Khaldun | Die Muqaddima | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 541 Seiten

Reihe: Neue Orientalische Bibliothek

Khaldun Die Muqaddima

Betrachtungen zur Weltgeschichte

E-Book, Deutsch, 541 Seiten

Reihe: Neue Orientalische Bibliothek

ISBN: 978-3-406-62238-0
Verlag: C.H.Beck
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ibn Khalduns Einführung – „Muqaddima“ – in seine Universalgeschichte gehört zu den bahnbrechenden Werken der Geschichtswissenschaft. Der arabische Gelehrte des 14. Jahrhunderts geht in ihr auf erstaunlich moderne Weise den Gründen für den Aufstieg und Niedergang von Imperien nach.
Alma Gieses meisterhafte Übersetzung bietet erstmals in deutscher Sprache einen Überblick über das gesamte Werk. Der Jurist und Gelehrte Ibn Khaldun (1332–1406) diente mehreren Herrschern als Wesir, Gesandter oder Richter – immer auf der Suche nach einer gerechten und weisen Herrschaft. Seine Biographie, die ihn in den Kerker, in höchste Ämter und ins Exil führte, liest sich stellenweise wie ein Abenteuerroman. In seiner berühmten „Einführung“ beschreibt er gesellschaftliche, kulturelle und klimatische Faktoren als Ursachen für den Aufstieg, die Blüte und den Untergang von Dynastien. Damit wird er zu einem unzeitgemäßen Vorläufer einer modernen Soziologie und Geschichtswissenschaft, dessen Werk bis heute eine Fülle von Anregungen bietet.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;2
3;Zum Buch;3
4;Über die Herausgeber;3
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;Vorwort;7
8;Hinweise zu Umschrift, Aussprache und Zitierweise;11
9;Einführung: Ibn Khald?n – Leben und Werk;13
9.1;Leben und Ausbildung im islamischen Westen;15
9.2;Die Zeit in Ägypten;27
9.3;Das große Ereignis: Gesprächspartner Timur;35
9.4;Die letzten Jahre;43
9.5;Das Lebenswerk;45
10;Die Muqaddima;63
10.1;Inhaltsverzeichnis;65
10.2;Einleitung: Die Vorzüglichkeit der Geschichtswissenschaft, die Feststellung ihrer Methoden, Hinweise auf die Irrtümer und Fehlauffassungen, die den Geschichtsschreibern widerfahren können, und die Nennung einiger Gründe dafür;81
10.3;Das Wesen der Kultur innerhalb der Schöpfung und was darin vorkommt: Nomadentum und sesshaftes Leben, das Erlangen von Überlegenheit, Erwerbstätigkeit, Lebensunterhalt, Handwerke, Wissenschaften und ähnliche Dinge. Die Gründe und Ursachen dafür;98
10.4;Vorrede;98
10.5;Erstes Kapitel: Über die menschliche Kultur im Allgemeinen;111
10.6;Zweites Kapitel: Beduinische Kultur, wilde Völker und ihre Lebensbedingungen einschließlich einiger grundlegender und erklärender Bemerkungen;134
10.7;Drittes Kapitel: Über Dynastien, Herrschertum, Kalifat, Regierungsränge und was mit all dem zusammenhängt;179
10.8;Viertes Kapitel: Die Länder, Metropolen und Städte sowie die übrige Sesshaftenkultur und die darin herrschenden Zustände;296
10.9;Fünftes Kapitel: Die Arten des Lebensunterhalts, wie der Erwerb und die Handwerke. Was bei all diesem an Umständen auftreten kann;339
10.10;Sechstes Kapitel: Die verschiedenen Arten von Wissenschaften, die Lehre und ihre Methoden und die verschiedenen Umstände, die sich bei all diesem ergeben;403
10.11;Nachwort;495
11;Anhang;497
11.1;Anmerkungen;499
11.2;Literatur;511
11.3;Glossar;516
11.4;Register;537


LEBEN UND AUSBILDUNG IM ISLAMISCHEN WESTEN
Bewegte Jugend
Ibn Khaldun wurde am 27. Mai 1332 in Tunis geboren. Seine Familie führte ihren Stammbaum auf einen in Hadramaut angesiedelten jemenitischen Stamm zurück, der während der islamischen Eroberung Südspaniens als Teil der jemenitischen Armee ins Land kam. Khaldun, nach dem die Familie benannt ist, ließ sich in der kleinen Stadt Carmona nieder, die in dem Dreieck zwischen Cordoba, Sevilla und Granada liegt. Seine Nachkommen verließen Carmona und siedelten sich in Sevilla an. Das genaue Datum ist nicht bekannt. Wahrscheinlich hatte die Familie Khaldun sich schon im achten Jahrhundert dort niedergelassen. Gegen Ende des zehnten Jahrhunderts, als die zentrale spanische Regierung in Auflösung begriffen war, nahm die Familie eine führende politische Stellung in Sevilla ein und spielte eine wesentliche Rolle in der Verwaltung der Stadt. Die Leitung der Stadt lag in den Händen der Khaldun-Sippe und einiger anderer nobler Familien. Die Oberherrschaft gehörte zwar einem nominellen Herrscher, aber diese großen Familien übten die eigentliche Kontrolle aus. Im frühen dreizehnten Jahrhundert, als die Christen mächtiger wurden und dem Dreieck Cordoba – Sevilla – Granada immer näher rückten, hatte die Familie Khaldun zusammen mit den anderen patrizischen Familien die alleinige Kontrolle über die Stadt. Als etwa Mitte des dreizehnten Jahrhunderts Sevilla von den Christen ernstlich bedroht war, zog die Familie noch vor dem eigentlichen Fall der Stadt nach Nordafrika und ließ sich in Tunis nieder. Aufgrund früherer Beziehungen wurden sie dort am Hof empfangen, und es wurde ihnen ein Landbesitz übereignet. Viele andere bedeutende Familien verließen Spanien, als die christliche Bedrohung zu stark wurde, und bildeten eine Art von Elite in ihrer neuen Heimat. In seiner Muqaddima erwähnt Ibn Khaldun des Öfteren die großartigen Beiträge der spanischen Emigranten zur Kultur Nordwestafrikas. An seinen äußerst positiven Äußerungen zeigt sich, dass er, obwohl nicht in Spanien geboren, sich diesem Land tief verbunden fühlte. Ibn Khalduns Jugendjahre fielen in eine Zeit voller Aufruhr und politischer Umwälzungen. Die nie sehr feste Herrschaft der Hafsiden in Tunis verlor schon vor Ibn Khalduns Geburt immer mehr an Stabilität. Am stärksten machten sich die Verfallserscheinungen in der Zeit zwischen 1347 und 1357 bemerkbar, und eine Zeitlang war die Herrschaft der Hafsiden in Tunis so gut wie nicht existent. Der merinidische Herrscher von Fes, Abu l-?asan, eroberte Tunis im Jahre 1347, musste sich jedoch aufgrund von Schwierigkeiten in einem anderen Bereich seines Herrschaftsgebietes schon im folgenden Jahr wieder zurückziehen. Es brauchte einige Zeit, bis sich die hafsidische Herrschaft wieder festigen konnte. Im Jahre 1370 begann für sie schließlich eine neue Blütezeit. Einige Mitglieder der Familie Khaldun hatten Verwaltungsposten unter den Hafsiden inne und erlitten im letzten Teil des Jahrhunderts dasselbe Schicksal wie die herrschende Dynastie. Ibn Khalduns Großvater Mu?ammad zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück, um ein religiöses Leben zu führen. Er hielt auch seinen Sohn, Ibn Khalduns Vater, dazu an, und die beiden schlossen sich der am meisten respektierten mystischen Gruppe in Tunis an. Über Ibn Khalduns frühe Jugend ist bis auf einige Einzelheiten über seine Studien und seine Lehrer wenig bekannt. Ganz sicher kann man annehmen, dass in dem Haus, in dem er aufwuchs, intellektuelle Anregungen in reichem Maße vorhanden waren. Persönlichkeiten, die auf der politischen und intellektuellen Ebene im Westen der islamischen Welt führend waren, zählten zu den häufigen Besuchern. Viele von ihnen suchten und fanden bei Ibn Khalduns Familie Zuflucht und Schutz vor erzürnten Herrschern, die versuchten, sie wegen unerwünschter Aktivitäten und Verbindungen ins Gefängnis zu werfen. In dieser Atmosphäre begann die erste Phase auf dem Bildungsweg Ibn Khalduns. Dabei konnte er vom persönlichen Kontakt mit den Größen des islamischen Spanien und Afrika profitieren. Es war ihm auch vergönnt, bei einigen der größten Gelehrten von Marokko zu studieren, die 1347 von dem Merinidenherrscher Abu l-?asan von Fes nach Tunis geholt worden waren. Als diese später wieder nach Fes zurückkehrten, folgte Ibn Khaldun ihnen nach. Wie man aus seiner Autobiographie ersehen kann, kamen die meisten seiner Lehrer aus Spanien oder hatten enge Verbindungen dorthin. Zu Ibn Khalduns umfassender traditioneller Ausbildung gehörten Koran- und ?adi?-Studien, die Grundlagen der islamischen Theologie sowie die Grundelemente der Mystik und des religiösen Gesetzes. Danach kam die Phase des detaillierten Studiums dieser Disziplinen mithilfe von Kommentaren und Glossen. Auch die «rationalen» Wissenschaften wie Logik, Mathematik, Naturphilosophie und Metaphysik gehörten mit zur Ausbildung, außerdem die grundlegenden linguistischen, biographischen und historischen Kenntnisse und die Kunst, wissenschaftliche Werke zu schreiben. Ibn Khaldun ließ sich auch in der Kunst des Schreibens von offizieller Hofkorrespondenz und der Handhabung praktischer administrativer Dinge ausbilden, da er an der Verwaltungspraxis interessiert war. Damit wurde die Grundlage für seine späteren politischen und literarischen Tätigkeiten gelegt. Ibn Khalduns Vater, der sich auch der Wissenschaft widmete und gute Kenntnisse in der Koranwissenschaft, dem Recht, der Grammatik und der Dichtung hatte, war an der Erziehung Ibn Khalduns aktiv beteiligt. Er wurde zusammen mit seinem älteren Bruder Mu?ammad ausgebildet. Sein jüngerer Bruder, Ya?ya, wurde später wie Ibn Khaldun ein hochgestellter Politiker und ausgezeichneter Historiker. Ein von Ibn Khaldun überaus geschätzter Lehrer war al-Abili (1282–1356), der unter den Gelehrten war, die den Merinidenherrscher Abu l-?asan nach seinem Sieg über Tunis dorthin begleitet hatten. Von ihm wurde er in den philosophischen Wissenschaften geschult. Al-Abili zeigte schon früh Interesse an der Mathematik, konnte aber damals dieser Neigung nicht nachgehen, da er dazu gezwungen wurde, die Stellung eines Generals anzunehmen. Er desertierte und machte sich auf zur Pilgerfahrt nach Mekka. Dabei verbarg er sich, indem er sich unter eine Schar von Bettlern mengte. In der Nähe von Tlemcen schloß er sich einem schiitischen Führer an und zog mit ihm nach Mekka und später nach Kerbela. Als er wieder im Westen war, studierte er weiterhin Philosophie und versuchte zu vermeiden, wegen seiner Mathematik-Kenntnisse zum Dienst als Hauptschatzmeister herangezogen zu werden. Er floh nach Fes und verbarg sich im Hause eines jüdischen Mathematikers namens Kalluf al-Magili. Dort setzte er seine Mathematikstudien fort. Später ging er nach Marrakesch, wo er Mathematik, Philosophie und Mystik mit dem «Meister des Westens», Abu l-?Abbas A?mad Ibn al-Banna’ (gest. 1321), studierte. Bald wurde er zu einer Kapazität und einem gefeierten Lehrer in den philosophischen Wissenschaften. Zur unruhigen Lage in Ibn Khalduns Heimatstadt Tunis kam in den Jahren 1348 und 1349 die grauenhafte Katastrophe der Pest, die mit wütender Heftigkeit über die Stadt hereinbrach. Ibn Khalduns Eltern und viele seiner Lehrer fielen der Seuche zum Opfer. Mit siebzehn Jahren stand er plötzlich ohne die Stütze und Führung, die er vorher so selbstverständlich genossen hatte, im Leben. Sein älterer Bruder Mu?ammad wurde das Oberhaupt der Familie. Mit einundzwanzig Jahren bekam Ibn Khaldun als Meister der Signatur (?a?ib al-?alama) eine nicht unbedeutende Stellung am Hofe. Seine Aufgabe bestand darin, ratifizierende Formeln zwischen die Basmala und den Anfang des Textes offizieller Dokumente zu schreiben. Als Inhaber dieses Amtes wurde er mit allen wichtigen Verwaltungsangelegenheiten bekannt und war deshalb fähig, eine beratende Funktion auszuüben. Trotz dieses so guten Starts in eine Verwaltungskarriere, hatte Ibn Khaldun nicht die Absicht, in Tunis zu bleiben, auch die Missbilligung seines älteren Bruders konnte ihn nicht davon abhalten, seine Heimatstadt zu verlassen. Während einer Kampagne gegen einen Rivalen des Herrschers von Tunis verschwand er heimlich aus dem Lager. Turbulente Zeiten, Freundschaften und Gefahren
Die vielen Beziehungen der Familie Khaldun auf der akademischen und politischen Ebene halfen Ibn Khaldun auf seinem Weg in den Maghrib. Zur damaligen Zeit war Abu ?Inan, der neue Merinidenherrscher, im Aufstieg begriffen. Wie sein Vater war er ein großer Freund der Wissenschaft. Ibn Khaldun lernte ihn 1353 kennen, verbrachte mithilfe eines hohen merinidischen Beamten den Winter 1353/54 in Bougie und nahm 1354 die Einladung Abu ?Inans an, sich in Fes zu dem Kreis von Gelehrten zu gesellen, den dieser um sich versammelt hatte. Unter den Gelehrten fand zu dieser Zeit ein reger Austausch statt. Man nahm an den Kursen und Vorträgen der Kollegen teil, wann immer man wollte, und bildete sich fortwährend weiter. Ibn Khalduns hochgeschätzter Lehrer...


Alma Giese, geb. 1944, Dr. phil., ist Islamwissenschaftlerin und gilt als einschlägige Kennerin der islamischen Literatur des Spätmittelalters.

Wolfhart Heinrichs, geb. 1941, ist James Richard Jewett Professor of Arabic an der Harvard University.


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