Knop | Kind, iss was ... dir schmeckt! | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Knop Kind, iss was ... dir schmeckt!

Die wissenschaftliche Abrechnung mit den Märchen zu "gesunder" Kinderernährung

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-86470-506-9
Verlag: Plassen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Dies ist der erste Ratgeber, der Klartext redet und Tacheles textet – völlig frei von Ideologien, Lobbyismus oder Machterhaltungsansprüchen nach der "Deutungshoheit gesunder Ernährung". Es geht hier rein um die objektive und unabhängige Analyse der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage und der daraus möglichen Schlussfolgerungen – allein im Sinne des Kindes und der Eltern. Und sonst niemandem. Denn letztlich interessiert die Gretchenfrage: Was muss mein Kind essen, damit es ihm gut geht, es ordentlich wächst, gesund bleibt und vor allem – sich richtig wohlfühlt beim Essen?
Knop Kind, iss was ... dir schmeckt! jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2. KAPITEL
Glaskugel
Ernährungswissenschaften
Sie kennen sicher die gängigsten Regeln zur gesunden Ernährung, oder? Obst und Gemüse sind gesund – davon soll man viel, am besten 5x am Tag essen. Zucker macht dick, krank und süchtig. Fast Food auch. Ballaststoffe schützen vor Krebs, und Vollkorn ist besser als Weißmehl (denn da sind nur diese bösen leeren Kalorien drin). Limo und Cola sollten auch streng limitiert konsumiert werden, denn die machen nur dick, sonst nichts. Und natürlich: Vegetarisch zu leben ist gesünder, als Fleisch zu essen. Sicher haben Sie einige der genannten Ernährungs(nase)weisheiten erkannt. Wissen Sie auch, was all diese und jede weitere Regel und Erkenntnis zur sogenannten gesunden Ernährung gemeinsam haben? Sie sind allesamt frei erfunden. Klingt hart, ist aber so. BEOBACHTUNGSSTUDIEN – GESUNDE ERNÄHRUNG
Warum das so ist, erfahren Sie jetzt: Die Ernährungswissenschaften unterliegen aufgrund ihrer schwachen Studiengrundlage enormen Erkenntnislimitierungen; so kann dieser Forschungszweig keine Beweise liefern, sondern ausschließlich Vermutungen, Hypothesen und Spekulationen generieren. Denn das wissenschaftliche Wissensfundament „moderner“ Essforschung gründet sich auf Beobachtungsstudien. Diese epidemiologischen Untersuchungen liefern jedoch nur Korrelationen (statistische Zusammenhänge), niemals aber Kausalitäten (Ursache-Wirkungs-Belege). Sowohl alle Regeln zur gesunden Ernährung als auch die vielfältige Phalanx diverser „So essen Sie gesund-Ratschläge“, die tagtäglich durch die Medien geistern, basieren auf Beobachtungsstudien und den daraus extrahierten, wachsweichen Korrelationen. Mehr über derartige Studien zu wissen ist essenziell, um die sich anschließenden Kapitel zur Kinderernährung leichter verstehen zu können. RCT – ARZNEIKOST
Neben Beobachtungsstudien werden in der Ernährungsforschung in Einzelfällen auch RCTs durchgeführt, das sind sogenannte „Randomised Clinical Trials“. Diese Studien sind Goldstandard und können – wenn sie gut gemacht sind und richtig ausgewertet werden – kausale Zusammenhänge zu Ursache und Wirkung liefern. RCTs findet man im Ernährungsbereich dann, wenn bei kranken Menschen zwei unterschiedliche Ernährungsformen auf ihre Wirksamkeit untersucht werden sollen; beispielsweise werden Antworten gesucht auf Fragen wie: Leben die Menschen länger, haben sie weniger Schlaganfälle und Herzinfarkte oder treten weniger Krebsfälle auf. „Harte Endpunkte“ nennt man das. Diese Studien sind Mangelware und – selbst wenn vorliegend – nur schwach in ihrer Aussagekraft, denn ihre Durchführung ist stets limitiert nur in wenigen Ernährungsfällen realisierbar. Im Bereich Kinderernährung spielen RCTs nur eine Statistenrolle – oder anders formuliert: Es existieren kaum welche. VERGLEICHSSTUDIEN – DIÄTWIRKSAMKEIT
Mit Mischformen aus Beobachtungsstudien und RCTs werden oftmals Erkenntnisse zur unterschiedlichen Effizienz verschiedener Diäten zur Gewichtsreduktion gewonnen. Mal werden die Diätler einfach nur beobachtet (also die erhobenen Daten), mal werden sie nach den Kriterien der RCTs in unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Die Ergebnisse solcher Studien sind oft Grundlage für die (Un-)Wirksamkeit von Diäten“. FUNDAMENTALE LÜCKEN IM FUNDAMENT DES WISSENS
Da Beobachtungsstudien das Fundament aller Ernährungserkenntnisse bilden und Funktionäre und Gesundheitsapostel diese Studien massiv überbewerten (müssen), damit sie vermeintlich valides Wissen unters Volk bringen können, statt mit leeren Händen dazustehen, folgt nun ein sehr stark vereinfachtes Beispiel dieser Studienform. Dieses Beispiel schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie erfahren zum einen, wie Beobachtungsstudien funktionieren und wie Ernährungs(halb) wissen kreiert wird. Zum anderen wird Ihnen auch klar, wie diese schwachen Daten als Pseudowahrheiten in den Köpfen der Menschen verankert werden. Erinnern Sie sich noch an „Die Sendung mit der Maus“ beziehungsweise an das Schwein Frederick, das auf jede Frage seines Bruders Piggeldy „nichts leichter als das …“ antwortete? In diesem Sinne ran an den Speck: Wie funktioniert eine Beobachtungsstudie? SO WIRD ESSWAHRHEIT „GENERIERT“ …
Der Forscher Franz-Ferdinand und seine ebenso forschen Kollegen verteilen einen Fragebogen an 100.000 Menschen: „Was haben Sie in den letzten zwei Wochen alles gegessen und getrunken? Bitte notieren Sie es so genau wie möglich.“ Die Studienteilnehmer müssen jetzt erst einmal überlegen: „Was hab’ ich denn eigentlich alles so konsumiert?“ Dann schreiben sie auf, woran sie sich noch erinnern können. Alles wissen sie natürlich nicht mehr – macht nix, da denken sie sich einfach was aus und notieren, was sie halt normalerweise so essen. Aber Achtung: Manche der Befragten schummeln dabei auch ein klein bisschen, denn sie denken „das Jägerschnitzel mit Kroketten war aber bestimmt ungesund, das lass’ ich mal lieber weg“ oder „ich schreibe besser noch eine Birne und eine Kiwi dazu, weil Obst ja so gesund ist“. So was machen Leute eben, wenn sie ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie glauben, sich nicht so gesund zu ernähren, wie die Experten das eigentlich von ihnen wollen. Aber das müssen die ja nicht so genau wissen. HER MIT DEN (FALSCHEN?) DATEN!
Forscher Franz-Ferdinand und seine Kollegen sammeln die ausgefüllten Fragebögen dann wieder ein und haben direkt ein dickes, fettes Problem: Sie wissen nicht, ob das, was die Leute geschrieben oder angekreuzt haben, auch der Wahrheit entspricht. Franz-Ferdinand ist sich zwar bewusst, dass seine Datengrundlage falsch sein kann – das weiß er aus Erfahrung, er „stochert“ ja schon ein paar Jährchen in den Tellern der Leute herum. Aber „das ignorieren wir einfach“, denken er und seine Forscherfreunde, „es geht halt bei uns in der Ernährungsforschung nicht anders.“ Anschließend legt er die ausgefüllten Fragebögen in den Tresor der Forschungsklinik. Zehn Jahre gehen ins Land … Eine Dekade später befragt er dieselben 100.000 Studienteilnehmer zum zweiten Mal, aber dieses Mal will er wissen: „Welche Krankheiten wurden bei Ihnen in den letzten zehn Jahren diagnostiziert?“ Bedauerlicherweise können nicht mehr alle antworten, denn 1.500 der Kandidaten, im Fachjargon „Probanden“, sind inzwischen leider verstorben. Aber die, die noch leben, haben den Forschern ihre Krankheiten mitgeteilt. Nun verfügen letztere über zwei Fragebögen, einen zu Ernährungsgewohnheiten und einen zur Krankheitssymptomatik. „Jetzt wird’s spannend“, freut sich Franz-Ferdinand. GLASKUGEL, GLASKUGEL IN DER HAND, WER ISST AM GESÜNDESTEN IM GANZEN LAND?
„Eff-Eff“, wie ihn seine Kollegen nennen, holt nun die alten Fragebögen zum Essverhalten aus dem Kliniktresor und vergleicht sie mit den neu gewonnenen Daten: Wer hat was gegessen und was getrunken, und wer hat welche Krankheit entwickelt? Diese Angaben verknüpfen die Forscher; dabei beobachten sie, dass die Leute, die die meisten Frikadellen und Wurstbrote gegessen haben, am häufigsten unter der Zuckerkrankheit leiden. „Das ist ja interessant“, denkt sich Eff-Eff und sagt seiner Presseabteilung: „Schreiben Sie dazu mal eine Meldung, damit wir mit dieser Nachricht in die Medien kommen!“ Gesagt, getan: „Wurstbrot erhöht Diabetesrisiko!“ prangt es da in großen Lettern auf dem Brief an die Journalisten. Gleichzeitig ruft Eff-Eff den Wissenschaftsredakteur einer großen Zeitung an: „Wir haben da was sehr Wichtiges herausgefunden – Wurstbrot macht zuckerkrank!“ Die Forscher wissen natürlich, dass es mit Sicherheit andere Gründe hat, warum die Frikadellen- und Wurstbrotfreunde häufiger Diabetes haben – nur sind sie sich über die genauen Ursachen selber nicht im Klaren. Aber wer kennt die schon … „Das ist auch egal, wir haben jetzt mit viel Aufwand und für teuer Steuergeld genau diesen Zusammenhang erforscht, und nun stehen wir damit in der Zeitung, das ist doch toll – dann bekommen wir vielleicht mehr Geld vom Staat, um noch mehr daran zu forschen, was denn eigentlich der Auslöser für unsere Entdeckung ist!“ MÜSLI MORTALE!
Einige Wochen später schaut sich Eff-Eff seine Fragebögen nochmal genauer durch, ruft dann wieder den Redakteur an und sagt ihm: „Weißt Du was, Müsli erhöht das Sterberisiko!“ Der fragt verdattert: „Warum denn das? Müsli ist doch laut anderweitiger Studien so gesund?“ Eff-Eff: „Viele unserer Studienteilnehmer sind ja bereits tot. Unsere Untersuchungen haben nun gezeigt, dass gerade sie am häufigsten Müsli gefrühstückt haben – wer also oft Müsli isst, der stirbt früher! Da müssen wir jetzt weiter am Ball bleiben, um diesen Zusammenhang genauer zu analysieren!“ Der...


Uwe Knop ist Ernährungswissenschaftler, Medizin-PRExperte, Buchautor und schonungsloser Kritiker von "Hype & Wahn" rund um gesunde Ernährung. Daneben hält er Vorträge und schreibt Gastbeiträge für Print- und Online-Medien (z.B. brand eins, Xing, Playboy).


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.