E-Book, Deutsch, 416 Seiten
Reihe: Diablo
Knaak Diablo: Der Sündenkrieg 3
Neuauflage 2021
ISBN: 978-3-7367-9851-9
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der verhüllte Prophet
E-Book, Deutsch, 416 Seiten
Reihe: Diablo
ISBN: 978-3-7367-9851-9
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Besessen davon, die Menschen für ihre eigenen Zwecke unter Kontrolle zu bekommen, fechten die Mächte von Gut und Böse einen geheimen Krieg um die Seelen der Sterblichen aus. Dies ist die Geschichte des Sündenkrieges - des infernalen Konfliktes, der die Geschicke der Menschheit für immer verändern sollte. Die Triune sind gefallen und alles, was Uldyssian noch davon abhält, die Menschheit zu retten ist die Kathedrale des Lichts und ihr charismatischer Führer. Doch dieser Führer ist kein geringerer als der abtrünnige Engel Inarius, der die Welt der Menschen als sein persönliches Reich betrachtet. Himmel und Hölle haben nun Kenntnis von diesem einzigartigen Refugium und die fi nale Schlacht um die Seelen der Sterblichen hat jetzt begonnen!
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EINS Der Mann in der Mitte des Pentagramms stieß einen gellenden Schrei aus, als Zorun Tzin gekonnt seine Magie einsetzte, um einen weiteren Fetzen Haut abzuziehen. Das kleine Stück rollte sich unverzüglich auf und hinterließ eine nässende Wunde. Muskeln und Sehnen wurden sichtbar und Blut strömte heraus. Es lief über den Körper der nackten Gestalt, ehe es sich zu den bereits vorhandenen Tropfen am Boden gesellte. Der hagere, bärtige Magier störte sich nicht an den Spritzern auf den Steinplatten. Auch sie würden noch einem Nutzen zugeführt werden, der aber nichts mit dem zu tun hatten, was den dunkelhäutigen Kehjani gegenwärtig interessierte. Dem Rat der Clans war es gelungen, die untereinander herrschenden Streitigkeiten zurückzustellen und ihn dringend zu ersuchen, so viel wie möglich über jene Fanatiker herauszufinden, die herumzogen und dabei unglaubliche Kräfte zur Schau stellten. Dass diese … diese Edyrem, wie sie sich selbst nannten, den mächtigen Tempel der Triune zu Fall gebracht hatten, war dabei nicht einmal das Alarmierendste. Die Magierclans waren sogar überglücklich, von dieser mächtigen Konfession befreit worden zu sein, die alles darangesetzt hatte, den Einfluss der Zauberkundigen zu beschneiden – was zu einem Großteil auch der Grund für die ersten Fehden untereinander gewesen war. Jeder Clan hatte versucht, den anderen auszustechen und ihm seinen Rang streitig zu machen. Nein, die Clans störten sich in erster Linie an der Tatsache, dass die Edyrem größtenteils ungebildete und ungeschulte Bauern waren. Das ging ihnen sogar so sehr gegen den Strich, dass sie sich zum ersten Mal seit langer Zeit in einer Sache einig waren. Man hatte es mit Bauern, einfachen Arbeitern und dergleichen zu tun, und doch versprach ihr Anführer ihnen Fähigkeiten, an denen die Magier zeitlebens in mühevoller Kleinarbeit gefeilt hatten. Zudem ließ deren Umgang mit dieser Macht eine Gedankenlosigkeit erkennen, die gefährlich werden konnte. Es bestand kein Zweifel daran, dass die Edyrem eine Gefahr darstellten und in ihre Schranken verwiesen werden mussten. Und wer eignete sich wohl besser für diese Aufgabe als die Magierclans? Unter deren strenger Führung würde man diese mysteriösen Kräfte angemessen erforschen und vielleicht sogar nutzen können. „Ich frage dich noch einmal“, sprach Zorun mit rauer Stimme. „Du hast gesehen, wie die Fremden einen ganzen Tempel mit nichts weiter als ihren bloßen Händen in Schutt und Asche legten. Welche Worte benutzten sie dabei? Welche Gesten beschrieben sie?“ „Ich w-weiß es nicht!“, schrie der Gefangene. „Ich – ich schwöre!“ Der kahlköpfige Mann schien trotz des Verhörs durch den Magier immer noch in guter körperlicher Verfassung zu sein. Es handelte sich um eine der wenigen Tempelwachen, die sich dem Zugriff der Fanatiker hatte entziehen können. Zorun war einige Wochen lang damit beschäftigt gewesen, allein dieses eine Individuum auszuspähen, so tief im Untergrund hatten sich die überlebenden Triune verkrochen, um sich dort jedem Zugriff zu entziehen. „Ich schwöre, es ist s-so! Sie taten – sie taten nichts in dieser Art!“ Mit einer Geste sorgte der Kehjani dafür, dass sich das quadratische Stück Haut ruckartig vom Fleisch löste. Ein erneuter Schmerzensschrei kam dem Gefangenen über die Lippen. Der Magier mit der orangefarbenen Schärpe wartete ungeduldig, bis der Schrei verstummte, ehe er weitersprach. „Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich dir glaube, sie hätten lediglich ihren Willen eingesetzt, damit etwas geschieht. So funktioniert Magie nicht. Dafür benötigt man Konzentration, Gesten und viel Übung.“ Der Gefangene reagierte nur mit angestrengtem Keuchen. Mit nachdenklicher Miene ging Zorun Tzin langsam um das Pentagramm herum. Der achteckige Raum, in dem er den Tag damit verbracht hatte, den ehemaligen Wachmann zu verhören, war makellos sauber und aufgeräumt. Jede Phiole, jedes Pergament und alle Artefakte befanden sich an ihrem angestammten Platz im jeweiligen Regal. Zorun war der Überzeugung, dass Sauberkeit und Ordnung von größter Wichtigkeit waren, um in den Zauberkünsten erfolgreich zu sein. Im Gegensatz zu anderen Magiern ließ er nicht zu, dass sich alle möglichen Dinge in seiner Kammer ansammelten, und niemals kam es so weit, dass Staub und Ungeziefer sein Arbeitszimmer in einen Schweinestall verwandelten. Sogar wenn es um ihn selbst ging, strebte der Kehjani nach Makellosigkeit. Seine braune Tunika mit den breiten Schultern und die weite Hose waren stets frisch gereinigt. Seinen Bart stutzte er regelmäßig. Und sein schütterer werdendes graues Haar hatte er mit Öl eingerieben und kunstvoll nach hinten gekämmt, damit die Frisur in gewohnter Form blieb. Die Art, wie er sein Leben führte, war womöglich ein Hinweis darauf, warum Zorun den Geheimnissen der Fanatiker mit solchem Eifer auf der Spur war. Sie stellten einen chaotischen Faktor dar, und ihre Zauberkünste schienen zu dem Zeitpunkt, da sich der Rat in dieser Angelegenheit an ihn wandte, von irgendwelchen Launen und Empfindungen abzuhängen. In Wirklichkeit hatte Zorun sich insgeheim längst selbst mit der Situation befasst, als ihm der Rat diese Aufgabe übertrug. Natürlich ließ er ihn das nicht wissen, da er ihm ansonsten vielleicht nicht seine lange Liste an Forderungen erfüllt und erst recht keine weiteren Zugeständnisse gemacht hätte, für den Fall, dass er erfolgreich sein würde. An Letzterem bestand für ihn kein Zweifel. Zorun würde niemals scheitern. „Du hast diesen ascenischen Führer gesehen, diesen Uldyssian ul-Diomed, wie er genannt wird. Ist das richtig?“ „J-ja! Ja!“, schrie der Wachmann und klang fast schon dankbar dafür, dass er endlich einmal eine Antwort auf eine Frage geben konnte. „Ich sah ihn! Bleich! Er i-ist … w-war ein Bauer, heißt es!“ „Einer, der im Dreck wühlt“, murmelte der Zauberkundige verächtlich. „Kaum mehr als ein Tier.“ Die Gestalt über dem Pentagramm stieß ein Röcheln aus, das möglicherweise ein zustimmender Laut sein sollte. „Es heißt, dass er selbst den Tempel zum Einsturz brachte. Hast du das gesehen?“ „N-nein!“ Diese Antwort erzürnte Zorun nur noch mehr. „Dann vergeude ich mit dir nur meine Zeit.“ Er beschrieb eine knappe Geste und plötzlich begann die blutende Gestalt nach Luft zu ringen. Ein erstickter Laut kam dem Wachmann über die Lippen, und er versuchte, nach seinem Hals zu greifen, der rund um den Adamsapfel massiv angeschwollen war. Aber selbst wenn es dem Gefangenen des Kehjani möglich gewesen wäre, seine Arme zu bewegen, hätte er nichts gegen Zoruns Werk unternehmen können. Mit einem letzten heiseren Schrei sackte der Wachmann in sich zusammen. Zorun Tzin ließ den Körper zu Boden fallen, wo er in einer ungelenken Haltung auf dem Pentagramm liegen blieb. „Terul!“ Auf seinen Befehl hin kam ein massiger Kehjani mit zu klein wirkendem Kopf in den Raum getrottet. Er trug nur eine schlichte Tunika. Sein Gesicht erinnerte stark an das eines jener kleinen Primaten, die von vielen Tiefländern als heilig verehrt wurden. Zorun dagegen konnte in ihnen ebenso wenig Verehrenswertes erkennen wie in seinem eigenen Diener. Terul war jedoch gut darin, klare Befehle auszuführen, ohne Fragen zu stellen – was auch der Grund dafür war, dass der Zauberkundige ihn ausgewählt und aus der Gosse geholt hatte. Terul grunzte, mehr brachte er nicht zustande, und senkte zur Begrüßung seines Meisters den verkümmert wirkenden Kopf. „Der Leichnam.“ Mehr musste Zorun nicht sagen, sein Diener verstand genau, was zu tun war. Terul hob den toten Wachmann hoch, als sei er so leicht wie Luft. Von dem Blut, das ihm dabei auf die Haut tropfte, nahm er keinerlei Notiz. Dem Riesen war von seinem Meister beigebracht worden, sich anschließend zu säubern. Terul schlurfte mit dem Leichnam aus dem Zimmer. Es gab etliche Abwasserkanäle unter der Stadt Kehjan, die jenseits der Stadtmauern in den Fluss mündeten. Ab da würden sich die wilden Länder – die von alters her ebenfalls Kehjan genannt wurden – um den Abfall kümmern. Den Blick auf die Blutlache und die rote Spur gerichtet, die Terul hinter sich zurückließ, sprach der Magier eine kurze Beschwörung und zeichnete die erforderlichen Symbole in die Luft. Zufrieden beobachtete er dann, wie sich die rote Flüssigkeit auf dem Pentagramm zusammenzog, ohne eine Spur zu hinterlassen. Wie viele aus dem Rat waren schon zu einer solchen Leistung imstande? Zorun hatte zehn Jahre benötigt, um diesen Zauber zu vervollkommnen … Er verzog das Gesicht. Zweifellos vermochte dieser Uldyssian ul-Diomed Vergleichbares mit einem einzigen kurzen Blick bewerkstelligen. Das darf nicht wahr sein. Wenn überhaupt, dann sollte ich dazu in der Lage sein – nicht irgendein Narr von einem Bauern! Zorun griff nach dem Umhang und verließ sein Arbeitszimmer. Er musste verschiedene Besuche absolvieren, um die für seine Arbeit unverzichtbaren Dinge zusammenzutragen. Das würde schwierige Verhandlungen mit denen erfordern, die nichts wissen sollten von dem Auftrag, der ihm erteilt worden war. Und auch seine Auftraggeber sollten so wenig wie möglich darüber erfahren. Die Geheimnisse eines Magiers waren wertvoller als Münzen oder Edelsteine. Sie waren so kostbar wie ein Leben. Und wenn Zoruns Pläne aufgingen, dann würde ein solch kostbares Leben das des Asceniers Uldyssian sein. „Ihr müsst mit Eurem Bruder sprechen“, forderte Rathma ihn auf, und in seiner...