E-Book, Deutsch, 392 Seiten
Kuhn Im Schatten des Waldes
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7487-5000-0
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Teil Eins
E-Book, Deutsch, 392 Seiten
ISBN: 978-3-7487-5000-0
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im Schatten des Waldes 1 Eine fantasievolle und abenteuerliche Geschichte über die Adlige Lillian die im 12. Jahrhundert in England lebt. Durch einen simplen Apfel verletzt sie den Adligen Gundsrad von Herford. Wutentbrannt fordert er als Bestrafung sie zum Weib, doch Lillian flieht schwerverletzt in die Wälder. Dort wird sie von dem gesetzlosen Samuel gefunden und gesundgepflegt. Allerdings gibt Gundsrad nicht auf, er verfolgt Lillian und die Gesetzlosen gnadenlos. Dabei hat er eine teuflische Waffe mit dem keiner gerechnet hat, die Schwarzmagierin Imna, Gundsrads Tante. Sie hat nicht nur die Gabe Dinge zu verfluchen, sondern auch zu kontrollieren. Können Lillians Freunde diesen Fluch brechen...
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1. Veränderung
„Lucia, Euer Vater verlangt nach Euch! Kommt rasch! Legt unverzüglich dieses Gewand an, bevor der gnädige Herr Euch so erblickt.“ Meine Amme Brigitt kam sichtlich aufgeregt die große Steintreppe hinunter und hielt ein Stück Stoff mit rotsilberner Darmastspitze über ihrem Arm. Verwundert blickte ich sie an, ließ allerdings gleichzeitig meinen Bogen sinken. Mein Vater erahnte keinesfalls, dass ich mir die Zeit mit Pfeil und Bogen vertrieb. Er war stattdessen der Meinung, dass meine gänzliche Aufmerksamkeit dem Erlernen des vornehmen Benehmens und dem Sticken galt. Würde er jedoch dieses erahnt, wie ich meine Zeit wahrhaftig verbrachte, hätte er mich sehr wahrscheinlich in den höchsten Turm, der auf dieser Burg existierte, einsperren. Im 12ten Jahrhundert, genau genommen im Jahre 1189 zurzeit König Richard I, war dieses Verhalten keinesfalls geduldet. Die Tochter von Sir Anthony Anselm von Dudley sollte in keinster Weise über diese Art der Dinge nachdenken. Mit Widerwillen nahm ich dieses Denken täglich wahr. Selbst das vornehme Gehabe der Adligen verabscheute ich abgrundtief. Lediglich meine Amme Brigitt sowie mein bester Freund Ridley, dies war der Sohn von meines Vaters Schmied, waren die Einzigen die in mein Geheimnis eingeweiht waren. Bevor ich etwas erwidern konnte stand Brigitt völlig außer Atem, mit weit aufgerissenen Augen, neben mir. Sie nahm mir den Bogen aus der Hand, reichte diesen Ridley und zog mir unbeeindruckt von meiner Miene, das Gewand über den Kopf. Schließlich nahm sie eilig einen mit Silber verzierten Gürtel, verschloss diesen und schob mich in Richtung Treppe. „Rasch Lucia. Euer Vater ist außer sich vor Wut. Er erwartet Euch im großen Saal. Allerdings ist er keineswegs allein.“ Verwirrt blickte ich sie an, jedoch war ich mir gänzlich keiner Schuld bewusst. Wieso war mein Vater so erzürnt? „Lillian!!!“ Unwillkürlich zuckte ich zusammen, alsdann ich die energische Stimme meines Vaters vernahm. Ich eilte die Steintreppe hinauf, durch den langen Korridor in Richtung großen Saal. Wo jetzig mein Vater auf mich wartete. Brigitt blieb am Ende des Ganges stehen, mir war diesbezüglich bewusst, dass ich allein gehen musste. Mitunter war es den Bediensteten, wie ihr, untersagt die Herrschaften grundlos zu stören. Ich hingegen hatte meine eigenen Verpflichtungen. Die Tochter von Lord Anthony Anselm von Dudley und Lady Aethal Juna Lucia von Dudley musste selbstverständlich den Adel repräsentieren. Da meine ehrenwerte Mutter im Kindbett starb, hatte ich diesbezüglich ihre Pflichten übernommen. Was mich keinesfalls sonderlich erfreute. Brigitt war einst die Kammerzofe meiner Mutter sowie ungeachtet ihres Standes, eine gute Gefährtin ihrer Herrin gewesen. Manchmal erzählte sie mir wundervolle Dinge über meine Mutter: Über ihre Großzügigkeit… die Standhaftigkeit sowie ihrer Herzensgüte. Sie hatte anscheinend wunderbares, rotbraunes, langes Haar und eine elfenbeinfarbene reine Haut. Sie ward keinesfalls sonderlich groß, vielleicht ein Meter fünfzig. Dieses konnte ich an ihren verbleibenden Kleidern erkennen. Allerdings soll ihr Lachen atemberaubend gewesen sein. Selbst wenn ich meine Mutter niemals gekannt hatte, vermisste ich sie. Mein Vater war so gänzlich grundverschieden als meine Mutter. Wahrscheinlich hatte er ihren Verlust niemals wahrhaftig überwunden. Auf dem Sterbebett musste er meiner Mutter ein Versprechen geben. Ihre Tochter, demzufolge ich, sollte erst am Anfang ihres siebzehnten Lebensjahrs vermählt werden. Was mich ehrlich gesagt verwunderte, da die meisten adligen Edelfräuleins bereits mit vierzehn Jahren versprochen oder vermählt wurden. Was sie tatsächlich zu diesem Wunsch bewogen hatte, blieb mir allerdings für immer ein Rätsel. Selbst Brigitt konnte mir dies keineswegs beantworten. Wie oft erblickte ich meinen Vater gedankenverloren vor dem Gemälde meiner Mutter. In der Tat hätte er gelegentlich einen Rat von ihr benötigt, bei dem Umgang und Bestrafung seiner sechszehn Jahre alten Tochter. Mein Vater war überaus gewissenhafter und strenger Mann, dennoch hatte er ein gutes Herz. Falls er allerdings etwas beschlossen hatte, existierte lediglich dieser eine Weg, ohne Wenn und Aber. Was unter Umständen keinesfalls immer in meinem Sinne war. Wenn er diesbezüglich augenblicklich im großen Saal auf mich wartete, konnte dies kein gutes Zeichen sein. Darüber hinaus mit der Betonung keinesfalls allein, war gänzlich überaus fragwürdig. Ich konnte nur hoffen, dass ihm niemand etwas über meine wahren Lehrmethoden berichtet hatte. Zum Beispiel: Das ich mir niedrige Burschensachen anzog oder mit Pfeil und Bogen übte. Darüber hinaus weigerte ich mich im Damensattel zu reiten. – Denn allein diese Tatsache des Entdeckens wäre für mich außerordentlich beängstigend. Nein, sogar fürchterlich gewesen! Vorsichtig betrat ich den großen Saal und blieb unverzüglich wie angewurzelt stehen. Nein… Gott bewahre! Meine Augen weiteten sich für einen kurzen Moment, da ich diesen Mann neben meinem Vater erblickte. Nein, lasst dies bitte ein Trugbild sein. - Keinesfalls kann er dortig stehen! Allerdings so sehr ich es auch erflehte war es die bittere Realität. Neben meinem Vater stand Sir Gundsrad von Hereford und blickte äußerst grimmig in meine Richtung. Dieser Sir Gundsrad von Hereford, ein arroganter, äußerst rücksichtsloser sowie furchterregender Mann… allerdings unterbrach mein Vater meine inneren Gedankengänge. „Lillian! Entspricht das der Wahrheit, dass du Sir Gundsrad von Hereford mit einigen Äpfeln beworfen, sowie ihn dadurch am Kopf verletzt hast? - Worauf dieser wahrhaftig von seinem edlen Ross gestürzt ist?“ Mit mürrischem Gesicht blickte mein Vater mich an. Ich hingegen machte einen unschuldigen Gesichtsausdruck und räusperte mich verlegen. „Möglicherweise! Äh… es… es war keinesfalls meine Absicht, Vater. Ich hatte auf einem Apfelbaum gesessen und die Leiter ward mir diesbezüglich umgestürzt. Aus eben diesem Grund haben sich einige Äpfel gelöst und sind somit aus Versehen natürlich… auf Sir Gundsrad von Hereford Kopf gefallen. Wenn ich Ihn dadurch verletzt habe… sodann tut dies mir in der Seele wahrlich leid.“ Äußerst betrübt blickte ich zu meinem Vater sowie zu Sir Gundsrad, jedoch dieser funkelte mich weiterhin böse an. „Wohl kaum!“, fauchte er mich mit seiner Arroganz an. „Aus Versehen! Dies entspricht keinesfalls der Wahrheit! - Eurer Tochter, Sir Anthony, mangelt es an jeglichem Respekt gegenüber der Obrigkeit. Ich glaube, Sie vergisst gänzlich wo Ihr Platz sich befindet. Ansonsten würde Sie keineswegs auf Bäume klettern, wie eine gewöhnliche Bauernmagd. - Desgleichen Äpfel auf Angehörige des Adelsstandes werfen, die darüber hinaus dem Königshaus nahestehen.“ Wütend blickte ich Sir Gundsrad an. Gleichzeitig beabsichtigte ich ihm wilde Vorwürfe an den Kopf zuwerfen, jedoch kam er mir zuvor. Sichtlich äußerst aufgebracht zischte er meinen Vater an: „Ich bestehe darauf, dass Eure Tochter eine angemessene Bestrafung erhält! Anderseits könnte ich wahrhaftig in Erwägung ziehen dieses für Euch auszuführen, Sir Anthony!“ Erzürnt stellte sich mein Vater neben mich. „Bei allem Respekt Sir Gundsrad, ich versichere Euch, dass ich wohlweislich in der Lage bin meine Tochter angemessen zu bestrafen.“ Er machte eine unnachgiebige ernste Miene, wandte sich dann zu meiner Wenigkeit und blickte mich äußerst gefasst an. Jedoch ich kannte meinen Vater besser. „Lillian, du begibst dich unverzüglich in deine Gemächer und erwartest dortig mein Urteil.“ Erstaunt schaute ich meinen Vater an. So hatte er mit mir noch niemals gesprochen. „Wie Ihr wünscht Vater“, sagte ich zerknirscht. Machte eine Verbeugung zu ihm und wand mich zu Sir Gundsrad um ebenfalls dortig eine Verbeugung zumachen. „Vater… Sir Gundsrad.“ Langsam drehte ich mich um und wollte den Saal mit hocherhoben Hauptes hinausschreiten, jedoch Sir Gundsrad stellte sich mir geradewegs in den Weg. Seine schwarzen Augen durchbohrten mich förmlich. Sein Blick war äußerst süffisant und herablassend, dass ich augenblicklich eine Gänsehaut bekam. „Mylady, ich bewundere Euren wundervollen Gürtel. Gewiss ein einmaliges Familienstück? - Mit Verlaub könnte ich mir diesen eventuell anschauen? Dieser Gürtel besitzt ein außergewöhnliches sowie eher seltenes Muster.“ Er blickte mich weiterhin mit seinen furchterregenden, durchdringenden Augen an, sodass ich erst einmal den Atem anhielt. Allmählich hatte ich mich wiederum gefangen und atmete tief aus. Was Gundsrad hingegen lächelnd wahrnahm. „Euch sprachlos zu erleben, war dieser Frage bereits wert. Nun, erlaubt Ihr mir diesen Gürtel anzuschauen oder habt Ihr darüber hinaus etwas gänzlich dagegen?“ Sein arrogantes Lächeln ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich spürte wie sich meine Kehle abermals...