E-Book, Deutsch, Band 15, 113 Seiten
Reihe: Fortschritte der Neuropsychologie
ISBN: 978-3-8409-1692-2
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Auf der Grundlage neuester Forschungsergebnisse bietet das vorliegende Werk erstmals im deutschen Sprachraum eine auf das Wesentliche konzentrierte, übersichtliche und gut lesbare Einführung in die neuropsychologische Diagnostik und Therapie der Demenzen.
Autoren/Hrsg.
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- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, Suchttherapie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie
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Weitere Infos & Material
1;Demenzen;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;7
1.2;Vorwort und Danksagung;9
2;1 Demenzsyndrome: Beschreibung und Epidemiologie;11
2.1;1.1Definition und Einteilung der Demenzen;11
2.2;1.2Epidemiologie;21
2.3;1.3Verlauf und Prognose;23
3;2Ätiologie;25
3.1;2.1Neurodegenerative Veränderungen;26
3.2;2.2Vaskuläre Ereignisse;32
4;3Neuropsychologische Befunde;33
4.1;3.1Alzheimer-Demenz;33
4.2;3.2Vaskuläre Demenzen;37
4.3;3.3Frontotemporale Demenzen;38
4.4;3.4Mild Cognitive Impairment;39
5;4Diagnostik;41
5.1;4.1Stellenwert neuropsychologischer Demenzdiagnostik;42
5.2;4.2Diagnostisches Vorgehen;45
5.3;4.3Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen;48
5.4;4.4Befundung;58
5.5;4.5Neuropsychologische Differenzialdiagnostik;64
6;5Behandlung;76
6.1;5.1Allgemeine Therapieprinzipien und Methoden;77
6.2;5.2 Psychosoziale Interventionen bei leicht- bis mittelgradiger Demenz;80
6.3;5.3Psychosoziale Interventionen bei mittelgradiger bis schwerer Demenz;89
6.4;5.4Pharmakotherapie;92
7;6Prävention;94
7.1;6.1Populationsattributables Risiko modifizierbarer Faktoren;94
7.2;6.2Risikofaktor Depression;95
7.3;6.3Risikofaktoren Rauchen und Alkoholkonsum;96
7.4;6.4Risikofaktor Inaktivität;96
8;7Fallbeispiel;97
8.1;7.1Beschwerdebild und Fremdanamnese;97
8.2;7.2Sozialanamnese;98
8.3;7.3Neuropsychologische Untersuchung;98
8.4;7.4Befundung und Diagnosestellung;99
8.5;7.5Behandlung;100
9;8Weiterführende Literatur;101
10;9Literatur;101
11;10Anhang;117
11.1;10.1Adressen mit Hilfs- und Informationsangeboten;117
11.2;10.2Glossar;118
12;Karten;123
3 Neuropsychologische Befunde (S. 25-26)
Im Folgenden werden zentrale neuropsychologische Befunde für die beiden häufigsten Demenzformen Alzheimer-Demenz und vaskuläre Demenz dargestellt. Darüber hinaus werden die in den letzten Jahren verstärkt beachteten Demenzen bei FTLD sowie die leichte kognitive Störung im Sinne des MCIKonzeptes behandelt.
3.1 Alzheimer-Demenz
Bisher widmeten sich die weitaus meisten neuropsychologischen Demenzstudien der Alzheimer-Demenz. Die bei dieser Demenzform gegenüber gleichaltrigen Gesunden typischerweise auftretenden kognitiven Veränderungen sind daher schon länger bekannt und werden immer noch zutreffend durch die Ergebnisse der Meta-Analyse von Zakzanis, Leach und Kaplan (1999) wiedergegeben, die 199 Studien mit insgesamt 7 156 Alzheimer-Patienten und 8 772 Gesunden auswerteten. In Abbildung 5 werden zum Vergleich und im Vorgriff auf Abschnitt 4.5.4 auch die Effektstärken der analogen Analyseergebnisse für die frontotemporale Demenz (8 Studien mit 88 Patienten und 100 Gesunden) und die primäre progrediente Aphasie (22 Studien mit 55 Patienten und 162 Gesunden) wiedergegeben.
Bei den Alzheimer-Patienten bestehen gegenüber Gesunden deutliche Defizite über das gesamte Spektrum der Leistungsdomänen. Die hypothetische Verteilungsüberlappung variiert dabei von 50 % (manuelle Geschicklichkeit) bis nur 5 % (verzögertes Erinnern). Beeinträchtigungen des verzögerten Erinnerns sind also ein fast pathognomonisches Zeichen für die AD und insofern richtungsweisend für die Diagnose. Einige der hierher gehörenden Testvariablen erreichten sogar Effektstärken von d = 4.0 (u.?a. WMS-R Gedächtnisquotient, CVLT lang verzögerter freier und gestützter Abruf). Dabei befanden sich die in den Primärstudien eingeschlossenen Patienten überwiegend in einem noch frühen Demenzstadium.
Neuere Untersuchungen bestätigen das soeben gezeichnete Bild (Albert, 2008). Um aber die bei der Alzheimer-Demenz auftretenden neuropsychologischen Beeinträchtigungen besser zu verstehen, ist die mehr oder minder typische Verlaufscharakteristik der Alzheimer-Krankheit zu beachten. Bezieht man die klinische Verlaufscharakteristik auf die neuropathologische Stadieneinteilung von Braak und Braak (2002; s.?o.), so ergibt sich das in Tabelle 5 beschriebene zeitliche Schema.
Zahlreiche Untersuchungen belegen und differenzieren die in Tabelle 5 aufgeführten kognitiven Defizite von AD-Patienten (Übersichten bei Albert, 2008; Jahn, 2012; Salmon & Bondi, 2009). Dabei werden zunehmend auch solche Aspekte erforscht, die bisher wenig Beachtung fanden, etwa feinmotorische Koordinationsstörungen (Slavin et al., 1995), Zahlenverarbeitungs- und Rechenstörungen (Kalbe & Kessler, 2002), Metakognitionen (Retz-Junginger, Supprian, Retz, Rösler & Traue, 2005), Determinanten der Krankheitseinsicht (Ecklund-Johnson & Torres, 2005) und die Rolle kognitiver Reservekapazitäten bei der Kompensation spezifischer Leistungsdefizite (Boyle, Wilson, Schneider, Bienias & Bennett, 2008), um nur einige Beispiele zu nennen.
Bei der neuropsychologischen Untersuchung von Patienten mit der Verdachtsdiagnose einer AD sollten immer auch einzelne Funktionsbereiche differenziert betrachtet werden. Dies sei am Beispiel der intensiv untersuchten mnestischen Beeinträchtigungen erläutert (allgemein zu Gedächtnis und Gedächtnisstörungen siehe Reihenband von Thöne-Otto & Markowitsch, 2004).
Die frühesten kognitiven Anzeichen einer möglichen Alzheimer-Erkrankung sind fast immer eine leichte Merkschwäche für neue Informationen sowie Wortfindungsstörungen. Diese werden von Betroffenen, Angehörigen und oft auch von Hausärzten zunächst als normale altersassoziierte Leistungseinbußen gedeutet. Eine neuropsychologische Untersuchung erfolgt in vielen Fällen erst, wenn das Stadium einer leichten Demenz bereits erreicht ist. Testpsychologisch imponiert dann bereits eine Beeinträchtigung der verzögerten freien Reproduktion von Lernmaterial, während die unmittelbare Merkfähigkeit (Immediatgedächtnis) noch intakt sein kann. Bei wiederholter Vorgabe des Lernmaterials (beispielsweise Wortlisten) ist die Lernmenge geringer und die Lernkurve flacher als bei gleichaltrigen Gesunden.