Hoptich / Schönfeld / Decker | Erdenwandler | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 240 Seiten

Reihe: Elemente

Hoptich / Schönfeld / Decker Erdenwandler

Geschichten über die Erde und die Welt, in der wir leben
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-9445-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Geschichten über die Erde und die Welt, in der wir leben

E-Book, Deutsch, Band 4, 240 Seiten

Reihe: Elemente

ISBN: 978-3-7526-9445-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In ERDENWANDLER dreht sich alles um Erde. Sie ist das vierte Element, das sich unsere Autor*innengruppe 60|30 zum Thema nimmt, und vervollständigt die Anthologie-Reihe Elemente. Erde ist die feste Basis aller Dinge, sie gibt uns Sicherheit, den "festen Boden unter den Füßen", und steht für Realismus und alles Materielle. Das Element Erde steht als Symbol für den Beginn und für das Ende des Lebens. Die Erde bietet uns Raum und zeigt uns die Grenzen. Sie ist stabiler Fels und Grund, manchmal auch brüchig und unergründlich, immer aber voller Überraschungen und Herausforderungen für uns Menschen. Die Erde ist unser Heimatplanet, unser Zuhause, und eine Naturkraft in sich. Sie ist Sinnbild des Wachsens, der Fruchtbarkeit und Vielfalt, nicht nur in Flora und Fauna, sondern auch in uns selbst. Die Geheimnisse und Wunder unserer Welt werden wir vielleicht nie bis ins Letzte entschlüsseln. Die Geschichten in diesem Band ranken sich um den Einbruch in eine Waldidylle, ein paar Jugendliche auf Abwegen, das Geheimnis des Lebens, verzauberte Steine, Respekt, Eifersucht und Fremdgehen. Erzählt wird außerdem von Flüchtlingen in einem Boot, einer Reise um die halbe Welt, einem erbaulichen Friedhofsgang, einer Höhlenwanderung, von einem morbiden Erlebnis in der Waldeinsamkeit und mehr. Zehn Autor*innen beschreiben im vierten Buch dieser Reihe 19 Erlebnisse von Erdbewohnern. Über die Anthologie-Reihe Elemente: Nach der 4-Elemente-Lehre antiker Naturphilosophen wie Empedokles entsteht alles Sein aus verschiedenen Mischungen der vier Essenzen Wasser, Feuer, Luft und Erde. Sie verkörpern die Prinzipien des Flüssigen, Verzehrenden, Gasförmigen und Festen. Alles auf dieser Welt besitzt demnach einen charakteristischen Anteil eines der Elemente. Später wurden ihnen weitere Eigenschaften zugeordnet, die sich bis weit in die Psychologie erstrecken. Ausgehend von dieser Lehre ist jedem von uns ein mehr oder weniger großer Anteil jeden Elements zu eigen und beeinflusst unser Sein und Handeln. Die Geschichten unserer Elemente-Reihe handeln von diesem Einfluss auf die Menschen und die Welt, in der wir leben. Weitere Bücher der Reihe, erhältlich als Taschenbuch und Ebook: JAHRHUNDERTFLUT Hochwassergeschichten aus Köln, Elemente Buch 1 ISBN 978-3-74316-180-1 FLAMMENSPIEL Geschichten über das feurige Element, Elemente Buch 2 ISBN 978-3-75283-253-2 STURMGESANG Geschichten über Luft, Liebe und das Leben, Elemente Buch 3 ISBN 978-3-73477-389-1

Angela Hoptich erblickte am Niederrhein das Licht der Welt, wurde nach Bayern verschleppt, flüchtete nach Hessen und ließ sich schließlich am Nabel der Welt, in Köln, nieder. Im Mai 2020 erschien unter dem Pseudonym C. A. Hope ihr Debütroman SEELENDORN, eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, Familie und den Wahnsinn, der darin lauert. Außerdem schlägt Angelas Herz für den magischen Realismus und alle Arten der Phantastik. Dem Hauch Magie im Alltag ist sie weiterhin auf der Spur. Folgt ihr gerne auf Facebook, Instagram oder Twitter oder schaut auf ihrer Home­page vorbei: www.angelahoptich.de

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Anna Rudy
ZWEI BRÜDER
Es lebten einmal zwei Brüder. Sie waren Waisen und verdienten ihr Brot als Hirten. Die Jungen brachten die Schafe eines reichen Bauern hoch in die Berge, schlugen Pflöcke ein, banden einen selbstgeflochtenen Strick um die Hölzer und ließen die Schafe auf dieser Weide grasen. Sie kümmerten sich gut um die Herde und brachten sie immer vollzählig zurück, dafür wurden sie von den Menschen im Dorf geschätzt. Eines Tages brachten die Brüder die Schafherde hoch in die Berge auf eine frische Weide, bereiteten eine neue Koppel und begannen, den Weidegrund zu umschreiten, wie sie es immer taten, wobei sie die Schafe nie aus den Augen verloren. Der Ältere lief am unteren Hang des Berges entlang, der Jüngere am oberen. Dieser Hang war gefährlich, aber hier wuchs auch das saftigste Gras. Plötzlich hörte der Jüngere einen leisen Schrei. „Bruder!“, rief der Jüngere. „Was hast du gerufen?“ „Habe ich nicht!“, antwortete der Ältere und seine Stimme klang laut und deutlich. Und wieder hörte der Jüngere einen leisen Aufschrei. „Bruder!“, rief der Jüngere erneut. „Ich höre jemanden.“ „Aber hier ist niemand außer uns“, sagte der Ältere und zeigte umher. Und tatsächlich, wo immer man nur hinschaute, gab es grüne Felder, Berge, Felsen und den unendlichen, blauen Himmel. „Hilfe!“ Wieder hörte es der Jüngere. Er ging bis zum Rand der Schlucht und spähte nach unten. Der Abgrund war so tief, dass ein Stein, den man hinabwarf, so lange brauchte, den Grund zu erreichen, dass sich derweil ein Gebet sprechen ließ. Auf einem Felsvorsprung saß ein Greis und streckte die Hände nach oben. „Hilf mir! Rette mich!“ „Wie bist du dorthin gekommen?“, schrie der Jüngere. Was er da sah, das war unmöglich. Niemand konnte eine so steile Klippe hinuntersteigen. „Hilf mir! Rette mich!“, bat der alte Mann wieder. Der Jüngere rief den Älteren herbei, sie legten sich auf den Bauch und schoben ihre Köpfe über die Kante zur Schlucht, um sich den Greis genauer anzusehen. „Wie können wir ihn hochholen?“, fragte der Jüngere. „Wir können nicht in die Schlucht hinunter, selbst wenn wir es schaffen würden, wir werden nie wieder hinaufkommen.“ Der Ältere sagte nur: „Der Strick.“ Die Brüder lösten den Strick von den Pflöcken, befestigten ihn und warfen ihn hinab. Der Strick baumelte nur ein paar Armlängen von dem Greis entfernt hin und her, aber der konnte ihn nicht erreichen, weil der Fels über seinem Kopf ungünstig geformt war. Da rief der Jüngere dem Älteren zu: „Halte fest!“ und kletterte ein gutes Stück hinunter in den Abgrund. Er hatte Angst nach unten zu blicken und schaute nur zu seinem Bruder herauf, während er hinabstieg. Es brauchte eine Weile, dann war er in der Nähe des Greises. Der Jüngere begann, mit dem Seil hin und her zu pendeln, und jedes Mal näherte er sich mehr dem Gesims, auf dem der Alte ausharrte. Das letzte Mal war er dem Greis so nahe, dass dieser es schaffte, die Hand des Jüngeren zu fangen. Kleine Kieselsteine sprenkelten hinab, als der Ältere das neue Gewicht zu fassen versuchte. Der Jüngere half dem Greis, den Strick zu greifen, und beide begannen den Aufstieg. Der Ältere glich das Gewicht aus, der Jüngere half dem Greis zu klettern und schon bald standen alle drei schweratmend an der Klippe. Der Greis sah mit großer Aufregung umher und konnte kein Wort sagen. Als der Jüngere ihn gerade fragen wollte, wie er in den Abgrund gekommen war, rief der Ältere: „Schafe! Unsere Schafe!“ Während sich die Brüder dem Greis angenommen hatten, waren die Schafe in alle Himmelsrichtungen auseinandergelaufen. Der Ältere und der Jüngere begannen, den Strick wieder um die Pflöcke zu binden und alle Schafe, derer sie habhaft wurden, in die Koppel zu treiben. Während sie den weiten Hang absuchten und die Schafe sammelten, blieb der Greis wie angewurzelt stehen und sah nur um sich herum. Als sich kein weiteres Schaf mehr zu finden schien, zählten die Brüder und erstarrten. Der Herde fehlten drei Tiere. Wo waren sie denn geblieben? In den Winkeln und Wegen des Hanges gab es keine mehr. Vielleicht waren sie in den Abgrund gestürzt? Der Ältere und der Jüngere fragten den Greis, ob Schafe an ihm vorbeigelaufen seien, aber der zuckte nur mit den Schultern. Die Schafe blieben spurlos verschwunden. Die Brüder waren entsetzt, bis zum heutigen Tag hatten sie kein einziges Schaf verloren. Daher vertraute man ihnen im Dorf – aber jetzt fehlten drei auf einmal! Der Besitzer der Herde würde sie aus Lohn und Brot entlassen. Was sollten sie tun? Mit diesen düsteren Gedanken brachen die Brüder ihre Wegzehrung und teilten sie mit dem Greis, der ihre Enttäuschung nicht zu verstehen schien. Als sie alle gegessen hatten, sagte der Ältere zu dem Greis: „Wir müssen hinabsteigen und die Herde an ihren Herrn zurückgeben. Weil wir drei Schafe verloren haben, wird der uns aus dem Dienst und aus dem Dorf vertreiben und wir werden nicht mehr wieder hierher zurückkehren. Pass gut auf, dass du nicht wieder in den Abgrund fällst.“ Der Greis hörte ihm aufmerksam zu. Dann sagte er: „Danke, älterer Bruder, für das Halten und Ziehen. Ich möchte dir ein Geschenk machen.“ Der Greis bückte sich und hob drei Steine vom Boden auf. Diese hatten eine regelmäßige Form, glatte Seiten und sahen eher wie Ziegel aus. „Du kannst daraus bauen, was du willst“, sprach der Greis feierlich. „Danke“, sagte der Ältere, der schon lange kein Kind mehr war, das mit Bauklötzen spielte. Aber er widersprach nicht, obwohl er dachte, dass der Greis nicht ganz bei Trost war. „Danke auch dir, junger Bruder“, sagte der Greis, „dass du in den Abgrund gestiegen und mit mir nach oben geklettert bist. Ich möchte auch dir ein Geschenk machen.“ Er bückte sich wieder und hob drei weitere Steine vom Boden auf. Sie hatten leicht geschärfte Kanten und keine gleichmäßige Form, aber sahen auch nicht so aus, als ob sie jemand zuvor mit einem Werkzeug bearbeitet hätte. „Nimm sie“, sagte der Greis. „Damit kannst du gehen, wohin du willst. Sie sind leicht, aber von fester Gestalt.“ „Danke“, sagte der Jüngere. Und tatsächlich, als er die Steine nahm, spürte er das Gewicht kaum in seinen Händen. Der Brüder begannen, den Strick zu lösen und die Herde auf den Abstieg einzustimmen, wie man es mit Schafen eben so tut. „Du kannst mit uns hinabsteigen, wenn du willst“, rief der Ältere dem Greis zu, aber es war niemand mehr an dem Ort zu sehen, an dem sie gegessen hatten. „Greis? Wo bist du?“, rief der Jüngere. Er rannte zum Rand des Abgrunds und sah nach unten, aber weder dort noch sonst ringsherum war irgendjemand. Der alte Mann war spurlos verschwunden, ganz so wie die drei Schafe vor ihm. Der Bauer, dem die Schafe gehört hatten, tat, was zu erwarten war – er entließ die Brüder aus seinem Dienst. „Wenn ihr drei Schafe auf einmal verloren habt, verliert ihr das nächste Mal die ganze Herde“, sagte er und zahlte den Brüdern trotz all der Wochen, die sie für ihn gearbeitet hatten, nichts. Die beiden verließen das Dorf und marschierten eine Weile, bis sie sich müde an den Rand der Straße setzten. „Was werden wir jetzt tun?“, fragte der Jüngere. „Ich weiß es nicht“, sagte der Ältere. „Lass uns weitergehen“, zog der Jüngere ihn am Ärmel. „Vielleicht finden wir auf der Straße, vielleicht schon hinter der nächsten Wegbiegung, unser Glück.“ Der Ältere stand widerwillig auf. Die beiden schulterten ihre Rucksäcke und schritten weiter. Die Brüder wanderten von einem Dorfe bis zum nächsten und boten ihre Dienste an, aber alles war umsonst. Niemand wollte ihnen eine Arbeit anvertrauen. Ein Missgeschick wie das ihre sprach sich doch an Markttagen und in Wirtshäusern rasch herum. Der Ältere war bald verzweifelt, der Jüngere aber nicht allzu sehr besorgt. Einmal hielten die Brüder auf ihrem Weg an einem grünen Hügel an. Die Aussicht war hier unglaublich! Ein breiter Fluss verlief träge durch das weite Land, grüne Felder und Wälder, wohin auch immer das Auge schaute, und die Sonne schien fröhlich und unbekümmert. Die Brüder setzten sich am Fuß des Hügels ins Gras und öffneten ihre Rucksäcke. Sie hatten kaum noch Wegzehrung und gingen sparsam mit ihr um. So holten sie ihre Vorräte heraus und ganz unten im Rucksack entdeckte der Jüngere drei Steine. „Bruder“, sagte er. „Erinnerst du dich an den Greis?“ „Und wie“, antwortete der Ältere. „Ihm haben wir es zu...



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