E-Book, Deutsch, 712 Seiten
ISBN: 978-3-8304-5468-7
Verlag: Hippokrates
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Die Autoren;3
2;Vorwort;6
3;Inhalt;8
4;Teil 1 Allgemeine Grundlagen der Akupunkturund der TCM;18
5;1 Geschichte der Akupunktur und der Traditionellen Chinesischen Medizin;20
5.1;Daoismus und Konfuzianismus;20
5.2;Die Entsprechungssysteme;22
5.3;Das Grundlagenwerk Huang Di Nei Jing SuWen;22
5.4;Das Konzept Qi;23
5.5;Geschichte der Akupunktur und TCM;23
6;2 Wissenschaftliche Grundlagen der Akupunktur;26
6.1;Morphologie;26
6.2;Schmerzmodulierende und schmerzhemmende Mechanismen der Körperakupunktur;29
6.3;Einflüsse auf das vegetative Nervensystem und das Immunsystem;40
7;3 Qualitätsmanagement;43
7.1;Grundlagen;43
7.2;Verschiedene Aspekte des Qualitätsmanagements;44
7.3;Erfordernisse eines Qualitätsmanagementsystems für die Akupunktur;46
8;4 Indikationen, Kontraindikationen und Nebenwirkungen der Akupunktur;48
8.1;Indikationen;48
8.2;Kontraindikationen;48
8.3;Nebenwirkungen der Akupunktur;50
9;5 Die Lehre von Yin und Yang;57
9.1;Zusammenhänge und Ordnungsprinzip;57
9.2;Die Monade;58
9.3;Yin- und Yang-Verhältnisse;58
10;6 Die Grundsubstanzen und ihre Pathologien;60
10.1;Qi;60
10.2;Blut (Xue);63
10.3;Essenz ( Jing);63
10.4;Geist (Shen);64
10.5;Körperflüssigkeiten ( Jin Xe);65
11;7 Diagnostische und therapeutische Grundlagen;66
11.1;Ba Gang;66
11.2;Krankheitsursachen;81
11.3;Reizstärke – Stichtechnik;88
11.4;Reizart;89
12;8 Die 5 Wandlungsphasen;112
12.1;Definition;112
12.2;Zuordnung der Organe zu den 5 Wandlungsphasen;112
12.3;Wechselbeziehungen der 5 Wandlungsphasen;114
12.4;Fülle- und Leere-Störung;117
12.5;Therapiemöglichkeiten;117
13;9 Die Organuhr;118
14;10 Das Leitbahnsystem ( Jing Luo);119
14.1;Die 12 Hauptleitbahnen ( Jing Mai);119
14.2;Die 8 Außerordentlichen Leitbahnen ( Qi Jing Ba Mai);126
14.3;Die 15 Nebenleitbahnen ( Luo Mai);127
14.4;Die 12 tendinomuskulären Leitbahnen;127
14.5;Die 12 Sonderleitbahnen;127
15;11 Die Akupunkturpunkte;128
15.1;Die Kennzeichen von Akupunkturpunkten;128
15.2;Die Lokalisation der Akupunkturpunkte;128
15.3;Die Proportionalmaßeinteilung des Körper- Cun;129
15.4;Die Proportionalmaßeinteilung des Finger- Cun;131
15.5;Die Steuerungspunkte;132
15.6;Die Antiken Punkte;136
16;Teil 2 Die Leitbahnen und Akupunkturpunkte;146
17;12 Die Leitbahnen;148
17.1;12.1 Die Lungen-Leitbahn (Hand Tai Yin);149
17.2;12.2 Weitere Punkte der Lungen- Leitbahn;159
17.3;12.3 Die Dickdarm-Leitbahn ( Hand Yang Ming);163
17.4;12.4 Weitere Punkte der Dickdarm- Leitbahn;175
17.5;12.5 Die Magen-Leitbahn (Fuß Yang Ming);183
17.6;12.6 Weitere Punkte der Magen- Leitbahn;204
17.7;12.7 Die Milz-Leitbahn (Fuß Tai Yin);217
17.8;12.8 Weitere Punkte der Milz- Leitbahn;227
17.9;12.9 Die Herz-Leitbahn (Hand Shao Yin);235
17.10;12.10 Weitere Punkte der Herz- Leitbahn;241
17.11;12.11 Die Dünndarm-Leitbahn ( Hand Tai Yang);245
17.12;12.12 Weitere Punkte der Dünndarm- Leitbahn;258
17.13;12.13 Die Blasen-Leitbahn (Fuß Tai Yang);263
17.14;12.14 Weitere Punkte der Blasen- Leitbahn;298
17.15;12.15 Die Nieren-Leitbahn (Fuß Shao Yin);317
17.16;12.16 Weitere Punkte der Nieren- Leitbahn;325
17.17;12.17 Die Perikard-Leitbahn ( Hand Jue Yin);335
17.18;12.18 Weitere Punkte der Perikard- Leitbahn;341
17.19;12.19 Die 3-Erwärmer-Leitbahn ( Hand Shao Yang);345
17.20;12.20 Weitere Punkte der 3- Erwärmer- Leitbahn;358
17.21;12.21 Die Gallenblasen-Leitbahn ( Fuß Shao Yang);365
17.22;12.22 Weitere Punkte der Gallenblasen- Leitbahn;384
17.23;12.23 Die Leber-Leitbahn (Fuß Jue Yin);399
17.24;12.24 Weitere Punkte der Leber- Leitbahn;408
18;13 Die Außerordentlichen Leitbahnen: Konzeptionsgefäß ( Ren Mai) und Lenkergefäß ( Du Mai);414
18.1;13.1 Das Konzeptionsgefäß (Ren Mai);415
18.2;13.2 Weitere Punkte des Konzeptionsgefäßes;426
18.3;13.3 Das Lenkergefäß (Du Mai);433
18.4;13.4 Weitere Punkte des Lenkergefäßes;443
19;14 Die Extrapunkte (Ex);453
19.1;Wichtige Extrapunkte;454
19.2;Weitere Extrapunkte;465
20;15 Akupunkturpunkte geordnet nach Körperregionen;478
20.1;Wichtige Punkte im Bereich des Kopfes ( frontal);478
20.2;Wichtige Punkte im Bereich des Kopfes ( lateral);480
20.3;Wichtige Punkte im Bereich des Kopfes ( Schädeldach);482
20.4;Wichtige Punkte im Bereich des Nackens;483
20.5;Wichtige Punkte im Bereich der Schulter ( dorsal);485
20.6;Wichtige Punkte im Bereich der Schulter ( ventral und lateral);486
20.7;Wichtige Punkte im Bereich des Ellenbogens;487
20.8;Wichtige Punkte im Bereich der Hand und des Unterarmes;489
20.9;Wichtige Punkte im Bereich des Thorax ( frontal und lateral);492
20.10;Wichtige Punkte im Bereich des Thorax ( dorsal);493
20.11;Wichtige Punkte im Bereich des Abdomens;495
20.12;Wichtige Punkte im Bereich der Lende und des Gesäßes;496
20.13;Wichtige Punkte im Bereich des Kniegelenks und des Unterschenkels ( ventral und medial);498
20.14;Wichtige Punkte im Bereich des Kniegelenks und des Unter-schenkels ( dorsal und lateral);500
20.15;Wichtige Punkte im Bereich des Fußes ( dorsal und lateral);501
20.16;Wichtige Punkte im Bereich des Fußes ( medial);503
21;Teil 3 Therapie;504
22;16 Pragmatische Therapiekonzepte;506
22.1;Pragmatisches Therapiekonzept bei Schmerzen des Bewegungs-systems und Kopfschmerzen in 4 Schritten;506
22.2;Pragmatisches Therapiekonzept bei Inneren Erkrankungen in 4 Schritten;522
23;17 Therapiekonzepte von Disharmoniemustern in 4 Schritten;557
23.1;Zang-Fu-Disharmoniemuster Modulsystem;557
23.2;Disharmoniemuster gemäß Substanzen: Qi, Blut ( Xue), Essenz ( Jing);605
23.3;Fallbeispiele;608
23.4;Disharmoniemustererkennung und Benennung;608
24;18 Bewährte Punktkombinationen nach westlicher Diagnose;615
24.1;Erkrankungen des Bewegungsapparates;615
24.2;Erkrankungen des Respirationstrakts;616
24.3;Erkrankungen des Verdauungssystems;616
24.4;Herz-Kreislauf-Erkrankungen;616
24.5;Psychosomatische Beschwerden;616
24.6;Urologische Erkrankungen;616
24.7;Gynäkologische Erkrankungen;617
24.8;Während der Schwangerschaft und zur Geburtsvorbereitung;617
24.9;Hauterkrankungen;617
24.10;Hals-Nasen- Ohren-Erkrankungen;617
24.11;Augenerkrankungen;617
25;19 Psychosomatik;618
25.1;Basistherapiekonzept bei psychosomatischen Funktionsstörungen;618
25.2;Psychosomatik der Funktionskreise auf Basis der TCM;619
26;Teil 4 Repetitorium TCM;632
27;20 Repetitorium der TCM;633
27.1;Basisinformationen zur TCM;633
27.2;Zang-Fu-Disharmoniemuster im Modulsystem;653
28;Anhang;692
29;21 Abbildungsnachweis;693
30;22 Weiterführende Literatur;694
31;23 Punktverzeichnis;698
31.1;Nach Leitbahnen geordnet;698
31.2;Nach chinesischer Nomenklatur geordnet;700
32;24 Sachverzeichnis;705
1 Geschichte der Akupunktur und der Traditionellen Chinesischen Medizin (S. 3)
Wie in den meisten anderen Kulturen findet sich im Krankheits- und Medizinverständnis Chinas ein Übergang von einer Ahnen- über eine Dämonenmedizin hin zu einer Systematisierung und einem naturwissenschaftlichen Verständnis.
Erste Aufzeichnungen zur Behandlung von Krankheiten und deren Ursache finden sich in der Shang-Zeit (16-11. Jh.v.Chr., Tab. 1.1). Lebende und Verstorbene befinden sich demnach in gegenseitiger Abhängigkeit, wobei das Schicksal der Lebenden durch die Ahnen beeinflusst oder sogar bestimmt wird, deren Nahrungszufuhr andererseits durch die Lebenden erfolgte. Eher nachrangige Krankheitsursachen waren äußere Einflusse wie Wind oder Kalte.
Therapeutisch wirkte die Beeinflussung der Ahnen durch Opfergaben. Eine Arzneimittellehre im eigentlichen Sinne oder externe therapeutische Verfahren fanden sich wohl nicht. Zwischen dem 11. und dem 3. Jh.v.Chr. (Zhou- Dynastie) wurde das ahnengeprägte Verständnis von Gesundheitsstörungen nach und nach durch eine Dämonenmedizin ersetzt.
Sämtliche negative Erfahrungen wie Glücklosigkeit, Missgeschick und Krankheit wurde Geistern und Dämonen angelastet, die als bezugslose Seelen ihr Dasein fristeten. Die Behandlung erfolgte mittels magischer Handlungen und Elemente, z. B. durch besondere Therapeuten (Wu-Praktiker), mit dem Ziel, auf verschiedene Gottheiten Einfluss zu nehmen. Zur Vertreibung damonischer Ubel finden sich Amulette, Siegel und Talismane sowie Bannspruche und Besprechungsformeln.
Aber auch Arzneien und externe Verfahren wurden zur Dämonenaustreibung propagiert und eingesetzt. Bestandteile der Dämonenmedizin finden sich später im Daoismus und darüber letztlich bis heute in theoretischen Grundlagen der Chinesischen Medizin. Ebenfalls zwischen dem 11. und 3. Jh.v.Chr. wurden systematische Entsprechungssysteme in der Medizin entwickelt, die bis ins 20. Jh. die Medizin in China bestimmten und eine wichtige Basis der heute gebrauchlichen traditionellen Verfahren bilden.
In diese Zeit fallen auch die Ursprünge zweier philosophischer Richtungen, welche die Chinesische Medizin und das gesellschaftliche Leben bis in die heutige Zeit prägen: Daoismus und Konfuzianismus.
1.1 Daoismus und Konfuzianismus
1.1.1 Daoismus
Der Daoismus (auch Taoismus) geht auf Laotse zurück, der ca. im 6. Jh.v.Chr. gelebt haben soll. Ihm wird u. a. das Dao-te Jing zugeschrieben, welches die Grundlage des Daoismus darstellt. Laotse bestreitet die Existenz eines Gottes oder eines Himmels.
An deren Stelle setzte er das Dao. Dao ist das Ordnungs- und Regulationsprinzip, das allen Zuständen und Handlungen zugrunde liegt. Es meint somit den unfasslichen Urgrund der Welt, ein übergeordnetes, absolutes Gesetz, welches nicht erkannt, aber durch intensive Betrachtung der Natur erfühlt werden kann.
„Irgendetwas war formlos vorhanden, Vor Himmel und Erde geboren. In der Stille und Leere, Unerschütterlich steht es für sich da, Immer wiederkehrend ohne Unterlass. Es ist die Mutter des Kosmos. Ich kenne nicht seinen Namen, Nenne es das Dao.“ (Laotse) Das Dao existierte lange vor der Erschaffung des physischen Universums. Nach daoistischer Vorstellung wird ausgehend vom Dao alles durch die Vitalkraft Qi durchdrungen. Qi beinhaltet das Yin und Yang.
Alle Elemente des Universums sind aus zwei einander entgegengesetzten Elementen oder Prinzipien zusammengesetzt. Jedem Yin steht ein Yang gegenüber. Erst die Vereinigung aus Yin und Yang führt zur umfassenden Harmonie in einem sich ständig ändernden Ganzen. Laotse lehnt die Theorie der Menschlichkeit und der Förderung einer moralischen, tugendhaften Entwicklung ab, wie sie z. B. von Konfuzius und Mo Zi (ca. 468–376 v.Chr.), dem Begründer des Mohismus, gefordert wurden. Der Daoismus empfiehlt, der Natur und ihren Gesetzmäßigkeiten zu folgen.
Laotse betont die „Einheit von Gegensätzen“ in der Welt, die sich ineinander verwandeln könnten, z. B. Glück und Unglück, Stärke und Schwäche, Wahrheit und Unwahrheit. Diese Umwandlungen seien absolut und bedingungslos und würden in Form eines endlosen Kreises geschehen. In der Politik schlug sich der Daoismus in dem Konzept des „Handelns ohne Streben“ nieder.