E-Book, Deutsch, 432 Seiten
Jenkins Reid After I Do
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8437-3532-2
Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman | Neue Wege für die Liebe von Weltstar Taylor Jenkins Reid
E-Book, Deutsch, 432 Seiten
ISBN: 978-3-8437-3532-2
Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Taylor Jenkins Reid ist die internationale Bestsellerautorin von Die sieben Männer der Evelyn Hugo, Daisy Jones & The Six und Carrie Soto is Back. Ihre Romane sind millionenfach gelesen, in über zwanzig Sprachen übersetzt, werden verfilmt und stürmen zahlreiche Bestsellerlisten. Sie lebt mit ihrer Familie in Los Angeles.
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Elfeinhalb Jahre zuvor
Es war in der Mitte meines zweiten Jahres auf dem College. Im ersten Jahr war ich ziemlich einsam gewesen. Die UCLA nahm mich nicht so herzlich auf, wie ich es mir bei meiner Bewerbung dort vorgestellt hatte. Es fiel mir schwer, Leute kennenzulernen. Oft fuhr ich am Wochenende nach Hause, um meine Familie zu besuchen. Na ja, eigentlich fuhr ich hin, um meine jüngere Schwester Rachel zu sehen. Meine Mom und mein kleiner Bruder Charlie interessierten mich weniger. Mit Rachel konnte ich über alles reden. Sie fehlte mir, wenn ich allein im Speisesaal aß, und das war häufiger der Fall, als ich zugeben mochte.
Mit neunzehn war ich wesentlich schüchterner, als ich es mit siebzehn gewesen war. In der Highschool war ich beliebt gewesen, ich hatte als Klassenbeste abgeschlossen und fast einen Krampf in der Hand bekommen, so viele Jahrbücher musste ich signieren. In meinem ersten Jahr auf dem College fragte meine Mutter mich immer wieder, ob ich wechseln wollte. Es sei durchaus in Ordnung, sich woanders umzusehen, betonte sie, aber ich wollte nicht. Der Unterricht gefiel mir. »Ich habe mich nur noch nicht richtig eingelebt«, sagte ich jedes Mal, wenn sie mich fragte. »Aber das wird schon noch.«
Es gelang mir, als ich einen Job in der Poststelle annahm. In den meisten Nächten arbeiteten dort außer mir nur noch ein oder zwei andere Leute, eine Konstellation, in der ich aufblühte. Bei kleinen Gruppen war ich gut. Ich glänzte, wenn ich mich nicht anstrengen musste, gehört zu werden. Und während ich ein paar Monate lang Schichten in der Poststelle schob, lernte ich eine Menge Leute kennen. Einige von ihnen mochte ich sehr. Und einige mochten mich auch. Als wir uns in jenem Jahr für die Weihnachtstage verabschiedeten, freute ich mich darauf, im Januar zurückzukehren. Ich vermisste meine Freunde.
Als der Unterricht wieder begann, führte mich der geänderte Stundenplan in ein paar neue Gebäude. Da ich den Großteil der Basiskurse bereits abgeschlossen hatte, belegte ich Kurse in Psychologie. Und durch den neuen Stundenplan lief ich auf einmal ständig demselben Typen über den Weg – im Fitnesscenter, im Buchladen, in den Aufzügen von Franz Hall.
Er war groß und hatte breite Schultern. Seine Arme waren so kräftig, dass sein Bizeps gerade noch unter den Ärmel seines T-Shirts passte. Er hatte hellbraune Haare und häufig einen Bartschatten. Stets lächelte er, und stets unterhielt er sich mit jemandem. Und auch, wenn ich ihn allein sah, zeigte er das Selbstvertrauen eines Menschen, der wusste, was er wollte.
Als wir schließlich miteinander ins Gespräch kamen, stand ich in der Schlange zum Speisesaal. Ich trug dasselbe graue T-Shirt wie am Vortag, und als ich ihn ein Stück vor mir in der Schlange entdeckte, schoss mir durch den Kopf, dass ihm das womöglich auffallen könnte.
Nachdem er am Eingang seinen Ausweis durch das Gerät gezogen hatte, blieb er hinter seinen Freunden zurück und unterhielt sich mit dem Typen, der das Gerät bediente. Als ich den Kopf der Schlange erreicht hatte, unterbrach er seine Unterhaltung und sah mich an.
»Verfolgst du mich, oder was?«, fragte er lächelnd und blickte mir in die Augen.
Ich wurde sofort verlegen und war überzeugt, dass er mir das ansah.
»Tut mir leid, dummer Scherz«, meinte er. »Ich sehe dich in letzter Zeit nur überall.« Ich nahm meine Karte wieder entgegen. »Darf ich dich begleiten?«
»Ja«, antwortete ich. Ich wollte mich mit meinen Freunden aus der Poststelle treffen, konnte sie aber noch nirgends entdecken. Und er war süß. Das gefiel mir.
»Wo stellen wir uns an?«, fragte er. »In welcher Schlange?«
»Wir gehen zum Grill«, erwiderte ich. »Natürlich nur, wenn du dich mit mir zusammen anstellen willst.«
»Das ist perfekt. Ich möchte unbedingt einen Patty Melt Burger.«
»Dann auf zum Grill.«
In der Warteschlange schwiegen wir zunächst, dann bemühte er sich, die Unterhaltung erneut in Gang zu bringen.
»Ryan Lawrence Cooper«, stellte er sich vor und streckte mir die Hand entgegen. Ich lachte und nahm sie. Sein Griff war fest. Ich bekam fast das Gefühl, ich würde ihn nie wieder los, wenn er das Händeschütteln nicht von sich aus beendete.
»Lauren Maureen Spencer«, erwiderte ich. Er ließ los.
Ich hatte ihn mir gewandt und selbstsicher, gelassen und charmant vorgestellt, und in gewisser Weise war er das auch. Doch als wir nun miteinander sprachen, schien er auch ein bisschen unsicher zu sein und nicht immer genau zu wissen, was er sagen sollte. Der süße Typ, der so viel selbstbewusster gewirkt hatte als ich, entpuppte sich als durch und durch menschlich. Er war einfach gut aussehend, vermutlich lustig und schien sich in seiner Haut schlichtweg wohlzufühlen, wodurch er wirkte, als verstünde er die Welt besser als wir anderen. Doch das stimmte nicht, er war genau wie ich. Und plötzlich mochte ich ihn deutlich mehr, als ich mir eingestehen wollte. Das machte mich nervös. Ich spürte Schmetterlinge im Bauch, und meine Handflächen wurden feucht.
»Na, ist schon okay. Du kannst es ruhig zugeben«, sagte ich in dem Bemühen, lustig zu sein, »eigentlich läufst du hinterher.«
»Ich gebe es zu«, erklärte er, widersprach sich jedoch gleich. »Nein! Natürlich nicht. Aber es ist dir auch aufgefallen, stimmt’s? Es ist, als wärst du plötzlich überall.«
» bist plötzlich überall«, entgegnete ich und machte einen Schritt nach vorn, da die Schlange sich vorwärtsbewegte. »Ich bin nur da, wo ich immer bin.«
»Du meinst, du bist da, wo immer bin.«
»Vielleicht sind wir einfach kosmisch verbunden«, scherzte ich. »Oder wir haben denselben Stundenplan. Zum ersten Mal habe ich dich auf dem Hof gesehen, glaube ich. Ich habe mir dort die Zeit zwischen der Einführung in Psychologie und dem Statistikkurs vertrieben. Du musst also ungefähr um dieselbe Zeit einen Kurs auf dem Süd-Campus haben, stimmt’s?«
»Jetzt hast du mir unbeabsichtigt zwei Dinge verraten, Lauren.« Ryan lächelte.
»Tatsächlich?«
»Ja.« Er nickte. »Weniger bedeutend ist, dass ich nun weiß, dass du im Hauptfach Psychologie studierst, und zwei Kurse kenne, an denen du teilnimmst. Als Stalker wäre ich damit auf eine Goldmine gestoßen.«
»Na gut.« Ich nickte. »Als richtiger Stalker hättest du das allerdings bereits gewusst.«
»Trotzdem, Stalker ist Stalker.«
Schließlich waren wir ganz vorn in der Schlange angelangt, doch Ryan schien mehr an mir interessiert als an seiner Bestellung. Ich wandte mich kurz ab, um meinen Essenswunsch aufzugeben. »Könnte ich bitte einen Grillkäse haben?«, sagte ich zum Koch.
»Und du?«, fragte der Koch Ryan.
»Einen Patty Melt Burger mit extra Käse«, antwortete Ryan, beugte sich vor und streifte mit seinem Ärmel versehentlich meinen Unterarm. Es fühlte sich wie ein ganz leichter Stromschlag an.
»Und die zweite Sache?«, fragte ich.
»Hm?« Ryan drehte sich zu mir um, offenbar hatte er den Faden verloren.
»Du meintest, ich hätte dir zwei Dinge verraten.«
»Ah!« Ryan lächelte und schob sein Tablett auf dem Tresen dichter an meins. »Du hast gesagt, dass du mich im Innenhof bemerkt hättest.«
»Stimmt.«
»Da habe ich dich aber nicht gesehen.«
»Okay«, erwiderte ich, nicht sicher, worauf er hinauswollte.
»Streng genommen hast du mich also zuerst bemerkt.«
Ich lächelte ihn an. »Touché.« Der Koch reichte mir den Grillkäse und Ryan seinen Burger. Wir nahmen unsere Tabletts und gingen zur Sodamaschine.
»Nun«, meinte Ryan, »da du mich verfolgst, muss ich vermutlich nur warten, bis du mich fragst, ob wir uns verabreden wollen.«
»Was?«, fragte ich halb schockiert und halb verletzt.
»Hör zu«, fuhr er fort, »ich kann sehr geduldig sein. Ich weiß, dass du erst den Mut dazu aufbringen musst. Du musst dir erst überlegen, wie du mich fragst, denn es soll natürlich möglichst locker klingen.«
»Aha«, bemerkte ich. Ich nahm mir ein Glas und schob es unter die Eismaschine. Das Gerät lärmte und produzierte dann drei lumpige Eiswürfel. Ryan schlug gegen die Maschine, woraufhin eine Unmenge Eiswürfel in mein Glas polterten. Ich bedankte mich.
»Keine Ursache. Was hältst du davon«, fragte er, »wenn ich bis morgen Abend warte? Wir treffen uns um sechs Uhr im Eingangsbereich von Hendrick Hall. Ich lade dich zu einem Burger ein und vielleicht auch noch zu einem Eis. Wir unterhalten uns. Und dann kannst du mich um eine Verabredung bitten.«
Ich lächelte ihn an.
»Das ist nur fair«, meinte er. »Du hast mich schließlich zuerst bemerkt.« Er war sehr charmant. Und das wusste er.
»Okay. Eine Frage habe ich allerdings. Dort drüben in der Schlange«, ich deutete zu dem Mann mit dem Kartenlesegerät, »worüber hast du mit ihm gesprochen?« Ich war mir...




