Kosack | Granada und die Alhambra | Buch | 978-3-906206-28-8 | sack.de

Buch, Deutsch, 203 Seiten, GB, Format (B × H): 210 mm x 290 mm

Kosack

Granada und die Alhambra

Mit Uebersetzung aller arabischer Inschriften, zahlreicher Quellen und Urkunden

Buch, Deutsch, 203 Seiten, GB, Format (B × H): 210 mm x 290 mm

ISBN: 978-3-906206-28-8
Verlag: Verlag Christoph Brunner


Eine Gruppe Touristen stapft kunstbeflissen und eifrig durch die Säle des Schlosses
der Kalifen von Granada: wie eine Schar Marsbewohner von einem anderen Stern.
Sie erfreuen sich an der Formenvielfalt, staunen über die Blumenmuster, verfolgen
die Schlingen und Ranken, doch nach und nach ermüden die verwirrenden
Skulpturen der Wände und Deckengewölbe. Ihre Blicke werden stumpf. Niemand, der
ihnen die Muster erklären könnte, der verriete, was dort geschrieben steht für jeden, der
es lesen kann. Ja, diese Muster können reden!
Jene arabischen Schriftzüge, schön gestaltet wie Blütenmeere, umwehen Geheimnisse
des Orients. Dort stellen sich Gedichte zu Gebeten, Ruhmes-lieder längst verschollener
Fürsten klingen zusammen mit dem tausend-fachem Lob Gottes. Kein Dichter ist jemals
so prachtvoll veröffentlicht worden in schier unvergänglicher Handschrift wie Ibn Samraks
herrliche Verse, gerahmt von der lieblichsten Landschaft, gefaßt von herrlichen Blumen,
von silbernen Tropfen leise murmelnder Brunnen überstäubt. Kein Gebet wirkt
inbrünstiger als das Flehen um Gottes Gnade am Tage des Jüngsten Gerichts gerade in
dieser leuchtenden Pracht von Kunst und Natur. Ein Rausch von Schönheit, zugleich
auch ein Bewußtwerden der Vergänglichkeit alles Schönen. Das alles auszukosten ist uns
heute nicht mehr vergönnt, weil wir die Buchstaben nicht lesen können und ihre Botschaft
vergessen haben.
Vielleicht ist Hingabe - arabisch Islam - das einzig mögliche Lebensgefühl, das in diesem
Schloß ausgedrückt werden konnte: Hingabe an diese von Gott geschaffene Schönheit.
zugleich Ergebenheit in Gottes unerforschbaren Willen.
Nur um den Mord an seinen arabischen Untertanen zu hindern, entschloß sich Boabdil,
dieses Schloß zu übergeben und einen ehrenvollen Abzug zu erwirken. Mit Tränen in den
Augen tauschte er das Schwert (es liegt heute verstaubt in einem Kasten des Madrider
Museums) gegen das Pergament eines Friedensvertrags, der sämtlichen Muslimen
Freiheit versprach, Duldung ihrer Religion und Achtung vor ihrer Kultur. Es war völlig
wertlos, denn der Kalif hatte nicht mit Isabella der Katholischen gerechnet. In Herden trieb
man die Muslime zu Zwangstaufen an die Taufbecken provisorisch errichteter Kirchen.
Die Inquisition sann nach düsteren Mitteln, diesen heidnischen Aberglauben zu vertilgen.
Man verbot, Arabisch zu sprechen, man schleifte die Moscheen. Zu allem Überfluß
verbrannte man öffentlich alle arabischen Manuskripte, die man nur finden konnte: Die
Palastbibliothek der Alhambra und die Buchsammlung der arabischen Universität
Granada zuerst, dann die öffentlichen Bibliotheken, zuletzt alle privaten Handschriften,
selbst arabisch geschriebenen Zettel. Es müssen Millionen gewesen sein. Sie verloderten
im Feuer unter dem Jubel der christkatholischen Könige und ihres gestrengen
Beichtvaters Kardinal Xavier Ximénes.
Wer Bücher verbrennt, läßt Menschen keine Chance: Plötzlich gibt es Heuchler die Fülle,
Bauplätze für Kirchen und Klöster ohne Zahl. Auf den Trümmern der Hauptmoschee türmt
man protzig die Capilla Real. Schaurig schöne Spätgotik treibt grausige Blüten.
Neureicher Prunk blitzt und funkelt aus jedem Altarretabel. Im Chor umzingelt ein
vergoldetes Prunkgitter leere Sarkophage. In den Tiefen der Schatzkammer glitzern
Zepter und Krone der Katholischen Könige, aus muslimischen Goldgeschmeide
geschmolzen.
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Was Isabella begann, setzte Kaiser Karl V. fort, mit heiligem Eifer. Dieses heidnische
Geschnörkel, dieser Brunnenfirlefanz, dieses dekadente Spiel von Arabesken, Kiosken,
Arkaden, all dieser fremdländische Aberwitz paßt nicht zu der Allerkatholischsten
Majestät. Er gab den Auftrag, das arabische Gerümpel beiseite zu räumen, und ließ einen
Palast hinbauen, einen Klotz, der in seiner nackten Zwecklosigkeit schier alles
Vorstellbare erschlägt. Da nun Mauren und Juden aus ganz Spanien und speziell aus
Granada verjagt wurden, ihre Kopfsteuern also nicht mehr flossen und maurische Sklaven
allmählich ausstarben, wurde der Palastkomplex niemals vollendet.
Nun, der Islam in Spanien ist tot. Die Bibliotheken sind verbrannt, die Gelehr-ten
hingerichtet, die Geistlichen von der Inquisition gefoltert und den Flammen übergehen,
die Wissenschaften und Künste verschollen. Die arabische Sprache bleibt stumm. Als
hätten es die arabischen Künstler in ihren geheimsten Gedanken erahnt: Nirgends ist die
Wucht der Schriftkunst so dicht, die zu Stuck geronnene Kalligraphie zu größerer Blüte
gebracht als im Schloß der Alhambra. Es starrt geradezu vor Schrift. Die vielen Worte
drängen die Ornamentik des schönen Arabeskenspiel völlig in den Hintergrund. End-lose
Friese künden den Leitspruch der muslimischen Herrscher von Granada: UND NUR
GOTT ALLEIN BLEIBT SIEGER Schlachtruf im harten Kampf gegen die christliche
Übermacht, tiefe Einsicht in die eigene Ohnmacht, zugleich jedoch fanatische
Ergebenheit in das Unausweichliche. Eine Prophezeiung außerdem, die sich als wahr
erweisen sollte und die immer noch wahr ist. Nur kann sie heute kaum einer mehr lesen,
keiner mehr deuten und niemand im Tiefsten begreifen.

Dr. Wolfgang Kosack
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Zielgruppe


Studenten, Fachgelehrte, Sprachwissenschaftler,


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


VORWORT.3
GENEALOGIE DER KALIFEN VON GRANADA.5
I. ALLGEMEINES ÜBER GRANADA UND DIE ALHAMBRA.7
1. GRANADA IN STICHWORTEN.7
2, DIE UMGEBUNG DES BURGBERGES.7
3. DER BURGBERG.8
4. DIE HOCHBURG.9
5. DIE VORBURG.10
6. DIE UMFASSUNGSMAUER DES MITTELSCHLOSSES.10
7. UMBAU, ABBRUCH UND ZERSTÖRUNGEN IM MITTELSCHLOß.13
8. DIE VERSCHWUNDENEN BAUTEN DES MITTELSCHLOSSES.15
9. DIE REKONSTRUKTION DES MITTELSCHLOSSES.16
10. DIE LAGE DES MESCHWAR.19
11. DIE MODERNEN NAMEN DES SCHLOSSES.19
12. DER PALAST ALS ARABISCHES WOHNHAUS.20
13. DIE DEUTUNG DER PALASTANLAGE.25
14. DER MESCHWAR-BEZIRK.27
15. DIE WIRTSCHAFTSRÄUME.30
16. DIE BESONDERHEITEN DER PALASTANLAGE.32
17. DER BAU DES SCHLOSSES.34
18. BAUFEHLER IM LÖWENHOF.36
19. DAS ANBRINGEN DER STUKKATUR.36
20. DIE KACHELFRIESE IM SCHLOß.39
21. DIE HOLZARBEITEN IM SCHLOß.39
22. DER SCHMUCK DER FREIEN WANDFLÄCHEN.40
23. DIE BEMALUNG IM SCHLOß DER ALHAMBRA.41
24. DIE URSPRÜNGLICHEN FARBEN.43
25. DER EINDRUCK DER FARBEN.43
27. MINIATURMALEREI IN DER ALHAMBRA.44
28. DIE INSCHRIFTEN DER ALHAMBRA.46
29. DER INHALT DER INSCHRIFTEN.48
30. DAS ALTER DER INSCHRIFTEN.48
31. DIE FORM DER INSCHRIFTEN.49
32. DIE LESUNG EINFACHER INSCHRIFTEN.51
33. DIE LESUNG KOMPLIZIERTER SCHRIFTFELDER.61
35. DIE RESTAURIERUNGEN DER INSCHRIFTEN.69
36. DIE MUSTER.69
37. DIE BILDSYMBOLIK DER MUSTER.71
38. DER DEUTUNGSVERSUCH ZWEIER WANDFELDER.74
39. DIE GESCHICHTE DER ALHAMBRA.78
II. DIE BESCHREIBUNG DER ALHAMBRA.84
0. VORBEMERKUNG ZU DEN ÜBERSETZUNGEN AUS DEM ARABISCHEN.84
1. DER AUFGANG UND DIE TORRES BERMEJAS.84
2. DIE TÜRME DER BEFESTIGUNGSANLAGE AUF DER ALHAMBRA.86
3. DIE PUERTA DE LA JUSTICIA.88
4. DIE PUERTA DEL VINO.91
5. DIE ALCAZÁBA.92
6. DAS CUARTO MACHUCA.94
7. DER SOGENANNTE MESCHWAR.96
8. DIE MOSCHEE IM MESCHWAR.97
9. DAS CUARTO DORADO.98
10. DER MYRTENHOF.100
11. DIE SALA DE LA BARCA.102
195
12. DER THRONSAAL.103
13. DER LÖWENHOF.113
14. DER SAAL DER ABENCERRAJES.115
15. DIE SALA DE LA JUSTICIA.116
16. DIE SALA DE DOS HERMANAS.118
17. DER DARACHA-ERKER.121
18. DER PATIO DARACHA.123
19. DER PEINADOR DE LA REINA.124
20. DAS BAD.125
21. DIE TORRE DE LAS DAMAS.126
22. DIE MOSCHEE DER TORRE DE DAMAS.128
23. DER GEFANGENENTURM.130
24. DER INFANTINNENTURM.133
25. DIE RAUDA UND DIE PALASTMOSCHEE.134
26. DIE VORBURG DER ALHAMBRA.136
27. DER ARCHITEKTENGARTEN.139
III, DIE ARABISCHE STADT GRANADA.148
1. AUS DER CHRONIK VON GRANADA.148
2. QUELLEN ZUR STADTGESCHICHTE.164
3. DIE ARABISCHE STADT.172
4. DIE CASA DE LA MONEDA.176
5. DIE HAUPTMOSCHEE VON GRANADA.177
5. DIE UNIVERSITÄT.179
7. DAS CUARTO REAL DE SANTO DOMINGO.180
8. DIE CASA DEL CARBON.182
9. ANDERE MAURISCHE BAUTEN.183
10. BESONDERE CHRISTLICHE BAUTEN AUS DER EROBERUNGSZEIT.185
LITERATURÜBERSICHT DER VERWENDETEN WERKE.190
1. ALLGEMEINES.190
2. GRANADA.190
3. ALHAMBRA.190
4. INSCHRIFTEN DER ALHAMBRA.191
5. SPEZIELLE FRAGEN.191


Kosack, Wolfgang
Dr. Wolfgang Kosack (geb. 29.10.1943 in Berlin) hat im Jahr 1970 in Bonn an der Friedrich Wilhelm-Universität sein Studium der Ägyptologie und der Orientalistik mit einer Promotion abgeschlossen. Anschliessend schlug er die Laufbahn eines staatlich geprüften wissenschaftlichen Bibliothekars ein und war lange Zeit Bibliotheksdirektor. Er gilt als Fachmann für Koptologie, sein Schwerpunkt sind orientalische Sprachen, insbesondere Altägyptisch.
Schon während seines Studiums war er Austauschstudent in Ägypten. Er hat Studienreisen nach Ostpersien, Spanien, Italien, Syrien und Ägypten unternommen und die dortigen Sprachen, Manuskripte und Inschriften wissenschaftlich erforscht und darüber Artikel und Bücher geschrieben und ein historisches Kartenwerk erstellt.
Nach seiner Pensionierung veröffentlicht er erneut einschlägige Publikationen über Ägyptologie und Koptologie. (Koptischer Heiligenkalender, Novum Testamentum Coptice, Vollständige Zeichenliste der Hieroglyphen, Berliner Hefte zur ägyptischen Literatur 1 – 12, Geschichte der Gnosis in Antike, Urchristen und Islam, uvm.) Im Herbst 2014 übergab Dr. Kosack Manuskripte und lithographische Frühdrucke (in Arabisch, Türkisch, Persisch, Urdu, Tibetanisch) als „Sammlung Kosack“ der Orientalischen Abteilung der Berliner Staatsbibliothek Berlin, mit der Bitte, diesen Bestand zu pflegen und - sofern notwendig - zu konservieren. Seine Sammlung altägyptischer Artefakte und Schriftdokumente übergab Dr. Kosack im November 2014 dem Ägyptischen Museum Bonn, mit der Bitte, diese Sammlung zu inventarisieren. Die Stücke sind der Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Bearbeitung uneingeschränkt zugänglich und wurden vom 18. März bis 14. Juni 2015 in der Ausstellung „Nicht nur Nofretete?“ gezeigt.

Das Theaterstück „Schachmatt“ ist erstmals als Taschenbuch erschienen.

Er lebt und arbeitet in Berlin.


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