E-Book, Deutsch, 280 Seiten
Kraft Tod am Aschermittwoch
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7412-1291-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 280 Seiten
ISBN: 978-3-7412-1291-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lilly Heller besucht eine Freundin in Machkirchen und ahnt nicht, welche Abenteuer dort auf sie warten. Kurz vor ihrem Eintreffen wird der Gemeindepfarrer von Gottesdienstbesuchern ermordet aufgefunden. Wer hatte ein Motiv, diesen beliebten Geistlichen zu töten? Lillys Freundin hat eine Spur, welche die beiden auf ein vornehmes Gut führt. Nach und nach stellt sich heraus, dass dort alle Fäden zusammenlaufen. Lilly entdeckt ein dunkles Geheimnis und bringt sich mit ihrer Beharrlichkeit in eine gefährliche Situation. Doch ihr Weitblick hilft der Polizei maßgeblich bei der Klärung dieses aufregenden Kriminalfalles, der bis zum zweiten Weltkrieg zurückreicht.
Sabine Kraft wurde 1961 in Wien geboren und hat dort ihren Lebensmittelpunkt gefunden. Sie ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und einen Enkel. Bald entdeckte sie ihre zweite große Liebe, das Schreiben. Ihre eigenen Beobachtungen sind der Schatz, aus dem sie als Schriftstellerin schöpft. Gewonnene Schreibwettbewerbe haben ihr erste Veröffentlichungen in Anthologien gebracht. Mit ihrem ersten Kriminalroman, »Das Kamel auf drei Beinen«, hat sie sich in die Herzen ihrer Leser geschrieben. Auch in ihrem neuen Krimi bildet Lilly Heller, eine starke Frau im besten Alter, den Mittelpunkt des Geschehens. Vor allen Dingen sind es Details, die spannend und humorvoll beschrieben werden. Über ihre Krimis sagt die Autorin: 'Ich schreibe stimmungsvolle Unterhaltungskrimis, damit der Leser dem Alltag entfliehen kann. Wer Gruselschocker mit blutigen Horror und grausame Beschreibungen erwartet, ist bei mir falsch.'
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Lilly bekam von der ganzen Aufregung nichts mit und lief die Straße zum Gasthaus entlang. Ihr schlechtes Gewissen hatte sich gemeldet und so hatte sie beschlossen, die Polizei zu informieren. Dort angekommen fand sie einen ihr unbekannten Mann hinter dem Ausschank. Es stellte sich heraus, dass es Heinrich war, Koch und Kellner in einer Person, wenn seine Chefin nicht da war. „Ich würde gerne den Kommissar oder seinen Kollegen sprechen.“ „Die sind nicht da.“ Heinrich ließ sich bei seiner Tätigkeit nicht stören und wischte mit einem Tuch ein Glas trocken. „Und wissen Sie, wann sie wieder kommen“, blieb Lilly auf eine Lösung. Ihr Gegenüber schüttelte verneinend den Kopf und nahm einen kräftigen Zug von der Zigarette, die in einem Aschenbecher auf ihn wartete. „Rauchen Sie auch während Sie kochen?“ Lilly mochte sich das gar nicht vorstellen. „Sind Sie von der Rauchpolizei?“ Er ließ keinen Zweifel offen, dass es ihm egal war, ob Rauchen in der Küche erlaubt war. „Schon gut“, beschwichtigte sie ihn. „Wissen Sie wenigstens, wo die Beamten sind, haben sie irgendeine Nachricht hinterlassen?“ Durch den Rauch sah sie, wie Heinrich abermals den Kopf schüttelte. „Aber Sie können gerne hier warten“, bot er halbherzig an. „Nein, danke, vielleicht komme ich später noch einmal.“ Versucht hatte sie es, nun braucht er sich nicht mehr zu beschweren, dass ihn niemand verständigt. Lilly verließ die Wirtschaft und machte sich auf zum Gut. Während die Polizeiautos auf dem Weg ins Präsidium nach Aidingen waren, ging Lilly raschen Schrittes den Weg von Machkirchen zum Gut. Wäre Lilly ein paar Minuten früher weggegangen, wäre sie dem Tross begegnet, doch der Zufall wollte es anders. Als Lilly ankam, war es früher Nachmittag. Ein wenig zögerte sie, doch dann drückte sie die Taste an der Sprechanlage und wartete. Wie lange konnte es in so einem riesigen Gebäude dauern, bis jemand öffnete? Sie läutete noch zwei Mal und wartete ungewöhnlich lange. Lilly konnte nicht wissen, dass die Wirtschafterin nicht da war. Nun war sie diesen unwirtlichen Weg gelaufen und so schnell wollte sie nicht aufgeben. Sie stand beim Tor und suchte nach einer Möglichkeit hineinzukommen. Sie lief die Mauer entlang und kam an ein kleines hölzernes Seitentor. Es war versperrt. Wieder ein Stück weiter kam sie an eine Stelle, an der entästete Baumstämme aufgeschichtet waren. Sie lagen nahe an der Mauer und sie überlegte, ob es nicht zu schaffen wäre, auf die höchste Stelle zu steigen und über die Mauer zu klettern. Gedacht, getan. Sie hängte sich die Tasche quer über die Schulter. Besonnen kletterte sie nach oben. Das fiel ihr gar nicht so schwer, aber gute zwei Meter über dem Boden wurde ihr doch etwas mulmig. Sie zwang sich, nicht nach unten zu sehen und konzentrierte sich auf den knapp einen Meter breiten Spalt zwischen Holzstapel und Mauer, der nun zu überwinden war. Sie machte einen mächtigen Schritt und setzte einen Fuß auf die Gutsmauer. Erst jetzt kamen ihr erste Zweifel, ob das ein guter Plan war. Unsicher balancierte sie mit einem Fuß auf den Baumstämmen und mit dem anderen auf der Burgmauer. Ihr wurde bewusst, dass sie so nicht lange durchhalten konnte, sie musste rasch handeln. Mit Schwung stieß sie sich vom Baumstamm ab und bemühte sich auch den zweiten Fuß auf die Mauer nachzuziehen. Es gelang ihr mit knapper Not. Nach einer Schrecksekunde analysierte sie die Situation und musste feststellen, dass sie sich in eine heikle Situation gebracht hatte. Sie würde es wahrscheinlich nicht schaffen auf den unebenen Baumstammstapel zurück zu hüpfen. Und der Sprung von der Mauer auf die Seite vom Gut war auch nicht ohne Risiko. Gute zweieinhalb Meter in die Tiefe auf einen dicht mit Sträuchern bewachsenen Boden zu springen war gefährlich. Viele Möglichkeiten hatte sie nicht und so setzte sie alles auf eine Karte und entschloss sich den Sprung zu wagen. Sie stützte eine Hand auf der Mauer ab, nahm Schwung und mit einem Satz sprang sie hinab. Unten angekommen konnte sie das Gleichgewicht nicht mehr halten und stützte sich instinktiv auf beide Hände, um nicht mit dem Gesicht aufzuschlagen. Der Gurt ihrer kleinen Handtasche rutschte ihr über den Arm. Ein wenig benommen rappelte sie sich hoch. Die Tasche baumelte an ihrem Hals, wie eine überdimensionale Halskette. Sie inspizierte ihren Körper und die Kleidung. Ihr Sprung war glimpflich ausgegangen, sie war ohne nennenswerte Verletzungen davon gekommen, ein paar kleine Abschürfungen auf den Händen, die Knie schmerzten von dem Aufprall und die Kleidung war an ein paar Stellen etwas schmutzig geworden. Sie kämpfte sich aus dem Dickicht und, als sie weiter ging, bemerkte sie, dass sie ein ganzes Stück vom Haupthaus entfernt war. Soweit das möglich war, brachte sie ihre Kleidung in Ordnung und beeilte sich dorthin zu kommen. Am Vorplatz angekommen, sah sie einen Sportwagen, sonst wirkte alles verlassen. Als sie beim Haupttor stand, betätigte sie die Klingel und wartete. Sie versuchte es mit klopfen, was ihr bald sinnlos erschien, das konnte niemand im Inneren hören. Sie ging ein paar Schritte zurück und sah nach oben. Sie wollte sich bereits auf machen um das Gebäude herumzugehen, in der Hoffnung den Gärtner oder seine Frau zu finden, da öffnete sich überraschend das Tor. Doch Lilly sah nicht die erwartete Frau Neidhartinger, sondern einen jüngeren Mann. „Guten Tag.“ Lilly trat näher. „Mein Name ist Lilly Heller.“ Der junge Mann war attraktiv und ausgesprochen gut gekleidet. „Was kann ich für Sie tun“, fragte er und blieb in der Tür stehen. „Darf ich fragen, wer Sie sind? Ich habe Sie hier noch nie gesehen.“ Das war kein Wunder, da sie erst einmal hier gewesen war. Aber das musste sie ihm nicht auf die Nase binden. „Mein Name ist Johann Kleest von Traunwarth.“ „Freut mich.“ Lilly ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand. Als er sie drückte, schmerzte sie von ihrem gewagten Sprung. „Sind Sie der Enkel der Baronin?“ Er nickte. „Ich war sie gestern besuchen und würde sie gerne noch einmal sprechen.“ Wohlweislich verschwieg sie, wie misslungen und unerwünscht dieser Besuch gewesen war. Sie hoffte, er hatte nicht davon erfahren und sollte Recht behalten. „Sie ist im Salon. Finden Sie den Weg alleine? Ich habe noch etwas vor.“ Jetzt erst bemerkte sie den Autoschlüssel, mit dem er lässig spielte. „Natürlich. Lassen Sie sich nicht aufhalten.“ Besser konnte es für Lilly nicht laufen und der junge Mann war dankbar, sich nicht länger mit ihr befassen zu müssen. Er ließ sich das nicht zwei Mal sagen und verabschiedete sich. Lockeren Schrittes ging er zu seinem Flitzer und während Lilly das Haustor schloss, sah sie, wie er vom Hof fuhr. Als sie so alleine in der imposanten Vorhalle stand, stellte sie sich die Reaktion der Baronin auf ihr Erscheinen vor. Draußen hörte sie noch einmal den Motor aufheulen, der Lautstärke nach zu urteilen, fuhr Johann soeben durch das Gittertor. Dann wurde das Geräusch immer leiser, bis es nicht mehr zu hören war. Die kleine Unsicherheit war schnell verflogen, nun war Lilly schon einmal hier und hatte so viel Mühe auf sich genommen, jetzt sollte es sich auch gelohnt haben. Also drückte sie vorsichtig die Klinke und öffnete zaghaft die knarrende Türe. So leise wie möglich trat sie ein. Die Baronin saß in ihrem Ohrensessel und bemerkte sie erst gar nicht. Erst als Lilly das Wort an sie richtete, zuckte sie ein wenig zusammen. „Entschuldigen Sie, Frau Baronin.“ Die Hausherrin drehte den Kopf zu Lilly und fühlte sich überrumpelt. „Was machen Sie hier, wie kommen Sie hier herein.“ „Ihr Enkel war so freundlich, mich herein zu lassen.“ Das war nicht einmal gelogen. „Was wollen Sie?“ Der Ton der Baronin war bissig. „Ich wollte Ihnen sagen, dass wir Neuigkeiten entdeckt haben, die mit dem Tod von Pfarrer Hölzel zusammenhängen.“ „Und warum erzählen Sie mir das?“ Lilly konnte sehen, dass ihr Eindringen die Baronin empört hatte. „Nun…“ Lilly ließ die Türklinke los und trat näher an die Adelige heran. „Es hat sich der Verdacht erhärtet, dass sich Pfarrer Hölzel kurz vor seinem Tod über eine Adelsfamilie erkundigt hat.“ „Ich möchte Sie jetzt bitten zu gehen!“ Die Wut der Baronin wuchs mit jeder Sekunde. Lilly ließ sich nicht beirren und sprach weiter, als ob sie den Satz nicht gehört hätte. „Das Eigenartige daran ist, die neuen Erkenntnisse zeigen, dass Ihr Mann, Baron Ewald Klesst von Traunwarth, bereits am 6.7.1943 verstorben ist.“ „Was nehmen Sie sich heraus? Sind Sie komplett übergeschnappt?!“, verlor die Baronin vollends die Beherrschung. „Verlassen Sie sofort mein Haus!“ „Aber Frau Baronin, haben Sie kein Interesse daran, das...