E-Book, Deutsch, Band 3, 364 Seiten
Reihe: Erfahrungen und Schicksale - Wahre Geschichten über Krankheit, Tod und Abschied
Jones Die letzten glücklichen Tage
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-7097-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein kleines Mädchen. Eine unmögliche Entscheidung. Die Liebe einer Mutter
E-Book, Deutsch, Band 3, 364 Seiten
Reihe: Erfahrungen und Schicksale - Wahre Geschichten über Krankheit, Tod und Abschied
ISBN: 978-3-7325-7097-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Hannah könnte ein ganz normales, glückliches Kind sein - wären da nicht die schlimmen Krankheiten, von denen sie immer wieder geplagt wird. Als es endlich so aussieht, als würden ein paar gute Jahre folgen, wird bei ihr mit zwölf ein schwerer Herzfehler festgestellt. Nur ein Spenderherz kann ihr helfen. Aber Hannah ist sich nicht so sicher, ob sie wirklich noch die Kraft hat, um weiterzukämpfen. Sie und ihre Familie wissen nur eins: Diese Entscheidung über Leben und Tod kann nur Hannah selbst treffen. Sie ganz allein ...
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Hannah
Also, was sind die wirklich wichtigen Dinge, die man über mich wissen muss? Tja, erstens ist da die Tatsache, dass ich, wenn ich jemals einen Freund haben werde, will, dass er aussieht wie Zac Efron. Im Moment will ich aber keinen Freund. Meine Freundin Simone hat einen, der Tiago heißt, und ich habe ihnen die Spitznamen Barbie und Ken gegeben. Ich habe aber kein Interesse daran, weil ich nicht will, dass sich jemand an mich hängt. Ich habe wichtigere Dinge zu tun. Simone ist eine meiner Freundinnen aus der Schule, und die anderen sind Laura, Becky, Kelcea, Brigitta und Zoe. Sie sind alle Spinnerinnen, und wir sind immer in Kontakt, auch wenn ich sie nicht so häufig sehe, weil es mir im Moment oft nicht gut genug geht, um zur Schule gehen zu können. Wenn ich zu Hause bin, schreiben sie mir aber Nachrichten, um herauszufinden, wie es mir geht, oder um mir mitzuteilen, was so los ist, denn gewöhnlich ist immer etwas los – wie bei der Gelegenheit, als zwei von ihnen aufhörten, miteinander zu reden, und ich am liebsten ihre Köpfe zusammengeklatscht hätte. Doch ich musste warten, bis ich wieder in die Schule kam, und bis dahin hatten sie sich wieder vertragen. Meistens jedoch kommen wir alle sehr gut miteinander aus und machen Mädchensachen, wie Make-up aneinander ausprobieren oder Pyjamapartys veranstalten. Einmal bin ich an einem Schultag bis um elf Uhr abends aufgeblieben und fühlte mich am nächsten Tag wie ein Zombie. Dann ist da meine Familie. Zuerst einmal ist da mein Dad Andrew, der dreiundvierzig ist und wirklich groß und rund, wodurch das Knuddeln schöner mit ihm ist. Meistens lächelt er und zieht mich auf, indem er Witze macht. Doch manchmal geht er in die Luft, wenn er ärgerlich wird, und brüllt das ganze Haus nieder, sodass wir ihn in Ruhe lassen, bis Mum mit ihm redet und ihn wieder auf Kurs bringt. Das passiert jedoch nicht oft, weil er normalerweise in guter Stimmung ist. Er ist ein wirklich netter Dad. Meine Mum Kirsty ist zweiundvierzig. Sie ist klein, hat langes rotes Haar und funkelnde Augen, und sie liebt Pferde beinahe genauso sehr, wie sie meinen Bruder, meine Schwestern und mich liebt. Sie ist eine wirklich gute Mum, und an Tagen, an denen ich mich gut fühle, machen wir Sachen wie Kuchen und Kekse backen. Aber wenn ich müde bin, gehen wir es ruhig an, und manchmal geht sie sogar in den Laden und holt mir Saft und Magazine. Die beste Sache jedoch, die sie in letzter Zeit gemacht hat, war ihre Entscheidung, eine Woche lang nicht ans Telefon zu gehen. In unserem Haus geht es manchmal wirklich drunter und drüber, und ich wollte einfach nur ein bisschen Ruhe, weil ich so müde war. Da hat Mum das Telefon danebengelegt, und ich habe das wirklich genossen. Dann sind da mein jüngerer Bruder und meine jüngeren Schwestern. Zuerst kommt Oli, der zwölf ist und einen haut, wenn er in schlechter Stimmung ist. Doch wenn er in guter Stimmung ist, hilft er einem, die wirklich schweren Level auf der Nintendo DS zu überwinden – sitzt eine Ewigkeit lang da und findet heraus, wie man an Hindernissen vorbeikommt, oder setzt Cheat-Codes ein, wenn er das nicht kann –, was mir wirklich gefällt. Meistens ist Oli ruhig und schüchtern, aber bei mir kann er auch gesprächig sein, wenn er das will. Als Nächstes kommt Lucy, die zehn ist. Sie ist kontaktfreudig, will immer besser in allem sein als alle anderen und ist beinahe so pferdeverrückt wie Mum. Tatsächlich ist sie im Springreiten so gut, dass sie hofft, eines Tages an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Sie ist viel unterwegs, weil sie an den Wochenenden an Reitturnieren teilnimmt, und ich vermisse sie, weil ich nicht mitkann. Es gibt keine Heizung im Pferdeanhänger, und mir würde zu kalt werden, was nicht gut ist, wenn man herzkrank ist. Doch wenn Lucy zu Hause ist, reden wir die ganze Zeit über Pferde – sehen uns Pony-Magazine an und entscheiden, welches wir kaufen würden, wenn wir eine Menge Geld hätten –, und ich liebe es, wenn ich tatsächlich mit zu einem Turnier kann, weil wir dann jede Menge Burger essen. Ich habe selbst auch versucht zu reiten, aber ich habe Höhenangst und ein schwaches Fußgelenk, was eine ungünstige Kombination ist, wenn man auf einem Pferd sitzt. Schließlich ist da noch Phoebe, die vier ist und wild. Mum sagt manchmal, sie könne schwören, dass man ihr im Krankenhaus das falsche Baby gegeben hat, weil Phoebe ständig im Haus herumrennt und niemals müde wird. Sie bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von achtzig Kilometern pro Stunde – und knallt die Wohnzimmertür, daher weiß man, wo sie gerade ist –, was erstaunlich ist, weil sie weniger als zwei Pakete Zucker wog, als sie geboren wurde, und jetzt kann man sie nicht mehr übersehen. Auch Phoebe liebt Reiten, doch während die meisten Mädchen in ihrem Alter sich am Zügel herumführen lassen, ist das bei ihr nicht der Fall, weil sie so mutig ist. Sie streitet immer gerne mit mir, aber sie ist auch freundlich und teilt ihre Schokolade mit mir oder gibt mir eine Ein-Pence-Münze, was ihrer Meinung nach viel Geld ist. Dann sind da unsere Tiere, und davon gibt es jede Menge. Wir haben einen Hund namens Ted, eine Katze namens Tails McFluff, ein paar Goldfische (obwohl Tails einmal ein paar von ihnen gefressen hat) und Ponys mit den Namen Roxie, Buddy und Mr Minty, die von Mum, Lucy und Phoebe geritten werden. Wir haben außerdem Hühner, wegen der Eier, dürfen aber nicht mit ihnen spielen, weil wir mal eins auf das Trampolin im Garten gesetzt und darüber gelacht haben, wie es auf und ab hüpfte – bevor es wegflog. Mum hat wirklich mit uns geschimpft, daher wussten wir, dass wir das nicht mehr tun konnten. Dann gibt es mich. Ich bin dreizehn, und ich verbringe nicht annähernd so viel Zeit damit, herumzurennen wie Oli, Lucy und Phoebe, weil ich ein schwaches Herz habe und schnell müde werde. Darum gehe ich nur morgens in die Krankenhausschule und komme dann mittags nach Hause, um mich auszuruhen. Ich verbringe auch viel Zeit im Bett, weil ich mir immer jede kleine herumschwirrende Infektion, wie eine Erkältung oder Magenverstimmungen, einfange, was wirklich langweilig werden kann, weil mich all meine Energie verlässt, wenn ich mich wirklich krank fühle, und alles, was ich dann noch tun kann, mich auszuruhen ist. Die Filme, die mir gefallen, sind Verwünscht und High School Musical, obwohl ich natürlich weiß, dass es für jemanden, der so alt ist wie ich, nicht cool ist, Spaß an solchen Filmen zu haben. Deshalb erzähle ich es auch nicht meinen Freundinnen, die alle auf Bands wie Evanescence und Paramore stehen, für den Fall, dass sie denken, ich bin kindisch. Doch ich bevorzuge glückliche Geschichten, und darum mag ich diese Filme und die Musik in ihnen. Im Fernsehen sehe ich mir gerne Von Lark Rise nach Candleford an und Detektivserien wie Poirot, weil ich versuche, den Fall zu lösen, bevor es die Polizei tut. Manchmal gucke ich auch EastEnders, obwohl es Mum nicht wirklich gefällt, aber nicht allzu oft, weil die Leute vom Albert Square immer in heftige Streitereien geraten und es deshalb ein wenig vorhersagbar sein kann. Mir gefällt auch The Apprentice, wenn Sir Alan den Kandidaten sagt, was sie falsch machen, und Strictly Come Dancing. Ich liebe Anton, weil er so viel lächelt, und Brendan, der immer Wutanfälle bekommt. Bruce Forsyth ist ziemlich alt, aber gut, und Tess ist auch nett, obwohl sie manchmal seltsame Kleider trägt. Ich ziehe Strictly dem X Factor vor, weil die Leute nicht wissen, ob sie tanzen können, und manche von ihnen werden richtig gut, wohingegen andere furchtbar sind, während beim X Factor die Leute wissen, dass sie singen können und einfach nur besser werden. Die andere Sache, die ich gucke, ist Masterchef, weil es mich zum Lachen bringt. Wie das eine Mal, als John ein Stück schwarzen Lachs hochhob und sagte: «Das ist aber ein wirklich gut durchgebratenes Stück Fisch.« Was für eine Untertreibung. Aber die Sache, die ich vielleicht am allerliebsten mag, ist ein Spiel, das sich Boggle nennt. Es ist eine Form gefüllt mit Buchstaben, die man durcheinanderschüttelt, um Worte zu bilden, und ich liebe es, weil ich dabei das Gefühl habe, jede Menge davon in mir zu haben, die ich in dem Spiel sehen kann. Das ist der Grund, warum ich auch gerne lese, weil Bücher voller Wörter sind, in denen man sich verlieren kann. Ein Buch, das ich wirklich mag, ist Enid Blytons Der Wunderweltenbaum. Es ist eigentlich für jüngere Kinder gedacht, aber es ist großartig, weil es die Geschichte einer Gruppe von Freunden erzählt, die auf einen verzauberten Baum klettern und jedes Mal ein anderes Land in seiner Krone vorfinden. Daher besuchen sie Orte wie das Land der Zaubersprüche, wo sie aus Versehen ein Kind schrumpfen lassen, das Land der magischen Medizin, wo sie eine Arznei für ihre Mum kaufen, die krank im Bett liegt, und das Land der Geschenke (was ziemlich offensichtlich ist). Der Ort jedoch, der für mich am besten klingt, ist das Land Tu-was-du-willst, wo die Kinder tun können, was auch immer sie wollen – wie etwa einen Zug fahren, auf Elefanten reiten und im Meer schwimmen. Viele Leute denken, dass man aufhört, Spaß zu haben, wenn man krank wird, was bedeutet, dass man...