Herzberg / Kammler | Biographie und Gesellschaft | Buch | 978-3-593-39495-4 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 10, 510 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 142 mm x 213 mm, Gewicht: 636 g

Reihe: Biographie- und Lebensweltforschung

Herzberg / Kammler

Biographie und Gesellschaft

Überlegungen zu einer Theorie des modernen Selbst

Buch, Deutsch, Band 10, 510 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 142 mm x 213 mm, Gewicht: 636 g

Reihe: Biographie- und Lebensweltforschung

ISBN: 978-3-593-39495-4
Verlag: Campus Verlag GmbH


International bekannte Autorinnen und Autoren loten die Potenziale der Biographieforschung für die Untersuchung des Ineinandergreifens von Individuum und Gesellschaft aus und wenden sich gegen populäre zeitdiagnostische Aussagen zum 'Modernen Selbst'.
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InhaltEinleitung11Teil I: Zur gesellschaftlichen Rahmung von BiographieHerausforderungen, Widersprüche und Risiken der "biographischen Gesellschaft"Christine Delory-Momberger29Zwischen Bildungsbiographie und Lernen im Lebenslauf: Konstruktionen des Biographischen in der Politik des Lebenslangen LernensDaniela Rothe43Lernen im Leben oder die Ohnmacht der Pädagogen: Über die Selbstherstellung verhältnismäßiger Menschen und einen kleinen Widerspruch der BildungJohannes Beck61From Communitarian Civil Societies to Global Networks: Changing the Meaning of Civil/Civic ParticipationMarina Calloni77Zielgruppenkonstruktion(en) auf Basis des Milieumodells? Ein kritischer Blick auf Milieuforschung und milieuorientierte BildungsarbeitJutta Reich-Claassen/Aiga von Hippel/Rudolf Tippelt101Teil II: Biographische Arbeit - Biographisches LernenBiographien in der Pädagogik: Lebensgeschichten in pädagogischer und disziplingeschichtlicher ReflexionMargret Kraul121Risiko, Versagen und Erinnern in LebensgeschichtenTheodor Schulze139Biographie als Selbstkonstruktion des Menschen: Antonio Gramscis Briefwechsel mit Giulia und Tania SchuchtUrsula Apitzsch159Die andere Erinnerung und die Grenzen der Wahrheitsfindung: Spurensicherung hinter den Mauern des VergessensJörg Wollenberg191Families in a Changing Society: how Biographies Inspire EducationLaura Formenti215Musicians Reaching out to People Living with Dementia: Perspectives of Biographical LearningRineke Smilde229Biographical Reconstruction as Applied Knowledge or Professional Competence?Wolfram Fischer245Teil III: Zur Theoriebildung der BiographieforschungBiographische Perspektiven zwischen Empirie und GesellschaftstheorieThomas Göymen-Steck265Bildung - Macht - Praxis? Vom Forschen mit Bourdieu'schen HeuristikenBirgit Griese/Martina Schiebel287Biographie und Subjekt - Annäherungen an einen komplexen und widerspruchsvollen SachverhaltAndreas Hanses333Reflections on Biography: Remodelling the LifecourseTom Schuller351Biographische ÜbergängeInga Truschkat363Biography and GenerationJohn Field379Experiencing Class: Working Class Adult Students in Higher EducationBarbara Merrill397Family Disputes: Science, Poetry and Subjectivity in Biographical Narrative ResearchLinden West415Teil IV: Biographie in europäischer PerspektiveBiographieforschung in Griechenland: Entwicklung unter dem Einfluss der "deutschen Schule"Giorgos Tsiolis/Skevos Papaioannou435The Cultural and Intellectual Dialogue between Northern and Southern Europe: a Remaining Challenge for Biographical ResearchPierre Dominicé459Europäische Orientierungs- und Identitätsarbeit aus der Sicht europa-sensibilisierter Bürger der Europäischen Union: Aufriss eines ForschungsprojektesFritz Schütze475Autorinnen und Autoren505


Die äußerst starke Zunahme dessen, was man gewöhnlich als "Individualismus" bezeichnet, hat im Verlauf der letzten vierzig Jahre zu einer neuen Art der Beziehung von Individuum und Gesellschaft geführt und zu einer zunehmenden Vereinnahmung der individuellen Biographien durch die Institutionen. Die Tatsache, dass die biographische Gesellschaft, in der wir uns inzwischen befinden, die Erzählung des Selbst zum Ausgangspunkt und Widerpart von Anerkennung und kollektiver Solidarität macht, hat eine tief gehende Umwälzung sozialer und politischer Bindungen zur Folge. Dies führt zu der Frage nach den paradoxen Folgen des Zwangs, sich mitzuteilen, sich zum Erzähler seines Selbst zu machen, was ein Merkmal dieser Gesellschaft zu sein scheint.Der vorliegende Beitrag befasst sich mit zwei historischen Zeitpunkten, den siebziger Jahren einerseits, unserer unmittelbaren Gegenwart andererseits. Ich werde zu zeigen versuchen, wie die Erzählung des Selbst und die biographische Dimension im Allgemeinen (das "Biographische"), abhängig von dem jeweiligen ökonomischen, sozialen und kulturellen Kontext dieser beiden Epochen, eine je andere Bedeutung erhalten und zu Verfahren und Praktiken führen, die nicht mehr dieselben sind. Um es schon in der Einleitung in einem Satz zu formulieren: Es stellt sich die Frage, wie der persönliche Gebrauch und Einsatz der Erzählung des Selbst zu einem sozialen wird und welche Konsequenzen eine solche Entwicklung sowohl für den Status der Erzählung des Selbst hat wie auch für die Stellung des Biographischen in der Gesellschaft und für den Prozess der Konstruktion des Selbst.Die Umwälzungen der siebziger Jahre und die Entstehung eines neuen IndividualismusIn welchem Sinne sind die späten sechziger und frühen siebziger Jahre für unser Thema eine bedeutsame Epoche? Für die Theoretiker und Praktiker der Biographieforschung sind die siebziger Jahre ein vertrauter Bezugspunkt: Tatsächlich entstehen in dieser Epoche neue Richtungen in der Pädagogik, unter anderem die an der Biographieforschung orientierte Richtung in der Aus- und Weiterbildung, insbesondere die ersten Projekte und Arbeiten von Gaston Pineau, zu der Zeit in Kanada, Pierre Dominicé in Genf und Guy des Villers und Michel Legrand in Belgien. Aber die siebziger Jahre sind auch ein wichtiger Bezugspunkt für Historiker, Soziologen, Ökonomen, Anthropologen, d.h. für alle, die versuchen, die charakteristischen Merkmale unserer jüngeren Geschichte zu analysieren, um unsere Gegenwart besser zu verstehen.Was also zeichnet die siebziger Jahre derart aus, dass so viele Gesellschaftsanalytiker in diesem Jahrzehnt einen Wechsel und eine gesellschaftliche Veränderung feststellen, deren Wirkungen wir auch heute noch spüren? Es handelt sich nicht um ein singuläres Ereignis, ein Einzelphänomen, sondern um ein Ensemble, ein Zusammentreffen von Faktoren, deren Konsequenzen wir noch gar nicht ermessen können. Was sich in diesen Jahren bildet, kann auf jeden Fall als eine neue Form der Beziehungen von Individuum und Gesellschaft beschrieben werden, die sich einerseits in einer Verstärkung und einer Neubewertung des Prozesses gesellschaftlicher Individuation niederschlägt, andererseits in der Entstehung eines "reflexiven" Individualismus, der den Wert persönlicher Selbstentfaltung in den Vordergrund stellt.MassenindividualismusIn den siebziger Jahren beginnt die Entwicklung von bis dahin nie erreichten Formen der "Individualisierung der Gesellschaft", um einen Ausdruck von Pierre Rosanvallon (Rosanvallon 1995) zu verwenden. Der ökonomische und gesellschaftliche Kontext des letzten Jahrzehnts des Wirtschaftswunders (1965-1975) zeichnet sich aus durch starkes Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung und zunehmenden Konsum. Größere Einkommen, die Verbesserung der Lebensbedingungen und der Zugang der Mehrheit der Bevölkerung zur sogenannten Konsumgesellschaft verringern die materiellen Zwänge, die das ökonomische und soziale Leben belasten. Die Auffächerung der sozialen F


Heidrun Herzberg ist Professorin für Pädagogik und qualitative Sozialforschung an der Hochschule Neubrandenburg.Eva Kammler, Dr. phil., war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Bremen und ist international in der Erwachsenenbildungund Lehrerfortbildung tätig.


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