E-Book, Deutsch, 495 Seiten
Jacques Redwall 1
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-98743-006-0
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Sturm auf die Abtei
E-Book, Deutsch, 495 Seiten
ISBN: 978-3-98743-006-0
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das erste Buch der geliebten Redwall-Saga – bald ein großer Netflix-Film!
Willkommen im Moosblumenwald, wo sich die friedlichen Mäuse versammelt haben, um ein Jahr des Überflusses zu feiern. Alles ist gut ... bis ein düsterer Schatten auf die alte Abtei von Rotwall fällt. Es wird gemunkelt, dass Cluny, die schreckliche einäugige Ratte, mit ihrer wilden Horde kommt, um Rotwall zu erobern! Die einzige Hoffnung für die belagerten Mäuse liegt in dem verlorenen Schwert des legendären Kriegers Martin. Und so beginnt die epische Suche eines jungen Lehrlings – einer mutigen Maus, die sich erhebt, um zurückzuschlagen ... und selbst zur Legende zu werden.
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3
Kerzen brannten hell in ihren Wandhaltern im Höhlenloch der Mäuse. Es würde ein fantastischer Abend werden! Matthias und Bruder Alf hatten zusammen eine ausgewachsene Äsche gefangen. Fast zwei Stunden lang hatten sie mit dem großen Fisch gerungen und ihn ausgetrickst, bis sie ihn schließlich ans Ufer hatten ziehen können. Er wog fast ein Kilo, was bewies, wie gut Bruder Alfs Angelfähigkeiten und Matthias’ jugendliche Muskeln gepaart mit einer ordentlichen Portion Enthusiasmus sich ergänzt hatten. Sie mussten Konstanze, die Dächsin, rufen. Sie nahm den Fisch in ihre starken Kiefer, begleitete die beiden Mäuse in die Küche der Abtei und lieferte den Fang für sie ab. Dann verabschiedete sie sich. Konstanze war ebenso wie viele andere Bewohner von Moosblume zum Jubiläumsfestessen eingeladen worden, also würden sie an diesem Abend gemeinsam feiern. Bruder Alf und Matthias standen stolz neben ihrem Fang, während um sie herum Köche geschäftig hin und her eilten, bis Bruder Hugo sie bemerkte. Der unglaublich fette Hugo (der nur mit Bruder und keinem anderen Titel angesprochen werden wollte) hatte zwar viel zu tun, blieb aber trotzdem stehen. Er wischte sich mit einem Löwenzahn, den er mit dem Schwanz festhielt, den Schweiß von der Stirn und watschelte um den Fisch herum. »Hm, die Schuppen glänzen, die Augen sind klar, schön frisch.« Bruder Hugo lächelte so fröhlich, dass sein Gesicht fast in den tiefen Grübchen verschwand. Er schüttelte Alf die Pfote und klopfte Matthias kräftig auf den Rücken, während er kichernd rief: »Holt den weißen Stachelbeerwein! Besorgt mir rasch etwas Rosmarin, Thymian, Bucheckern und Honig. Und dann, meine Freunde«, er wedelte wild mit dem Löwenzahn herum, »werde ich, Hugo, eine Äsche à la Rotwall zubereiten, die im Mäusemund zergehen wird. Frische Sahne! Ich brauche viel frische Sahne! Und bringt mir auch ein paar Minzblätter!« Sie ließen den vor Freude überschäumenden, Anweisungen plappernden Bruder Hugo zurück und gingen los, um zu baden und sich fertig zu machen. Sie kämmten sich die Schnurrhaare, rollten den Schwanz ein, polierten die Nase und putzten sich auf die hundert verschiedenen Arten, mit denen sich Rotwall-Mäuse auf jedes große Fest vorbereiteten. Die Dachbalken des Höhlenlochs vibrierten unter dem aufgeregten Murmeln und Lachen der versammelten Tiere: Igel, Maulwürfe, Eichhörnchen, alle möglichen Tiere des Waldes und Mäusearten – Feldmäuse, Heckenmäuse, Haselmäuse, sogar eine Familie armer Kirchenmäuse. Freundliche Helfer eilten umher und sorgten dafür, dass sich jeder wohlfühlte. »Hallo, Frau Kirchenmaus! Setzt die Kinder hierher! Ich besorge Euch etwas Himbeerlikör.« »Herr Rötelmaus, schön, Euch zu sehen! Geht’s Eurem Rücken besser? Gut. Hier, probiert mal den Pfirsich-Holunder-Brandy.« Matthias summte der Kopf. Er war in seinem ganzen Leben noch nie so glücklich gewesen. Winifred, die Otterin, stupste ihn an. »Wo ist denn die riesige Äsche, die du und der alte Alf an Land gezogen habt? Ich wünschte, ich könnte so ein Exemplar fangen. Fast ein Kilo, richtig?« Matthias platzte fast vor Stolz. So viel Lob, und das auch noch von einem Otter, einem der besten Fischer! Die Kirchenmauszwillinge Tim und Tess drückten auf Matthias’ kräftige Armmuskeln und kicherten laut und bewundernd. Er servierte ihnen zwei Portionen Apfel-Minz-Eis. So nette kleine Zwillinge. Hatte er Schwester Stephanie wirklich erst vor drei Monaten geholfen, als sich beide Schwanz-Rachitis eingefangen hatten? Meine Güte, waren sie gewachsen! Abt Mortimer saß in seinem geschnitzten Weidenlehnstuhl und strahlte jeden an, der ihm ein einfaches, selbst gemachtes Geschenk zu Füßen legte: eine Eicheltasse von einem Eichhörnchen, einen Grätenkamm von den Ottern, Rindensandalen von den Maulwürfen und viele andere schöne Geschenke, die sich nicht alle aufzählen lassen. Der Abt schüttelte verwundert den Kopf. Da kamen sogar noch mehr Gäste! Er winkte Bruder Hugo heran. Sie unterhielten sich flüsternd. Matthias konnte nur Bruchstücke davon verstehen. »Keine Sorge, Vater Abt, es ist genug für alle da.« »Wie viel Wein ist im Keller, Hugo?« »Genug, um den Abteiteich zu füllen, Vater.« »Und Nüsse? Uns dürfen die Nüsse nicht ausgehen.« »Wir haben alle erdenklichen, sogar karamellisierte Kastanien und gehackte Eicheln. Wir könnten den kompletten Distrikt ein Jahr lang durchfüttern.« »Käse?« »Auch den. Ich habe einen Cheddar, den vier Dachse nicht wegrollen könnten, und noch zehn andere Varianten.« »Gut, gut, danke Hugo. Ach, wir müssen uns auch bei Alf und dem jungen Matthias für den wunderbaren Fisch bedanken. Was sind das für gute Angler! Davon kann sich die Abtei eine Woche lang ernähren! Herausragende Mäuse, gute Arbeit.« Matthias errötete bis zur Schwanzspitze. »Die Otter! Die Otter!« Lauter, fröhlicher Jubel erklang, als drei Otter in Clownskostümen in den Saal liefen. Was für eine Akrobatik! Sie wirbelten und kreisten und balancierten mit so großem Geschick über die vollgestellten Tische, dass nicht einmal eine Rosine verrutschte. Schließlich schaukelten sie an Efeuranken von den Dachbalken, was mit wildem Applaus belohnt wurde. Der Igel Ambros Dorn führte seine Zaubertricks vor, mit denen er alle begeisterte. Er holte Eier aus dem Ohr eines Eichhörnchens, ließ den Schwanz einer jungen Maus wie eine Schlange tanzen und eine Kastanie verschwinden, worauf eine Gruppe kleiner Zwergmäuse quiekte: »Er versteckt sie zwischen seinen Stacheln.« Aber hatte er das? Ambros machte einige mysteriöse Gesten und holte die Kastanie dann aus dem Mund einer verblüfften kleinen Maus heraus. War das Magie? Natürlich war es das. Alle Aktivitäten wurden eingestellt, als die große Joseph-Glocke im Glockenturm der Abtei die achte Stunde verkündete. Stumm begaben sich alle Tiere an den ihnen zugewiesenen Platz. Sie standen ehrfürchtig und mit gesenktem Kopf hinter ihrem Stuhl. Abt Mortimer erhob sich und streckte die Pfoten so weit aus, dass sie das ganze Festmahl einrahmten. Dann sprach er den Segen. »Fell und Schnurrhaar, Klaue und Zahn, Alle, die unseren Toren nah’n. Nüsse und Kräuter, Obst und Ähren, Wurzeln und Pflanzen, Knollen und Beeren, Silberner Fisch, du ließest dein Leben, Um ein Mahl uns zu geben.« Darauf folgte ein lautes und dankbares: »Amen.« Überall wurden Stühle gerückt und Fell raschelte, als alle Platz nahmen. Linker Pfote von Matthias saßen Tim und Tess, rechter Pfote Kornblume Feldmaus. Kornblume war eine stille junge Maus, aber sehr hübsch. Sie hatte die längsten Wimpern, die Matthias je gesehen hatte, das weichste Fell, die weißesten Zähne … Matthias machte sich an einem Stück Sellerie zu schaffen, dann drehte er den Kopf, um zu sehen, ob die Zwillinge zurechtkamen. Bei diesen Jungkirchenmäusen wusste man das nie so genau. Bruder Alf erklärte bei jedem Gang, der an den Tisch gebracht wurde, dass Bruder Hugo sich selbst übertroffen hätte. Zarte Süßwasserkrabben, die mit Sahne und Rosenblättern verziert waren, gefüllte Gerstenperlen in Eichelpüree, Apfel- und Möhren-Brot, marinierte Kohlstengel, die in pürierten weißen Rüben mit Muskatnuss eingeweicht worden waren. Ein Chor aus »Oooh!« und »Aaaah!« begrüßte die sechs Mäuse, die einen großen Rollwagen in den Saal schoben. Das war die Äsche. Aromatische Düfte zogen durch das Höhlenloch. Sie war perfekt zubereitet worden. Bruder Hugo war so stolz, dass sein sonst so unattraktives Watscheln fast schon lässig wirkte. Er riss sich die Kochmütze mit dem Schwanz vom Kopf und verkündete mit einem leicht hochtrabenden Quieken: »Abt, ehrenwerte Gäste aus dem Moosblumengebiet und Mitglieder der Abtei. Ähem, ich möchte Euch mein piece de résistance …« »Ach, Hugo, komm zur Sache!« Der kleine, dicke Mönch suchte einen Moment lang mit eisigem Blick nach dem Schuldigen, während viele Gäste versuchten, ein Kichern zu unterdrücken. Dann warf er sich wieder in die Brust und verkündete: »Äsche à la...