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E-Book

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Reihe: Diablo

Knaak Diablo

Der Mond der Spinne
Neuauflage 2020
ISBN: 978-3-7367-9896-0
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Mond der Spinne

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Reihe: Diablo

ISBN: 978-3-7367-9896-0
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Getrieben von schrecklichen Albträumen findet sich Lord Aldric Jitan in den Ruinen einer mysteriösen Grabstätte wieder. Er will einen unbeschreiblichen Schrecken entfesseln, der seit der Zerstörung Tristrams in der Vergessenheit begraben liegt. Angezogen von der Dunkelheit, die sich überall im Land ausbreitet, stößt der Nekromant Zayl auf die Fährte des Lords.

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EINS Die dichten grauen Wolken hüllten weite Bereiche der Nordseite des Gebirges ein. Ein kalter Wind schnitt sich tief ins Fleisch eines jeden Mannes der Reisegruppe. Nur die hagere Gestalt, die einen dünnen schwarzen Kapuzenmantel trug und die Gesellschaft anführte, schien davon ausgenommen. In dieser Höhe fanden sich sogar Spuren von Schnee, aber vor allem herrschte hier Frost. Er verlieh dem Tannenwald, durch den sie pirschten, einen todesgleichen Schimmer. Zwei Schritte hinter dem Führer zog Lord Aldric Jitan seinen dick mit Pelz gefütterten Mantel enger um den Leib. Unter der Kapuze aus schwerem, braunweißen Stoff lugten die zusammengekniffenen Augen – eines tiefbraun, das andere eisblau – des rothaarigen Edelmanns hervor und beobachteten wachsam die Landschaft zu beiden Seiten des Weges. Seinen kantigen Kiefer presste er voller Ungeduld zusammen. „Wie weit noch, Hexenmeister?“, fragte er. Jedes Wort wurde von einer dichten weißen Atemwolke begleitet. „Nicht mehr sehr weit, Mylord“, erwiderte die in Schwarz gekleidete Gestalt ruhig und gelassen. Anders als der Edelmann und die fünf stämmigen, bewaffneten Krieger bewegte er sich auf dem unebenen Pfad in einer Weise voran, als unternehme er eine gemütliche Bergwanderung. Für einen so schmal gebauten und gelehrt klingenden Mann war seine Stimme überraschend tief, tiefer noch als die von Lord Jitan. Er warf einen Blick nach hinten auf den breitschultrigen Aristokraten – einen Mann, der im Wuchs Ähnlichkeit mit seinen Soldaten hatte – und ließ dabei etwas von seinem kurz geschnittenem grauen Haar und dem kantigen Gesicht zum Vorschein kommen. Seine Augen waren zu solch schmalen Schlitzen zusammengekniffen, dass der Eindruck entstand, Aldric habe seine Augen im Gegensatz dazu weit aufgerissen. Die Haut wies einen dunkleren, leicht gelblichen Farbton auf, fast so, als sei der Sprecher an Gelbsucht erkrankt. „Ich möchte sogar behaupten, dass sich bald die ersten Hinweise auf unser Ziel manifestieren werden.“ „Ich fühle gar nichts.“ „Eure Fähigkeiten sind nicht so geschult wie meine, Mylord, doch dem wird ja schon bald abgeholfen werden, nicht wahr?“ Aldric schnaubte. „Nichts anderes ist Sinn und Zweck unserer Exkursion. Oder, Hexenmeister?“ Der Mann an vorderster Position wandte sich ab, sodass der Edelmann nur noch die Rückseite der schwarzen Kapuze betrachten konnte. „Natürlich, Mylord.“ Wieder verfielen sie in Schweigen. Hinter Aldric mühten sich die fünf Diener mit dem schweren Gepäck ab. Neben Lebensmittelvorräten und Decken mussten sie auch Spitzhacken, große Hämmer sowie Schaufeln tragen. Zudem lastete jedem der Männer ein Schwert am Gürtel. So einsam die Wälder auch scheinen mochten, lauerten dort doch große Gefahren. Eine besondere Bedrohung stellten die Wendigos dar. Diesen riesigen Bestien begegnete man nur selten – und kaum jemand war so töricht, sie zu jagen –, doch wenn es geschah, musste man sie schnell töten. Wendigos ernährten sich von Fleisch, bevorzugt Menschenfleisch. Die Legende besagte, dass sie nicht immer solche Monster gewesen waren, doch das scherte in den Westlichen Königreichen niemanden. Dort zählten nur die blutigen Fakten, und so lautete das Motto: Nur ein toter Wendigo war ein guter Wendigo. Immerhin konnte Lord Aldric Jitan bestätigen, dass tote Wendigos zumindest für einen warmen Mantel, wie er ihn trug, taugten. Einige Minuten verstrichen, doch der Edelmann vermochte nach wie vor nichts wahrzunehmen. Er forschte in der Ferne vor ihnen, fühlte aber nichts anderes als die weiter anhaltende Verlassenheit der Berglandschaft. Für das südwestliche Westmarch war diese Region extrem einsam. Sie hatte so gar nichts von den Ebenen, die von üppig bewachsenem, fruchtbaren Boden und angenehmem Niederschlag geprägt waren. Und die der Grund waren, weshalb alle anderen Regionen der Welt mit Neid auf die Westlichen Königreiche blickten. Selbst der dichte Tannenwald, durch den sie sich gerade bewegten, wirkte dagegen steril und geisterhaft. Lord Jitan schnaubte verächtlich. Und dies hier war einmal das Herz des antiken Westmarch gewesen? Der Ort, an dem sich einst die großen und beherrschenden Paläste der Söhne von Rakkis über die aufstrebenden ersten Königreiche des Landes in den Himmel erhoben hatten? Die schimmelnden Pergamente und die zerbröselnden Steinplatten, mit denen sich Aldric monatelang befasst hatte, wussten von einem viel wärmeren, viel prächtigeren Land zu berichten, von Anwesen, die so groß gewesen waren wie ganze Städte und die von jeweils einer der fünf Linien geführt wurden, die alle den legendären Paladin-Lord zum Ahnen hatten. Heutzutage kannten nur noch wenige die Herkunft von König Rakkis – dem Gründer und ersten Herrscher über Westmarch – und von diesen wenigen, zu denen auch Aldric zählte, war den meisten nicht viel mehr als die Tatsache bekannt, dass er aus dem Osten gekommen war, möglicherweise sogar von der anderen Seite des Dschungels von Kehjistan. Als ein Mann, der glaubte, ein Nachfahr jenes Lords zu sein, war Aldric von dieser Darstellung überzeugt, erklärte sie doch auch die enge Stellung seiner eigenen Augen. Was mit dem Letzten der Rakkis-Linie geschehen war, ließ sich nur vermuten. Doch nur wenige sannen überhaupt noch über ihn nach, denn das Vermächtnis war in der modernen Zeit fast völlig in Vergessenheit geraten. Lord Jitan nahm an, dass es in ferner Vergangenheit einen Machtkampf zwischen verschiedenen Gruppen gegeben hatte, die alle nach einem bestimmten Objekt strebten, das ihnen Macht verleihen sollte. Es existierten gleich mehrere Hinweise darauf, was ihn überhaupt erst auf den Gedanken gebracht hatte, sich selbst auf die Suche danach zu begeben. Doch bis zu dem Tag, da er eher zufällig jenem Mann begegnet war, der nun vor ihm schritt, hatte jede Spur für den Edelmann in einer Sackgasse geendet. Sackgassen konnte Aldric nicht gebrauchen. Die Träume wurden mit jeder Nacht schlimmer, quälten und lockten ihn zugleich. Sie deuteten auf Feinde hin, die seine Schwächen herauszufinden versuchten, schattenhafte Gestalten, die für Aldric erschreckend real geworden waren, obwohl keine von ihnen ihr Gesicht erkennen ließ und nur Unverständliches sprach. In jeder Nacht waren die flüsternden Phantome ein Stück näher gerückt, um ihn zu überfallen, und mit jeder Nacht war seine Angst gewachsen. Oft erwachte er schweißgebadet, davon überzeugt, dass man seine Schreie überall auf dem Gelände hatte hören können. Doch diese Träume lieferten ihm gleichzeitig den ersten Hinweis, der ihn zur Geschichte jener Lords Rakkis geführt und schließlich dazu veranlasst hatte, in diese kalte Bergregion aufzusteigen. Jedes Mal, wenn Aldric um ein Haar von seinen gesichtslosen, grässlichen Feinden überwältigt worden wäre, war er durch irgendeinen Umstand gerettet worden. Zunächst war es nur ein unscheinbares Objekt gewesen, das auf magische Weise in seinen Händen auftauchte. Doch mit jedem weiteren Traum gewann es ein wenig an Kontur, bis es sich zu einer Kugel entwickelte, einer riesigen Perle mit sonderbaren und doch vertrauten Markierungen. Gleichzeitig hatten Dinge Gestalt angenommen, die auf die Verbindung dieser Kugel zu den Rakkis hindeuteten – alte, verrottende Banner mit dem unversehrten Symbol des Hauses, feuchte Katakomben, in deren Stein ein knurrender Wolf gemeißelt war … und vieles mehr. Die meisten Männer hätten schlicht geglaubt, verrückt zu sein. Doch Lord Aldric Jitan war nicht wie die meisten Männer. Schon lange bevor er auf den Gedanken gekommen war, das Blut der Söhne von Rakkis könne durch seine Adern fließen, hatte Aldric sich als einer von wenigen gesehen. Denn er war mit magischen Fähigkeiten gesegnet – auch wenn diese nur schwach ausgeprägt sein mochten. In seinen Träumen jedoch waren sie stärker geworden, kaum dass er die große Perle berührte. Und das war auch der einzige Grund, warum sein Ich in jenen Träumen bislang hatte überleben können. Da Lord Jitan nicht nur in seinen Träumen, sondern auch bei wachem Bewusstsein überleben wollte, schien es ihm der sinnvollste Weg, nach dem zu suchen, worauf sein Unterbewusstsein ihn immer wieder stieß. Niemand konnte ihn von seinem Glauben abbringen, das zu finden, was der Teufel aus dem Osten mit einem ebenso bemerkenswerten wie seltsamen Namen belegt hatte … „Spinnenmond!“ Aldric blieb so abrupt stehen, als wäre er genauso erfroren wie all die Bäume ringsum. Hoffnungsvoll schaute er nach vorn. Doch das sich ihm bietende Bild war unverändert trostlos. „Hexenmeister“, fauchte der Edelmann. „Bei den Lords, was sollte dieser Ausruf eben? Hier ist weit und breit nichts, was diesen Namen verdiente!“ Sein Führer drehte sich nicht einmal nach ihm um. „Eure Sinne sind nicht präzise genug ausgerichtet. Ihr vermögt ganz offenbar nicht das zu sehen, was uns umgibt. Aber ich kann Euch versichern, unser Ziel liegt unmittelbar vor uns.“ Er streckte einen Arm nach hinten und bedeutete Aldric mit der schmächtigen, gelbstichigen Hand, zu ihm zu kommen. „Hierher, dann werde ich Euch einen Vorgeschmack auf das geben, was Ihr zu kontrollieren begehrt.“ Das ließ sich Lord Jitan nicht zweimal sagen. Von seinen inneren Dämonen angetrieben, bahnte er sich seinen Weg, bis er neben der schmalen Gestalt stand. Die fünf Diener, die viel schwerer bepackt waren als er, gaben sich alle Mühe, mit ihrem Herrn Schritt zu halten. „Wo? Wo denn, verdammt?“ Vor sich sah er nur Berge aus Fels und Eis, dazu den immer gleichen, nicht enden wollenden Wald. Der andere Mann streckte plötzlich...



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