E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
Krahn Die Mätresse des Prinzen
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6510-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Reihe: Historical
ISBN: 978-3-7337-6510-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Mätresse des Prinzen von Wales - für viele Damen der Gesellschaft ein erstrebenswertes Ziel! Aber nicht für die schöne Witwe Mariah Eller. Denn sie träumt nur von Jack St. Lawrence, dem treu ergebenen Freund des Thronfolgers. Treu jedenfalls so lange, bis Mariah ihm süße, nächtliche Verlockungen in Aussicht stellt ...
Betina Krahn wurde in Huntington, West Virginia geboren. Bücher und Kunst waren von Beginn an wichtige Bestandteil e ihres Lebens. Mit vier lernte sie lesen, mit fünf nahm sie an ihrem ersten Kunstwettbewerb teil, mit sechs entwickelte sie die ersten Geschichten und schon bald verfasste sie Drehbücher für populäre TV-Shows. Von einem Freund erhielt sie einen Historischen Roman geschenkt und sofort war sie von der Kombination von Liebesromanzen im historischen Ambiente fasziniert. Ihre ersten Geschichten und Handlungen ließen nicht lang auf sich warten. Ihr Mann und ihre Schwester bekräftigten sie, ihre erste Geschichte an einen Verlag zu senden - mit Erfolg. Er wurde veröffentlicht. Nach drei erfolgreichen Publikationen ermutigte sie ihr Mann, sich voll und ganz dem Schreiben zu widmen. Mit dem Erfolg kam leider auch eine tragische Zeit in ihrem Leben. Ihr Mann Don erkrankte an Krebs und verstarb. Gemeinsam mit ihren beiden Söhnen überstand sie diese schwere Zeit und fand auch wieder eine neue Liebe. Mit Rex, der ihre Liebe zum Kochen, zu Büchern und Filmen teilt, lebt sie nun glücklich in Florida. Mehr noch kann man über Betina Krahn auf ihrer Webseite www.betinakrahn.com erfahren.
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1. KAPITEL
Lake District, England, 1887
Dabei will ich mich einfach nur in Ruhe um meine eigenen Angelegenheiten und um mein Wirtshaus kümmern. Ist denn das zu viel verlangt?“, schimpfte Mariah Eller und zog ihren Umhang enger, um sich gegen den Regen zu schützen, der ihr ins Gesicht peitschte. Sie lief weiter in Richtung ihrer erleuchteten Herberge, des „Eller-Stapleton Inn“. Ihr fielen auf Anhieb mindestens ein Dutzend Dinge ein, die sie um neun Uhr abends an einem regnerischen Oktoberabend lieber tun würde – und von denen die meisten etwas mit einem prasselnden Feuer und warmen Pantoffeln zu tun hatten.
„Schneller, Madam!“ Der Junge mit der Laterne sah sich besorgt nach ihr um und blieb stehen, um auf sie zu warten. „Vater sagt, die schmeißen uns noch die Fenster ein.“
„Diese Rabauken sollen sich bloß nicht an meine teuren Fenster wagen“, erwiderte sie und wünschte, die Drohung würde nicht ganz so leer klingen. Sie bedeutete dem Jungen weiterzugehen. „Das Verglasen hat mich ein Vermögen gekostet. Die Schulden fressen mich noch auf!“ Sie zog ihre eiskalten Hände schnell wieder unter ihren Umhang. „Wenn diese Unruhestifter die Dreistigkeit haben, sich meinen Fenstern auch nur zu nähern …“
Dann was? Dann würde sie ihnen eine Standpauke halten? Sie ohne Essen ins Bett schicken? Womit konnte sie einer Gruppe von Männern drohen, die in ihrer Wirtschaft ein Trinkgelage abhielten, nicht mit sich reden ließen und entschlossen schienen, alles kurz und klein zu schlagen?
Das ausladende Eller-Stapleton Inn, eine Kutschenstation für Reisende in Richtung Norden, war mehrere Meilen von der nächsten Stadt und dem nächsten Konstabler entfernt. Gewöhnlich konnten sie und ihr Personal jegliche Schwierigkeiten selbst in den Griff bekommen. Ihr tüchtiger Wirt, Mr. Carson, sorgte mithilfe seiner durchdringenden Blicke, seiner kräftigen Arme und seiner gefürchteten alten Flinte dafür, dass die Ordnung gewahrt wurde.
Doch aus irgendeinem Grund schien diese Situation seiner ansonsten unerschütterlichen Kontrolle entglitten zu sein.
Dann musste die Lage wirklich brenzlig sein.
Sie holte tief Luft, bevor sie die letzten Meter durch die Pfützen im Hinterhof rannte und durch die offene Küchentür ins Haus eintrat. Einen Augenblick blieb sie am Eingang stehen, um die Situation zu erfassen, während ihr langer, völlig durchnässter Umhang auf den abgenutzten Kachelboden tropfte. Ihre Belegschaft hatte sich um den glühenden Steinofen in einer Ecke der Küche versammelt. Sie wurde mit lautem „Gott sei Dank, dass Sie endlich da sind“ begrüßt. Lediglich Carson schien bei ihrem Anblick keine Erleichterung zu verspüren.
„Seit wann braucht ihr Hilfe, um mit ein paar Betrunkenen fertig zu werden?“, fragte sie, während sie ihre Kapuze hinunterzog und sich über ihr nasses Gesicht wischte.
„Diese Halunken haben Nell belästigt“, sagte Carson und deutete auf die Köchin und eine der Mägde, die tröstend ihre Arme um die junge Nell Jacoby gelegt hatten. Das zierliche junge Mädchen schien leichenblass und ihre Augen waren vom Weinen gerötet. „Haben sie geküsst und angefasst – als wollten sie über sie herfallen, wenn Sie wissen, was ich meine.“
Sein vierschrötiges, normalerweise freundliches Gesicht hatte sich dunkelrot verfärbt, und seine kräftigen Schultern waren angespannt.
„Benehmen sich wie Barbaren, und es wird immer schlimmer. Ich hätte die ganze Bande schon längst rausgeschmissen, wenn ich nicht ein Wappen auf einer der Schnupftabakdosen der Männer gesehen hätte.“ Er verzog sein Gesicht, als habe er Zahnschmerzen. „Und mein Kleiner sagt, auch auf der Jagdkutsche, die ihre Waffen und ihr Gepäck gebracht hat, sei ein Wappen.“
Adlige. Mariah stöhnte. Was sonst?
„Wer sind denn diese Männer? Haben sie ihre Namen nicht genannt?“, fragte sie und hoffte gleichzeitig, dass die Unruhestifter dies verweigert hätten. Die Gäste einer Herberge waren gesetzlich dazu verpflichtet, sich auszuweisen und sich ins Gästeverzeichnis einzutragen, um eine Unterkunft zu bekommen.
„Namen haben sie schon angegeben“, antwortete Carson mit grimmigem Blick und griff nach dem großen ledernen Reservationsbuch, das er auf der Tagesseite aufschlug. „Bloß nicht ihre eigenen.“
„Jack Sprat und Jack B. Nimble“, las sie laut. „Union Jack. Jack A. Dandy. Jack Ketch. Jack O. Lantern.“ Sie schluckte, um den Klumpen, der in ihrer Kehle entstanden war, zu vertreiben. „Schlaue Kerle.“
Und gefährlich noch dazu, stellte sie fest. Keine Namen angeben zu wollen, bedeutete nicht zur Rechenschaft gezogen werden zu können. Es sah so aus, als wollten diese Männer heute Nacht tatsächlich ihre Fensterscheiben zertrümmern.
Wie sie adlige Männer auf „Jagdausflügen“ hasste! Sie fielen in Landstriche ein, wo sie niemand kannte, und fühlten sich berechtigt, jedem niederen Trieb und jeder verrückten Laune nachzugeben, die ihnen in ihrem ansonsten so „vorbildlichen“ Leben versagt war. Wenn sie völlig außer Kontrolle gerieten – was oft der Fall war –, konnte ein einfacher Gastwirt sie nicht in die Schranken weisen, ohne Repressalien befürchten zu müssen. Das einzige Mittel, um gegen sie vorzugehen, war die schwierige Kunst der Diplomatie.
Um mächtige Männer mit anstößigen Manieren zu bändigen, bedurfte es besonderer Fähigkeiten: Geschicklichkeit, Humor, Aufrichtigkeit – und das Wissen um die richtige Schmeichelei. Es war ein Balanceakt der schwierigsten Art. Sie sah in Carsons schuldbewusstes und erwartungsvolles Gesicht, und ihr Herz klopfte schneller. Sie hatte keine adligen Nachbarn, die sie um Hilfe bitten könnte, und keinen einflussreichen Ehemann, der ihr beistehen würde. Sie war auf sich selbst gestellt. Und sie würde heute Nacht einen verdammt geschickten Balanceakt vollführen müssen.
Sie zog ihren durchnässten Umhang aus und reichte ihn Carsons Sohn, der ihn neben der Tür aufhängte. Sie blickte an sich hinunter, um ihre Kleidung zu inspizieren. Ihre maßgeschneiderte dunkelblaue Schößchenjacke, die schlichte weiße Bluse und der gut geschnittene graue Wollrock waren sicherlich nicht die ideale Garderobe, um betrunkene Adlige zu betören, aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich umzuziehen.
„Ich brauche einen Spiegel, jemanden, der Geige spielen kann und einen riesigen Kessel voller Punsch, in den ihr bitte unseren stärksten Rum mischt.“ In ihren Augen blitzte die Wut auf, die sie zügeln musste, bevor sie vor die Männer trat.
Carson nickte erleichtert und beauftragte seinen Sohn, den Stallknecht Old Farley samt seiner Geige herbeizuschaffen. Dann befahl er dem Küchenmädchen, einen Spiegel aus dem Dienstbotentrakt in die Küche zu bringen. Lautes Männergelächter drang durch den langen Flur aus dem Schankraum zu ihnen herüber, und vermischte sich mit dem Lärm metallener Becher, die zu Boden fielen, Rufen nach mehr Alkohol und dem gebrüllten Befehl an den Gastwirt, „die süße Kleine wieder hereinzuschicken“.
Mariah sah in die Gesichter ihrer Leute, die sie erwartungsvoll anblickten, und nahm all ihren Mut zusammen. Es ging um ihr Wirtshaus, ihr Zuhause und ihr Leben. Ihre Leute brauchten sie. Sie musste sie mit den einzigen Waffen verteidigen, die sie besaß: Geistesgegenwärtigkeit und ein klarer Verstand.
Der Spiegel wurde gebracht, und sie steckte ihre üppigen honigblonden Haare zu einem losen, weichen Knoten hoch, zog die Jacke aus und öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse. Sie war keine umwerfende Schönheit, aber ihr launischer und anspruchsvoller Mann hatte oft damit geprahlt, dass Männer sich ein zweites Mal nach ihr umdrehten, wenn sie lächelte. Während sie ihre Zähne inspizierte und sich in die Wangen kniff, betrachtete sie sich im Spiegel. Ihre Augen strahlten mit einer Zuversicht, die sie überraschte.
„Carson, bleiben Sie wach, falls ich Sie brauche, und achten Sie darauf, den Punsch aufzufüllen.“ Sie nahm einen Schluck des Gebräus, das für die Gäste vorbereitet wurde, griff nach einer Flasche ihres besten Rums und betrat die Gaststätte.
Ihre Strategie war sowohl einfach als auch riskant: sie hatte vor, den Anführer auszumachen, ihn in ein Gespräch zu verwickeln und ihn dazu zu bringen, ihr zu helfen, den Rest der Truppe im Zaum zu halten, bis sie alle zu betrunken waren, um weitere Missetaten anzustellen. Sollte ihr Plan scheitern, würde sie Zeter und Mordio schreien, woraufhin Carson mit seiner zuverlässigen alten Flinte angelaufen käme.
Sechs zumeist junge, gut angezogene Männer hatten sich auf Bänken und Stühlen vor dem flackernden Kamin des eichengetäfelten Schankraums ausgebreitet. Außer ihnen befand sich niemand im Raum, was angesichts des schlechten Wetters und der Tatsache, dass jedes Zimmer der Herberge für die Nacht belegt war, seltsam war. Das rüpelhafte Benehmen der Männer schien alle anderen Gäste vertrieben zu haben.
Je näher sie der Gruppe kam, umso deutlicher konnte sie den offensichtlichen Reichtum der Männer sehen und riechen: goldene Taschenuhren und kalbslederne Stiefel, Sandelholzseife und süß duftender Tabak … Dann fiel ihr Blick auf die verschmutzten Tische und Stühle, auf die sie ihre Füße gelegt hatten, die Zigarrenasche auf ihrem frisch geputzten Boden, leere Biergläser achtlos verteilt auf Tischen, Boden und Kaminsims.
„Noch etwas zu trinken, meine Herren?“, fragte sie laut, als sie auf die Gruppe...




