Taxi jedenfalls war vorbestellt, denn der Taxifahrer, der bereits vor der Tür auf sie gewartet hatte, wusste ganz offensichtlich Bescheid. Ein knappes »Guten Abend«, mehr sagte er nicht. Er fragte nicht, wohin es gehen sollte, und er wartete auch nicht ab, ob Lielan ihm eine Straße nennen würde. Kaum waren sie im Fond eingestiegen, wurde das Taxameter eingeschaltet und es ging los. Tim musste sich also mit einem kaum unterdrückten Seufzen in Geduld fassen, auch wenn er vor Neugierde schier verbrannte. Geheimnisse waren so gar nicht sein Ding, auch wenn er selbst gerade eines hütete, was ihm ebenso schwer fiel wie zu akzeptieren, dass sein Dom eines hatte. Denn selbst wenn er Lielan nach dem Plan für diesen Abend fragen würde, so würde er doch keine Antwort erhalten. Im Gegenteil, eine kleine Bestrafung wäre ihm sicher. Dafür war Lielan viel zu sehr der Dominus, der sich nicht in die Karten schauen ließ. Wie sehr sich doch sein Leben verändert hatte! Ehe Tim Lielan kennenlernte, war er sich hinsichtlich seiner Neigungen im Unklaren gewesen. Gewiss, es gab den einen oder anderen Mann, dem er gerne hinterher sah. Besonders knackige runde Pos in engen Hosen hatten es ihm angetan. Aber die gefielen ihm manchmal auch bei Frauen. Auf Busen oder in Gesichter schaute er hingegen eher selten. Er hatte eben andere Vorlieben. Das war doch normal, oder? Dabei hatte es durchaus ganz nette Liebesverhältnisse mit Frauen gegeben. Na ja, ganz nett eben, nicht mehr und lange hielten diese auch nicht an. Nett war nun mal nur der kleine Bruder von perfekt. Es gab keinen offensichtlichen Grund dafür, dass er mit keiner glücklich wurde. Denn er neigte nicht dazu, sich zu streiten oder besondere Ansprüche zu stellen. Frauen schätzten an ihm, dass er gut zuhören konnte, und in der Lage war, konstruktive Vorschläge bei Problemen jeglicher Art zu machen. Alles in allem strahlte er Ruhe, Zuverlässigkeit und Kompromissbereitschaft aus, ohne dabei langweilig zu sein. Es war wohl eher so, dass beide Seiten sich sexuell nie wirklich befriedigt fühlten und man sich deshalb nach kurzer Zeit ganz friedlich wieder trennte. Mit Frauen konnte man gut reden, bis in die Nacht hinein ausgehen, aber die Sache mit dem Bett – die war irgendwie nicht komplett. Lange Zeit überlegte er, ob er eventuell bi-gepolt war. Aber während er mit Frauen locker ins Gespräch kam, fiel es ihm sehr schwer auf Männer zuzugehen. Und dann gab es da noch etwas, was er für sich selbst nicht in Worte fassen konnte. Es bereitete ihm ernsthafte Sorgen, dieses eigenartige Bedürfnis, das ihn in Gegenwart von Menschen befiel, die eine ruhige, mehr spürbare als sichtbare Dominanz ausstrahlten. Was aber nicht nur auf Männer zutraf, sondern gelegentlich auch auf Frauen. Er fühlte sich dann wie gelähmt, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Manchmal wurden seine Knie dabei so butterweich, dass er Angst hatte, sie würden unter ihm nachgeben. Eine entsetzliche Vorstellung. Dann kam der Abend, an dem sich alles ändern sollte und sein Leben an Klarheit gewann. Nach der Arbeit als Webdesigner in einer Werbeagentur hatte Tim Lust verspürt, noch ein wenig durch die Fußgängerzone zu schlendern. Vor dem Geschäft mit den chromblitzenden Espressomaschinen in der Auslage war er stehengeblieben. Nicht zum ersten Mal. Das Schaufenster war wie immer interessant dekoriert und rückte dabei eine der Maschinen in den Mittelpunkt. Irgendwann musste so ein tolles Teil ihm gehören. Das war ein kleiner Luxus, ein Stück besseres Niveau, Kaffeekultur für zuhause. Auf einmal blickte Tim wie elektrisiert auf. Er wurde von der anderen Seite des Schaufensters beobachtet. Wie gebannt erwiderte er den Blick des Fremden. Dessen gelbgrüne Iris stach mit eigentümlicher Intensität zwischen den dichten schwarzen Wimpern hervor. Graue Schatten auf den Wangen ließen auf starken Bartwuchs schließen. Ein moderner Kurzhaarschnitt vervollständigte den gepflegten Eindruck. Als sich die schön geschwungenen rosigen Lippen seines Gegenübers zu einem Lächeln mit kleinen Grübchen in den Mundwinkeln formten, brach Schweiß unter Tims Hemd aus. Viel zu lange schon hatte er das markante Gesicht mit der schlanken Nase und dem energischen Kinn gemustert. Die freundliche Geste seines Gegenübers, der eine imaginäre Tasse an den Mund führte und daraus nippte, erlöste ihn aus seiner Erstarrung und lenkte seine Beine wie von selbst in den Laden. Ob sie sich zur Begrüßung die Hand gegeben und ein paar Worte gewechselt hatten, hatte Tim vergessen. Seine Erinnerung setzte an der Stelle ein, als er auf einem Hochstuhl am Kaffeetresen Platz genommen hatte. Was war denn nur los mit ihm? Seine Beine schienen ihn auf einmal nicht mehr tragen zu wollen und die Denkfähigkeit seines Gehirns war in Slowmotion verfallen. Wie automatisiert beantwortete er die Fragen des Mannes, der sich ihm als Lielan vorstellte, und verfiel dessen Ausstrahlung von Minute zu Minute mehr. Worüber sie gesprochen hatten, auch das wusste Tim inzwischen nicht mehr. Das einzige, was ihm wie eingemeißelt im Gedächtnis geblieben war, war der köstliche Duft der frisch gemahlenen Espressobohnen und das Glas Latte Macchiato, das auf einmal wie von Zauberhand vor ihm stand. Über der erwärmten Milch waberte sacht eine dunkle Schicht Espresso und zuoberst wölbte sich ein perfekter feinporiger Schaum aus dem Glas. Ganz so, wie Tim es liebte. »Zucker?« Tim starrte den Fremden, der sich Lielan nannte, verständnislos an. »Nimmst du Zucker?« Seine Kehle war wie ausgedörrt. Nur mühsam gelang es Tim zu antworten. Seine Zunge drohte dabei am Gaumen festzukleben. »Nein, danke. Dann würde ich dieses Kunstwerk ja zerstören.« Er verstand nicht, wie unsensibel andere damit umgingen, Zucker auf den Milchschaum streuten, um dann mit einem Longlöffel die Schichten zu einem cremigen Braun zu verrühren. Nein, er selbst zelebrierte es, einen Latte Macchiato zu trinken. Zuerst saugte er vorsichtig ein wenig des luftigen Schaums zwischen seine Lippen, genoss danach die Bitterkeit des ungesüßten Espresso, um sich abschließend in der Milde der Milch zu verlieren oder dabei zuzusehen, wie ein Teil des Espressos schließlich doch in das cremige Weiß hineinwaberte. Dies war ein Teil seiner Lebensart und das kaum merkliche Nicken Lielans signalisierte, dass der Inhaber des Kaffeeshops dies zufrieden registrierte. Allmählich wurde Tim ein wenig ruhiger und fühlte sich in der Lage bewusst wahrzunehmen, was um ihn herum geschah. Der Grundriss des Raumes war eigentlich nicht groß, dennoch wurde durch ein paar geschickte Tricks Geräumigkeit vorgetäuscht. Die Wand gegenüber dem Schaufenster war mit Spiegelfliesen tapeziert, in denen sich die Einrichtung, aber auch der Bereich der Fußgängerzone draußen vor dem Fenster spiegelte. Außerdem war die Decke mit einer Folie abgehängt, von der ebenfalls das Abbild des Ladens zurückgeworfen wurde. »Lackspanndecke«, erklärte Lielan lächelnd. »Schick, nicht?« Tim nickte zustimmend. Das Licht der in die Decke eingearbeiteten Strahler zauberte Reflexe auf die chromblitzenden Maschinen, die auf einem länglichen Podest präsentiert wurden. Und natürlich auch auf die Spiegelfliesen und den Tresen, hinter dem Lielan sich geschmeidig wie ein Panther bewegte. Eine wahre Offenbarung. Jeder Handgriff saß, flüssig ablaufend und eingespielt wie ein perfektes Uhrwerk. Die Türglocke lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ein Ehepaar mittleren Alters. Tim beobachtete Lielan, der die beiden ohne ein Zeichen von Ungeduld beriet. Dabei trafen sich immer wieder ihre Blicke und Tim fühlte sich wie hypnotisiert. Wobei seine anfängliche Nervosität nun mehr und mehr in eine brennende Neugierde umschlug. Lielans souveränes Auftreten war in Tims Augen beneidenswert. Allzugerne hätte er selbst ein wenig davon besessen, um sich bei seinen eigenen Kundengesprächen sicherer zu fühlen und sich durch Fragen oder Einwände nicht so leicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Ob ihm wohl ein entsprechendes Outfit dieses sichere Gefühl vermitteln könnte? Bekanntlich hieß es Kleider machen Leute. Das cremefarbene Hemd mit Stehkragen, das keine Krawatte erforderte, darüber eine eng sitzende Weste im Stoff der schwarzen, leicht schimmernden Anzughose, gab Lielan den passenden Look, als glaubwürdiger Geschäftsmann aufzutreten und dabei trotzdem nicht zu steif zu wirken. Instinktiv strich Tim mit einer Hand über den Stoff seiner Jeans. Er war eher der lässig sportive Typ, der sich morgens ohne viel nachzudenken in T-Shirt und Jeans warf. Würde er sich verbiegen, wenn er Lielans Stil imitierte? Machte eine solche Kleidung einen anderen Menschen aus ihm oder würde er sich damit nur verkleiden? Leise seufzend stützte er den Kopf auf einer Hand auf, den Ellenbogen auf dem Tresen. Mit seiner aufrechten...