E-Book, Deutsch, 400 Seiten
Lang Blossoms of Fire
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-522-65602-3
Verlag: Planet!
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Romantasy mit Hexen, Drachen und cozy Feelings
E-Book, Deutsch, 400 Seiten
ISBN: 978-3-522-65602-3
Verlag: Planet!
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
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Galium odoratum Waldmeister
Ein grausames Pochen hinter meiner Stirn weckte mich. Der Schlaf hielt mich weiterhin gefangen, auch wenn die Realität bereits ihre Finger nach mir ausstreckte. Eiskalter Wind schlug mir ins Gesicht. Und ich bemerkte, dass ich auf hartem, kaltem Boden lag, ganz sicher also nicht in meinem eigenen warmen Bett.
Diese Erkenntnis brachte mich endlich zum vollständigen Erwachen.
Mehrmals musste ich blinzeln und mir die zerzausten Haare aus dem Sichtfeld halten, bevor ich klar sehen konnte. Das Erste, was ich wahrnahm, war der erdige Boden unter mir. Vor mir erstreckte sich das stürmische Meer bis zum von grauen Wolken bedeckten Horizont.
Ich setzte mich so schnell auf, dass die ganze Welt sich einige Herzschläge lang drehte und ich dagegen ankämpfen musste, meinen Mageninhalt von mir zu geben. Auch meine Muskeln protestierten, so als hätte ich sie lange nicht mehr benutzt. Hekate sei Dank konnte ich keinerlei äußerliche Verletzungen an mir feststellen.
Es ergab einfach keinen Sinn. Wo war ich? Zu Hause jedenfalls nicht. Selbst vom Laden aus konnte man das Meer nicht sehen.
Der Schwindel ließ nach, dafür kehrten meine Erinnerungen allmählich zurück. Die Krallen um meine Hüfte, der Boden, der sich zunehmend weiter entfernte. Die Sicherheit meines Zuhauses, das ich niemals erreichen würde.
Ich war von einem Drachen verschleppt worden.
So etwas passierte nicht mehr. So etwas passierte erst recht nicht einer Hexe mitten in einer Stadt. Trotzdem war ich am Leben und körperlich unversehrt, aber das konnte sich jederzeit ändern.
Mein Überlebensinstinkt meldete sich mit einem Brüllen, wies mich an, meine Magie zu nutzen, wurde jedoch auf der Stelle von den grausamen Kopfschmerzen erstickt. Sorge trieb meinen Puls in die Höhe, was das Pochen hinter meinen Schläfen nur noch verstärkte. So konnte ich keinen klaren Gedanken fassen.
Langsam kam ich auf die Beine, auch wenn ich mich an der Wand neben mir abstützen musste. Erst da erkannte ich, dass ich mich in einer Art Höhleneingang oder am Anfang eines Tunnels befand. Vor mir lag ein kleiner Vorsprung, und es sah stark danach aus, als würde dahinter eine steile Klippe lauern, an deren Fuß das stürmische Meer leckte.
Vorsichtig machte ich ein paar zittrige Schritte auf das Plateau hinaus, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen, doch ich prallte gegen eine unsichtbare Wand. Ein überraschtes Keuchen entfuhr mir, bevor ich den Zauber mit meiner eigenen Magie abtastete. Es war ein Grenzzauber, und so wie er sich anfühlte, ein sehr mächtiger. Da war keine Schwäche in ihm, kein Punkt, an dem ich ansetzen konnte, um hindurchzuschlüpfen. Nicht dass es mir etwas gebracht hätte. Von dem Vorsprung führte mit ziemlicher Sicherheit kein Weg nach unten.
Trotzdem nahm ich mir vor, weiter nach einer Lösung zu suchen, sobald ich diesen Kopfschmerz endlich los war. Ich musste, schließlich wollte ich nicht als Drachenhäppchen enden. »Ob sie einen wohl im Ganzen bei lebendigem Leib verschlucken oder eher zu kleinen Portionen verarbeiten?«, grübelte ich laut vor mich hin, um meinen Herzschlag zu beruhigen. Aber solange ein Presslufthammer mein Hirn bearbeitete, war das unmöglich.
Da es keinen Weg nach vorne, zum Meer hinunter gab, musste ich mich wohl oder übel tiefer in den Tunnel hinter mir hineinwagen. Bei dem Gedanken stellten sich sämtliche meiner Härchen auf. Die Kopfschmerzen und mein Herz pochten um die Wette. »Briar, reiß dich zusammen … Wenn es eine Lösung gibt, dann findest du sie da drinnen«, ermutigte ich mich. Vielleicht existierte ja noch ein anderer Ausgang oder ein Tunnelsystem. Obwohl das auch nicht gerade verlockend war.
Der Tunnel war nicht sonderlich lang und öffnete sich schon bald zu einer großen Höhle. Ich musste den Kopf in den Nacken legen, und tatsächlich! In der Höhlendecke gab es eine beinahe kreisrunde Öffnung, etwa zehn Meter breit. Ich konnte den grauen Himmel ausmachen und einige Gräser, die sich im Wind wogen. Was jedoch in meinem Magen ein ungutes Gefühl auslöste, war das riesige Stahlgitter, das die Öffnung bedeckte. »Damit will man sicher etwas hier drin behalten.« Etwas Großes, Gefährliches, Drachenförmiges vielleicht. War das hier so eine Art Stallung, wo sie das Lebendfutter einfach herunterschmissen? Leider gab es keine Möglichkeit, diesen Ausgang zu erreichen. Selbst wenn ich klettern könnte, zwischen der Öffnung und den Höhlenwänden lagen immer noch einige Meter, und Über-Kopf-Klettern würde ich niemals wagen. Kurz knirschte ich mit den Zähnen, nur um sofort wieder aufzuhören, da es meinen Kopfschmerz befeuerte.
Verdammt, ich brauche irgendetwas dagegen, dringend.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit der Fläche direkt unter der Öffnung zu, die übersät war mit Wildblumen und Kräutern. Mit ganz viel Glück und wenn Hekate es gut mit mir meinte, würde ich dort etwas Passendes finden. Gerade, als ich einen Schritt darauf zu machte, fiel ein Stein in die Höhle herab und kullerte bis vor meine Füße. Verwirrt hob ich den Blick. Drei Gestalten waren am Rand aufgetaucht. Und als ich eine davon erkannte, verwandelte sich meine Verwirrung schlagartig in verzweifelten Zorn. Der seltsame Typ aus dem Laden!
»Du willst mich doch verarschen?!?« Lauter rief ich: »Was soll der Scheiß! Lasst mich sofort hier raus!«
Viel war nicht von den Gesichtszügen des Mannes zu sehen, nur, dass er die Arme vor der Brust verschränkte. »Das geht leider nicht.«
»Fick dich! Lös diesen beschissenen Schutzzauber, bevor ich es dich bereuen lasse!« Der Boden begann zu beben und die Wildkräuter wuchsen ein Stück, doch zu mehr war ich nicht in der Lage. Meine Kopfschmerzen zerstörten meine Konzentration.
Ich beobachtete, wie die drei ihre Köpfe zusammensteckten, während ich auf und ab ging. Bei meinen Kidnappern musste es sich um Drachenreiter handeln. Und wo man Reiter fand, waren Drachen nie weit. Mir stand nicht der Sinn danach, einem dieser Viecher ein weiteres Mal derart nahe zu kommen. Ein Grund mehr, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
Die drei waren anscheinend zu einer Übereinkunft gekommen, denn der Mann sprach weiter: »Wir lassen dich gehen, sobald du ihn geheilt hast.«
Verwirrt blickte ich zwischen seinen beiden Begleitern – alles Männer – hin und her. Er musste wohl einen von ihnen meinen. »Wird schwer von hier unten«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.
»Er ist direkt bei dir«, erklärte er kurz angebunden –wahrlich ein Meister in kryptischen Antworten. Trotzdem stellte sich augenblicklich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend ein. Bevor ich allerdings genauer nachfragen konnte, schmiss er abermals etwas zu mir herunter. Unmittelbar darauf zeigte sich, dass es sich um Leuchtkäfer – schwebende Lichtkugeln – handelte, welche innerhalb weniger Augenblicke die bisher im Zwielicht gefangene Höhle erhellten. Meine Augen zuckten unsicher über die Umgebung, in der Hoffnung, eine Person zu entdecken, die mir bisher noch nicht aufgefallen war. Doch was ich stattdessen fand, ließ mich erstarren. Meine schrecklichsten Vermutungen wurden bestätigt.
Verborgen in einer Ecke der Höhle lag ein eingerollter Drache.
Ein Schrei löste sich aus meiner Kehle, den ich schnell mit den Händen zu dämpfen versuchte, damit der Drache mich nicht bemerkte. Nur am Rande meines vollkommen aufgewühlten Verstandes nahm ich wahr, dass ich die letzten paar Minuten bereits durch die Gegend gebrüllt hatte. Und so stand ich nun eine gefühlte Ewigkeit einfach bloß da, die Hände vor den Mund geschlagen und ein so laut pochendes Herz in meiner Brust, dass es in meinen Ohren dröhnte. Doch der Drache rührte sich nicht.
»Heile ihn, dann lassen wir dich frei«, rief der Mann zu mir herunter, bevor er mit seinen Begleitern verschwand.
Seine Stimme durchbrach meine Starre. Am liebsten hätte ich ihm ein paar deftige Worte hinterhergerufen, aber das würde leider nichts bringen. Stattdessen stieß ich eine Reihe wohlgewählter Flüche aus, die jedoch in meinem Zustand nicht ihren Zweck erfüllen würden.
Ich versuchte meine Panik zu bändigen, meinen Herzschlag zu beruhigen und nahm einige tiefe Atemzüge. Dabei beobachtete ich den Drachen aus dem Augenwinkel. Bisher war ich einem Drachen niemals so nah gewesen – na ja, bis auf diesen klitzekleinen Zwischenfall mit meiner Entführung. Wiederholen wollte ich das nicht so schnell.
Gleichzeitig drängte der Gedanke an die Oberfläche, mir diese einmalige Chance nicht entgehen zu lassen. Meine überentwickelte Neugierde trieb mich an, sie überlagerte sogar meinen Überlebensinstinkt. Vor mir lag ein geheimnisumwobenes Wesen, aus Magie und Mysterien. Wie konnte ich da anders, als es studieren? Meine Füße bewegten sich, bevor ich die Entscheidung bewusst getroffen hatte.
Langsam und stückchenweise schlich ich näher an den unbeweglichen Drachen heran, dabei behielt ich ihn immer genau im Auge. Als uns nur noch wenige Meter trennten, blieb ich stehen. Dieses Exemplar...