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Harrison Stahlratte rettet die Welt

Der Stahlratte-Zyklus - Band 5 - Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-12679-7
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Stahlratte-Zyklus - Band 5 - Roman

E-Book, Deutsch, 0 Seiten

ISBN: 978-3-641-12679-7
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine Stahlratte im 19. Jahrhundert ...
Er - ein mysteriöser Superschurke - hat schon einmal nach der Macht in der Galaxis gegriffen - und konnte gerade noch so aufgehalten werden. Jetzt versucht Er es erneut, indem er die Vergangenheit manipuliert. Jim di Griz, die Stahlratte, soll ihn aufhalten. Ausgerüstet mit allen Hightech-Errungenschaften seiner Zeit reist er zurück ins 20. Jahrhundert - und ist zu spät dran. Erst im England des 19. Jahrhunderts, das von Napoleon erobert wurde, wird die Stahlratte fündig. Doch Er ist dem aalglatten Jim einen Schritt voraus, und so findet sich die Stahlratte in einer Zeitfalle wieder ...

Harry Harrison, 1925 in Stamford, Connecticut geboren, ist einer der großen Meister der Science Fiction. Mit zahllosen Romanen und Erzählungen hat er sich weltweit ein Millionenpublikum erobert, darunter 'New York 1999', der als 'Soylent Green' verfilmt wurde und heute als einer der bedeutendsten Klassiker des Genres gilt. Harry Harrison starb am 15. August 2012 im Alter von 87 Jahren.
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1


»Sie sind ein Halunke, James Bolivar diGriz«, knurrte Inskipp zornig und schüttelte das Bündel Papiere in meine Richtung. Ich stand gegen die Anrichte in seinem Büro gelehnt, ein Bild schockierter Aufrichtigkeit.

»Ich bin unschuldig«, schluchzte ich. »Opfer einer kalten und berechnenden Lügenkampagne.« Ich hatte den Ebenholzkasten hinter meinem Rücken und fühlte mit den Fingerspitzen – in solchen Sachen bin ich wirklich gut – nach dem Schloss.

»Unterschlagung, Betrug und Schlimmeres – es laufen immer noch neue Meldungen ein. Sie haben Ihre eigene Organisation hintergangen, unser Sonderkorps, Ihre eigenen Kollegen …«

»Niemals!«, rief ich, den kleinen Dietrich in meinen geschäftigen Fingern.

»Sie werden nicht umsonst der schlüpfrige Jim genannt!«

»Ein Missverständnis, ein kindischer Spitzname. Als ich ein Baby war, fand meine Mutter mich schlüpfrig, wenn sie mich im Bad einseifte.« Der Kasten sprang auf, und meine Nase schnupperte das Aroma erlesenen Tabaks.

»Wissen Sie, wie viel Sie gestohlen haben?« Sein Gesicht war nun bereits puterrot, und seine Augen begannen in einer wenig anziehenden Art und Weise aus ihren Höhlen zu treten.

»Ich? Stehlen? Eher würde ich sterben!«, erklärte ich bewegend, als ich eine Handvoll der unglaublich teuren Zigarren, die sehr bedeutenden Besuchern vorbehalten waren, aus dem Kasten nahm. Ich konnte sie einer weit bedeutenderen Bestimmung zuführen, indem ich sie selbst rauchte. Ich muss zugeben, dass meine Aufmerksamkeit mehr dem entwendeten Tabak als Inskipps ermüdenden Klagen galt, und so bemerkte ich anfangs nicht die Veränderung seiner Stimme. Dann wurde mir auf einmal klar, dass ich kaum hören konnte, was er sagte – nicht dass ich es hören wollte. Das Seltsame daran war, dass er nicht etwa flüsterte; es war vielmehr, als ob er einen Lautstärkeregler in seiner Kehle hätte, der plötzlich heruntergedreht würde.

»Reden Sie lauter, Inskipp«, sagte ich mit Festigkeit. »Oder schlägt Ihnen wegen dieser falschen Anschuldigung plötzlich das Gewissen?«

Ich trat mit einer halben Drehung von der Anrichte weg, um die Tatsache zu verbergen, dass ich exotischen Tabak im Wert von vielleicht hundert Krediteinheiten in meine Tasche steckte. Er röchelte weiter, ohne mich zu beachten, und schüttelte die Papiere in seiner Hand.

»Fühlen Sie sich nicht gut?«

Ich fragte dies mit einem gewissen Maß von echter Sorge, denn so hatte ich ihn noch nie erlebt. Er wandte den Kopf nicht in meine Richtung, als ich mich bewegte, sondern starrte weiter auf die Stelle, wo ich eben noch gewesen war, und schnatterte mit unhörbarer Stimme weiter. Und er sah blass aus. Ich zwinkerte und sah wieder hin.

Nicht blass – durchsichtig!

Ich nahm plötzlich die Lehne seines Stuhls durch seinen Kopf wahr.

»Hören Sie auf!«, rief ich, aber er schien nicht zu hören. »Was machen Sie da? Ist das eine Art von Drei-D-Projektion, um mich zu täuschen? Warum machen Sie sich die Mühe? Jim diGriz ist nicht der Mann, der sich täuschen lässt, ha ha ha!«

Ich ging schnell auf ihn zu, streckte meine Hand aus und tippte an seine Stirn. Mein Zeigefinger fand nur geringen Widerstand und drang in seine Stirn ein, und es schien Inskipp überhaupt nichts auszumachen. Aber als ich meinen Finger zurückzog, machte es leise ›plopp‹, und Inskipp verschwand vollständig, während das Bündel Papiere auf die Schreibtischplatte fiel.

Ich grunzte erschrocken, dann bückte ich mich, um unter dem Stuhl nach verborgenen Vorrichtungen zu suchen, als die Bürotür mit einem ekelhaften metallischen Knirschen aufgebrochen wurde.

Nun, dies war wenigstens etwas, das ich verstehen konnte. Ich fuhr herum, immer noch gebückt, und war bereit, als der erste Mann durch die Tür kam. Meine Handkante traf seine Kehle direkt unter der Gasmaske, und er gurgelte und fiel. Aber weitere Männer drängten hinter ihm herein, alle mit Gasmasken und weißen Mänteln, kleine und schwarze Packen auf den Rücken, entweder mit leeren Händen oder mit improvisierten Knüppeln. Es war alles sehr ungewöhnlich. Ihre Übermacht zwang mich zum Rückzug, aber ich erwischte einen von ihnen mit einem Fußtritt unters Kinn, und ein harter Schlag gegen den Solarplexus setzte einen zweiten außer Gefecht. Dann stand ich mit dem Rücken zur Wand und versuchte, sie mir vom Leib zu halten. Meine Handkante traf die Halsseite eines Angreifers, und er fiel – und verschwand, bevor er den Boden erreichte.

Dies war sehr interessant. Die Zahl meiner Gegner nahm rasch ab, als einige von den Männern, die ich traf, wie ausgeblasene Kerzenflammen verschwanden. Das ermutigte mich in meinem Abwehrkampf, bis ich merkte, dass andere in ungefähr gleicher Geschwindigkeit aus der Luft aufzutauchen schienen. Ich bemühte mich, zur Tür zu gelangen, aber ein Knüppel krachte hart gegen meine Schläfe und brachte mein Gehirn wie Rührei durcheinander.

Danach geschah alles wie in Zeitlupe und unter Wasser. Ich traf noch ein paar von ihnen, aber ich war nicht mehr richtig bei der Sache. Sie hatten viele Arme und Beine und begannen, mich aus dem Raum zu schleifen. Ich wand mich und zuckte und verfluchte sie in dem halben Dutzend Sprachen, die ich fließend spreche, aber das alles schien keinen sonderlichen Eindruck auf sie zu machen. Sie schleppten mich durch den Korridor und in den wartenden Aufzug. Einer von ihnen hielt einen Kanister vor mein Gesicht, und ich versuchte noch, meinen Kopf abzuwenden, aber da hatte mich das zischend ausströmende Gas auch schon völlig eingehüllt.

Ich konnte aber keine Wirkung fühlen, es sei denn die, dass ich zorniger wurde. Ich zappelte heftiger, schnappte mit den Zähnen und schrie Beleidigungen. Die Männer mit den Gasmasken murmelten irritiert, was mich nur noch wütender machte. Als wir endlich unser Ziel erreichten, war ich bereit zu töten, was mir normalerweise nicht leichtfällt, und ich hätte es sicherlich getan, wäre ich nicht auf einen elektrischen Stuhl geschnallt gewesen, mit Elektroden an Hand- und Fußgelenken.

»Sagt ihnen, dass Jim diGriz wie ein Mann gestorben ist, ihr Hunde!«, schrie ich wutschäumend. Dann wurde mir ein Metallhelm über den Kopf gesenkt, und ich hatte gerade noch Zeit zu rufen: »Das werdet ihr noch bereuen, ihr Schweine!« Dann sank Dunkelheit um mich herab, und ich war mir bewusst, dass meine Hinrichtung oder Gehirnzerstörung oder Schlimmeres unmittelbar bevorstand.

Nichts geschah. Der Helm wurde wieder gehoben, und einer der Angreifer verabreichte mir eine weitere Dosis aus einem Kanister. Ich fühlte meinen unbändigen Zorn so rasch vergehen, wie er gekommen war, und während ich noch damit beschäftigt war, in Verwunderung über den plötzlichen Wandel meiner Gemütslage mit den Augen zu zwinkern, sah ich, dass sie meine Arme und Beine befreiten. Auch sah ich, dass die meisten von ihnen ihre Gasmasken abgenommen hatten, und ich erkannte sie als Wissenschaftler und Techniker des Korps, die gewöhnlich in diesem Labor arbeiteten.

»Möchte mir jemand sagen, was zum Teufel hier vorgeht?«

»Lassen Sie mich erst dies hier in Ordnung bringen«, sagte einer von ihnen, ein grauhaariger Mann mit vorstehenden Zähnen, die wie alte gelbbraune Grabsteine zwischen seinen Lippen steckten. Er hängte einen schwarzen Kasten über meine Schulter und zog einen Draht mit einem Knopf am Ende heraus. Der Knopf wurde zu meinem Nacken geführt, wo er haften blieb.

»Sie sind Professor Coypu, nicht wahr?«

»Der bin ich.« Die Zähne bewegten sich wie Klaviertasten auf und ab.

»Würden Sie es für ungehörig halten, wenn ich Ihnen sagte, dass ich eine Erklärung erwarte?«

»Ganz und gar nicht. Nur zu verständlich, unter diesen Umständen. Tut mir schrecklich leid, dass wir handgreiflich werden mussten, aber es war die einzige Möglichkeit. Wir mussten Sie aus dem Gleichgewicht bringen und wütend machen. Hätten wir versucht, Sie zu überzeugen, Ihnen die Sachlage auseinanderzusetzen, so hätten wir unserem eigenen Zweck entgegengearbeitet. Darum griffen wir an. Gaben Ihnen das Zorngas und atmeten es selbst. Die einzige Lösung. Oh, verdammt, da geht Magistero. Selbst hier drinnen wird es stärker.«

Einer der Weißmäntel schimmerte und wurde transparent, dann war er verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst.

»Genauso war es mit Inskipp«, sagte ich.

»Kann ich mir denken. Einer der ersten.«

»Warum?«, fragte ich lächelnd. Ich musste ja annehmen, dass dies die blödsinnigste Unterhaltung sei, die ich je geführt hatte.

»Sie sind hinter dem Korps her. Schnappen sich zuerst die Spitzenleute.«

»Wer?«

»Wissen wir nicht.«

»Können Sie mir das etwas ausführlicher erklären? Oder gibt es vielleicht einen anderen, der mehr Licht in diese Angelegenheit bringen kann als Sie es getan haben?«

»Verzeihen Sie. Mein Fehler.« Er betupfte seine feuchte Stirn mit einem Taschentuch. »Es kam alles so schnell über uns, wissen Sie. Notmaßnahmen, alles. Ich glaube, man könnte es einen Zeitkrieg nennen. Irgendwo, irgendwann macht sich jemand mit der Zeit zu schaffen. Natürlich mussten sie das Sonderkorps zu ihrem ersten Ziel machen, gleichgültig, welche anderen Ambitionen sie haben mögen. Da das Korps die wirksamste und am meisten verbreitete supranationale und supraplanetarische Organisation zur Durchsetzung des Rechts in der Geschichte der Galaxis ist, werden wir automatisch zum Haupthindernis auf ihrem Weg. Bei der Ausführung jedes ehrgeizigen Plans zur Zeitveränderung kriegen sie es früher oder später mit dem Korps zu tun. Darum haben sie die Auseinandersetzung mit uns zum ersten Punkt ihrer Tagesordnung gemacht. Wenn sie...


Harrison, Harry
Harry Harrison, 1925 in Stamford, Connecticut geboren, ist einer der großen Meister der Science Fiction. Mit zahllosen Romanen und Erzählungen hat er sich weltweit ein Millionenpublikum erobert, darunter „New York 1999“, der als „Soylent Green“ verfilmt wurde und heute als einer der bedeutendsten Klassiker des Genres gilt. Harry Harrison starb am 15. August 2012 im Alter von 87 Jahren.



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