E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Lawrence ... und schon gehört mein Herz nur dir
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-8665-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-8665-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eigentlich wollte Benedict Arden die kleine Ausreißerin Charlie bloß sicher heimbringen. Als er dort auf ihre hübsche, unverheiratete Mum trifft, steht für ihn allerdings fest: Er muss diese Frau wiedersehen! Und das Schicksal hält eine Überraschung für ihn bereit...
Kim Lawrence, deren Vorfahren aus England und Irland stammen, ist in Nordwales groß geworden. Nach der Hochzeit kehrten sie und ihr Mann in ihre Heimat zurück, wo sie auch ihre beiden Söhne zur Welt brachte. Auf der kleinen Insel Anlesey, lebt Kim nun mit ihren Lieben auf einer kleinen Farm, die schon seit drei Generationen in Familienbesitz ist. Auf dem Eiland spricht man größtenteils walisisch - eine Herausforderung für Kim doch mit der Zeit lernte sie, diese schwierige Sprache fließend zu sprechen. Und auch mit der Einsamkeit auf dem idyllischen Fleckchen weiß Kim mittlerweile umzugehen: Packt sie die Sehnsucht nach der Großstadt, fährt sie mit der Fähre einfach ins nahe gelegene Dublin. Wenn sie nicht schreibt, verbringt Kim viel Zeit in ihrem Garten oder kocht. Auch joggen geht sie gern - am liebsten am Strand mit ihrem Terrier Sprout.
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1. KAPITEL
Mit einer schwungvollen Bewegung nahm der Ober den Deckel von der Suppenschüssel. Da er im Grunde seines Herzens ein Romantiker war, lächelte er zufrieden, als die attraktive junge Frau einen überraschten Laut ausstieß.
Rachel war äußerst erstaunt. Nigel hatte ihr gegenüber zwar schon angedeutet, dass er ihr an diesem Abend einen Heiratsantrag machen würde, doch mit einer so extravaganten Geste hatte sie nicht gerechnet. Verblüfft betrachtete sie den Diamantring auf dem Samtkissen.
Nigel Latimer beugte sich neugierig vor. Zufrieden mit der Reaktion seiner Begleiterin, nickte er dem Ober mit einem verschwörerischen Lächeln zu.
„Er beißt nicht.“ Nigel griff über den Tisch und nahm ihre Hand. „Probier ihn an. Du meine Güte, Rachel, du zitterst ja!“ Ausgerechnet Rachel, die immer so beherrscht war. Er war erfreut und überrascht zugleich.
Rachel ließ den Blick von dem Ring zu ihrer Hand schweifen, an dem sie einen größeren Ring trug. „Das ist ein Schock für mich“, log sie mit bebender Stimme. Da sie ihn nicht kränken wollte, entzog sie ihm die Hand nicht.
Die ganzen letzten Wochen hatte sie darüber nachgedacht, wie sie sich am besten verhalten sollte, wenn der Moment gekommen war. Doch nun hatte sie keine Ahnung, was sie sagen sollte.
Sie blickte in Nigels attraktives Gesicht. Seine sympathischen Züge und das silbergraue Haar ließen ihn sehr distinguiert wirken, was bei seinen Patienten gut ankam. Er war jeder Zoll der erfolgreiche, kompetente Chirurg. Hätte sie da nicht aufgeregt statt bestürzt sein müssen? Manche Menschen wussten einfach nicht, wie gut sie es hatten – und dazu gehörte sie offenbar auch!
Natürlich rechnete Nigel damit, dass sie Ja sagte. Schließlich war er das, was sich viele Frauen erträumten: gut aussehend, nett und wohlhabend. Manchmal fragte sie sich, warum er mit über vierzig immer noch nicht verheiratet war, und es beunruhigte sie, wenn er sagte, sie sei die perfekte Frau und er habe sein ganzes Leben nur auf sie gewartet. Da er sehr hohe Erwartungen an sie stellte, schien es ihr fast, als würde sie eine Rolle für ihn spielen. Perfekte Frauen sagten immer das Richtige im richtigen Moment. Wie würde er wohl reagieren, wenn er ihre anderen, ganz und gar nicht perfekten Eigenschaften entdeckte?
Er musste sie wahnsinnig lieben, wenn er ihr trotzdem den Hof machte, obwohl Charlotte, ihre Tochter, ihn bis zum Äußersten provozierte. Liebte sie ihn? Spielte es überhaupt eine Rolle? War es nicht wichtiger, dass man sich gut verstand und zusammenpasste? Schließlich war sie jetzt dreißig und damit längst über das Alter hinaus, in dem man erwartete, dass pubertäre Träume in Erfüllung gingen.
All diese Gedanken gingen Rachel innerhalb weniger Sekunden durch den Kopf. Was ist bloß mit mir los? fragte sie sich. Nigels Miene verriet Besorgnis, als der Ober wieder erschien und verkündete, Miss French werde dringend am Telefon verlangt.
Es war nicht nur der verzweifelte Wunsch nach einer Atempause, der Rachel veranlasste aufzuspringen. Nur der Babysitter wusste, wo sie war, und sie fragte sich alarmiert, was Charlie nun wieder angestellt hatte.
Als sie kurz darauf zurückkehrte, erhob Nigel sich hastig.
„Was ist los, Schatz?“
Sie unterdrückte einen Schluchzer. „Charlie ist verschwunden.“
„Da bist du ja!“ Benedict Arden zuckte zusammen, als sich plötzlich zwei kleine Arme um ihn legten. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht allein bin.“
Die letzte Bemerkung war nicht an ihn gerichtet, sondern an ein Paar mittleren Alters, das einen wohlhabenden Eindruck machte und ihn missbilligend betrachtete.
Da sein Erscheinungsbild während der vergangenen vierunddreißig Jahre fast immer so gewesen war, dass Leute wie diese ihn von oben herab betrachteten, lächelte Benedict ironisch bei der Erinnerung daran, wie wichtig der erste Eindruck war. Aber wer, zum Teufel, war dieses Kind?
„Ist das dein Vater?“, erkundigte sich die Frau mitleidig und skeptisch zugleich.
„Du meine Güte, nein!“ Benedict wich einen Schritt zurück und stellte erleichtert fest, dass seine Brieftasche sich noch immer in der Innentasche seiner Fliegerjacke befand. Er hatte die Jacke von seinem Großvater geerbt, dem er sehr ähnlich sah, den er jedoch nicht mehr kennengelernt hatte.
Die Jacke, sein etwas zu langes Haar und sein Dreitagebart verliehen ihm ein beinah finsteres Aussehen, und er wirkte nicht gerade wie ein Typ, der ein Kind umarmte. Allerdings wurde er ja auch umarmt.
Die dünnen Arme ließen ihn los, und blaue Augen blickten vorwurfsvoll zu ihm auf. Erst jetzt merkte Benedict, dass es sich nicht um einen Jungen, sondern um ein Mädchen handelte, denn es trug ein T-Shirt und Jeans.
„Das ist mein Bruder“, erklärte die Kleine. „Mein Stiefbruder. Mein Vater hat seine Mutter geheiratet“, fügte sie hinzu, und eine steile Falte erschien zwischen ihren Augenbrauen. „Sein Vater ist jetzt tot.“
Benedict blinzelte, als sein Vater so herzlos beseitigt wurde. Dieses Kind war wirklich unglaublich!
„Wahrscheinlich war es der Alkohol.“ Seinem Vater zufolge trieb er ihn nämlich dahin – natürlich nur, wenn es sich um einen guten Jahrgang handelte, denn für Sir Stuart Arden war das Beste gerade gut genug.
Benedict bedauerte seine leichtfertigen Worte sofort, als die blauen Augen anerkennend funkelten. Beinah hätte er laut aufgestöhnt, denn er wollte dieses verrückte Mädchen auf keinen Fall noch ermutigen. Wie ein Narr hatte er die Gelegenheit, jegliche Verbindung zu ihr zu leugnen, ungenutzt verstreichen lassen. Doch das würde er bald nachholen. Er hatte Pläne. Er hielt es für unwahrscheinlich, dass Sabrina sich nach ihm verzehrt hatte, obwohl sie es behauptete, und auf dem Anwesen, das seine Großmutter ihm im australischen Outback hinterlassen hatte, hatte er keine weibliche Gesellschaft gehabt.
„Halten Sie es für verantwortungsbewusst, ein Kind zu dieser Zeit allein in der Stadt herumlaufen zu lassen?“ Die Frau verzog verächtlich den Mund, als sie ihn von Kopf bis Fuß musterte. Der Mann wirkte nicht weniger angewidert, blieb jedoch auf Abstand.
„Nein, das tue ich nicht“, erwiderte Benedict, da er nachvollziehen konnte, warum sie so wütend war.
„J…ja … na ja …“, sagte sie stockend, durch seinen grimmigen Blick und seine Zustimmung offenbar völlig aus dem Konzept gebracht.
„Sie wollten mich mitnehmen, Steven.“ Das Mädchen hatte eine sehr deutliche und durchdringende Stimme, und der Mann war peinlich berührt, als einige Passanten ihn daraufhin anblickten. „Mum sagt, ich soll nicht mit Fremden reden!“
„Wir wollten sie nur zur Polizei bringen.“
„Tun Sie das.“ Allmählich brachte er, Benedict, diesen beiden barmherzigen Samaritern Sympathie entgegen. Er wünschte sich nichts mehr, als die Verantwortung für dieses Kind jemandem zu übertragen, der sich besser dafür eignete. Als er einen Schritt auf den Mann zumachte, wich dieser schnell zurück.
„Ende gut, alles gut“, sagte er und umfasste den Arm seiner Frau. „Gute Nacht.“ Die Frau warf Benedict mehrere misstrauische Blicke über die Schulter zu, als sie sich von ihrem Mann fortführen ließ. Bestürzt sah Benedict ihnen nach.
„Ich dachte schon, die würden nie verschwinden.“ Das Mädchen ließ seine Hand unvermittelt los. „Sie sind genau richtig gekommen.“
Er seufzte. „Sie wollten dir nur helfen. Das ist sehr löblich.“
„Ich brauche keine Hilfe.“
„Zur Polizei zu gehen ist keine schlechte Idee.“ So clever dieses Mädchen auch wirkte, er konnte es nicht allein in einer Gegend lassen, in der es von finsteren Gestalten nur so wimmelte. Ihre nächsten Worte verdeutlichten, dass sie ihn zu diesen finsteren Gestalten zählte.
„Denen hätte die Polizei geglaubt.“ Sie deutete in die Richtung, in der das Paar verschwunden war. „Ihnen würde sie nicht glauben. Ich hab Sie ausgesucht, weil Sie so verwahrlost aussehen. Ich würde sagen, dass Sie versucht haben, mich zu kidnappen, und laut schreien. Sie würden mir glauben. Der Mann dachte, Sie würden ihn schlagen“, fügte sie triumphierend hinzu.
Ein Blick auf sein Spiegelbild im nächsten Schaufenster bewies Benedict, dass sie recht hatte.
Seine Mutter war bei seinem Anblick entsetzt zusammengezuckt, sein Vater war nicht so zurückhaltend gewesen. „Du meine Güte, er ist unter die Eingeborenen gegangen!“, war noch eine seiner gemäßigten Bemerkungen gewesen. Seine Schwester, die noch ein Teenager war, hatte überraschender reagiert.
„Die Frauen werden über dich herfallen, weil sie sehen wollen, ob sich hinter deinem gefährlichen Äußeren eine empfindsame Seele verbirgt“, hatte sie gesagt und damit genau ins Schwarze getroffen.
Seit er wieder zu Hause war, hatte er festgestellt, dass die Frauen sich ihm gegenüber etwas anders verhielten. Frauen waren wirklich seltsame Wesen. Dabei fiel ihm ein dringlicheres Problem ein …
„Wenn du nicht zur Polizei gehen willst …“ Vielleicht ist dieses Mädchen dort schon bekannt, überlegte er und wurde wütend bei der Vorstellung, dass die Zukunft eines Kindes so vorhersehbar war. „Wie wär’s, wenn du nach Hause gehen würdest?“
Sie schien über seine Worte nachzudenken. „Der Taxifahrer hat gesagt, dass mein Geld nicht reicht. Ich geh den restlichen Weg zu Fuß. Ich wollte zurück sein, bevor … Ich komm schon klar.“ Sie biss sich auf die Lippe.
Dass ihre Stimme dabei bebte, legte die Vermutung nahe, dass sie...




