E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Romana
Harrington Küsse und andere Köstlichkeiten
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86494-613-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 144 Seiten
Reihe: Romana
ISBN: 978-3-86494-613-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Süß und einfach unwiderstehlich: Als der Schokoladenfabrikant Max die köstlichen Petit Fours der bildhübschen Konditorin Daisy probiert, ist er hin und weg - nicht nur von ihren Rezepten. Mit nur einem einzigen Blick aus ihren dunkelgrünen Augen reißt sie die Barrieren ein, die er um sein Herz errichtet hat. Und bei der Zusammenarbeit für einen Wettbewerb entdecken sie noch eine andere gemeinsame Leidenschaft als Schokolade ... Aber wird Daisy ihre vielversprechende Karriere in London für ein Leben auf seiner Kakaoplantage in der Karibik aufgeben?
Nina Harrington wuchs in der Grafschaft Northumberland in England auf. Im Alter von 11 Jahren hatte sie zuerst den Wunsch Bibliothekarin zu werden - einfach um so viel und so oft sie wollte lesen zu können. Später wollte sie dann Autorin werden, doch bevor sie ihren Traumberuf ausüben konnte, machte sie verschiedene Ausbildungen und verdiente ihren Lebensunterhalt als Apothekerin, technische Redakteurin und Universitätsdozentin. Wenn Nina Herrington eine Pause vom Schreiben einlegt, dann kocht und isst sie gerne und genießt auch mal einen guten Wein. Mehr zu der Autorin erfahren Sie unter: www.ninaharrington.com.
Autoren/Hrsg.
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2. KAPITEL Daisy Flynn schlüpfte in das kleine Büro neben der Restaurantküche und ließ sich erschöpft auf den harten Stuhl vor dem Schreibtisch sinken. Von der Biomesse aus war sie direkt nach Hause geeilt, um die Schokoladendesserts zu holen, die sie für das Lokal einer der renommiertesten Kunstgalerien Londons vorbereitet hatte. Der Chefkoch dort war zu einem ihrer besten Kunden geworden, und sie belieferte ihn gern persönlich – und pünktlich. Marco nahm ihr regelmäßig eine bunte Palette kunsthandwerklich gefertigter Schokoladen und Desserts ab. Seine Aufträge boten ihr die ideale Gelegenheit, zu experimentieren und neue Produkte zu entwickeln, die sie eines Tages in ihrem eigenen Schokoladengeschäft anbieten konnte, von dem sie schon seit Jahren träumte. Dort wollte sie handgefertigte, künstlerisch ansprechende Gaumenfreuden aus bester Bioschokolade verkaufen, hergestellt nach ihren eigenen, streng geheimen und einzigartigen Rezepten und Entwürfen. Sie wollte ein Stück Schokoladenhimmel auf Erden schaffen mit ihrem Namen über der Ladentür. Diesen Traum hegte sie seit ihrer Rückkehr aus Paris vor drei Jahren, und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie ihn in die Tat umsetzen konnte. Sämtliche Rezepte waren fertig und gründlich erprobt. Sie wusste genau, wie sie ihr Geschäft einrichten und wie es dort duften würde. Alles, was ihr noch fehlte, war ein zuverlässiger Lieferant, der sie mit Biokakao in gleichbleibender Spitzenqualität und ausreichender Menge beliefern konnte. Sobald sie ihn gefunden hatte, würde sie ihren Finanzierungsplan bei der nächsten Bank vorlegen – zusammen mit einigen Kostproben ihrer Kunst, um etwaige Zweifel im Keim zu ersticken. Bald ist es so weit – dafür werde ich schon sorgen, dachte sie zum wiederholten Mal. Sie würde allen beweisen, wozu die Tochter eines Bäckers aus einer unbedeutenden Kleinstadt fähig war, wenn man sie nur ließ – auch ohne einen berühmten Chocolatier im Rücken, der den ganzen Ruhm für sich beanspruchte. Leider konnte ihr viel zu früh verstorbener Vater nicht mehr miterleben, wie sie ihren Traum realisierte. Noch war es jedoch nicht so weit, noch musste sie ihre kostbaren Desserts durch die Straßen der Stadt tragen, um sie bei ihren Kunden abzuliefern. In diesem Moment war ihr zwar heiß, sie war müde und außer Atem, aber dennoch glücklich, da ihr Ziel zum Greifen nah schien. Als Marco das Büro betrat, sich die Hände an dem Handtuch abwischte, das immer im Bund seiner Schürze steckte, und ihr die Hand zum Gruß reichte, rang sie immer noch nach Luft. „Danke, dass du so kurzfristig kommen konntest, Daisy. Heute geht es hier zu wie im Taubenschlag, und auch für die beiden kommenden Wochen sind wir mittags und abends ausgebucht.“ Er hob abwehrend die rechte Hand. „Versteh mich nicht falsch, ich beklage mich nicht – im Gegenteil. Dennoch habe ich ein Problem.“ Er deutete auf sie. „Und zwar mit dir, junge Dame.“ Sie schluckte erschrocken. „Mit mir? Ist etwas mit der Bestellung nicht in Ordnung? Als ich die Tabletts in der Küche ablieferte, haben wir alles kontrolliert. Es tut mir leid, wenn …“ Doch er winkte ab und setzte sich hinter den Schreibtisch. „Nein, nein, ganz im Gegenteil. Ich wusste von Anfang an, dass meine weiblichen Lunchgäste sich um deine Desserts reißen würden. Wie viel wir davon tatsächlich verkaufen, habe ich aber nicht geahnt. Du hast ja bemerkt, dass ich die Bestellung im Lauf der letzten wenigen Wochen verdoppelt habe, und gestern ist uns tatsächlich dein Schokoladenkuchen ausgegangen. Darüber waren unsere Gäste nicht gerade glücklich. Und das bringt mich auf den Grund, aus dem ich dich sprechen wollte.“ Er stützte die Ellbogen auf einen Stapel Papiere, die auf seinem Schreibtisch lagen, und sah sie eindringlich an. „Ich möchte dir einen Vorschlag unterbreiten. Bislang habe ich deine Desserts über Taras Firma bezogen, was kein Problem war, solange ich nur gelegentlich Bedarf hatte. Inzwischen benötige ich aber große Mengen. Wie du weißt, betreibe ich von hier aus die Restaurants in vier weiteren Kunstgalerien in London. Ich würde dich gern als Leiterin meines Patisseriebereiches sehen.“ Das Angebot verschlug Daisy die Sprache, und sie öffnete und schloss den Mund, ohne einen Ton hervorzubringen. „Ja, ich weiß“, kam Marco ihr zuvor. „Du träumst davon, deinen eigenen Schokoladenladen zu eröffnen. Das hast du mir gleich bei unserer ersten Begegnung erzählt, und daran ist auch nichts falsch. Dennoch solltest du über meinen Vorschlag nachdenken. Gründlich.“ Er sah ihr direkt in die Augen. „Wir drucken deinen Namen auf die Speisekarte, du bekommst deinen eigenen Bereich in der Küche und einen Souschef zur Unterstützung. Über die Restaurants erreichst du täglich Hunderte von Gästen. Du kannst nach Herzenslust mit neuen Ideen experimentieren, mit der Schokolade deiner Wahl arbeiten, die erlesensten Zutaten verwenden, das Beste von allem. Der Job gehört dir, wenn du ihn willst.“ Er zuckte die Schultern und schmunzelte. „Jetzt darfst du wieder Luft holen.“ Daisy hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sie die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte. Rasch schnappte sie nach Luft, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. „Wow! Vielen Dank. Dieser Vorschlag kommt unerwartet, und er schmeichelt mir sehr, wirklich. Aber ich träume immer noch von meinem eigenen kunsthandwerklichen Schokoladenladen. Auf Dauer hier bleiben könnte ich daher nicht. Außerdem erscheint es mir Tara gegenüber unfair. Ihr drohen finanzielle Einbußen, wenn ich hierher wechsele. Ergibt das, was ich sage, Sinn?“ „Wie lange dauert es, bis du dich selbstständig machen kannst?“ „Eigentlich stehe ich kurz davor. Allerdings möchte ich meine eigene Schokolade herstellen, von Grund auf. Die Mischungen, mit denen ich derzeit arbeite, sind sehr, sehr gut – aber nicht so perfekt, wie ich es mir wünsche. Möglicherweise dauert es noch Jahre, bis ich die ideale Rezeptur entwickelt habe, vielleicht auch nur wenige Monate. Das lässt sich leider nicht vorhersagen.“ Marco breitete die Arme einladend aus und ließ sich wieder im Stuhl nach hinten sinken. „Dann komm und arbeite so lange für uns. Wir beziehen unsere Rohstoffe en gros bei Fachhändlern zu ausgezeichneten Konditionen. Ich garantiere dir Freiraum für deine Experimente.“ Er deutete mit seiner rechten Hand Anführungszeichen an. „Betrachte unsere Gäste als deine ‚Produkttester‘. Bei diesem Handel können wir beide nur gewinnen, während Tara uns immer noch mit anderen Produkten beliefern kann. Glaub mir, der Plan ist perfekt.“ Er hielt inne und zuckte die Schultern. „Mir ist es wichtig, einen hervorragenden Dessertkoch zu finden, der sämtliche Galerien betreut. Ich wünschte, du würdest den Job übernehmen. Falls nicht, kenne ich eine Reihe Köche, die mir gern ihre Fähigkeiten beweisen würden. Einige von ihnen haben bereits Erfahrung mit Schokolade gesammelt und bringen möglicherweise interessante Rezepte mit.“ „Keine, die meinen gleichkommen“, warf sie selbstbewusst ein. „Vielleicht nicht – aber dennoch ausgezeichnet. Dann hätten wir natürlich keine Verwendung mehr für deine Desserts. Sprich mit Tara darüber und hör dir an, was sie meint.“ „Oh, ja. Tara. Natürlich. Wie lange …? Wann brauchst du meine Antwort?“ „Im Lauf der nächsten Wochen.“ Marco lächelte ihr aufmunternd zu. „Die Arbeit hier wird dir Spaß machen. Unsere Kunden verstehen etwas von gutem Essen. Du kannst dich gern selbst davon überzeugen. Im Moment sind nur noch wenige Lunchgäste hier. Einige von ihnen haben deinen Schoko-Mandel-Kuchen bestellt. Komm mit, wir gehen ins Restaurant und erkundigen uns, was sie dazu sagen. Das interessiert dich bestimmt.“ Daisy blinzelte kurz und schluckte die aufsteigende Panik herunter. „Meinst du jetzt gleich? Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin.“ Doch Marco war bereits aufgestanden und suchte zwischen den Kochjacken, die an der Rückseite der Bürotüren hingen, nach einer in ihrer Größe. „Das ist eine hervorragende Gelegenheit, aus erster Hand zu erfahren, wie die Kunden über deine Arbeit denken. Diese Jacke müsste passen. Bist du so weit?“ Ehe sie ihre Meinung ändern konnte, hatte Daisy die Jacke übergestreift und folgte einem der berühmtesten Küchenchefs der Stadt. Gemeinsam durchquerten sie die Küche. Durch die offene Durchreiche erhaschte sie einen Blick auf die Gäste, die noch an einigen wenigen Tischen speisten. Marco trat mit ihr durch die Tür zum Speiseraum und deutete auf einen Tisch auf der linken Seite. „Sprich mit den Herrschaften dort. Wer weiß, vielleicht ist die Arbeit im Restaurant tatsächlich das Richtige für dich.“ Aufgeregt sah sie in die angegebene Richtung. Dort saß ein junges Paar, das offenbar einen langen romantischen Lunch genoss. Der Mann hielt ihr den Rücken zugewandt, die elegante Frau ihm gegenüber konnte sie dagegen gut sehen. Selbstbewusstsein und Stilgefühl schienen ihr angeboren, vermutlich sah sie ständig umwerfend aus, ohne die geringste Mühe dafür aufwenden zu müssen. In anderen Worten, sie gehörte zu den Frauen, in deren Gegenwart sie sich linkisch und unzulänglich vorkam und kaum ein Wort herausbrachte. Automatisch strich sie sich mit den Händen über ihre Kleidung und überprüfte mit einem raschen Blick, ob die Jacke sauber war. Dann wandte der Mann ihr sein Profil zu, und sie schnappte überrascht nach Luft. Eine Verwechslung war ausgeschlossen. Das schulterlange dunkelblonde Haar, der...