Heilemann | Gewalt wandeln: Das Anti-Aggressivitäts-Training AAT | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 188 Seiten

Heilemann Gewalt wandeln: Das Anti-Aggressivitäts-Training AAT


1. Auflage 2001
ISBN: 978-3-935357-53-1
Verlag: Pabst Science Publishers
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 188 Seiten

ISBN: 978-3-935357-53-1
Verlag: Pabst Science Publishers
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Gewälttätigkeiten unter Schülern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen nehmen in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Und nach wie vor mangelt es an Behandlungskonzepten, mit denen kriminelle Gewalttäter und dissoziale Persönlichkeiten erfolgreich behandelt werden können.
Das "Anti-Aggressivitäts-Training AAT" ist da eine wichtige Ausnahme. Es handelt sich um ein deliktspezifisches und defizitorientiertes Training. Neben einer genauen Defizitanalyse und der Konfrontations-arbeit steht die Kompetenzentwicklung des Täters und die Erfahrung der Perspektive des Opfers im Vordergrund der therapeutischen Arbeit.
Die in der Jugendanstalt Hameln entwickelte gruppentherapeutische Maßnahme weckt mittlerweile bundesweit Interesse, wenn es um die Frage geht, wie und ob brutale Schläger therapierbar sind. Über mehrere Jahre von den Autoren entwickelt, konkret in der Arbeit mit Gewalttätern im Gefängnis erprobt und ausgearbeitet, wird das Programm inzwischen in einer Vielzahl von Projekten im Strafvollzug und in der gerichtsnahen Präventionsarbeit eingesetzt.

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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;8
2;Geleitwort von Prof. Dr. Peter Fiedler;11
3;1 Vorwort;12
4;2 Harte Zahlen;15
4.1;2.1 Wie die Zerstörung zunimmt;15
5;3 Gestalt von Gewalt;24
5.1;3.1 Definitionselemente und Tätertypen;24
5.2;3.2 Definitionsversuch: Destruktive Gewalt;25
5.3;3.3 Klassifikation der Täter;27
5.4;3.4 Die Wiedergutmachungsforderung;29
5.5;3.5 Feigheitspaket;31
5.6;3.6 Legitimationsstrategien;33
5.6.1;3. 6. 1 Ablehnung der Verantwortung;33
5.6.2;3. 6. 2 Verneinung des Unrechts;33
5.6.3;3. 6. 3 Ablehnung des Opfers;33
5.6.4;3. 6. 4 Verdammung der Verdammer;33
5.6.5;3.6. 5 Loyalität zum „Ganzen“;34
5.7;3.7 Treueverpflichtung des Gewalttäters;34
6;4 Sinn-Bestimmung;40
6.1;4.1 Was will der Mensch?;40
6.2;4.2 Psychologische Gesetze;43
6.3;4.3 Die kulturelle Überformung archaischer Gewaltmuster – überleben durch Gewalt?;46
6.4;4.4 Entwicklungsphasen;51
7;5 Zielvision: Lob-Kultur;54
7.1;5.1 Von der Kritikgesellschaft zur Lobhaltung;54
7.2;5.2 Selbstlob als Friedensgrundlage;58
7.2.1;5.2.1 Thesen zur neuen Beurteilungs-Maxime;61
7.3;5.3 Das Anti-Miesepeter- Programm;62
7.4;5.4 Fremdlob-Abhängigkeit und „falsche“ Loyalität;64
7.5;5.5 Die Menschenwürde des Täters;65
7.6;5.6 „Innerer Pazifismus“ als Leitidee;70
8;6 Das Anti-Aggressivitäts-Training (AAT);74
8.1;6.1 Die Wurzeln des AAT;74
8.2;6.2 Durchführungsmodalitäten;77
8.3;6.3 Die vier Phasen des Hamelner Modells;78
8.3.1;6. 3. 1 Biographische Analyse (Deskriptionsphase);78
8.3.2;6.3. 2 Konfrontationsphase (Heifler Stuhl);80
8.3.3;6.3. 3 Attraktivitäts-Training;80
8.3.4;6. 3. 4 Realisationsphase;86
8.4;6.4 Zusatzimplementierung (handlungsorientierter Ansatz);87
8.4.1;6.4.1 Ausgangssituation (was mir passiert);90
8.4.2;6.4.2 Zielverhalten (was ich weifl);91
8.4.3;6.4.3 Denkinhalte (was ich denke);91
8.4.4;6.4.4 Artikulationsebene (was ich sage);92
8.4.5;6.4.5 Ausweichtechniken;92
8.4.6;6.4.6 Körperliche Selbstverteidigung (Notwehr);93
8.4.7;6.4.7 Fazit und Grundregel (was ich immer bedenken muss);94
8.5;6.5 Anti-Schläger-Gelübde;95
8.5.1;6.5.1 Schläger sind fiese Schweine;95
8.5.2;6.5.2 Ich war ein Schläger;95
8.5.3;6.5.3 Ich will ein Mensch werden;96
8.5.4;6.5.4 Ich will andere Schläger befreien;96
8.6;6.6 Evaluation und Supervision;96
9;7 Therapeutischer Extremismus: Therapeutenvariablen;99
9.1;7.1 Die Gier nach Wirksamkeit;99
9.2;7.2 Stellenwert der ehrenamtlichen Mitarbeiter;103
9.3;7.3 Das Menschenbild der Trainerinnen und Trainer;107
10;8 Professioneller Strafvollzug - LoGo;108
10.1;8.1 Die Quadratur des Kreises;108
10.2;8.2 Das LoGo;109
10.3;8.3 Weg vom Wärter;111
10.4;8.4 Vollzugsentwicklung;112
10.5;8.5 „Flache Hierarchien“ in einer „totalen Institution“?;114
10.6;8.6 Opferorientierter Strafvollzug;116
10.7;8.7 Kundenorientierter Strafvollzug: Wie soll das gehen?;118
10.8;8.8 Knast als „therapeutischer Rahmen“;119
10.9;8.9 Erwartungen an die Therapie;121
10.10;8.10 Zwei Versuche zur Reduzierung von Gewaltbereitschaft im Vergleich;124
11;9 Hamelner Modell goes Prävention (AAT: Ambulant);130
11.1;9.1 Die Weiterentwicklung des stationären AAT: AAT. pro;130
11.1.1;9.1.1 Der Offene Vollzug;131
11.1.2;9.1.2 Auflenwirkung des AAT. pro;132
11.1.3;9.1.3 Integration in den Offenen Vollzug;135
11.1.4;9.1.4 Das therapeutische Dreieck;138
11.1.5;9.1.5 Rückwirkung auf den klassischen Vollzug;138
11.1.6;9.1.6 Das AAT in der Bewährungshilfe;140
12;10 Opferhilfe;142
12.1;10.1 AAT als „Opfertherapie“?;142
12.2;10.2 Trainingskurse für Opfer;142
12.2.1;10.2.1 Was das Opfer fühlt;143
12.2.2;10.2.2 Opferarbeit nach der Tat;145
12.3;10.3 Opfertraining – die „Versorgungslücke" wird geschlossen;147
13;11 Zeitalter der Aufmerksamkeit;149
14;12 Grundsätze der Anti-Gewalt-Arbeit in der Zukunft;153
15;13 Justizpolitische Einordnung;156
16;14 Fazit: Gewalt im Wandel – Gewalt gewandelt ....?;158
17;Literatur;166
18;Anlage;174
18.1;Anlage 1 Funktion und Stellenwert der Gäste;175
18.2;Anlage 2 Funktion und Stellenwert der ehrenamtlichen Mitarbeiter;176
18.3;Anlage 3 Trainerausbildung: Didaktische Vermittlung des AAT-Trainings-Manuals (Präsentation und Workshops);177
18.4;Anlage 4 Trainer- Zertifizierung;178
18.5;Anlage 5 Übertragbarkeit des AAT auf den schulischen Bereich (Beispiel Niedersachsen);179
18.6;Anlage 6 Patenschaft für Gewaltopfer;181


7 Therapeutischer Extremismus: Therapeutenvariablen

7.1 Die Gier nach Wirksamkeit

Der Schläger und Körperverletzer ist extremst radikal - die Therapeuten müssen immer etwas radikaler sein, um seine Anfangs- Blockade zu durchbrechen.

Therapeuten im AAT zeichnen sich durch extrem hohe Wirksamkeitsansprüche aus: Sie müssen häufig noch paradoxer und verrückter agieren als es der schon an einiges gewöhnte Täter je erlebt hat. Dieser "Irrsinn der Therapeuten" führt erst zu einer Verunsicherungs- und dann zu einer Orientierungsreaktion beim Täter. Nichtausrechenbarkeit ist das oberste Gebot für den Anti-Gewalt-Trainer: Er muss fähig sein, bei Kleinigkeiten auszuflippen und er muss gleichzeitig bei Kleinigkeiten extreme Liebe vermitteln können. Diese "Rein-Raus-Methode" gibt den Therapeuten höchstmögliche Freiheitsgrade: Sie selbst bestimmen in jeder Mikrosituation, welche Inszenierung notwendig ist, damit der Täter entweder aufgescheucht wird - oder aber wieder "zurück ins Boot kommt".

Wechsel der Sprachebenen dient hierbei ebenso als "Behandlungsturbo" wie das direkte Berühren, das unmittelbare Zugehen auf den Täter und die autoritär-direktive Abforderung von Verhaltensproben seinerseits. Der Therapeut darf sich niemals "zu schade sein", auch das Unmögliche zu fordern. Vor allem muss er in der Lage sein, es jedes Mal vorzumachen, es mitzumachen, es beizubehalten und sich "im Haifisch-Becken" wirklich wohl zu fühlen. Dazu gehört auch, dass der Therapeut gut kann, was der Täter beherrscht: Backgammon zu spielen, Blitzschach, Tischtennis, Liegestütz, Kampfsportfiguren, Beleidigungsakrobatik und cooles Auftreten. Das "Charisma" des Trainers besteht darin, dass er sowohl "summa cum laude" als auch "extrem ordinär" sein kann. Der fliegende Wechsel zwischen dargestellten theoretischen Ableitungen einerseits und unmittelbar einsetzenden, unerwarteten, distanzlosen Handlungen andererseits beweist dem Täter die "therapeutische Vollkommenheit". Sie wird in jedem einzelnen Training erarbeitet - die Vision eines "integrativen Therapeuten" ist langfristige Zielvariable und konkreter Handlungsauftrag gleichzeitig.

gibt natürlich auch andere Vorstellungen, die allerdings beim AAT keinen Platz haben, aber von den TrainerInnen aber trotzdem berücksichtigt werden müssen. M. Hermer etwa schreibt: "Oft fordern Patienten von Therapeuten Ratschläge im Sinne von Patentlösungen. Sie unterstellen dem Therapeuten, allmächtig zu sein, den Klienten voll und ganz zu durchschauen und die Problemlösung nur nicht zu verraten... Das Geheimnis des charismatischen Therapeuten liegt in all diesen Situationen in einer geschickten Handhabung dessen, was Bateson als Doppelbindung bezeichnete: Das nonverbale Signal hebt die sprachliche Aussage des Therapeuten sofort wieder auf und bestätigt den Klienten in seiner Vermutung, dass der Therapeut alles kann und weiß. Das Resultat ist nicht wie bei Bateson eine Schizophrenie, sondern das blinde Vertrauen in die Fähigkeit des Therapeuten." Davon allerdings sind die Probanden des AAT anfangs weit entfernt. Vertrauen, gar blindes Vertrauen, müssen sie überhaupt erst lernen, vor allem aber müssen sie lernen, auf sich selbst zu vertrauen.

Problem der Therapeuten im Knast besteht in der Konkurrenz: Der Pate der organisierten Kriminalität, der Chef des subkulturellen Bezirks, hat genügend Lockmittel, um den "potenten" Schläger in seine Organisation hineinzuziehen. Die Chefs der Subkultur lassen im Jugendstrafvollzug Schaulaufen - wer es von den Tätern schafft, die anderen 500 Mitinsassen für ein oder zwei Jahre in Schach zu halten, der ist auch im Rotlichtviertel als "rechte Hand des Chefs" zu gebrauchen. Der Strafvollzug bezahlt viel Geld, um Täter "im geschlossenen Kessel" zu domestizieren - der "Pate" schaut sich einfach das Ergebnis an und lässt über seine "Headhunter" die Besten aufkaufen. Er macht es sich ziemlich leicht - auf Steuerzahlers Kosten. Die Faszination des Trainerteams entsteht aus der Unterschiedlichkeit der Einzelpersonen: Der Bluffer, der Theoretiker, die Amazone, das Model, die kühl Berechnende, die Sängerin, der Karatekämpfer, die ganz normale Studentin, der Polizeichef und eben die professionellen Sozialpädagogen und Psychologen mit ihren unterschiedlichsten Talentprofilen bilden die Mischung, welche die Faszi-nation ausmacht.

hoher Professionalisierungsgrad des Teams ist erreicht, wenn das "psychologische Skalpell der Schlägertherapeuten" dazu führt, dass der Schläger das Angebot zur Veränderung tatsächlich als attraktiv erlebt: Professionelle Schlägertherapeuten sind mithin Under-Cover-Agents im Gehirn und im Herzen des Schlägers, die ihn dazu bringen, seine stumpfen Unterschichtideale - Berühren ist Schubsen; Kontaktaufnahme ist Schlagen; Gegenwehr erwirkt Tötungsberechtigung - aufzugeben. Professionelle Schlägertherapeuten verführen den Täter zum "Verrat an seiner Schicht", damit er die Möglichkeiten mittelschichtorientierter Handlungsweisen für sich erkennen, erarbeiten und in seine Schicht zurücktragen kann. Er soll die Option erhalten, sich mittelschichtadäquat zu verhalten, ohne dass er tragfähige und positiv zu bewertende Anteile seiner Herkunft aufgeben muss. Letztlich ist er ein Wanderer zwischen den Welten, der bilingual beide Schichtsprachen spricht und als Tutor oder Agent für Friedfertigkeit vermittelt.



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