E-Book, Deutsch, Band 5, 352 Seiten
Reihe: Valerie Lane
Inusa Der fabelhafte Geschenkeladen
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-641-23630-4
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 5, 352 Seiten
Reihe: Valerie Lane
ISBN: 978-3-641-23630-4
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Orchid liebt ihren kleinen Geschenkeladen, mit dem sie sich ihren Lebenstraum erfüllt hat. In Orchid’s Gift Shop gibt es alles, was das Herz begehrt, wie wunderbare Düfte, Badeperlen und selbstgemachte Kerzen. Doch das größte Geschenk, das Orchid anderen gibt, ist ihre Zeit. Immer gut gelaunt hat sie stets ein offenes Ohr für jedermann. Nur ein Mensch vertraut sich ihr nicht an, und das ist ausgerechnet Orchids Freund Patrick. Schon länger scheint es in der Beziehung zu kriseln, doch selbst ihre besten Freundinnen wissen keinen Rat. Und als Orchid endlich beschließt, Patrick vor die Wahl zu stellen, erfährt sie etwas, das sie nie für möglich gehalten hätte …
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
KAPITEL 1
»Hast du Lust, heute Abend ins Kino zu gehen?«, fragte Orchid ihren Freund Patrick einige Tage später am Telefon und spielte dabei mit einer Haarsträhne, die sie sich mehrmals um den Finger wickelte.
»Wenn du willst«, antwortete Patrick gefügig.
Das war wieder einmal so eine typische Antwort. Orchid wusste nicht wirklich, was sie davon halten sollte.
»Wenn ich nicht wollte, hätte ich dich ja nicht extra angerufen und gefragt«, erwiderte sie und bemühte sich, guter Stimmung zu bleiben. »Also? Hast du auch Lust?«
»Klar. Was gibt es denn?«
»Wollen wir Shape of Water gucken? Der hat mehrere Oscars bekommen, und ich will ihn mir schon seit Wochen ansehen.«
»Okay. Wenn du das gern möchtest, bin ich dabei.«
»Andererseits bist du diesmal dran mit Aussuchen«, sagte Orchid, denn sie wollte nicht immer für Patrick mit entscheiden. »Du kannst ja schon mal googeln, was sonst noch läuft. Am besten hole ich dich von der Arbeit ab, das Kino ist näher an deinem Laden.«
»Es ist nicht mein Laden.«
»Du weißt doch, wie ich es meine.«
Patrick hatte im Gegensatz zu ihr nicht das Glück, ein eigenes Geschäft zu besitzen, sie glaubte aber auch nicht, dass er das unbedingt wollte. Patrick war mit dem zufrieden, was er hatte: einem Job als Handyverkäufer Schrägstrich Handyreparateur. Er bekam einfach jedes Mobiltelefon wieder hin, sogar wenn es in die Toilette gefallen war oder Ähnliches.
»Dann sehen wir uns gegen Viertel nach sechs?«, fragte sie.
»Klar. Ich hab Kundschaft und muss auflegen. Bis später.«
»Bis später. Ich freu mich.«
»Ich mich auch.« Er legte auf, und Orchid hörte nur noch einen langgezogenen Piepton.
Sie überlegte gerade, ob sie rüber zu Laurie huschen und sich einen Tee holen sollte, als ihre Ladenglocke erklang. Es war einer dieser elektrischen Bewegungsmelder, der zwanzig Sekunden lang den Refrain von Here Comes the Sun von den Beatles spielte. Auch nach knapp drei Jahren zauberte er ihr noch immer ein Lächeln ins Gesicht, denn dieser Song bedeutete Kundschaft – Menschen, die sich extra in die Valerie Lane und in ihren kleinen Laden begaben, um hier etwas zu kaufen, womit sie ihren Lieben eine Freude machen konnten. Diese Kunden hätten natürlich auch in eines der großen Geschäfte in der Cornmarket Street gehen können; dass sie dennoch zu ihr kamen, bedeutete für Orchid die Welt.
Zwei Jahre und zehn Monate lang durfte sie ihren Traum nun schon leben. So lange besaß sie ihren Gift Shop, nachdem sie jahrelang hier und da gejobbt und sich nirgends wirklich wohlgefühlt hatte. Überhaupt war sie damals ein ziemlich ruheloser Mensch gewesen. Deshalb hatte ihre Schwester Phoebe sie auch mit in den tollen Teeladen an der Ecke geschleppt, den sie kurz zuvor entdeckt hatte. Dieser führte eine Auswahl an Beruhigungstees, die Phoebe ihr andrehen wollte. Doch auch wenn sie Laurie’s Tea Corner gleich total niedlich und gemütlich fand und die Inhaberin ihr unglaublich nett vorkam, waren irgendwelche Kräutertees nicht das, was sie brauchte, um zur Ruhe zu kommen. Das, was ihr dann wirklich half, war der Bummel durch die Läden der hübschen kleinen Einkaufsstraße, den sie und ihre Schwester unternahmen. Sie sahen sich im Antiquitätenladen um und kauften sich Schokolade bei Keira und ein Eis in Donna’s Ice Cream Parlour. Als Orchid Donna gegenüber erwähnte, wie schön sie es hier in der Valerie Lane fand, erzählte diese ihr, dass der leere Laden nebenan noch zu haben sei.
»Ehrlich? Er ist noch nicht vergeben? Bei dieser Lage?«, staunte Orchid.
»Bisher noch nicht, soweit ich weiß.«
Sofort kamen Orchid eine Million Ideen, was man mit einem Laden in so einer tollen Gegend alles machen könnte.
»Wie genau kann man sich denn um die Räume bewerben?«, erkundigte sie sich.
»Da sollten Sie am besten unseren Verwalter Mr. Spacey fragen, falls Sie ernstes Interesse haben.«
Phoebe sah ihre Schwester überrascht an. Kein Wunder, bisher hatte Orchid ja auch noch nie über einen eigenen Laden nachgedacht. Richtig Spaß machte ihr der Job als Verkäuferin in einer Kinderboutique aber nicht gerade.
»Ich bin mir nicht sicher … Die Miete hier ist doch sicher nicht günstig, oder?«
»Nun, Millionärin wird man mit einem Laden in der Valerie Lane bestimmt nicht, aber man macht schon so viel Umsatz, dass man die Miete wieder reinbekommt und genug zum Leben hat. Zumindest ist es bei mir und meinen Freundinnen so. Woran haben Sie gedacht? Was würden Sie gerne anbieten?«
»Auch darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.« Orchid überlegte, bedachte, was für Läden es schon gab, und hatte dann einen Geistesblitz. Patrick hatte ihr zum ersten Jahrestag ein paar Tage zuvor ein kuscheliges Kissen in Herzform geschenkt, über das sie sich riesig gefreut hatte. »Also, wenn ich wirklich mein eigenes Geschäft eröffnen würde, würde ich gerne Geschenke verkaufen.«
»Oh mein Gott, das ist perfekt!«, sagte Phoebe. »Geschenke werden doch immer benötigt: zu Geburtstagen, an Weihnachten, Hochzeitstagen und zum Muttertag. Du würdest sicher immer Kundschaft haben. Ruf da doch einfach mal an und sprich mit dem Verwalter. Wie hieß er noch?«
»Mr. Spacey«, wiederholte Donna.
»Ich schreibe mir die Nummer gleich von dem Schild ab«, sagte Orchid auf einmal ganz begeistert.
»Das brauchen Sie nicht, ich gebe sie Ihnen.« Donna holte einen Zettel und ihr Handy hervor und notierte Namen und Nummer. »Ich wünsche Ihnen viel Glück. Vielleicht sind wir ja schon bald Nachbarn.«
»Das wäre super, oder?« Orchid strahlte und steckte sich den kleinen Plastiklöffel mit einem Berg voll Erdbeereis in den Mund.
Donna lächelte ebenfalls und wünschte noch einen schönen Tag.
»Ihnen auch. Ihr Eis ist übrigens das beste, das ich seit Langem gegessen habe.«
»Vielen Dank.«
Orchid dachte an ihren ersten Besuch in der Valerie Lane zurück und bedauerte ein wenig, dass Donna die Eisdiele geschlossen hatte, um nach Holland zu ziehen. Andererseits wäre dann kein Blumengeschäft daraus geworden … Sie rüttelte sich wach und schenkte Susan, die soeben den Laden betrat, ein Lächeln. Susan war mit sechsunddreißig die älteste der Ladeninhaberinnen. Bis vor Kurzem war sie eine richtige graue Maus gewesen, doch seit Neujahr war sie mit einem total lieben Typen namens Stuart zusammen, der sie richtig aufblühen ließ. Sie trug zwar noch immer ihre schlichten Jeanshosen, aber ab und zu tauschte sie ihre dunklen Schlabberpullis gegen etwas Fröhliches, Farbenfrohes aus, so wie auch heute. Das himmelblaue Oberteil sah super aus zu den schwarzen Haaren, die Susan neuerdings in Locken und offen trug.
»Hi, Süße. Wie geht’s dir?«, begrüßte Orchid sie.
»Sehr gut, danke. Und dir?«
»Fantastisch. Ich habe heute schon mindestens fünf Herzkissen verkauft und etliche Kaffeetassen. Total irre. Ist im April irgendein Feiertag, von dem ich nichts weiß?«
»Ich denke nicht.« Susan zuckte die Achseln. »Aber ich brauche ebenfalls ein Geschenk.«
»Ein Herzkissen?« Orchid grinste.
»Nein, nein. Etwas Nettes für Charlotte, sie hat morgen Geburtstag.« Charlotte war Susans Mitarbeiterin und gleichzeitig Stuarts kleine Schwester. Durch sie hatten sich die beiden kennengelernt, nachdem Susan Charlotte Ende letzten Jahres in ihrem Laden eingestellt hatte, um sie in dem Vorhaben zu unterstützen, endlich unabhängig zu werden. Nach einer schlimmen Ehe hatte sie mit ihren Kindern bei Stuart gewohnt. Ob sie das immer noch tat, wusste Orchid gar nicht.
»Oh, sie hat Geburtstag? Gut, dass du es mir sagst, natürlich schenke ich ihr auch was Kleines.«
»Da wird sie sich aber freuen.«
»Wie geht es Charlotte? Lässt ihr Ex sie inzwischen in Ruhe?«
Susan nickte. »Er hat wohl endlich eingesehen, dass es aus und vorbei ist. Er trifft die Kinder zweimal in der Woche unter Aufsicht, das ist aber auch alles.«
»Zum Glück.«
»Ja. Sie spart fleißig, damit sie sich demnächst endlich eine eigene Wohnung suchen kann.«
Ah, da hatte Orchid ihre Antwort.
»Oooh. Und wenn bei Stuart dann mehr Platz ist, könntest du ja …«
»Pfff!«, unterbrach Susan sie. »Du glaubst doch nicht, dass ich aus der Valerie Lane wegziehe! Ich lebe in der schönsten Straße der Welt, meine Wohnung werde ich nie und nimmer aufgeben.«
Susan war die Einzige von ihnen, die auch in der Valerie Lane wohnte, direkt über ihrem Laden. Und sie hatte die Straße nicht von ungefähr die »schönste Straße der Welt« genannt, es hatten schon mehrere Online-Portale, Blogs und sogar Zeitungen sie als genau das bezeichnet.
»Na gut. Aber falls du es dir doch anders überlegst, sag mir Bescheid. Ich nehm die Wohnung sofort.«
Susan lachte. »Da kannst du lange drauf warten.«
»Also, womit kann ich dienen? Woran hattest du für Charlotte gedacht?«
»Das weiß ich ehrlich gesagt selbst noch nicht. Vielleicht würde ihr ein kleiner Korb mit verschiedenen Sachen zum Baden gefallen.«
»Eine gute Idee! Welche Frau freut sich nicht über ein Wellnesspaket? Guck mal, ich hab gerade vor ein paar Tagen neue Badeöle reinbekommen. Dann habe ich noch Badeperlen im Angebot und coole Schwämme.« Sie holte eine Reihe von bunten Schwämmen hervor. Susan schnappte sich sogleich den rosafarbenen in Form eines Flamingos.
»Der ist ja toll. Den nehme ich. Und warte mal, was hast du denn für Badeöle zur Auswahl?«
»›Himbeerschaumtraum‹ ist sehr beliebt.« Orchid reichte ihr eine Flasche. Sie hatte eine glitzernde Plastikhimbeere um den Hals gebunden.
»Perfekt. Was passt noch dazu?«
»Rosa Badeperlen? Und vielleicht noch ein...